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Dienstag, 1.11.1921

Flecktyphusepidemie in Polen

Polen: Die Tageszeitungen melden eine Flecktyphusepidemie in Polen. Allein in den Monaten April bis November sind rund 173 000 Personen an dieser Seuche erkrankt. Die Epidemie nimmt immer größere Ausmaße an, da sie wegen des Mangels an Medikamenten und Krankenhäusern schwer zu bekämpfen ist.


Im Berliner Lustspielhaus wird das Drama "Peter Brauer" von Gerhart Hauptmann uraufgeführt.


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Mittwoch, 2.11.1921

Die türkische Nationalversammlung unter Mustafa Kemal Pascha in Ankara verabschiedet eine Entschließung, in der den ehemaligen Gegnern im Weltkrieg ein neuer Friedensvertrag unter der Bedingung angeboten wird, dass diese Staaten in dem griechisch-türkischen Krieg Neutralität bewahren. Kemal hat den Friedensvertrag von Sèvres 1920 nicht anerkannt.


In einer Rede vor der Reputiertenkammer beschuldigt der französische Ministerpräsident Aristide Briand die Reichsregierung, durch eine verfehlte Ausgabenpolitik den Kursverfall der Mark bewußt zu fördern, um so von den Reparationsforderungen der Alliierten befreit zu werden.


Die Kartoffelknappheit im Deutschen Reich treibt die Kartoffelpreise weiter in die Höhe. Der Zentner Kartoffeln kostet inzwischen 120 Mark, während er im Oktober noch 90 Mark kostete.


Die französische Regierung sendet an 40 Staaten den Entwurf einer neuen "Weltsanitätskonvention". Darin ist vor allem bestimmt, dass jedes Land dazu verpflichtet ist, den Ausbruch von Seuchen den anderen an die Konvention gebundenen Regierungen bekanntzugeben.


In New York wird das Drama "Chris Christopherson" von Eugene O'Neill uraufgeführt.


Die US-amerikanische Feministin Margret Sanger gründet in New York die Amerikanische Liga für Geburtenkontrolle.


Innerhalb von zehn Stunden werden in Hamburg zwei Sturmfluten gemeldet. Das Wasser steigt bis zu einer Höhe von 14 Fuß (rund 4 m) über dem Meeresspiegel. Straßenbahngleise sind überflutet, und Keller stehen unter Wasser.


3

Donnerstag, 3.11.1921

Die Entwertung der Mark an den ausländischen Devisenbörsen setzt sich unaufhaltsam fort. Der US-Dollar wird an der New Yorker Börse mit 209 Mark gehandelt gegenüber 191 Mark am Vortag.


Das Deutsche Reich bewilligt die Einfuhr von fünf Mio. Liter französischen Weines in der Zeit vom 1. November bis zum 31. März 1922. Die Lieferung muss in französischer Währung bezahlt werden. Die Einfuhrbewilligung erfolgt durch die Vermittlung der deutschen Weinhandelsgesellschaft.


Der musikalische Schwank "Der heilige Ambrosius" von Adolf Rebner in der Regie von Hubert Heinrich wird in Berlin uraufgeführt.


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Freitag, 4.11.1921

Reichsernährungsminister Andreas Hermes (Zentrum), der vorübergehend mit der Verwaltung des Finanzressorts betraut ist, erläutert die neuen Steuervorlagen im Reichstag in Berlin. Hermes erklärt, dass Steuererhöhungen notwendig seien, um die finanziellen Verpflichtungen des Londoner Ultimatums erfüllen zu können. Angehoben werden sollen Umsatzsteuer, Kohlensteuer, Vermögenssteuer und Einkommenssteuer.


Während einer Rede des NSDAP-Vorsitzenden Adolf Hitler im Münchner Hofbräuhaus kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Hitler-Anhängern und Sozialdemokraten. Hitler hatte den Mordanschlag von Nationalsozialisten auf den SPD-Landtagsabgeordneten Erhard Auer im Februar gerechtfertigt.


Takaschi Hara wir in Tokio ermordet

Japan, Tokio: Der japanische Ministerpräsident Takaschi Hara wird in Tokio von einem Koreaner ermordet.


Der Film "Violett - Roman einer Mutter" nach dem Buch von Kurt Aram mit Olga Tschechowa und Adele Sandrock in den Hauptrollen wird in Berlin uraufgeführt.


