Bereits während des Zweiten Weltkrieges, insbesondere seit dem Verlust der besetzten und u. a. als Ernährungsreservoir genutzten Gebiete, hatte sich die deutsche Bevölkerung an die Rationierung von Lebensmitteln gewöhnen müssen. Noch bis zur deutschen Kapitulation im Mai 1945 gewährleisten jedoch die von den deutschen Wehrmachtsstellen angelegten Nahrungsmitteldepots eine bescheidene, aber ausreichende Versorgung. Diese Vorräte sind in der zweiten Jahreshälfte nahezu verbraucht. Da das zerstörte Deutschland nicht in der Lage ist, den eigenen Bedarf zu decken, stellen die alliierten Besatzungsmächte ihrem früheren Kriegsgegner Nahrungsmittel zur Verfügung.
Allein die USA und Großbritannien liefern zwischen dem 1. Juli 1945 und dem Jahresende rund 400 000 t Weizen nach Deutschland. Hinzu kommen etwa 30 000 t Gerste sowie 35 000 t Kartoffeln. Rund 50% des in Deutschland zu Brot verbackenen Mehls stammen aus diesen beiden Ländern.
Die Nahrungsmittel werden mit Hilfe von Lebensmittelkarten verteilt. Jeder Deutsche hat Anspruch auf eine von den Alliierten festgelegte Mindestzahl von Kalorien. So haben z. B. die Bewohner der US-Zone im Dezember 1945 ein Anrecht auf Lebensmittel mit einem Nährwert von täglich 1550 Kalorien pro Kopf. Da die Rationen häufig nicht ausreichen, fahren viele Deutsche zu »Hamsterfahrten« aufs Land. Dort tauschen sie bei Bauern ihre über den Krieg geretteten Wertgegenstände gegen Gemüse oder Milchprodukte.
Mit Ausnahme der Vereinigten Staaten leiden auch die Siegermächte unter einer Nahrungsmittelknappheit. Wie in Deutschland haben die Landwirte in anderen europäischen Staaten während des Zweiten Weltkrieges ihre Felder und Äcker vernachlässigen müssen. Fehlende Arbeitskräfte, Maschinen und Düngemittel sind die Ursachen der in den letzten Jahren stetig gesunkenen Ernteerträge. So können z. B. in Deutschland 1945 lediglich rund 1,33 Millionen t Getreide und 5,5 Millionen t Kartoffeln geerntet werden, 1939 waren es noch etwa 2,6 Millionen t Getreide und 8,5 Millionen t Kartoffeln. Um die Nahrungsmittelknappheit zu lindern, wird jeder Quadratmeter Boden genutzt. In Parkanlagen, Vorgärten und Hinterhöfen wachsen Tomaten, Kartoffeln, Salat oder Kohl. Wer über kein geeignetes Saatgut verfügt, bereichert seinen Speisezettel mit selbst angebauter Brennnessel. Auch »Unkraut« lässt sich in Zeiten der Not als Suppe oder Salat zubereiten.