1

Dienstag, 1.3.1921

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Auf der seit dem 21. Februar andauernden Konferenz der Alliierten in London findet die erste Vollsitzung statt. Der Vorschlag der deutschen Delegation zur endgültigen Lösung der Reparationsfrage löst einen Skandal aus.


Der erste Band von Jaroslav Ha Roman "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk während des Weltkriegs" erscheint in Prag.


2

Mittwoch, 2.3.1921

Der Kronstädter Matrosenaufstand

Russland, Kronstadt: In Kronstadt, einer Petrograd (Leningrad) vorgelagerten Seefestung, bricht unter den dort stationierten Truppen aufgrund der schlechten Versorgungslage in der Sowjetunion ein Aufstand gegen die bolschewistische Herrschaft aus. Der Aufstand dauert vom 2. März bis zum 18. März 1921.


Angesichts der seit dem Weltkrieg anhaltenden Knappheit vieler Grundnahrungsmittel richtet der Vorstand des Deutschen Roten Kreuzes ein Schreiben an Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD), in dem eine "Eindämmung der Genußsucht" gefordert wird.


3

Donnerstag, 3.3.1921

Einer Meldung des Reichswirtschaftsministeriums in Berlin zufolge beträgt das Gesamtdefizit des Haushaltsplans für das Deutsche Reich im laufenden Jahr 46,8 Mrd. Mark.


Der Reichslandbund tritt zu seiner ersten Tagung im Berliner Zirkus Busch zusammen. Der Bund versteht sich als Interessenvertretung des "nationalen und christlichen Landvolks".


Der Völkerbundrat in Genf beschließt nach Prüfung des Abkommens zwischen dem Deutschen Reich und der Freien Stadt Danzig vom 12. Dezember 1920, in dem der Stadt vorübergehend deutsche Beamte für Verwaltungstätigkeiten überlassen wurden, dass diese ihren Dienst am 1. Juli einstellen sollen.


Polen schließt in Bukarest ein Defensivabkommen mit Rumänien. Die Vertragspartner sichern sich gegenseitigen Beistand bei Angriffen Dritter zu und garantieren sich die Wahrung des gegenwärtigen Besitzstandes.


Die US-amerikanische Rockefeller-Stiftung schenkt den medizinischen Fakultäten der österreichischen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck 60 000 US-Dollar (3,8 Mrd. Mark). In Österreich, das extreme wirtschaftliche Probleme hat, ist die Lage der Studenten besonders schlecht.


William Somerset Maughams Schauspiel "Der Kreis" wird im Londoner Haymarket Theatre uraufgeführt.


4

Freitag, 4.3.1921

Der Republikaner Warren G. Harding wird in Washington als neuer Präsident der USA vereidigt. Er wurde am 2. November l920 gewählt.

Öffentliche Feierlichkeiten zur Amtseinführung von Warren G. Harding, 1921

Nach der Amtseinführung verhalf Harding vielen seiner politischen Freunde zu lukrativen Ämtern. Eine Gruppe, die als „Ohio Gang“ bekannt wurde, nutzte ihre Position, um Regierungsgelder zu hinterziehen. Inwieweit Harding von diesen Machenschaften gewusst hat, ist nicht bekannt.

Öffentliche Feierlichkeiten zur Amtseinführung von Warren G. Harding, 1921©
Nach der Amtseinführung verhalf Harding vielen seiner politischen Freunde zu lukrativen Ämtern. Eine Gruppe, die als „Ohio Gang“ bekannt wurde, nutzte ihre Position, um Regierungsgelder zu hinterziehen. Inwieweit Harding von diesen Machenschaften gewusst hat, ist nicht bekannt.

Warren G. Harding und Woodrow Wilson

Harding (2. v. l.) kurz nach der Amtseinführung. Links im Bild sein Vorgänger im Präsidentenamt Woodrow Wilson

Warren G. Harding und Woodrow Wilson©
Harding (2. v. l.) kurz nach der Amtseinführung. Links im Bild sein Vorgänger im Präsidentenamt Woodrow Wilson

Der US-amerikanische Gewerkschaftsdachverband American Federation of Labor (AFL) beschließt in Washington, sich vom Internationalen Gewerkschaftsbund zu trennen. Die AFL begründet ihre Entscheidung damit, dass der Bund sich zu stark an der sowjetischen Regierung orientiere.


Wegen vermehrter Angriffe von irischen Unabhängigkeitskämpfern auf die britische Armee und Polizei in Dublin verfügen die britischen Behörden, dass die Sperrstunde in der irischen Hauptstadt von 22 auf 21 Uhr gesetzt wird.


