Mit der Wahl Jelzins zum russischen Präsidenten rückt der schärfste Kritiker von Staatschef Gorbatschow ins Zentrum der Macht.
Der russische Kongress der Volksdeputierten wählt den Reformer Boris Jelzin zum Parlamentspräsidenten und damit zum Präsidenten der Russischen Unionsrepublik.
Der sowjetische Staatschef Michail S. Gorbatschow verliert mit der Wahl des Radikalreformers einen erheblichen Teil seines politischen Einflusses in der Sowjetunion und erhält einen mächtigen Gegenspieler. Dies wird am 12. Juni deutlich, als die Volksdeputierten mit 901 gegen 113 Stimmen die Russische Föderation innerhalb der UdSSR für souverän erklären. Damit kann Boris Jelzin, der am 12. Juli auch aus der KPDSU austritt, alle Anordnungen Gorbatschows zurückweisen. In Russland, der weitaus größten Teilrepublik der UdSSR, leben 51% der Sowjetbürger. Das Land verfügt außerdem über 80% der sowjetischen Bodenschätze.
Gorbatschow muss künftig mit einem zweiten Machtzentrum in Moskau rechnen. Am 11. August beschließen die russischen Deputierten, die Umstellung auf Marktwirtschaft unter eigener Regie.