Das Jahr 1981 steht bildungspolitisch im Zeichen der Sparmaßnahmen von Bund und Ländern. Ferner gehören »Akademikerschwemme«, zunehmende Lehrerarbeitslosigkeit und sinkende Schülerzahlen zu den dominierenden Themen des Jahres.
Im Rahmen der Sparwelle erweist sich die Finanzierung des Hochschulbaus als größter Streitfaktor. Im Bundeshaushalt 1981 sollen die Mittel zur Finanzierung um 170 Mio. DM auf 680 Mio. DM gekürzt werden. Gegen diese massive Beschneidung der Mittel protestieren die Ministerpräsidenten der Länder. Erst nachdem vier Bundesländer Klage beim Bundesverfassungsgericht einreichen, wird im Juli 1981 ein Kompromiss geschlossen. Dieser sieht vor, dass die Länder die auf den Bund entfallenden Mittel vorfinanzieren, so weit sie den vom Bund angesetzten Haushalt in Höhe von 680 Mio. DM überschreiten. Ab 1982 werden diese Mittel dann vom Bund zurückgezahlt.
Das Schlagwort »Akademikerschwemme« gewinnt zunehmend an Bedeutung: Die Zahl der Studenten ist im Zeitraum 1960 bis 1981 von knapp 250 000 auf über 1 Mio. angewachsen. Dabei hat sich auch der Anteil der studierenden Frauen von 21,5% auf 37,6% stetig erhöht. Die männlichen Studenten bevorzugen technische Studienfächer, während sich die Studentinnen stärker den Sprach- und Kulturwissenschaften zuwenden. Insgesamt gehören die Fächer Jura, Medizin, Betriebswirtschaftslehre und Germanistik im Wintersemester 1981/82 zu den favorisierten Studienfächern. Aufgrund der allgemein steigenden Zahlen von Hochschulabsolventen erhöht sich die Akademikerarbeitslosigkeit. Die Zahl der Lehramtsstudenten ist angesichts hoher Lehrerarbeitslosigkeit, die wiederum bedingt ist durch sinkende Schülerzahlen und Sparmaßnahmen der öffentlichen Haushalte, extrem zurückgegangen. Ende Juni 1981 sind nach einem Bericht der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg 14 900 Lehrer und Lehramtsanwärter als arbeitsuchend registriert.
Einen interessanten Modellversuch für studierende Senioren startet die Universität Dortmund ( 21.9. ). Den 70 Teilnehmern werden vier Semester lang Grundkenntnisse in Psychologie, Soziologie, Pädagogik und Gerontologie vermittelt. Das Studium qualifiziert zur Betreuung älterer Menschen.
Auch in schulpolitischer Hinsicht gibt es 1981 Veränderungen. Mit dem Ziel einer besseren Allgemeinbildung und Studierfähigkeit wird in Baden-Württemberg nach Berlin und Niedersachsen die Reform der reformierten Oberstufe beschlossen. Die Fächer Deutsch, Mathematik, Geschichte und eine Fremdsprache erhalten fortan ein stärkeres Gewicht als bislang. Im Zusammenhang mit dem allgemein bemängelten Sinken des Allgemeinwissens wird am Germanistischen Seminar in Aachen ein »Grammatisches Telefon« eingerichtet ( 14. 1. ). Interessierte haben hier die Möglichkeit, bei schwierigen Fragen der Grammatik und Orthografie Auskunft einzuholen.
Bedingt durch die rückläufige Geburtenentwicklung sinken generell die Schülerzahlen. An Grund- und Hauptschulen z.B. liegt die Klassenstärke im Durchschnitt bei 24,5 Schülern, während es 1960 noch 36,6 Schüler pro Klasse gab. Zu Beginn des Schuljahres 1981/82 werden 576 000 Schüler eingeschult, im Vergleich dazu waren es zwischen 1970 und 74 noch etwa 1 Mio. Schulanfänger pro Schuljahr.
Die Auszubildenden konzentrieren sich auf nur 25 von insgesamt 446 anerkannten Ausbildungsberufen. Die beliebtesten Berufe sind bei Jungen Kfz-Mechaniker und bei Mädchen Verkäuferin. Ein Novum ist, dass sich Mädchen verstärkt in handwerklich-technischen Berufen ausbilden lassen.