5

Samstag, 5.3.1921

Die Kommunistische Partei der Schweiz (KPS) wird von ehemaligen Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SPS) in Zürich gegründet.


6

Sonntag, 6.3.1921

Portugal, Lissabon: In Lissabon wird die portugiesische Kommunistische Partei gegründet. Ihre Mitglieder rekrutieren sich hauptsächlich aus der 1919 entstandenen revolutionären Gewerkschaftsbewegung Portugiesische Maximalistische Föderation.


Der Turbinendampfer "Kaiser" vom Seebäderdienst der Hamburg-Amerika-Linie, der von Großbritannien als Reparationsleistung angefordert wurde, verlässt Hamburg in Richtung Firth of Forth.


7

Montag, 7.3.1921

Auf der Londoner Konferenz brechen die Vertreter der Alliierten die Verhandlungen mit den Deutschen ab, da in der Reparationsfrage keine Einigung erzielt werden kann. Die Beratungen zur Beendigung des seit 1920 andauernden griechisch-türkischen Kriegs werden bis zum 14. März fortgesetzt, bleiben aber ergebnislos.


Die Alliierten besetzen in der Nacht zum 8. März als Sanktionsmaßnahme für die fehlgeschlagene Londoner Konferenz und die hierdurch vorerst ausbleibenden deutschen Reparationszahlungen die Städte Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort.


Die erste landwirtschaftliche Woche wird in Dresden eröffnet. Die Ernährungsminister der Länder betonen, dass augenblicklich 52% der Deutschen durch Importlieferungen versorgt werden. Im Vergleich dazu konnte die deutsche Landwirtschaft 1913 rund 83% des Nahrungsmittelbedarfs selbst decken.


8

Dienstag, 8.3.1921

Französische und belgische Truppen besetzen die Städte Duisburg und Düsseldorf

Französische und belgische Truppen besetzen in der gemäß Friedensvertrag entmilitarisierten Zone des Rheinlands die Städte Duisburg und Düsseldorf. Damit schaffen sich Frankreich die Ausgangsbasis für eine mögliche Besetzung des gesamten rheinisch-westfälischen Industriegebiets. Außerdem ermöglicht die Kontrolle der Duisburg-Ruhrorter Häfen die genaue Registrierung des gesamten Exports von Kohle, Stahl und Fertigprodukten aus dem Ruhrgebiet. Das Londoner Ultimatum vom 5. Mai 1921, mit dem die alliierten Siegermächte ihren Zahlungsplan für die deutschen Reparationen in Höhe von 132 Milliarden Goldmark gegenüber Deutschland durchsetzen wollen, wird mit der Drohung verbunden, im Falle einer deutschen Weigerung das Ruhrgebiet zu besetzen.


Spanien, Madrid: Der spanische Ministerpräsident Eduardo Dato Iradier wird in Madrid von einem Anarchisten ermordet.


Der X. Parteitag der sowjetischen KP in Moskau beschließt die von Wladimir I. Lenin konzipierte Neue Ökonomische Politik (NEP). Um dem Versorgungsnotstand in SowjetRussland ein Ende zu setzen, soll in Teilen der Industrie und in der Landwirtschaft eine Rückkehr zu marktwirtschaftlichen Prinzipien vorgenommen werden.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Das britische Handelsministerium in London verzeichnet aufgrund der wachsenden US-amerikanischen und japanischen Konkurrenz auf dem internationalen Markt einen drastischen Rückgang der Einnahmen im Außenhandel. Der Warenimport betrug im Februar 97 Mio. Pfund (23,5 Mrd. Mark) im Vergleich zu 170 Mio. (41,2 Mrd. Mark) im Vorjahr. Der Export sank von einem Umfang von 86 Mio. (20,8 Mrd. Mark) auf 68 Mio. Pfund (16,5 Mrd. Mark).


9

Mittwoch, 9.3.1921

Der Magistrat der Stadt Berlin bewilligt wegen der anhaltenden Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln, vor allem Milch, einen Betrag von 10 Mio. Mark zur Unterbringung von Kindern auf dem Lande.


10

Donnerstag, 10.3.1921

In Berlin erklärt der Untersuchungsausschuß des Reichstags, der mit der Klärung der Ursachen des Weltkriegs betraut ist, dass weder im Deutschen Reich noch in Österreich-Ungarn jemals Anordnungen ergangen sind, die den Charakter einer geheimen Mobilmachung trugen.


