Während des Zweiten Weltkriegs erfüllte die Werbung großer Firmen, deren Anzeigen weiterhin regelmäßig in der Tagespresse und in Publikumszeitschriften zu finden waren, in erster Linie den Zweck, die Verbraucher auf Produkte hinzuweisen, die momentan zwar nicht erhältlich waren, deren Namen dem potenziellen Kunden dennoch im Gedächtnis bleiben sollten. An Gütern des alltäglichen Bedarfs wurde nur das Notwendigste produziert. Insbesondere seit der Umstellung der deutschen Wirtschaft auf die Erfordernisse des »totalen Krieges« ab 1942 hatte die Rüstung absoluten Vorrang vor der Konsumgüterherstellung.
Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 kommt die Wirtschaft nur langsam in Schwung. Da sie bei Weitem nicht den Bedarf der Bevölkerung decken kann, werden die produzierten Güter nach wie vor zugeteilt. Alles, was in Deutschland erhältlich ist, findet auch ohne Werbung reißenden Absatz. Die Möglichkeiten großflächiger Reklame sind nach Kriegsende stark eingeschränkt. So veröffentlichen z. B. Zeitungen wegen der Papierknappheit Kleinanzeigen in der Tagespresse. Das Kleingewerbe bietet meist an Zettelwänden seine Dienste an. Da hier immer die neuesten Verlautbarungen der Besatzungsbehörden ausgehängt werden, ist ein dort angebrachtes Plakat äußerst wirkungsvoll.
Im europäischen Ausland ist die Situation ähnlich. Die Umstellung von Kriegs- auf Friedensproduktion ist noch nicht abgeschlossen. Auch hier sind die meisten Güter noch nicht frei verkäuflich. Anders ist die Situation in den USA. Hier herrscht ein großes Angebot und rege Nachfrage. Große Konzerne planen große Werbeetats ein, um den Absatz ihrer Erzeugnisse zu steigern. Der Notwendigkeit enthoben, durch den Krieg zerstörte Industrien neu aufbauen zu müssen, kann die US-Wirtschaft die Umstellung auf Friedensproduktion ohne größere Schwierigkeiten bewältigen und nutzt moderne Werbeträger wie Rundfunk und Kino.