Der Wind des Wandels weht jedoch nicht nur im Kreml, sondern auch in Südamerika: Brasilien und Paraguay erhalten nach jahrzehntelanger Militärherrschaft wieder Zivilregierungen, die Diktatoren auf dem südamerikanischen Kontinent sind auf dem Rückzug. Europa wächst 1986 stärker zusammen: Durch die Einigung über den Beitritt von Spanien und Portugal am 12. Juni steigt die Zahl der EG-Bürger von 270 auf 320 Mio. Menschen an. Dies sind zwar nur 6,7 % der Weltbevölkerung, aber sie erbringen ein Viertel der Weltwirtschaftsleistung. Dieser Wirtschaftskraft steht die hohe Verschuldung vieler Länder der sog. Dritten Welt gegenüber, die bei der am 8. Oktober in Seoul beginnenden 40. Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank vergeblich auf eine Schuldentilgung hoffen. Dies scheitert vor allem am Widerstand der Vereinigten Staaten.
Pulverfass Naher Osten
Auch viele andere Probleme bleiben 1985 bestehen: Der Weg zu einer Friedenslösung im Nahen Osten erscheint nach den neuerlichen Gewalttaten radikaler Araber – vor allem dem Überfall auf das italienische Kreuzfahrtschiff »Achille Lauro« ( 7.10. ) und den Terroranschlägen auf Büros der israelischen Fluglinie El Al in Wien und Rom ( 27.12. ) – schwerer denn je. Israel zieht sich zwar am 10. Juni aus dem Libanon zurück, doch am 1. Oktober bombardiert die israelische Luftwaffe das Hauptquartier des PLO-Chefs Jassir Arafat. Der Palästinenserführer entgeht jedoch – einmal mehr – dem Attentat.