Die materiellen Errungenschaften des bundesdeutschen Wirtschaftswunders kommen 1959 breiten Bevölkerungsschichten zugute. Deutlich wird dies auch an der ersten Ausgabe von Volksaktien. Die Zahl der Eigenheimbesitzer wächst. Autos, die Wohnungseinrichtung oder der Urlaub sind selbst für viele Bezieher kleinerer Einkommen finanzierbar. Entsprechend dem Leitsatz »Haste was, biste was«, kultivieren die Bundesbürger das Leistungsdenken. Die Appelle von Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard zum »Maßhalten« nimmt kaum jemand ernst.
Das Festhalten an Bewährtem bestimmt überwiegend das kulturelle Geschehen in der Bundesrepublik Deutschland. Die Theater spielen Klassiker, und auch an den Opernbühnen herrscht das klassische Repertoire vor. Gegenüber der französischen »Nouvelle vague« bietet der bundesdeutsche Film nur biedere Hausmannskost. Achtungserfolge erzielen Produktionen, die sich mit der jüngsten deutschen Vergangenheit auseinandersetzen, so »Die Brücke« von Bernhard Wicki oder Wolfgang Staudtes »Rosen für den Staatsanwalt«. Ein spektakulärer Durchbruch gelingt dagegen Günter Grass, Heinrich Böll und Uwe Johnson, die für die deutsche Literatur einen Platz auf internationaler Ebene erobert haben.