Griechenland, Athen: In Athen heiraten der rumänische Thronfolger Karl und Prinzessin Helene von Griechenland, Tochter König Konstantins I.


11

Freitag, 11.3.1921

In Essen endet eine seit dem Vorjahr andauernde Serie von Gerichtsverfahren gegen Mitglieder der Roten Ruhrarmee mit einem Freispruch für alle Angeklagten. Die Rote Armee hatte sich 1920 in Reaktion auf den Kapp-Putsch zur Niederschlagung der rechten Freikorps gebildet.


Das erste Schiff mit Lebensmitteln vom US-amerikanischen Roten Kreuz zur Versorgung der anti-bolschewistischen Aufständischen in SowjetRussland trifft in Kronstadt ein.


12

Samstag, 12.3.1921

Die seit dem 6. März andauernde Leipziger Messe wird beendet. Die Auslandsgeschäfte wurden trotz der Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Alliierten auf der Londoner Konferenz ruhig abgewickelt.


In Berlin billigt der Reichstag mit 268 gegen 49 Stimmen von Abgeordneten der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und der SPD die Zurückweisung der Pariser und Londoner Reparationsbeschlüsse. Die Gegner dieses Beschlusses werfen der Reichsregierung vor, nicht für die deutsche Kriegsschuld einstehen zu wollen.


Ägypten, Kairo: In Kairo beginnt unter Vorsitz des britischen Kolonialministers Winston Churchill eine Konferenz britischer Kolonialbeamter, auf der eine neue Festsetzung der Grenzen Palästinas und die zukünftige britische Politik im Mittleren Osten geregelt werden sollen.


Am Lago Maggiore wird das "größte Flugzeug der Welt", ein Wasserflugzeug mit acht Motoren, der Öffentlichkeit präsentiert.


13

Sonntag, 13.3.1921

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Der österreichische Bundeskanzler Michael Mayr bittet die alliierte Konferenz in London um Hilfe für sein notleidendes Land.


14

Montag, 14.3.1921

Da im Weltkrieg britische Schiffe US-amerikanische Truppen nach Frankreich transportiert haben, verzichten die USA auf 25 Mio. US-Dollar (1,6 Mrd. Mark) Kriegsschulden Großbritanniens.


Frankreich, Paris: Der Botschafterrat der Alliierten in Paris beschließt, dass Österreich aufgrund seiner wirtschaftlichen Notlage nicht wie im Vertrag von St. Germain (1919) vereinbart, Milchkühe, Pferde und Vieh an die Alliierten ausliefern muß.


Im Dubliner Mountjoy-Gefängnis werden sechs irische Widerstandskämpfer wegen Mordes und Hochverrats hingerichtet. Die Bevölkerung der irischen Hauptstadt legt als Reaktion hierauf einige Stunden lang die Arbeit nieder. Eine große Menschenmenge kniet betend während der Exekution vor dem Gefängnis.


15

Dienstag, 15.3.1921

Das Deutsche Reich protestiert beim Völkerbund gegen die Sanktionen der Alliierten im Ruhrgebiet, die in Folge der gescheiterten Londoner Konferenz eingeleitet wurden.


Mehmet Talat Pascha wird in Berlin ermordet

Deutschland, Berlin: In Berlin wird der türkische Politiker Mehmet Talat Pascha von einem Armenier ermordet. Talat Pascha war als Großwesir 1917/18 maßgeblich an der Vertreibung der Armenier aus dem Osmanischen Reich beteiligt.


Der Gesamtausschuß zur Vorbereitung des Beethovenfestes in Bonn am 5. Mai beschließt, das Fest in diesem Jahr wegen der Besetzung des Rheinlandes ausfallen zu lassen.


Der deutsche Maler und Graphiker Lovis Corinth wird Ehrendoktor der Universität Königsberg (Kaliningrad)


16

Mittwoch, 16.3.1921

Großbritannien und SowjetRussland schließen ein befristetes Handelsabkommen. Damit erkennt die britische Regierung die bolschewistische Regierung de facto an.


Die Türkei und SowjetRussland unterzeichnen ein Friedens- und Freundschaftsabkommen. Die sowjetische Regierung gesteht der Türkei hierin das umstrittene Gebiet von Kars zu. Die Türkei hatte Kars nach ihrer Niederlage im Weltkrieg durch den Vertrag von Sèvres 1920 verloren.


