Die DDR-Autorin Brigitte Reimann (1933–1973) verlieh der Titelfigur ihres unvollendeten Romans »Franziska Linkerhand« autobiografische Züge. Angesiedelt ist die Handlung im sächsischen Hoyerswerda, und dort kommt nun auch die Oper »Linkerhand« zur Uraufführung, die Moritz Eggert als Auftragswerk des Theaters Görlitz geschrieben hat. Inzwischen weckt der Name Hoyerswerda ganz andere Assoziationen; hier gab es 1991 zum ersten Mal nach der deutschen Vereinigung Gewaltexzesse von Neonazis gegen Asylbewerber. Die Oper ist da auch als Gegensignal gedacht. In 33 Bildern schildert sie den Weg der lebenshungrigen jungen Frau, die ihre Kraft dareinsetzt, ihre politischen und gesellschaftlichen Ideale Wirklichkeit werden zu lassen, eine Collage aus vielfältigen Bildern und inneren Monologen. »Ich wähle also dreißig wilde Jahre statt siebzig brave und geruhsame«, zieht die Protagonistin am Ende Bilanz. Eggert setzt musikalisch auf Verständigung, auf Verständnis bei möglichst vielen Menschen und kombiniert griffige Melodien und Rhythmen, vibrierende Tonflächen und zarte Klänge zu einer Mixtur, die zwischen Oper, Musical und Revue changiert.
Auch ein Film kann als Vorlage für ein Musikdrama dienen, beweist Ludger Vollmer mit seiner Oper »Gegen die Wand«, erstmals zu sehen am 28. November 2008 in Bremen. Die in dem gleichnamigen preisgekrönten Film von Fatih Akin erzählte Geschichte der jungen Türkin Sibel, die eine Scheinehe mit ihrem Landsmann Cahit eingeht, um dem traditionellen Elternhaus zu entkommen, und vergeblich nach echter Liebe in dieser Beziehung sucht, untermalt der Komponist mit einer Mixtur aus E- und U-Musik, die auch türkisch-orientalische Klänge einbezieht.