Wichtigster weltpolitischer Einschnitt des Jahres ist der Tod des sowjetischen Diktators Josef W. Stalin. »Die Ära Stalin ist zu Ende gegangen, die Ära Eisenhower beginnt«, kommentiert der US-amerikanische Außenminister John Foster Dulles. Unter Stalins Nachfolgern kommt es nicht nur zu einer vorsichtigen Liberalisierung im Innern und Kurskorrekturen in der Wirtschaft, auch im Ost-West-Konflikt sind moderatere Töne zu vernehmen. Trotz aller antikommunistischer Rhetorik des neuen republikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower reift auch in den USA die Erkenntnis, dass angesichts der Gefahren des Atomzeitalters ein Krieg zwischen den Supermächten kein Mittel der Politik mehr sein kann, und eine Verständigung mit der Sowjetunion unverzichtbar ist. Im Kalten Krieg beginnt eine erste Entspannungsperiode, für die später nach dem Titel einer Novelle des sowjetischen Schriftstellers Ilja Ehrenburg die Bezeichnung »Tauwetter« geprägt wird. Der Waffenstillstand in Korea, drei Jahre lang heißester Schauplatz des Kalten Krieges, ist erstes greifbares Resultat des gewandelten weltpolitischen Klimas. Die unversöhnlichen Gegensätze in der Deutschlandpolitik deuten andererseits an, dass die Grenzen dieser Entwicklung noch auf lange Zeit sehr eng gesteckt bleiben.