Eine Urlaubsreise bleibt für fast alle Deutschen im Jahr 1945 ein unerfüllbarer Traum. Im besiegten Deutschen Reich, das noch bis in den Mai hinein von Bomben und Granaten verwüstet wird, hat die Bevölkerung nur den Wunsch zu überleben. Nach der deutschen Kapitulation liegen angesichts von Hunger und Elend Gedanken an eine erholsame Ferienreise ebenfalls fern.
Auch wer zu den wenigen gehört, die ihre Habe über den Zweiten Weltkrieg gerettet haben und sich einen Urlaub finanziell leisten könnten, kann nicht verreisen. Reisen ins Ausland sind deutschen Staatsangehörigen generell verboten; der Reiseverkehr zwischen den vier Besatzungszonen ist nur in Ausnahmefällen gestattet und erfordert ein Visum. In den traditionellen deutschen Feriengebieten wie den Nord- und Ostseebädern, den Mittelgebirgen und bayerischen Alpen fehlen zudem Unterbringungsmöglichkeiten. Die Hotels und Pensionen, die nicht während des Krieges zerstört wurden, sind häufig von den alliierten Besatzungsmächten beschlagnahmt worden, um Soldaten und Offiziere einzuquartieren. Ein weiteres Hemmnis sind die katastrophalen Verkehrsverbindungen. Das Schienennetz der Reichsbahn ist durch die alliierten Luftangriffe schwer beschädigt worden, Lokomotiven und Waggons stehen nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung. Eine Zugfahrt von Hamburg nach München dauert zur Zeit im Durchschnitt 24 Stunden.
Auch in anderen Staaten der Welt kommt der Reiseverkehr nur schleppend in Gang. Auslandsreisen sind vorwiegend Schweizern, US-Amerikanern und Schweden möglich, da in anderen Staaten die Bevölkerung Geld gar nicht oder nur in sehr kleinen Mengen ausführen darf. Reiselustig zeigen sich die in Europa stationierten US-Soldaten: Sie nutzen ihren Aufenthalt auf dem europäischen Kontinent und können sich, ausgestattet mit den begehrten US-Dollars, umfangreiche Ferienreisen leisten.