5

Samstag, 5.11.1921

Der preußische Landtag wählt Otto Braun (SPD) zum neuen Ministerpräsidenten. Er ist der Nachfolger des am 1. November 1921 zurückgetretenen Adam Stegerwald (Zentrum). Es kommt zur Bildung einer großen Koalition von SPD, Zentrum, Deutscher Demokratischer Partei (DDP) und Deutscher Volkspartei (DVP).


Der Reichsverband der Deutschen Industrie fordert in Berlin die Privatisierung der Reichsbahn, um mit dem Erlös die Staatsfinanzen aufzubessern und den Reparationszahlungen nachkommen zu können.


Die Quäker richten in den USA einen Aufruf an den US-amerikanischen Präsidenten Warren G. Harding, in dem sie aus moralischen Gründen für die allgemeine Entwaffnung auf der ganzen Welt eintreten. Die Quäker sind eine religiöse Bewegung, die seit Mitte des 17. Jahrhunderts besonders in den USA verbreitet ist. Sie lehnen jede Form von Gewalt und Krieg entschieden ab.


Im ganzen Gebiet der südbayerischen Alpen herrscht infolge der überraschend warmen Witterung und der dadurch verursachten Schneeschmelze Hochwassergefahr.


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Sonntag, 6.11.1921

Polen und die Tschechoslowakei unterzeichnen in Prag ein Neutralitätsabkommen, in dem sie ihre Staatsgrenzen anerkennen.


Als Reaktion auf den am 21. Oktober erfolgten Putschversuch des ehemaligen österreichischen Kaisers und ungarischen Königs Karl I. (IV.) verabschiedet die ungarische Nationalversammlung in Budapest ein Gesetz zur Entthronung der Habsburger-Dynastie.


Das Fußball-Länderspiel Schweiz - Italien endet in Genf 1:1.


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Montag, 7.11.1921

Italien, Rom: Auf Veranlassung von Benito Mussolini wandelt sich der faschistische "movimento" in Rom in eine Partei, die Partito Nazionale Facista (PNF). Mussolini wird zum "Duce" gewählt.


In München wird im Residenztheater das Lustspiel "Der Schwierige" des österreichischen Dichters und Schriftstellers Hugo von Hofmannsthal mit Elisabeth Bergner in der Hauptrolle uraufgeführt.


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Dienstag, 8.11.1921

Indien, Neu-Delhi: Die britische Tageszeitung "Daily Telegraph" berichtet, dass der indische Freiheitskämpfer Mohandas Karamchand ("Mahatma") Ghandi und seine Anhänger in einer Sitzung des Allindischen Kongreßausschusses in Neu-Delhi den Ungehorsam gegen die Gesetze beschlossen haben. Sie wollen damit die Autonomie erzwingen.


Finnland, Helsinki: Die erste offizielle Weltmeisterschaft der Ringer findet in Helsinki statt. Die Sieger im griechisch-römischen Stil sind Anttila, Tamminen, Rosenquist und Salila aus Finnland.


9

Mittwoch, 9.11.1921

Frankreich, Paris: In einem Schreiben an die alliierte Botschafterkonferenz in Paris versichert die ungarische Regierung, dass sie die Habsburger von der Thronfolge gesetzlich ausschließen werde und keine Wahl eines neuen Königs ohne Rücksprache mit den Alliierten durchzuführen gedenke.


In Berlin wird der Film "Zwischen Flammen und Fluten" in der Regie von Carl Heinz Wolff uraufgeführt.


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Donnerstag, 10.11.1921

Der Stand der Lebenshaltungskosten im Deutschen Reich erreicht einen Rekordwert: Die Lebensmittel sind um 19,9%, die Kleidung um 37,9%, Heizung und Beleuchtung um 15,8% teurer als vor zwei Monaten. Gegenüber dem 1. Januar 1914 haben sich die Lebenshaltungskosten um das Vierzehneinhalbfache verteuert.


Das Moskauer Künstlertheater gastiert in Berlin. Gezeigt wird von Anton P. Tschechow "Drei Schwestern" und "An des Reiches Pforten" von Knut Hamsun.


11

Freitag, 11.11.1921

Die deutsche Aero-Union und die sowjetische Handelsvertretung gründen mit einem Stammkapital von je 2,5 Mio. Mark die Deutsch-Russische Luftverkehrsgesellschaft (Deruluft) zur Intensivierung der Handelsbeziehungen.


