Der Mittagstisch in den meisten bundesdeutschen Haushalten ist wieder reichhaltig gedeckt. Die Bundesbürger essen und trinken immer mehr und immer besser. Die Ernährungsgewohnheiten gleichen sich denen der Vorkriegszeit an. 608,6 kg Nahrungsmittel verbraucht der Durchschnittsdeutsche in diesem Jahr. Dass der tägliche Kalorienverbrauch noch hinter dem Stand der 30er Jahre zurückbleibt, wird u. a. darauf zurückgeführt, dass im Zuge der verstärkten Mechanisierung, weniger Menschen schwere körperliche Arbeit verrichten müssen.
Der allmählich wachsende Wohlstand spiegelt sich vor allem im Trend zu hochwertigeren Nahrungsmitteln wider. Im Unterschied zu den ersten Nachkriegsjahren hat der Verbrauch fett-, eiweiß- und vitaminhaltiger Produkte stark zugenommen, der Konsum kohlehydrathaltiger, voluminös-sättigender Nahrung ist hingegen etwas zurückgegangen. In diesem Jahr kommen weniger Brot und Kartoffeln auf den Tisch als 1947, dafür essen die Bundesbürger mehr als doppelt so viel Fleisch, Obst, Butter und Eier. Ein besonders hoher Nachholbedarf besteht offenbar bei Südfrüchten, die in den vergangenen Jahren kaum zu bekommen waren und bei den Verbrauchern deshalb nun besonders begehrt sind. Defizite sehen Ernährungswissenschaftler noch beim Milch- und Fischkonsum. Mit rd. 120 l pro Kopf trinken die Deutschen jährlich nur etwa halb so viel Milch wie z. B. die Schweizer, Schweden und Norweger. Auch Fisch stehe bei der deutschen Hausfrau noch immer zu Unrecht im Ruf eines minderwertigen Nahrungsmittels und komme daher relativ selten auf den Tisch.
Kaffee- und Teetrinker können sich in diesem Jahr über sinkende Preise freuen, die auf eine im Juli beschlossenen Steuersenkung zurückzuführen sind. Pro Kilogramm gebranntem Kaffee wurde der Steuersatz von 10 DM auf 4 DM reduziert, die Teesteuer wurde von 15 DM auf 3 DM je Kilogramm herabgesetzt. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Kaffee und Tee nimmt daraufhin im zweiten Halbjahr um 35 - 40% zu.
Mit mehr als 56 l Bier, die der Durchschnittsdeutsche statistisch in diesem Jahr trinkt, reicht auch der Bierkonsum erstmals wieder an das Vorkriegsniveau heran. Dabei haben sich die Trinkgewohnheiten jedoch deutlich verschoben. Früher entfielen mehr als zwei Drittel des Absatzes auf das in der Kneipe frisch vom Fass gezapfte Bier, inzwischen hat sich das meist zu Hause getrunkene Flaschenbier einen Marktanteil von 50% erobert. In den USA finden konservierte Lebensmittel zunehmende Verbreitung. Durch moderne Konservierungsverfahren wie Kurzzeit-Erhitzung, Tiefkühlung und Vakuumtrocknung bleiben Nährstoffe und Vitamine nahezu vollständig erhalten. In der Bundesrepublik halten Fleisch in Dosen, tiefgekühltes Gemüse und Fertiggerichte für Babys jedoch erst allmählich Einzug in die Küchen. Die Nahrungsmittelindustrie beklagt, dass die bundesdeutschen Hausfrauen wenig experimentierfreudig seien ...
Weltweit erreicht die landwirtschaftliche Pro-Kopf-Produktion in diesem Jahr erstmals wieder den Vorkriegsstand. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat die Agrarproduktion seit 1948 jährlich durchschnittlich um 2,3% zugenommen, während das Bevölkerungswachstum im gleichen Zeitraum nur 1,5% pro Jahr betrug.
Durch diese Entwicklung hat sich die Welternährungslage zwar global verbessert, in den Ländern Lateinamerikas, Afrikas und Asiens haben aber noch immer Millionen nicht genug zu essen. Vor allem in Süd- und Südostasien hat sich die Lage nach Angaben der FAO verschlechtert. Dort ist die Bevölkerungszahl seit 1940 um 10% gestiegen, während die Produktion des Hauptnahrungsmittels Reis seither zurückgegangen ist. In diesem Jahr verschärft sich die Lage noch durch riesige Heuschreckenschwärme, die vor allem in Pakistan und Indien große Teile der Ernte vernichten.