Die Konzentration der gesamten deutschen Wirtschaft auf die Rüstungsproduktion beeinträchtigt auch die Bautätigkeit im Deutschen Reich. Neue Großbauprojekte werden nur noch realisiert, wenn sie von den nationalsozialistischen Machthabern für kriegswichtig befunden werden. Die meisten Projekte kommen trotzdem nicht über das Planungsstadium hinaus. Angesichts dieser Situation beschäftigen sich Architekten und Stadtplaner mit der Zeit »nach dem deutschen Sieg«.
So hatte Adolf Hitler 1939 die Umstrukturierung Hamburgs angeordnet und der Architekt Konstanty Gutschow stellt 1941 seinen Entwurf vor. Er folgt dabei der Maxime, die in der Zeitschrift »Raumforschung und Raumordnung« im Januar aufgestellt wird: »Die Stadtlandschaft will einen neuen zellenmäßigen Aufbau der Stadt in bewußter Anlehnung an die politische Gliederung unseres Volkes, im Gedanken der Volksgemeinschaft und in lebendiger Beziehung zur Landschaft.«
Der Krieg beeinflusst auch in anderen Staaten die Arbeit von Architekten und Stadtplanern. In London beginnen die Arbeiten an einem schon seit Mitte der 30er Jahre diskutierten Projekt der Dezentralisierung und der Wachstumsbeschränkung der Stadt (Greater London Plan); allerdings wird dieser Plan nicht realisiert.
In den USA, die nicht direkt vom Krieg betroffen sind, hat sich unter dem Einfluss europäischer Avantgarde-Architekten, die hier eine neue Heimat fanden, der modernistische »International Style« weiterentwickelt. Walter Gropius, Marcel Breuer, Ludwig Mies van der Rohe und andere aus dem Deutschen Reich emigrierte Architekten finden für ihre Entwürfe und Planungen wachsenden Zuspruch. Nach wie vor führend - vor allem bei öffentlichen Bauten - sind jedoch die Architekten, die sich an klassische Vorbilder anlehnen, wie John Russell Pope. Ihre Entwürfe geraten jedoch zunehmend in die Schusslinie der Kritik, die einen gegenwartsbezogenen Baustil fordert.