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Samstag, 6.10.1923

Neue Reichsregierung unter Stresemann wird vereidigt

Nach dem Einlenken der SPD in der Frage des Ermächtigungsgesetzes wird die neue Reichsregierung unter Reichskanzler Gustav Stresemann (DVP) vereidigt. Die bisherigen Koalitionsparteien (SPD, DDP, DVP, Zentrum) sind an ihr beteiligt. An die Stelle von Rudolf Hilferding (SPD) tritt der parteilose Hans Luther als Finanzminister.


Der bayerische Generalstaatskommissar Gustav Ritter von Kahr erlässt ein Streikverbot und verbietet gleichzeitig kommunistische Zeitungen und Zeitschriften in Bayern.


US-Präsident Calvin Coolidge lehnt die Streichung der alliierten Kriegsschulden - Großbritannien und Frankreich haben während des Weltkriegs umfangreiche US-amerikanische Kredite aufgenommen - ab, betont jedoch die Bereitschaft zu großzügigen Regelungen.


Mit einer Niederlage der Arbeiter endet der große Bergarbeiterstreik (seit 10. 8. ) in der Tschechoslowakei. Die Bergarbeiter akzeptieren eine Lohnherabsetzung von 9 bis 30%.


Der Schriftsteller Heinrich Mann appelliert an Reichskanzler Gustav Stresemann, eine Diktatur des Rechts und der Vernunft zu errichten: "Beugen Sie doch vor! Die deutsche Tragik vollzieht sich immer auf Grund versäumter Gelegenheiten. Die soziale Demokratie soll endlich gewappnet und als Rächer dastehen."


Im Berliner Lustspielhaus hat Knut Hamsuns Drama "Vom Teufel geholt" Premiere. George Grosz hat die Bühnenbilder für Berthold Viertels Inszenierung geschaffen.