Bis zum Mai 1945 steht nahezu die gesamte arbeitsfähige männliche Bevölkerung Deutschlands unter Waffen. Nach der deutschen Kapitulation begeben sich die Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Die deutsche Industrieproduktion kommt dadurch fast zum Stillstand. Darüber hinaus haben nur wenige Betriebe die alliierten Luftangriffe unbeschädigt überstanden. Rohstoffe und Maschinen stehen ebenfalls kaum zur Verfügung. Eine zusätzliche Belastung ist die große Zahl von Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und den osteuropäischen Staaten. Millionen von Menschen strömen in die zerstörten Städte und tragen damit zur Verschärfung der ohnehin angespannten wirtschaftliche Lage bei. In vielen Fabriken und Werkstätten wird erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer systematischen Wiederaufbauarbeit begonnen. Die Besatzungsmächte stellen Materialien zur Verfügung, um die für die Versorgung der Bevölkerung lebenswichtigen Kohlenzechen, Wasser- und Elektrizitätswerke instand zu setzen. Die ersten Kriegsgefangenen werden entlassen und beteiligen sich am Wiederaufbau. Da jedoch die Gesundheit vieler Arbeiter infolge von Hunger und Krankheit stark angegriffen ist, bleibt die Produktivität gering. Auch stehen Werkzeug und geeignete Arbeitskleidung nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung. Fragen der Arbeitssicherheit werden in den ersten Nachkriegsmonaten in der Regel vernachlässigt. In Schlüsselindustrien wie dem Steinkohlenbergbau versuchen die Besatzungsbehörden, Leistungssteigerungen um jeden Preis durchzusetzen. Da im Bergbau während des Krieges Ausbau- und Reparaturarbeiten unter Tage weitgehend zugunsten höherer Förderleistungen vernachlässigt worden sind, ist das Unfallrisiko hier besonders hoch. Die Besatzungsmächte bewilligen den Bergleuten als besonderen Anreiz zusätzliche Lebensmittel- und Zigarettenrationen.