Provinz Sachsen, Preußen, Ammendorf: Beim Eisenbahn-Attentat bei Ammendorf lösen linksradikale Arbeiter im Zuge der Märzkämpfe Gleisbefestigungen der Thüringer Bahn, worauf zwei Güterzüge entgleisen und drei Eisenbahner sterben. Im Nachklang der Märzkämpfe wird am 16. Mai 1921 zwischen Leipzig und Halle ein Schnellzug zum Entgleisen gebracht, wobei fünf Menschen ums Leben kommen.


17

Donnerstag, 17.3.1921

Die französische Deputiertenkammer lehnt ein von der Radikalen Partei eingebrachtes Mißtrauensvotum mit 491 zu 66 Stimmen ab. Sie bestätigt damit die Politik von Ministerpräsident Aristide Briand in der Reparationsfrage.


Die seit 1918 bestehende Republik Polen erhält eine Staatsverfassung.


Belgien, Brüssel: Der belgische Außenminister Henri Jaspar teilt in Brüssel mit, dass die von Antwerpen ins Ausland verschifften deutschen Waren nicht im Zuge der alliierten Reparationsforderungen als Sachleistungen beschlagnahmt werden sollen.


Niederlande, Amsterdam: Der Internationale Gewerkschaftsbund in Amsterdam nimmt Stellung zur Frage der deutschen Reparationen. Er erklärt sich überzeugt von der Berechtigung der Alliierten, das Deutsche Reich zum Zahlen und zum Wiederaufbau der zerstörten Gebiete zu zwingen.


Der Senat der Universität Wien richtet einen Aufruf an die österreichische und die deutsche Bevölkerung, die Hochschule finanziell zu unterstützen, um dem fluchtartigen Abwandern bedeutender Gelehrter Einhalt zu gebieten.


Frankreich, Paris: Die Russische Politische Delegation in Paris, die sich als legitime Regierung Russlands in der Emigration versteht, protestiert gegen das am 16. März unterzeichnete britisch-sowjetische Handelsabkommen.


18

Freitag, 18.3.1921

Friedensvertrag zur Beendigung des Polnisch-Sowjetischen Kriegs.

Riga: Zwischen Polen und SowjetRussland wird in Riga ein Friedensvertrag geschlossen, der den Polnisch-Sowjetischen Krieg von 1920 formal beendet.


Swatows: Das Schiff ist von Hongkong in die Städte Amoy und Swatow unterwegs. Diese beiden benachbarten Gemeinden liegen miteinander im Streit. Es gibt bereits Konflikte unter den Passagieren und als ein Hafenlotse erklärt, wegen Niedrigwassers müsse zunächst der Hafen von Amoy angefahren werden, eskaliert die Situation. Die Fahrgäste rebellieren und die Besatzung verschanzt sich mit Gewehren am Bug. Das Schiff läuft daraufhin führerlos auf die Sandbank in der Hafeneinfahrt Swatows und schlägt leck. Die Passagiere beginnen, mit Messern, Dolchen, Beilen und Pfeilen um die Plätze in den Rettungsbooten zu kämpfen, bevor der Kapitän den Befehl gibt, zu feuern. Andere Schiffe können der Hong Moh aufgrund des starken Niedrigwassers nicht zu Hilfe kommen und sie sinkt. Die meisten Opfer sterben nicht durch Ertrinken, sondern bei den Gefechten an Bord.


Der Kronstädter Matrosenaufstand wird niedergeschlagen

Russland, Kronstadt: Der Kronstädter Matrosenaufstand in Kronstadt bei Sankt Petersburg wird blutig niedergeschlagen. Der Kronstädter Matrosenaufstand, auch Kommune von Kronstadt genannt, ist ein Aufstand der Matrosen der Baltischen Flotte der Sowjetischen Marine, der Kronstädter Festungsgarnison und der Einwohner von Kronstadt gegen die Regierung Sowjetrusslands und deren Politik des Roten Terrors und des Kriegskommunismus. Der Aufstand dauert vom 2. März bis zum 18. März 1921.


19

Samstag, 19.3.1921

Das britische Unterhaus nimmt in dritter Lesung das sog. Reparationsgesetz an, durch das die Einfuhr deutscher Waren mit einem 50%igen Zoll belegt wird. Die französische Deputiertenkammer hatte einen Tag zuvor einen gleichlautenden Beschluß gefaßt.


Der Berliner Magistrat beschließt, erstmalig Frauen an drei Gymnasien der Reichshauptstadt als Direktorinnen einzusetzen.


