Die chaotische Präsidentschaftswahl in den USA macht die Nation in den letzten Wochen des »Millenniumsjahres« 2000 zum Gespött der ganzen Welt. Wer hätte gedacht, dass in der einzig verbliebenen Supermacht mancherorts noch mechanische Wahlmaschinen, Baujahr 1892, über das Wohl und Wehe der Nation bestimmen? Wer hätte damit gerechnet, dass sich die führenden Politiker und die renommiertesten Juristen des Landes wochenlang über die Frage streiten, ob nun Handauszählungen in einigen Bezirken des »Sonnenscheinstaates« Florida zulässig seien und wie in den »schwangeren«, »hängenden«, »ausgebeulten« Stanzstückchen aus Karton der Wählerwille erkennbar sei?
Letztlich ist es nicht der Eifer der Handauszähler in Palm Beach, Miami-Dade und anderswo, der darüber entscheidet, wer der 43. Präsident der Vereinigten Staaten wird, sondern es sind die republikanische Innenministerin von Florida, Katherine Harris, und der mehrheitlich konservative Oberste Gerichtshof in Washington. Zwar hat der siegreiche republikanische Gouverneur von Texas, George W. Bush, landesweit über 500 000 Stimmen weniger bekommen als der amtierende demokratische Vizepräsident Al Gore, doch die Eigenheiten des aus dem 18. Jahrhundert stammenden Wahlsystems machen – neben der Entscheidung der Obersten Richter der USA – Bush zum Sieger. Er wird der vierte Präsident in der US-Geschichte sein, der zwar die Mehrheit der entscheidenden Wahlmännerstimmen, nicht aber die Mehrheit der Stimmen des Volkes hat.
Die 54. Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika findet am 7. November 2000 statt. Mit einem der knappsten Ergebnisse in der Geschichte der USA wurde George W. Bush zum 43. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt.