1

Freitag, 1.5.1914

In der österreichisch-ungarischen Stadt Triest, der Hauptstadt des Kronlandes Küstenland, kommt es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Slowenen und Italienern. Die Anhänger der italienischen Unabhängigkeitsbewegung (sog. Irredentisten) fordern den Anschluß Triests an Italien.


In Peking wird die neue, unter Druck von Präsident Yüan Shih-k'ai ausgearbeitete chinesische Verfassung veröffentlicht. Sie gibt dem Präsidenten diktatorische Vollmachten.


Rund 150 000 Arbeiter treten in Russland in einen Streik. Sie protestieren damit gegen die Unterdrückungsmaßnahmen der Regierung in Petersburg (heute Sankt Petersburg) gegenüber sozialistischen Reichstagsabgeordneten.


Arbeitslosigkeit ist das dominierende Thema der sich zum 25. Mal jährenden Maifeiern der sozialistischen Arbeiterbewegung im Deutschen Reich.


Der deutsche Volkskundler und Germanist John Meier gründet in Freiburg im Breisgau das Deutsche Volksliedarchiv. Es wird in der Folgezeit zur bedeutendsten Sammlung seiner Art im deutschsprachigen Raum.


Die bis zum 30. September dauernde Große Berliner Kunstausstellung wird eröffnet. Zu sehen sind u.a. Werke der französischen Künstler Odilon Redon und Edgar Degas.


2

Samstag, 2.5.1914

Im kalifornischen Berkeley erzielt der US-Amerikaner Edward Beeson mit 2,02 m einen Weltrekord im Hochsprung. Er verbessert damit die alte Marke seines Landsmannes George Horine vom 18. Mai 1912 um einen Zentimeter.


3

Sonntag, 3.5.1914

Das russische Parlament in Petersburg (heute Sankt Petersburg) beschließt eine Erhöhung des Militärbudgets um 5%. Zuvor waren alle sozialistischen Abgeordneten von der Sitzung ausgeschlossen worden.


Von Cuxhaven aus startet die "Vaterland", mit 54 282 Bruttoregistertonnen größtes Schiff der Welt, zu einer eintägigen Probefahrt. Bei einer offiziellen Feier an Bord kommt es zum Eklat, als der deutsche Innenminister Clemens Delbrück kritisiert, dass bei den Feierlichkeiten keine offizielle Rede eines Regierungsvertreters vorgesehen sei.


4

Montag, 4.5.1914

Die Studenten der privaten Berliner Handelshochschule veranstalten einen sechstägigen Vorlesungboykott. Grund ist die Kündigung des Dozenten und liberalen deutschen Nationalökonomen Ignaz Jastrow durch den Trägerverband.


Deutsches Kaiserreich, Hamburg: In Hamburg vereinbaren die beiden größten deutschen Reedereien, Norddeutscher Lloyd (Bremen) und Hapag (Hamburg), eine Abstimmung ihrer Handelsschiffahrt im Nordamerika- und Asiengeschäft. Im Vorjahr war es zwischen den Reedereien zu einem heftigen Konkurrenzstreit auf der Nordamerika-Linie gekommen.


5

Dienstag, 5.5.1914

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Im deutschen Reichstag in Berlin beginnt die zweite Lesung des Militärhaushalts (bis 12. 5. ) und des Kultusetats (bis 13. 5. ). Der preußische Kriegsminister Erich von Falkenhayn weist darauf hin, dass beim kommenden Haushaltsplan die Umsetzung der am 30. Juni 1913 beschlossenen militärischen Aufrüstung im Vordergrund stehe.


6

Mittwoch, 6.5.1914

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: In London lehnt das britische Oberhaus die Einführung des Frauenstimmrechts für Parlamentswahlen mit einer Mehrheit von 140 gegen 60 Stimmen ab. Frauen verfügen in Großbritannien bisher lediglich über das kommunale Wahlrecht.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Der britische Außenminister Sir Edward Grey erläutert vor dem Unterhaus in London in einer programmatischen Rede die Flottenpolitik der Regierung. Nach seiner Ansicht gibt die Haltung der anderen europäischen Großmächte - insbesondere die des Deutschen Reiches - keinerlei Anlaß zu einer Verminderung der Aufrüstung. Grey besteht außerdem auf dem strategischen Recht Großbritanniens zur Seeblockade.