Frankreich, Paris: US-Präsident Warren G. Harding überreicht der Chemikerin und Physikerin Marie Curie in Paris ein Gramm Radium als Geschenk des US-amerikanischen Volks für weitere Forschungen in der Krebstherapie. Harding verweist in diesem Zusammenhang auf die Verbundenheit der USA mit Frankreich und Polen. Curie ist Französin polnischer Herkunft.


Kurt Tucholsky bringt unter den Pseudonymen Theobald Tiger und Peter Panther die beiden Werke "Träumereien an preußischen Kaminen" und "Fromme Gesänge" heraus.


20

Sonntag, 20.3.1921

In Oberschlesien findet eine Abstimmung über die Staatszugehörigkeit der dort ansässigen Bevölkerung statt. Bei einer Wahlbeteiligung von 98% stimmen 40,4% der Stimmberechtigten für Polen und 59,6% für den Anschluß an das Deutsche Reich.


Die Besatzungskommission des Saarlandes, das seit Inkrafttreten des Versailler Vertrags (1920) einer Völkerbundkommission unter französischer Leitung unterstellt ist, verfügt, dass ab dem 15. April Einnahmen und Gehälter im Eisenbahn-, Post- und Telegrafenverkehr in Francs zu entrichten sind.


Im New Yorker Madison Square Garden findet eine Versammlung statt, die sich gegen Proteste der deutschen und irischen Bevölkerung in den USA wendet, die in den letzten Wochen gegen die Reparationsbeschlüsse der Alliierten laut wurden. Der Stabschef der US-amerikanischen Armee, General John J. Pershing, bekräftigt auf dieser Versammlung die Solidarität der USA mit den Londoner Forderungen der Alliierten.


21

Montag, 21.3.1921

Im Mansfelder Industriegebiet wird auf Veranlassung der KPD-Zentrale der Generalstreik ausgerufen, der sich zu schweren Aufständen in ganz Mitteldeutschland ausweitet. Die von Moskau gesteuerte Aktion soll die proletarische Revolution im Deutschen Reich einleiten.


Die Sowjetregierung in Moskau erlässt gemäß der Neuen ökonomischen Politik ein Dekret, das die bisherigen Zwangsrequisitionen durch eine Naturalsteuer ersetzt. Zukünftig brauchen Bauern nur noch genau festgelegte Mindestsätze ihrer Ernteerträge abzuliefern.


Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) dankt der deutschen Bevölkerung in den von Polen beanspruchten Gebieten in einem Aufruf, dass es allen gegnerischen Einschüchterungsversuchen zum Trotz bei der Abstimmung in Oberschlesien in der Mehrheit zum deutschen Vaterland gehalten habe.


Die Betriebskrankenkasse der Friedrich Krupp AG in Essen beschließt dank der günstigen Bilanz für das vergangene Rechnungsjahr, über tausend Kindern von Arbeitern der Stahlwerke Erholungsaufenthalte in Kurbädern zu finanzieren.


22

Dienstag, 22.3.1921

Belgien, Brüssel: Das belgische Parlament beschließt in Brüssel, ebenso wie Großbritannien und Frankreich am 19. März einen 50%igen Zoll auf die Einfuhr deutscher Waren zu erheben.


Frankreich, Paris: Der französische Ministerpräsident Aristide Briand erklärt in Paris, dass angesichts der deutschen Goldreserven von 1,6 Mrd. Mark nicht an eine Auslandsanleihe des Deutschen Reiches zur Begleichung der Reparationen zu denken sei.


Die Zentralorganisation aller britischen Friedensgesellschaften schickt der deutschen Friedensgesellschaft ein Schreiben, in dem die Sanktionsmaßnahmen der Alliierten im Ruhrgebiet als klarer Bruch des Versailler Friedensvertrags deklariert werden.


In Darmstadt wird Fritz von Unruhs Drama "Louis Ferdinand, Prinz von Preußen" uraufgeführt.


23

Mittwoch, 23.3.1921

Im Deutschen Reich tritt ein neues Wehrgesetz in Kraft, durch das den Bestimmungen des Versailler Vertrags über die Reduzierung des deutschen Heeres auf 100 000 Soldaten Folge geleistet wird.


Angesichts der desolaten Wirtschaftslage in SowjetRussland richtet die bolschewistische Regierung in Moskau ein Bittschreiben an die US-Regierung, in dem diese um die Aufnahme von Handelsbeziehungen ersucht wird.


In Berkeley legt der US-Amerikaner Charles Paddock 220 yards (200 m) in 20,8 sec zurück und stellt damit einen Weltrekord auf.


