Trotz der Umfangsverringerung infolge der Papierknappheit nehmen Werbeanzeigen immer noch viel Platz in deutschen Zeitungen und Illustrierten ein. Vielfach wird Bezug auf den Krieg genommen und die Bevölkerung aufgefordert, den männlichen Familienangehörigen, die an der Front sind, Produkte wie »Hanewacker«-Kautabak, »Wybert« Halspastillen oder »Vitamin Krem Lippenpomade« zu schicken. Die Frauen an der »Heimatfront« werden in den Anzeigen von pharmazeutischen Unternehmen, Kosmetikherstellern und Textilfirmen aufgefordert, ihre Schönheit für die »Männer an der Front« zu pflegen und zu erhalten. »Scherk Gesichtswasser«, »Uralt Lavendel«, »Kaloderma Cremes« und »Pulmonet Miederwaren« zeigen ihnen »neue Wege zu neuer Schönheit«.
Alle diese Anzeigen, die meist aus Schwarzweißfotografien oder Grafiken mit langen erläuternden Texten bestehen, vermitteln Bilder von jungen, gut ernährten, gesunden Frauen und zuversichtlichen, starken und in jeder Beziehung unwiderstehlichen Männern.
Die größten und aufwendigsten Anzeigen in Illustrierten werben für Luxusgüter, die kaum oder gar nicht mehr zu bekommen sind. Die Sektkellerei MM veranstaltet ein Preisausschreiben unter dem Motto: »In die Hände, meine Lieben, wurde Euch MM geschrieben«. Kraftfahrzeugunternehmen wie Borgward und Ford werben in farbigen Großanzeigen für Automobile, die auf dem deutschen Markt gar nicht angeboten werden. Manche Firmen wie Underberg, Kodak und Leica bedauern in ihren Inseraten, dass ihre Produkte momentan nicht erhältlich sind, aber nach Kriegsende mit Sicherheit wieder angeboten werden. Die Regierungen aller am Krieg beteiligten Staaten werben mit großangelegten Kampagnen für ihre Ziele und ihre Politik. Die US-amerikanische Regierung startet in diesem Jahr eine Kampagne in Rüstungsbetrieben, die Arbeiter vor Verrätern warnt und zu gesteigerter Aufmerksamkeit gegenüber möglichen Saboteuren aufruft.