Deutsches Kaiserreich, Leipzig: In Leipzig wird die Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik (Bugra) eröffnet. Sie zählt zu den bedeutendsten Ausstellungen des Jahres im Deutschen Reich.


7

Donnerstag, 7.5.1914

Auf einer in Venedig abgehaltenen Kundgebung fordern Anhänger der italienischen Unabhängigkeitsbewegung (sog. Irredentisten) die Einverleibung der österreichischungarischen Stadt Triest nach Italien.


8

Freitag, 8.5.1914

Belgien, Brüssel: In Brüssel verabschiedet die belgische Abgeordnetenkammer ein Altersrenten- und Invaliditätsversicherungsgesetz. Danach erhält jeder Beschäftigte nach Vollendung des 65. Lebensjahres eine Rente von maximal 290 Francs (232 Mark) jährlich. Bei Arbeitsunfähigkeit besteht für drei Monate ein Anspruch auf täglich einen Francs (0,80 Mark); danach tritt die Rentenversicherung ein.


9

Samstag, 9.5.1914

Der seit 1912 amtierende dänische König Christian X. trifft zu einem siebentägigen Staatsbesuch in der britischen Hauptstadt London ein. Dänemark vertritt zwischen den europäischen Bündnissystemen politisch eine strikt neutrale Position.


10

Sonntag, 10.5.1914

Deutsches Kaiserreich, Posen: Der nationalistisch orientierte Deutsche Wehrverein veranstaltet in Posen seine dritte Hauptversammlung. Er ruft zur Stärkung der militaristischen Gesinnung im Deutschen Reich auf.


Sieger bei den französischen Parlamentswahlen sind nach dem zweiten und entscheidenden Wahlgang die Sozialisten. Bei einem Zuwachs von 29 Mandaten erhalten sie 102 Sitze. Hauptthemen des Wahlkampfes waren die dreijährige Wehrdienstzeit und die progressive Einkommenssteuer.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: In dem traditionellen, mit 26 000 Mark dotierten Henckel-Rennen auf der Galopprennbahn in Berlin-Hoppegarten siegt das Pferd Terminus unter Jockey Archibald. Die klassische Dreijährigenprüfung wird zur Erinnerung an Hugo Graf Henckel von Donnersmarck seit 1871 in Berlin ausgetragen.


Beim TSV 1860 München wird eine selbständige Damen-Leichtathletikabteilung eingerichtet. Sie ist die erste ihrer Art im Deutschen Reich.


11

Montag, 11.5.1914

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der sozialdemokratische Abgeordnete Karl Liebknecht kritisiert im deutschen Reichstag in Berlin die Kriegsvorbereitungen der deutschen Regierung. In diesem Zusammenhang weist er auf die treibende Rolle der Rüstungsindustrie hin. Der 42jährige Liebknecht, Sohn des bedeutenden Sozialdemokraten Wilhelm Liebknecht, zählt zum linken Flügel seiner Partei.


Auf dem Sommersitz des russischen Zaren Nikolaus II. in Liwadia (Krim) beginnt die zweitägige Visite einer Sondergesandtschaft des Osmanischen Reiches. Das Treffen, an dem u.a. der russische Außenminister Sergei D. Sasonow und der osmanische Innenminister Talaat Bey teilnehmen, ist ein vorläufiger Höhepunkt in der sich abzeichnenden, von der deutschen Regierung beargwöhnten Annäherung beider Staaten.


12

Dienstag, 12.5.1914

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Anlässlich der dreitägigen Beratung des Kolonialetats im deutschen Reichstag in Berlin wird eine Protestschrift von Einwohnern aus Kamerun vorgelegt. Darin wird die rigide Enteignungspolitik der deutschen Kolonialverwaltung kritisiert. Die deutsche Regierung lehnt jedoch eine Änderung ihrer Kolonialpolitik ab.


Der ungarische Ministerpräsident Istvan Graf Tisza sichert in Budapest der österreichisch-ungarischen Regierung eine loyale Haltung Ungarns zum Dreibund zu. In letzter Zeit hatten ungarische Oppositionspolitiker das Bündnis mit dem Deutschen Reich und Italien infrage gestellt.


Italien, Rom: Nach Demonstrationen am 1. Mai in Triest und am 7. Mai in Venedig kommt es auch in Rom zu Kundgebungen der Italienischen Unabhängigkeitsbewegung (sog. Irredentisten). Der italienische Ministerpräsident Antonio Salandra kritisiert die gegen den Bündnispartner Osterreich-Ungarn gerichteten Aktionen.


13

Mittwoch, 13.5.1914

Der russische Reichsrat bewilligt zehn Millionen Rubel (21,6 Millionen Mark) für die Bekämpfung der Trunksucht im Volk. Außerdem soll der Ausschank alkoholischer Getränke in öffentlichen Einrichtungen des Zarenreiches untersagt werden.


14

Donnerstag, 14.5.1914

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In einer programmatischen Rede vor dem deutschen Reichstag in Berlin verteidigt der deutsche Außenminister Gottlieb von Jagow die Anfang März begonnene antirussische Agitation in Teilen der deutschen Öffentlichkeit.


Der deutsche Generalstabschef Helmuth von Moltke fordert in einer an den deutschen Innenminister Clemens Delbrück gerichteten Denkschrift Maßnahmen zur Förderung der wirtschaftlichen Kriegsbereitschaft im Deutschen Reich. Dabei verlangt Moltke absolute Priorität für die Interessen des Generalstabs gegenüber den Belangen der Wirtschaft.


In Konstantinopel (heute Istanbul) tritt erstmals seit dem 4. August 1912 wieder das osmanische Parlament zusammen, in dem die für eine radikale Trennung von Kirche und Staat eintretende jungtürkische Bewegung über eine Mehrheit verfügt. Die osmanische Regierung legt insgesamt 542 Gesetzentwürfe zur Beschlußfassung vor, u.a. dringende Verwaltungs- und Militärgesetze.


Frankreich, Paris: Als letztes großes Ballettereignis vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird in Paris das Ballett "Josephslegende" des deutschen Komponisten Richard Strauss vom Ballets Russes des russischen Impresarios Sergei Diaghilew uraufgeführt. Der Komponist selbst dirigiert; die Choreographie besorgte Diaghilews Landsmann Michail M. Fokin.


15

Freitag, 15.5.1914

Deutsches Kaiserreich, Köln: In Köln wird eine bis zum 15. Oktober dauernde Ausstellung des Deutschen Werkbundes eröffnet. Es werden Arbeiten aus den Bereichen Kunsthandwerk und Design sowie architektonische Entwürfe u.a. von Walter Gropius und Bruno Taut gezeigt. Die Ausstellung gilt als Meilenstein in der Geschichte des Deutschen Werkbundes.

Plakat für die Ausstellung des Deutschen Werkbundes

15. Mai 1914: Die große Kölner Werkbundausstellung wird eröffnet. Auf dem neu geschaffenen Messegelände gegenüber der Kölner Altstadt findet eine Leistungsschau über zeitgemäße Formgebung statt.(Entwurf von Peter Behrens)

Plakat für die Ausstellung des Deutschen Werkbundes©
15. Mai 1914: Die große Kölner Werkbundausstellung wird eröffnet. Auf dem neu geschaffenen Messegelände gegenüber der Kölner Altstadt findet eine Leistungsschau über zeitgemäße Formgebung statt.(Entwurf von Peter Behrens)

An der im schwedischen Malmö eröffneten Baltischen Ausstellung beteiligen sich von den Ostseeanrainerstaaten u.a. das Deutsche Reich, Russland und Dänemark. Für Aufsehen sorgen Bauten des schwedischen Architekten Ferdinand Boberg. Parallel zur Ausstellung finden internationale Sportwettbewerbe statt (sog. Baltische Spiele).


