Mit einer überzeugenden Kombination aus Barock und Moderne warten im April die Schwetzinger Festspiele auf. Der dreieinhalbstündigen Oper »Niobe« des – heute weitgehend in Vergessenheit geratenen, Ende des 17. Jahrhunderts aber nördlich der Alpen sehr renommierten – italienischen Komponisten Agostini Staffani wird eine halbstündige Komposition der Rumäniendeutschen Adriana Hölszky vorangestellt; Titel: »Hybris/Niobe«. Die Niobe der griechischen Mythologie ist so stolz auf ihre vielen Kinder – sieben Mädchen und sieben Jungen –, dass sie sich der Göttin Leto mit ihren lediglich zwei Abkömmlingen überlegen fühlt und das Volk an deren Verehrung hindert. Das lässt Leto sich nicht gefallen. Sie sorgt dafür, dass sämtliche 14 Kinder getötet werden. Niobes Mann überlebt seinen Kummer nicht; Niobe selbst erstarrt vor Schmerz und wird von den Göttern in einen Stein verwandelt, der immer weiter Tränen vergießt. Für Hölszkys Darstellung dieses dramatischen Geschehens hat Yona Kim auf der Grundlage von Jacob Lenz’ Gedicht »Die Landplagen« ein Libretto verfasst. Die Komponistin macht daraus ein reines Vokalstück mit Chor und Solisten. In Lauten und Klangkaskaden, die von tonlosen Lippengeräuschen bis zu Schreien reichen und von verschiedenen Gesten untermalt sind, strebt ihre Komposition unaufhaltsam auf die Katastrophe zu.