12

Samstag, 12.11.1921

Die Washingtoner Abrüstungskonferenz, die bis zum 6. Februar 1922 andauert, beginnt. Teilnehmerstaaten sind die USA, Großbritannien, Italien, Japan und Frankreich. Es geht um die Begrenzung des Wettrüstens zur See.


In Bremen beginnt der Parteitag der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) mit Referaten des Vorsitzenden Carl Petersen und des ehemaligen Reichsministers für Wiederaufbau, Walter Rathenau. Die Begleichung der Reparationsschulden und die Vorbereitung neuer Steuergesetze stehen im Mittelpunkt der Beratungen.


Belgien, Brüssel: Der belgische Maler und Graphiker Fernand Khnopff stirbt im Alter von 63 Jahren in Brüssel. Khnopff war ein Hauptvertreter des belgischen Symbolismus.


13

Sonntag, 13.11.1921

Das Burgenland in Westungarn wird gemäß dem Protokoll von Venedig von österreichischen Truppen besetzt. Im Friedensvertrag von St.-Germain-en-Laye wurde Österreich dieses Gebiet zugesprochen.


14

Montag, 14.11.1921

Aufgrund innenpolitischer Kontroversen über die Hintergründe des Restaurationsversuchs von Ex-König Karl IV. tritt der ungarische Ministerpräsident István Graf Bethlen von Bethlen in Budapest von seinem Amt zurück. Am 3. Dezember 1921 bildet er ein neues Kabinett.


15

Dienstag, 15.11.1921

Die Vertreter Londoner Banken erklären, dass sie dem Deutschen Reich keinen Reparationskredit gewähren werden. Da der Wechselkurs der Mark unaufhaltsam falle und die deutsche Wirtschaft dadurch nachhaltig geschwächt werde, sei die Rückzahlung der Kredite nicht gesichert.


Eine zweitägige Konferenz der Internationalen Berufssekretariate der Metall-, Berg- und Transportarbeiter, die der Internationale Gewerkschaftsbund nach Amsterdam einberufen hat, beauftragt ein Komitee, einen Maßnahmenkatalog zur Abwendung eines Krieges vorzubereiten. Zu diesen Maßnahmen gehört die Ausrufung des Generalstreiks.


Die "Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht" erscheint erstmals. Diese monatlich erscheinende Publikation entsteht in der Zusammenarbeit der Universität Berlin mit dem Reichsarbeitsministerium und dem Reichsamt für Arbeitsvermittlung.


16

Mittwoch, 16.11.1921

Über 3000 Mitglieder des Deutschen Eisenbahnerverbands protestieren mit einer Veranstaltung im Zirkus Busch in Berlin gegen die von der Reichsregierung erwogene Privatisierung der Reichsbahn.


Zum wiederholten Mal wird in Berlin-Neukölln ein Lebensmittelgroßhandel von rund 200 arbeitslosen Männern geplündert. Auch in anderen Stadtteilen der Reichshauptstadt werden Metzgereien ausgeraubt.


17

Donnerstag, 17.11.1921

Mit 198 gegen 99 Stimmen spricht der Landtag der preußischen Regierung das Vertrauen aus. Die Deutschnationalen (DNVP) sowie USPD und KPD hatten versucht, die erst seit knapp zwei Wochen regierende Koalition aus SPD, Zentrum und DDP unter Ministerpräsident Otto Braun (SPD) durch ein Mißtrauensvotum zu stürzen.


Bei der Ankunft des britischen Thronfolgers Prinz Eduard in Bombay kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der indischen Bevölkerung und britischen Truppen. Die Proteste der Inder richten sich gegen das Kolonialregime Großbritanniens.


Der Direktor sowie 15 Angestellte des Hauptpostamtes Posen werden wegen Unterschlagung und Verletzung ihrer Dienstpflichten entlassen. Sie sollen Pakete geöffnet, Geld unterschlagen und mit dem Geraubten innerhalb eines Monats für 500 000 Mark Liköre und Schnäpse gekauft und während des Dienstes getrunken haben.


Ein viertägiger Lohnstreik der Potsdamer Leichenträger wird beendet, nachdem die Bestattungsunternehmer die Erfüllung der Forderung zugesichert haben. Die überfüllten Leichenhallen hatten eine schnelle Beendigung des Ausstands nötig gemacht.


18

Freitag, 18.11.1921

Reichsfinanzminister Andreas Hermes (Zentrum) legt dem Reichsrat den dritten Nachtragshaushalt für 1921 vor. Daraus ergibt sich ein Fehlbetrag im Etat von 161,6 Mrd. Mark.


In der Haftanstalt Torgau treten 100 kommunistische Gefangene in einen Hungerstreik, um eine Amnestie für politische Vergehen zu erzwingen.


Die bayerische Staatsregierung legt dem Reichsrat in Berlin einen Gesetzentwurf gegen das Schlemmerunwesen vor. Personen, "die sich aus Hang zum Wohlleben der Genußsucht hingeben" und damit "angesichts der Not der Bevölkerung Ärgernis erregen", sollen mit Freiheitsentzug bis zu fünf Jahren bestraft werden.


In Hamborn spricht sich die Vereinigte Kaufmannschaft in einem Appell gegen sog. Hamsterkäufe aus.


Die Theaterdirektion und die Schauspieler der Theateraufführung von Arthur Schnitzlers "Der Reigen" werden vom Landgericht Berlin vom Vorwurf der Erregung öffentlichen Ärgernisses freigesprochen.


19

Samstag, 19.11.1921

Die Truppen des ukrainischen Politikers und Heerführers Simon W. Petljura, die Anfang des Monats von Rumänien aus in die Ukrainische Sowjetrepublik eingefallen sind und die sowjetischen Verbände zurückgedrängt haben, veranstalten bei Kiew ein Pogrom an der jüdischen Bevölkerung.


Reichsverkehrsminister Wilhelm Groener (parteilos) lehnt das Angebot des Verbands der deutschen Industrie ab, die Reichsbahn zu verkaufen.


Der Schriftsteller Gerhart Hauptmann wird an der Prager Universität zum Ehrendoktor der Philosophie ernannt.


Frankreich, Paris: In Paris wird der 1. Internationale Luftfahrtsalon eröffnet, der bis zum 25. November dauert.


Der zweite Teil von Joe Mays exotischem Spielfilm "Das indische Grabmal - Der Tiger von Eschnapur" hat in Berlin Premiere.


20

Sonntag, 20.11.1921

In Belgien kann die Klerikale Partei bei den Wahlen zur Deputiertenkammer, dem Nationalparlament, ihren Vorsprung vor den Sozialisten ausbauen.


Rund 100 Mitglieder des Deutsch-evangelischen Lehrerinnenbundes protestieren in Berlin mit Transparenten gegen die immer häufiger stattfindenden Damenboxkämpfe.


21

Montag, 21.11.1921

Die Interalliierte Rheinlandkommission in Koblenz verbietet die Regimentsvereine, weil sie aufgrund revanchistischer Aktivitäten eine Bedrohung des Friedens darstellten.


Der Katholische Frauenbund und der Katholische Lehrerinnen- und Beamtinnenverband protestieren gegen eine Entscheidung des Reichsgerichts in Leipzig, dass Beamtinnen aufgrund ihrer Heirat nicht entlassen werden dürfen. Nach Ansicht der Frauenverbände ist die Aufgabe als Hausfrau und Mutter nicht mit einer Berufstätigkeit zu vereinbaren.


Nach neuen Bestimmungen des Reichspostministeriums können Privatpersonen einen Münzfernsprecher in ihrer Wohnung installieren lassen, wenn dieser allgemein zugänglich ist. Die Wohnungsinhaber sind dafür von allen Gebühren befreit.


Nach den jüngsten Bierpreiserhöhungen werden im Kreis Saarlouis sämtliche Gaststätten erfolgreich für einen Tag boykottiert.


22

Dienstag, 22.11.1921

Eine Gruppe von rund 100 Arbeitslosen versucht im Berliner Stadtteil Pankow, das Arbeitsamt zu besetzen und die Kasse auszurauben. Zuvor war es in Neukölln zu Plünderungen von Lebensmittelgeschäften gekommen.


Im Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main wird das 100jährige Bestehen dieses größten deutschen Forschungsmuseums gefeiert.


Bei Schießereien zwischen Angehörigen der irischen Unabhängigkeitsbewegung Sinn Féin und britischen Soldaten in Belfast werden zehn Personen getötet.