Schweiz, Bern: Anlässlich der Eröffnungszeremonien bei der dritten schweizerischen Landesausstellung in Bern - sie bietet ein Spektrum des nationalen Wirtschafts- und Kulturlebens - betont der schweizerische Bundespräsident Arthur Hoffmann das Interesse seines Landes, politische Neutralität zu wahren.


16

Samstag, 16.5.1914

Nach seiner einwöchigen Visite in Großbritannien reist der dänische König Christian X. zu einem dreitägigen Staatsbesuch nach Frankreich. Bei einem Galadiner weist der französische Präsident Raymond Poincaré auf die guten Beziehungen zwischen Frankreich und Dänemark hin.


17

Sonntag, 17.5.1914

In Norwegen feiert die Bevölkerung mit zahlreichen Veranstaltungen den 100. Jahrestag der nationalen Selbständigkeit (Beschluß der Verfassung).


Italien, Rom: Nach Konsultationen zwischen der britischen und der italienischen Regierung in Rom akzeptiert Großbritannien die italienischen Besitzansprüche für die libyschen Kufraoasen. Der ehemals osmanische Besitz war während des Libyen-Feldzugs 1911/12 an Italien gefallen, berührt aber britische Interessensphären in Nordafrika.


18

Montag, 18.5.1914

Auf der griechischen Insel Korfu wird ein Friedensabkommen zwischen der albanischen Regierung und den Aufständischen in Epirus unterzeichnet, nachdem am 6. Mai eine internationale Kommission mit Vermittlungsbemühungen begonnen hatte. Der Vertrag sieht eine Amnestie für alle Aufständischen, die Festschreibung des Griechischen als Umgangs- und Verwaltungssprache und die Gewährung kirchlicher Freiheit in Epirus vor. Im Gegenzug sichern die Epiroten der albanischen Regierung ihre politische Loyalität zu.


Deutsches Kaiserreich, Hannover: Jacob Rießer, Präsident des Hansabundes, eines der wichtigsten deutschen Wirtschaftsverbände, spricht sich in Hannover gegen die sog. Blockpolitik konservativer Gruppen im Deutschen Reich aus.


19

Dienstag, 19.5.1914

Mit aktiver Unterstützung der österreichisch-ungarischen Regierung wird in Durazzo (heute Durrès) mit dem albanischen Kriegsminister Essad Pascha der einflußreichste Politiker des Landes gestürzt. Er gilt als Gegenspieler Österreich-Ungarns in Südosteuropa.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Das britische Unterhaus in London verabschiedet mit 328 gegen 251 Stimmen ein Gesetz über die Trennung von Kirche und Staat in Wales. Bereits seit dem 19. Jahrhundert kämpft die mehrheitlich protestantisch-nonkonformistische Bevölkerung von Wales um die Lösung vom britischen Anglikanismus.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Großbritannien und Italien vereinbaren in London ein gemeinsames Eisenbahnprojekt im Osmanischen Reich. Die britische Smyrna-Aidin-Bahngesellschaft soll mit einem Konsortium italienischer Firmen Kleinasien durch eine Bahnstrecke erschließen.


20

Mittwoch, 20.5.1914

In einer privaten Unterredung erläutert der deutsche Generalstabschef Helmuth von Moltke dem deutschen Außenminister Gottlieb von Jagow seine Ansicht von der Notwendigkeit eines Angriffskrieges gegen Russland.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Im deutschen Reichstag in Berlin enden die am 17. Januar begonnenen Debatten über den Reichshaushalt mit der Verabschiedung des Etats für 1914/15. Als die sozialdemokratischen Abgeordneten beim traditionellen "Kaiserhoch" zum Schluß der Tagung sitzenbleiben, kommt es zum Eklat. Trotz stürmischer Proteste verweigern die Sozialdemokraten die Monarchenhuldigung.


