Die aus den Mehrbelastungen resultierende Unzufriedenheit unter der Arbeiterschaft führt jedoch kaum zu einem Anwachsen der Widerstandsbereitschaft. Ein wichtiger Grund für diese Passivität liegt in den zunehmenden Belastungen durch den Bombenkrieg: Die Erschöpfung der Bevölkerung wird durch die ständigen Angriffe weiter gesteigert; die verbleibenden Energien stecken die Menschen in die Sorge um das Überleben beim nächsten Luftalarm. Zudem stärken die gemeinsame Angst und die gemeinsame Not - bei allen Vorbehalten gegen den Mythos von der »Volksgemeinschaft im Luftschutzkeller« - die Solidarität der Bevölkerung, ihren kollektiven Selbsterhaltungstrieb; sie stützen damit indirekt das NS-Regime.
Die alliierten Luftangriffe bedeuten auch zusätzliche Belastungen des Arbeitsalltags: Werksangehörige werden zum Luftschutz herangezogen, müssen beim Sicherheits- und Hilfsdienst mitarbeiten, der die Schäden der Angriffe für die Produktion möglichst gering halten soll, haben durch den Ausfall von Verkehrsmitteln oft längere Wege zur Arbeitsstelle und finden wegen der häufigen Alarme manchmal monatelang nicht genug Schlaf. Eine weitere Folge des Luftkrieges ist - erzwungenermaßen - eine wachsende Mobilität der Bevölkerung: Die zunehmende Evakuierung von Frauen und Kindern aus den gefährdeten Gebieten hat, etwa durch ihre gravierenden Einflüsse auf die kindliche Entwicklung, soziale Folgen, die sich oft erst nach Kriegsende zeigen.