»Aus Alt mach Neu« lautet angesichts der Stoffrationierung die Devise für die Mode im dritten Kriegsjahr. Sonderbroschüren und Parteizeitungen erteilen der deutschen Frau eine Fülle von Ratschlägen zur Kombination vorhandener Stoffe und zum Ausbessern schadhafter Teile - Tipps, die zwar häufig modische Eleganz vermissen lassen, mit denen jedoch Punkte auf der knapp bemessenen Kleiderkarte gespart werden können.
Geschätzt werden Ratschläge wie das Selbermachen von Knöpfen durch Überziehen von Vorhangringen, das Bestreichen von Laufmaschen an Seiden- oder Kunstseidenstrümpfen mit Paraffin oder Anweisungen zur Herstellung von Schuhen aus Kork, Bast, Lederabfällen und Stoffresten. In Ermangelung falscher oder echter Seidenstrümpfe greifen modebewusste Damen auf Angebote der Kosmetikindustrie - Enthaarungscreme, braune Schminke und schwarzer Augenbrauenstift - zur Vortäuschung der Strumpfnähte zurück.
Gängigstes weibliches Kleidungsstück bleibt das taillenbetonte Kostüm mit kurzem Rock und sportlicher Jacke. Gepolsterte Schultern, strenge Revers und Schulterklappen verleihen den Jacken allerdings einen ausgesprochenen Uniformcharakter. Wunschtraum bleiben stoffaufwendige Kleider mit verlängertem Saum, raffiniert geschnittene Röcke mit fächerartig abstehenden oder taschentuchartig angenähten Stoffteilen oder gerafften Schürzen, wie sie von Berliner und Wiener Modellschneidern vorgestellt werden. Realistischer reagiert die britische Textilindustrie auf die auch in Großbritannien herrschende Stoffknappheit. Eine von der »Incorporated Society of London Fashion Designers« im September vorgestellte »Utility Collection« (Kollektion der Nützlichkeit) reduziert die modische Raffinesse eines Kleides auf »nicht mehr als zwei Taschen, weniger als fünf Knöpfe, sechs Nähte im Rock, zwei Fächer- oder vier Bügelfalten«.