Einer der originellsten deutschen Architekten der Nachkriegszeit ist Frei Otto. Der Pionier auf dem Gebiet der Hängedachkonstruktion ist maßgeblich an der Entwicklung des Olympiadachs in München beteiligt, das 1971 im Rohbau fertiggestellt wird.
Otto repräsentiert eine Form des Bauens, die zwischen Architektur und Ingenieurwesen liegt. Mit den für ihn typischen Netz- und Seilwerken fand Otto zum erstenmal eine Synthese aus deckendem Material und stützender Konstruktion. Seine Netze, die aus Seilen und Knoten bestehen, sind an festen Punkte verankert und elastisch. Zur Stabilisierung werden die Seile kreuzweise in zwei verschiedene Richtungen gespannt. Nach diesem Prinzip entwarf Otto die »Wellenhalle« für die Gartenbauausstellung 1963 in Hamburg. Sie besteht aus einer Segelfläche, die wellenartig verläuft. Das Segel wird durch Tragseile und Masten in seiner Position gehalten.
Weiterentwickelt hat Otto die Netzbauweise mit dem Zelt des deutschen Pavillons auf der Montrealer Weltausstellung 1967. Über Masten wurde hier ein vorgespanntes Netz aus Stahlkabeln gelegt. Darauf wurde eine Dachhaut aus Polyester gebreitet, die keine tragende, sondern nur noch schützende Funktion hatte.