Kroetz schrieb sein Stück ohne Worte 1971 als »Vorschlag zur Darstellung eines Sachverhalts« mit antikapitalistischer Absicht. Seine Protagonistin, eine alleinstehende Frau mittleren Alters, verbringt ihre einsamen Abende nach einem immergleichen Schema, während im Radio-Wunschkonzert von ihren unerfüllten Sehnsüchten gesungen wird. Am Ende nimmt sie sich mit Tabletten das Leben. Die Figur des Fräulein Rasch ist für den Dramatiker ein Symbol für die Lohnarbeiter, die nichts unternehmen, um sich aus der Sklaverei der Produktion zu befreien, und sich eher selbst zugrunde richten – ein Sozialvoyeurismus, den Mitchell in ihrer im Januar 2009 erstmals gezeigten Version zum Thema macht. Sie umgibt Fräulein Rasch, gespielt von Julia Wieninger, mit einer Schar von Kameraleuten, Tontechnikern, Geräuschemachern und einem Streichquartett, lässt sie akribisch die letzte Stunde in ihrem Leben rekonstruieren und daraus einen Film drehen. Gezeigt wird auf einer Leinwand das Ergebnis und parallel dazu auf der Bühne das Making-of. Das Nebeneinander von heißer Emotion im fertigen Produkt und kühler Nüchternheit bei seiner Herstellung macht die Aufführung so verstörend und eindringlich.