In den deutschen Modezeitschriften wird immer wieder die meisterhafte, eigenständig schöpferische Kraft deutscher Couturiers betont, wie die von Romatzki, Gehringer & Glupp, Corves & Seeger, Horn, Schulze-Bibernell, Schwichtenberg, Stuckenberger und Roth. In Paris, das unter deutscher Besatzung steht, dürfen die verbliebenen Modeschöpfer unter schlechten Voraussetzungen weiterarbeiten, doch ihre Modelle werden kaum vorgestellt. In London führt die Regierung die bis 1952 existierenden »Utility Collections« (Nützlichkeits-Kollektionen) ein, die auch in anderen Ländern beispielgebend für Herstellung und Gebrauch von Textilien und Modezubehör sind. In der deutschen Mode fällt bei den Frühjahrs- und Sommermodellen ein größerer Stoffverbrauch auf: weite Röcke, selbst Faltenröcke, geraffte Jackenschöße und füllige Weite im Rücken von Mänteln. Auch der stoffaufwendige und gar nicht sehr praktische Fledermausärmel ist häufig. Das elegante Kleid zeigt sich weiterhin mit Raffungen oder einem Kasack und weist höchstens ein kleines eckiges Dekolleté oder den sehr beliebten, sog. Fensterausschnitt auf. Freilich ist vieles für den Export gedacht, da sich nur wenige deutsche Frauen solche Modelle leisten können. Die Zuteilungen auf den Kleiderkarten, die ständig verringert werden, reichen gerade für das Notwendigste.
Im Herbst sieht man wieder strenge Sportkostüme, auch Laufanzüge genannt, mit hüftlangem Schoß sowie Kleider mit einfacher Biesenverzierung. Selbstverständlich gehören auch die vielen Vorschläge, wie zweierlei Stoffe zu einem aparten Modell verarbeitet werden können, in jedes Modejournal. Am wichtigsten für jede Frau aber ist die Fahrradkleidung mit dem bequemen Hosenrock. Aber auch Vorschläge für Golfensembles mit Turban und Strandanzüge werden in Zeitschriften präsentiert.
Eine Veränderung gibt es in der Frisur der Frau: Die über der Stirn gebauschten Locken bleiben, jedoch wird das in den Nacken fallende Haar nun seitlich hochgebürstet und hinten aufgesteckt; halblanges Haar wird nach innen umgerollt, um so auf keinen Fall bei der Arbeit, wie im Gesundheitswesen aus hygienischen Gründen, oder bei der Bedienung von Maschinen aus Sicherheitsgründen, zu stören.
Die Herrenmode ist kein Thema mehr, denn die Herrenoberbekleidungsindustrie beschäftigt sich weitgehend mit der Herstellung von Wehrmachtsuniformen.