Nach der Besetzung der mexikanischen Hafenstadt Veracruz Llave durch US-amerikanische Truppen am, 21. April beginnt im kanadischen Niagara Falls eine auf Initiative dreier südamerikanischer Länder zustandegekommene Vermittlungskonferenz.


Deutsches Kaiserreich, Stuttgart: In Stuttgart wird der erste allgemeine Kongress des Jungdeutschlandbundes veranstaltet. Der 1910 gegründete, halbstaatliche Dachverband für Jugendorganisationen - sein Initiator und Vorsitzender ist Colmar Freiherr von der Goltz - gilt als ein Wegbereiter des Militarismus im Deutschen Reich.


21

Donnerstag, 21.5.1914

Nach dem Ausscheiden des bisherigen Ministerpräsidenten und Kriegsministers, General Max Clemens Lothar Freiherr von Hausen, aus der sächsischen Landesregierung übernimmt Heinrich Beck die Regierungsleitung und General Adolf von Carlowitz das Kriegsministerium. Hausen wird im August Befehlshaber der 3. deutschen Armee.


22

Freitag, 22.5.1914

In Dahlem (heute zu Berlin) wird in Anwesenheit des preußischen Kultusministers August von Trott zu Solz und des Universitätsrektors Max Planck das pflanzenphysiologische Institut der Universität Berlin eingeweiht. Dessen Gründungsdirektor, der österreichische Botaniker Gottlieb Haberlandt, zählt zu den Pionieren der Erforschung pflanzlicher Hormone.


Emanuel Lasker, deutscher Schachgroßmeister und amtierender Weltmeister, gewinnt in Petersburg (heute Sankt Petersburg) ein internationales Schachturnier vor dem Kubaner José Raúl Capablanca y Graupera.


23

Samstag, 23.5.1914

In einer außenpolitischen Grundsatzrede vor dem russischen Reichstag (Duma) in Petersburg (heute Sankt Petersburg) erklärt der russische Außenminister Sergei D. Sasonow, es bestehe kein Anlaß zu engeren militärischen Absprachen innerhalb der sog. Tripelentente (Russland, Frankreich, Großbritannien). Zugleich fordert Sasonow eine Beruhigung innerhalb der seit Anfang März erneut gestörten russisch-deutschen Beziehungen.


24

Sonntag, 24.5.1914

Deutsches Kaiserreich, Essen: Im Mittelpunkt des 49. Tonkünstlerfestes in Essen steht die Aufführung der "Natursymphonie" des österreichischen Komponisten Siegmund von Hausegger, der auch selbst dirigiert. Das vom Allgemeinen Deutschen Musikverein alljährlich veranstaltete Fest endet am Abend mit einem feierlichen Bankett im Krupp-Saal.


Die Berliner "Vossische Zeitung" berichtet über eine Entdeckung zur Entstehungsgeschichte des seit seiner Uraufführung am 8. November 1913 vieldiskutierten Dramas "Woyzeck" von Georg Büchner. Demnach beruht der Stoff zu dem Stück auf einem Zeitschriftenartikel von 1821 über den Mord eines Christian Woyzeck an seiner Geliebten.


25

Montag, 25.5.1914

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Auf einer zweitägigen Sitzung in Berlin befaßt sich der dem deutschen Innenministerium zugeordnete Wirtschaftliche Ausschuß detailliert mit Fragen der wirtschaftlichen Mobilmachung im Kriegsfall.


Mit einer Mehrheit von 351 gegen 271 Stimmen billigt das britische Unterhaus in dritter Lesung das sog. Home-Rule-Gesetz über eine begrenzte Selbstverwaltung in Irland. Damit kann der Gesetzentwurf durch das Oberhaus nicht länger blockiert werden. Er wird u.a. von protestantischen Ulster-Unionisten - unterstützt durch konservative Politiker - auch mit militanten Mitteln bekämpft.


