Der 1996 in den USA publizierte Roman »Infinite Jest« von David Foster Wallace hat auch im deutschsprachigen Raum längst Kultstatus erreicht, bevor 2009 nun endlich unter dem Titel »Unendlicher Spaß« die 1552 Seiten starke deutsche Übersetzung erscheint. Ulrich Blumenbach hat sechs Jahre gebraucht, um das Werk zu übertragen. Er musste dabei unzählige Worterfindungen des Autors nachschaffen, unendlich komplizierte und doch stimmig und klar wirkende Satzperioden nachempfinden, literarische Anspielungen aufspüren und sich in eine kaum nachvollziehbare Handlung und ein unübersichtliches Figurentableau einarbeiten. »Infinite Jest«, in dieser Hinsicht ein Science-Fiction-Roman, spielt in den Jahren zwischen 2000 und 2010 und erzählt vom Leben an einer Tennisakademie und von einer Gruppe frankokanadischer Separatisten, widmet sich dem Entertainment-Mediengebrabbel, der Werbung und den verschiedenen Süchten, den Nöten der Hochbegabten und beschreibt immer wieder in unendlichen Facetten die Erfahrung der Depression. Der Autor hat sich 2008 im Alter von 46 Jahren das Leben genommen, nach einer langen Leidenszeit mit dieser Krankheit.
Der seit Jahrzehnten in Spanien lebende chilenische Autor Roberto Bolaño ist 2003 im Alter von 50 Jahren an Hepatitis gestorben. Im Jahr darauf erschien auf Spanisch sein letztes und wohl bedeutendstes Werk, der Roman »2666«, der 2009 nun in einer 1096 Seiten starken, viel gelobten Übersetzung von Christian Hansen auf Deutsch vorliegt. Das Buch besteht aus fünf nur lose verbundenen Teilen: Es geht um vier Literaturkritiker auf der Suche nach dem alle Lebensspuren verwischenden deutschen Schriftsteller Benno von Archimboldi (Teil 1), um einen dem Wahnsinn nahen, mit einer wahnsinnigen Ehefrau geschlagenen chilenischen Intellektuellen namens Amalfitano (Teil 2) und einen afroamerikanischen Journalisten, der in die nordmexikanische Stadt Santa Teresa kommt, um von dort über einen Boxkampf zu berichten (Teil 3). Dort halten sich mittlerweile auch die Kritiker und Amalfitano auf. Die Stadt wird von einer Serie von Morden heimgesucht, der über 400 Frauen zum Opfer fallen – wie dies tatsächlich in den 1990er Jahren in der nordmexikanischen Stadt Ciudad Juárez geschehen ist. Im vierten Teil, dem Gravitationszentrum des Romans, zeichnet Bolaño, auf die bloßen Fakten reduziert, diesen jedoch bis in die Einzelheiten nachgehend, den Ablauf von 108 solcher Verbrechen nach. Im fünften Teil erzählt er das Leben des Benno von Archimboldi, der im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront kämpfte. Später wird er zum Mörder an jenem Mann, der ihm im Kriegsgefangenenlager mit großer Wehleidigkeit schilderte, wie er, unter den Nazis Bürgermeister, mit viel Mühe 500 Juden exekutieren ließ, die versehentlich in seinen Ort gebracht worden waren. Die Kritik zeigt sich tief erschüttert von der moralischen Ernsthaftigkeit und dem literarischen Wagemut des Buchs.