Die Bundestagswahlen am 6. September werden zu einem Triumph für Bundeskanzler Konrad Adenauer. Extremistischen Parteien im rechten wie im linken Lager erteilen die Wähler eine deutliche Absage. Der zweite Deutsche Bundestag markiert den Beginn der »nunmehr voll ausgereiften Ära Adenauer«, wie es der Historiker Hans-Peter Schwarz später formuliert. Der 77-jährige Kanzler, vom US-amerikanischen Nachrichtenmagazin »Time« zum »Mann des Jahres« gekürt, hält die politischen Fäden fest in der Hand. Gestützt auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag wie Bundesrat verfolgt er beharrlich sein Konzept der Westintegration und stellt damit für die politische Zukunft der Bundesrepublik in den nächsten Jahrzehnten die entscheidenden Weichen. Viel spricht für die These, dass der Kanzler dabei das Ziel der deutschen Einheit im Zweifelsfall der Verankerung im westlichen Bündnis unterordnet. Der USA-Besuch Adenauers am 6. April 1953 macht die Bundesrepublik auf dem internationalen Parkett endgültig salonfähig. »Überall gilt der deutsche Name wieder etwas«, konstatiert der Bundeskanzler anschließend mit Genugtuung.