26

Dienstag, 26.5.1914

In Groß-Berlin finden insgesamt 17 Versammlungen zur Einführung des allgemeinen Wahlrechts in Preußen statt. In diesem größten deutschen Bundesstaat wird bisher nach dem Dreiklassenwahlrecht gewählt, das vor allem die Sozialdemokratie diskriminiert.


Die Abgeordneten im politisch stark rechtsorientierten preußischen Herrenhaus fordern mehrheitlich rigorosere Maßnahmen zur Durchsetzung deutscher Sprache und Kultur im preußischen Nordschleswig. In dem ehemals zu Dänemark zählenden Gebiet gibt es unter der Bevölkerung eine starke dänische Tradition.


In Petersburg (heute Sankt Petersburg) legt der russische Admiralstab seine Ziele für die angestrebte Marinekonvention mit Großbritannien fest.


Die Uraufführung von "Le Rossignol" einem Lyrischen Märchen in drei Akten des russischen Komponisten Igor Strawinsky, findet beim Publikum kaum Resonanz. Im Vorjahr, am 29. Mai 1913, hatte Strawinsky mit der Uraufführung von "Le sacre du printemps" für einen der größten Bühnenskandale des 20. Jahrhunderts gesorgt.


27

Mittwoch, 27.5.1914

Als Nachfolger des am 4. März 1914 verstorbenen Georg von Kopp wird der 55jährige Adolf Johannes Bertram zum neuen Fürstbischof von Breslau gewählt.


28

Donnerstag, 28.5.1914

In Budapest wird Mihály Graf Károlyi von Nagykárolyi zum Vorsitzenden der oppositionellen Unabhängigkeitspartei wiedergewählt. Der 39jährige Politiker gilt als entschiedener Gegner von Ministerpräsident István Graf Tisza umd befürwortet eine stärkere Selbständigkeit Ungarns gegenüber Österreich.


29

Freitag, 29.5.1914

Italien, Rom: In Rom unterzeichnen Italien umd Frankreich ein Abkommen über die rechtliche Stellung der Staatsangehörigen beider Länder im französischen Tunis und im italienischen Libyen. Das Abkommen wird als bedeutender Fortschritt in den bilateralen Beziehungen gewertet. Frankreich und Italien gehören unterschiedlichen europäischen Bündnissystemen an.


Der Führer der aufständischen Konstitutionalisten in Mexiko, Venustiano Carranza, protestiert in einer Botschaft an die Teilnehmer der Vermittlungskonferenz von Niagara Falls gegen die Machtberücksichtigung der Rebellen bei den Verhandlungen. Nach seiner Ansicht kann ein Friedensabkommen nicht ohne ihre Beteiligung abgeschlossen werden.


Auf dem Sankt-Lorenz-Strom stößt in der Nacht der aus Québec kommende Passagierdampfer Empress of Ireland im Nebel mit dem norwegischen Kohlenschiff Storstad zusammen. Während das Frachtschiff noch schwimmfähig bleibt, sinkt die Empress of Ireland innerhalb von 14 Minuten. Von den 1.477 Menschen an Bord sterben 1.012.


30

Samstag, 30.5.1914

Schweiz, Bern: Im schweizerischen Basel treffen sich deutsche und französische Parlamentarier, um über Möglichkeiten zur internationalen Friedenssicherung und zur Verbesserung des deutsch-französischen Verhältnisses zu diskutieren. Die entsprechenden Kontakte werden insbesondere von den sozialistischen Fraktionen gepflegt; Abgeordnete aus beiden Staaten hatten sich bereits am 11. Mai 1913 in Bern (Schweiz) getroffen.


31

Sonntag, 31.5.1914

Deutsches Kaiserreich, Magdeburg: Beim Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft in Magdeburg besiegt vor 4000 Zuschauern die SpVgg Fürth Titelverteidiger VfB Leipzig 3:2 nach Verlängerung.