Eines der schwerwiegendsten Probleme im Deutschland der Nachkriegszeit ist der große Mangel an Wohnraum. Deutschland ist zu einem Land der Obdachlosen geworden, in dem überbelegte Notquartiere wie Baracken und Kellerunterkünfte zur alltäglichen Normalität gehören.
Durch Kriegseinwirkungen sind in Deutschland im Durchschnitt rund 40% der Wohnungen zerstört. In einigen Städten, die während des Krieges über mehrere Jahre das Ziel von alliierten Bombenangriffen waren, liegt dieser Anteil noch weit höher. So sind z. B. in Köln 70% aller Wohnungen vernichtet; in Dortmund sind rund 65%, in Würzburg sogar fast 75% des Wohnraums zerstört.
Die Wohnungsnot wird im Laufe des Jahres durch die Flüchtlings- und Vertriebenenströme vor allem aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße und aus der Tschechoslowakei weiter verschärft. Hinzu kommen Evakuierte und entlassene Kriegsgefangene, die versuchen, irgendwo unterzukommen. Für die Wohnungsämter gibt es in dieser Situation nichts anderes zu tun, als den Mangel zu verwalten. Erhalten gebliebene oder nur leicht beschädigte Wohnungen werden häufig mit mehreren Familien belegt. Dadurch verschlechtern sich auch die hygienischen Verhältnisse zusehends, was zu einer starken Ausbreitung ansteckender Krankheiten unter der von Hunger und den Entbehrungen des Krieges ohnehin geschwächten Bevölkerung führt. Überall in Deutschland ist man auf der Suche nach Wohnraum. Jeder nutzbare Quadratmeter ist bald belegt. Kinosäle, Kasernen, Turnhallen, aber auch ehemalige Luftschutzbunker dienen vor allem den Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen als behelfsmäßige Unterkünfte. Auf dem Lande werden ihnen nicht selten auch Ställe und Scheunen als Notbehausungen zugewiesen.
Bei der Ausstattung ihrer Unterkünfte mit Möbeln und Hausrat sind viele Deutsche, die bei Luftangriffen oder im Zuge von Flucht und Vertreibung ihre Habe verloren haben, auf Improvisation und handwerkliches Geschick angewiesen. Ausgediente Wehrmachtshelme werden zu Kochtöpfen, leere Blechdosen aus dem Bestand der US-amerikanischen Streitkräfte zu Tassen oder Gaskochern umgearbeitet. Auch auf dem schwarzen Markt sind diese Produkte sehr begehrt und erzielen oft hohe Preise. Auf eine gefällige Formgestaltung kommt es bei diesen Gebrauchsgegenständen erst in zweiter Linie an, wichtiger ist ihre Zweckmäßigkeit.