Bald zehn Jahre stand Hartmut Mehdorn an der Spitze der Deutschen Bahn, dann sieht er sich durch mehrere Affären, die sich am Umgang des Unternehmens mit den Daten ihrer Mitarbeiter entzünden, zum Rücktritt veranlasst. Der neue Bahnchef Rüdiger Grube trennt sich von einigen leitenden Mitarbeitern und kündigt eine Qualitätsoffensive an, doch ihm weht ein scharfer Wind ins Gesicht: Im ersten Halbjahr 2009 bricht der Güterverkehr wegen der Wirtschaftskrise um ein Viertel ein, und auch die Gewinne im Regional- und Fernverkehr schmelzen dahin, u.a. deshalb, weil viele Unternehmen ihren Mitarbeitern nun keine Erste-Klasse-Tickets mehr spendieren. 30 000 Güterwaggons stehen auf dem Abstellgleis, bis zu 10 000 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, und doch plant Grube keine Entlassungen und hofft übers Gesamtjahr 2009 auf schwarze Zahlen. Einem raschen Börsengang, wie ihn Politiker aus Union und FDP fordern, erteilt der neue Bahnchef aber eine Absage: Jetzt komme es erst einmal auf eine Konsolidierung des Unternehmens in schwierigem Umfeld an. Um nicht weitere potenzielle Kunden zu vergraulen, werden die Fahrpreise mit dem Beginn des Winterfahrplans 2009/10 nur moderat, im Schnitt um 1,8%, angehoben.
Dass Bahnkunden künftig bei Verspätungen nicht mehr auf Kulanzregelungen angewiesen sind, dafür sorgt seit dem 29. Juli ein Gesetz. Bei mindestens 60 Minuten Verspätung gibt es ein Viertel des Fahrpreises zurück, bei zwei Stunden oder mehr sogar die Hälfte. Kunden mit Zeitkarten erhalten in der zweiten Klasse Pauschalbeträge von bis zu 10 €. Die Deutsche Bahn und 70 weitere Bahnunternehmen in Deutschland einigen sich auf ein einheitliches »Fahrgastrechte-Formular« zur Anmeldung der Ansprüche.