24

Donnerstag, 24.3.1921

In Essen wendet sich der Vorstand der SPD gegen Solidaritätsaktionen mit den kommunistischen Aufständen in Mitteldeutschland.


In Monte Carlo beginnt die erste Frauenolympiade. Sie wird aus Protest gegen die Nichtzulassung von Frauen zu den Olympischen Spielen veranstaltet.


25

Freitag, 25.3.1921

Der australische Ministerpräsident William M. Hughes bestätigt in Sydney die Meldung, dass Weizenverkäufe an das Deutsche Reich stattgefunden haben. Hughes kündigt an, das australische Parlament werde bald die Aufnahme des allgemeinen Handels mit dem Deutschen Reich debattieren.


Die Polizei von Buer (Gelsenkirchen) verhaftet eine Schieberbande, die drei Eisenbahnwaggons mit Rohtabak einem Großschieber zukommen lassen wollte. Damit wären 2,5 Mio. Mark Zoll hinterzogen worden.


26

Samstag, 26.3.1921

Der ehemalige Chef der Obersten Heeresleitung, Paul von Hindenburg, erklärt in einem Interview mit der französischen Zeitung "Petit Journal", Frankreichs Haß gegen die Deutschen müsse ein Ende haben. Durch Fortsetzung des "moralischen Kriegs" werde nur erreicht, dass sich auch auf deutscher Seite Ressentiments bildeten.


In den USA veröffentlicht Robert Lansing, Außenminister unter Woodrow Wilson, das Buch "Die vier Großen der Versailler Friedenskonferenz". Wegen der darin enthaltenen Kritik an Wilsons Friedenspolitik findet das Buch einen reißenden Absatz.


Das irische Parlament in Dublin bestätigt offiziell den Handelskrieg gegen britische Waren. Der Boykott richtet sich besonders gegen landwirtschaftliche Maschinen.


Einer Meldung der französischen Nachrichtenagentur Havas zufolge sind in der chinesischen Provinz Tschang-Hsi 50 000 Menschen an Hungertyphus gestorben.


27

Sonntag, 27.3.1921

Der Kölner Erzbischof Kardinal Karl Joseph Schulte gibt bekannt, dass Papst Benedikt XV. ihm eine Summe von 1 Mio. Lire (2,2 Mio. Mark) für notleidende deutsche Kinder überwiesen habe.


28

Montag, 28.3.1921

Ostermontag. Ein Feuersturm legt einen besonders stark bevölkerten Stadtteil von Tokio in Schutt und Asche. Innerhalb von drei Stunden werden durch den Sturm, der bei einem Großbrand entstanden ist, über 1000 Häuser zerstört. 5000 Menschen werden obdachlos.


Ostermontag. Das Karlshorster Galopprennen erfreut sich dieses Jahr besonderer Beliebtheit. Die Buchmacher verzeichnen einen Umsatz von 4,5 Mio. Mark. Den mit 45 000 Mark dotierten Osterpreis gewinnt H. Sellos auf "Biedermann II".


29

Dienstag, 29.3.1921

Als Reaktion auf die kommunistischen Unruhen in Mitteldeutschland, die auch Solidaritätsaktionen in Hamburg und im Ruhrgebiet hervorgerufen haben, werden im Deutschen Reich außerordentliche Gerichte zur schnelleren Verurteilung der festgenommenen Aufständischen eingerichtet.


In Berlin verbietet der Polizeipräsident alle Straßendemonstrationen und öffentlichen Versammlungen, da sie in letzter Zeit vermehrt zu Angriffen gegen die Staatsautorität von seiten der Kommunisten benutzt worden seien.


30

Mittwoch, 30.3.1921

Der frühere KPD-Vorsitzende Paul Levi lehnt in seiner Schrift "Wider den Putschismus" das Vorgehen während des Aufstands in Mitteldeutschland ab.


Die britischen Universitäten Oxford und Cambridge tragen zum 100. Mal das Achterruderrennen auf der Themse aus. Cambridge gewinnt in 19:45 min.


31

Donnerstag, 31.3.1921

Die in den Pariser Beschlüssen vom Januar festgelegte Frist für die Entwaffnung der Einwohnerwehren im Deutschen Reich läuft ab. Die Reichsregierung in Berlin erklärt, dass sie trotz der Unruhen im Inland diese Frist einhalten will. Nur die bayerische Landesregierung lehnt die Waffenabgabe weiterhin ab.