Viele der international namhaften Designer haben sich dem Minimalismus verschrieben. Helmut Lang, Gucci mit dem Texaner Tom Ford als Designer, Giorgio Armani und Jil Sander gehören zu den führenden Namen dieser auch Purismus genannten Richtung: Wenige und nur angedeutete dekorative Elemente dürfen von der geradlinigen Silhouette ablenken. Geraden Shiftkleidern und Röcken sowie anliegenden Oberteilen geben sichtbare Nähte, angedeutete, schräg verlaufende Raffungen oder ebensolche Einsätze transparenter Stoffe den modernen Touch. Figurbetonte Jacken erhalten ein funktionelles Aussehen durch Reißverschlüsse an der Stelle von Knöpfen.
Daneben sind lange Gehrock-Jacken, selbst aus Goldbrokat wie bei Chanel, in Mode. Röcke und Hosen sitzen knapp auf den Hüften (letztere »Hipsters« genannt), haben gerade Beine, sog. Bootlegs, damit die modischen halbhohen Schuhe darunter passen. Oberteile dürfen zwei Nummern zu klein sein und den Bauchnabel freilassen, denn die nackte Taille ist zum zeitgemäßen »Dekolleté« geworden.
Vor allen Dingen ist Transparenz angesagt, zumindest in der Designermode. Dort spielt das Darunter keine Rolle, egal ob nackter Busen, sichtbarer BH oder blickdichter Satinstreifen darunter. Auch werden gekonnt verschiedenfarbige Lagen transparenter Stoffe übereinandergelegt, so dass nur der Anschein von Durchsichtigkeit erzeugt wird.
Die amerikanischen Designer, allen voran Calvin Klein und Donna Karan, verstehen es, durch die Verwendung von Stretch und Jersey ihre bequeme Mode dem aktuellen Trend des Figurbetonten anzupassen.
Das eigentlich Moderne geht von den Stoffen aus: Polymaterialien, glänzende Satins, Chiffons und Stretch-Spitzen sowie Kunstleder stehen im Vordergrund; Baumwolle erhält eine glatte, leicht glänzende Oberfläche: Stoffe dürfen »künstlich« aussehen.
Neben den Stoffen spielen neuerdings Muster eine große Rolle. Ausschlaggebend für diese Tendenz ist die Italienerin Miuccia Prada, welche die edle, 1913 in Mailand gegründete Lederwarenmarke Ende der 70er Jahre übernommen hat. Nachdem ihre City-Rucksäcke aus dem wasserdichten Nylonmaterial Pocone und ähnlich teure Taschen mit dem Prada-Logo in Modekreisen Prestige-Objekte geworden waren, entwickelte sie auch im Damen-Pret-à-porter einen eigenen Stil. Dieser 1996 so aktuelle Prada-Stil, den sie selbst als »bad taste« bezeichnet, basiert auf einem Revival von 50er-Jahre-Stoffmustern und Polyesterjersey, die sie in Secondhandläden in New York entdeckt hat, sowie auf Schnitten aus den 60er Jahren. Besonders die erbsengrünen, braungelben bis khakifarbenen Muster, die an Motelvorhänge bzw. Resopalplatten der 50er Jahre erinnern, treffen den Geschmack der Jugend.
Internationale Modekonzerne wie der in Schweden beheimatete Hennes & Mauritz machen Pradas Ideen zur jugendlichen Massenmode. Zum Bild gehören seit über einem Jahr Schuhe - selbst im Jogging-Look - mit bis zu zehn Zentimeter hohen Plateausohlen. Längst bieten alle Designer Herrenmode an, und man weiß zwischen dem leger sitzenden Armani-Anzug und dem engen Gucci- oder Helmut-Lang-Stil zu unterscheiden. Lang bringt Satinstreifen an der Seitennaht von Hosen groß in Mode, den Lampassen der Smokinghose gleich. Gucci dagegen lanciert die Caban-Jacke, jene zweireihige Outdoor-Jacke mit betonten Taschen, die an die Marinejacke erinnert. Sie ist besonders bei der Jugend willkommen. Für eine Wiederbelebung der Haute Couture und für dementsprechende Schlagzeilen sorgt die Entscheidung des mächtigen Konzerns Louis-Vuitton-Moët-Henessy (Besitzer der Couture-Häuser Dior, Givenchy, Kenzo und Lacroix), den Briten John Galliano als Designer für die Haute Couture des ehrwürdigen Pariser Modehauses Givenchy zu verpflichten. Galliano gilt als äußerst unkonventioneller Avantgardist. Seine spielerische Opulenz aus Chiffon, Tüll und Spitze, die durch ideenreiches Styling auf dem Laufsteg - wie Plastikhaare - gestützt wird, steht im vollen Gegensatz zu den puristischen Modetendenzen. Galliano mixt Ethnisches, wie Schottentrachten, mit Historischem, wie Fin-de-siècle-Roben, und gleicht sie dem heutigen Tragekomfort an.
Topmodels, wie Claudia Schiffer, Nadja Auermann, Naomi Campbell, Christy Turlington, Cindy Crawford und Stella Tenannt werden als Stars mit Traumgagen »gehandelt«, so dass oft der Eindruck entsteht, sie, und nicht die Designer, lancierten Modetrends.