Das Schulwesen im Deutschen Reich steht 1941 ganz im Zeichen des Krieges, auf den die Schüler in nahezu allen Unterrichtsfächern intensiv vorbereitet werden.
Im Erdkundeunterricht wird der Frontverlauf besprochen, im Sportunterricht findet die »Wehrertüchtigung« statt, und im Deutschunterricht werden Aufsätze über das Heldentum deutscher Soldaten und die Pflichten der Bevölkerung verfasst. Ein Berliner Schüler schreibt im Dezember des zweiten Kriegsjahres in einem Aufsatz zum Thema »Wie zeige ich mich unseren Soldaten würdig«: »Eine Notwendigkeit, die man gar nicht als Opfer bezeichnen kann, ist das Sammeln von Altmaterial, das, von der Technik umgearbeitet, unseren Soldaten in Form von Waffen und Maschinen, Bekleidung und technischen Hilfsmitteln zugute kommt. Sammle ich Altmaterial, so tue ich nur meine Pflicht und liefere meinen bescheidenen Anteil zur Unterstützung der Front.«
Neben der ideologischen Ausrichtung der Jugend auf den Krieg und der Vermittlung rassistischer Unterrichtsinhalte ist das schulische Leben von wachsenden Einschränkungen betroffen. Die Schüler werden bei Altstoffsammlungen oder als Erntehelfer eingesetzt; der Nachmittag muss laut einer Verfügung von Erziehungsminister Bernhard Rust vom 11. Februar für die Hitlerjugend reserviert bleiben. Die zur Front eingezogenen Lehrer können nur zum Teil durch ältere Kollegen ersetzt werden, Unterrichtsausfälle sind die Folge. Schulgebäude werden von Behörden und Wehrmachtseinheiten belegt oder zu Lagerräumen für Lebensmittel, Waffen und Altstoffe umfunktioniert. Ein geordneter Unterrichtsbetrieb ist unter diesen Bedingungen nur selten möglich.
Das Reichserziehungsministerium ist währenddessen bestrebt, das Schulwesen im Deutschen Reich und den seit 1938 angegliederten Gebieten zu vereinheitlichen. So wird z. B. der Schuljahresbeginn am 11. Januar einheitlich geregelt und die Hauptschule eingeführt.