23

Mittwoch, 23.11.1921

In einer Sitzung des preußischen Landtags in Berlin, deren geordneter Ablauf durch ausgestreutes Niespulver beeinträchtigt wird, wirft der KPD-Abgeordnete Wilhelm Pieck eine Stinkbombe unter die Fraktionsbänke der Deutschnationalen.


Der US-amerikanische Präsident Warren G. Harding unterzeichnet eine Gesetzesvorlage, nach der es Ärzten untersagt ist, alkoholische Getränke aus medizinischen Gründen zu verschreiben. In den USA sind Verkauf und Genuß von Alkohol seit 1920 verboten.


24

Donnerstag, 24.11.1921

Der französische Ministerpräsident Aristide Briand verlässt die Washingtoner Abrüstungskonferenz. Er hatte zuvor erklärt, dass sich Frankreich nicht an einer Abrüstung beteiligen werde, da vom Deutschen Reich und von SowjetRussland weiterhin eine militärische Bedrohung ausgehe.


Bei einer Abstimmung in den während des Weltkriegs besonders zerstörten Gebieten Nordfrankreichs sprechen sich 84% der Bevölkerung für die Beteiligung deutscher Arbeiter am Wiederaufbau aus.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Bei der Jahresversammlung des Verbandes der britischen Industrie in London wird die Regierung aufgefordert, das Deutsche Reich mit der Elektrifizierung Großbritanniens und dem Bau eines Tunnels unter dem Ärmelkanal zu beauftragen. Dadurch könnten fällige Reparationszahlungen im Wert von 50 Mio. Pfund Sterling (57 Mrd. Mark) abgegolten werden.


25

Freitag, 25.11.1921

Der japanische Kronprinz Hirohito übernimmt die Regentschaft von seinem Vater Joschihito, der wegen Geisteskrankheit seine Aufgaben als Herrscher nicht mehr wahrnehmen kann.


Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Andreas Hermes (Zentrum), erlässt eine Verordnung zur "Bekämpfung des wilden Aufkaufs von Kartoffeln". Landwirte dürfen Kartoffeln an Verbraucher nur noch in handelsüblichen Mengen abgeben.


Im ehemals preußischen Hultschiner Ländchen, das nach dem Versailler Vertrag an die Tschechoslowakei abgetreten wurde, kommt es bei der Einberufung von Rekruten für die tschechoslowakische Armee zu Krawallen. Die jungen Männer weigern sich, ihre preußischen Fahnen herauszugeben.


26

Samstag, 26.11.1921

US-Präsident Warren G. Harding schlägt in Washington vor, jährlich eine Konferenz aller Regierungschefs der Welt abzuhalten, um Probleme zu erörtern.


Der bayerische Landtag in München beschließt, dass sich Bayern am Aktienkapital der Rhein-Main-Donau AG beteiligt, die einen Kanal zwischen diesen Flüssen bauen will.


27

Sonntag, 27.11.1921

Bei den Landtagswahlen in Hessen-Darmstadt muss die SPD erhebliche Stimmeneinbußen hinnehmen, bleibt jedoch mit 24 Sitzen stärkste Partei vor dem Zentrum mit 13 Sitzen sowie kleinen Parteien mit noch geringerem Anteil.


28

Montag, 28.11.1921

An der Frankfurter Devisenbörse erreicht der US-Dollar mit 294,75 Mark seinen bisherigen Höchststand.


Die Preußische Staatsbibliothek in Berlin beginnt mit dem Aufbau einer "Lautabteilung", in der Schallplattenaufnahmen gesammelt werden. Dieses Archiv soll für wissenschaftliche Untersuchungen auf den Gebieten Sprachwissenschaft, Völkerkunde, Biologie und Medizin zugänglich sein. Außerdem werden Reden bekannter Persönlichkeiten aufbewahrt.


29

Dienstag, 29.11.1921

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Der Vorstandsvorsitzende der AEG, Walther Rathenau, trifft in London ein, um mit Mitgliedern der britischen Regierung sowie Vertretern der Industrie eine Umwandlung der deutschen Reparationen von Geld- in Sachlieferungen zu erörtern. In gleicher Mission hatte der Industrielle Hugo Stinnes in den Tagen zuvor in London Gespräche geführt.


In der Ukraine schlägt die Rote Armee einen Aufstand des Kosakenführers Simon W. Petljura nieder.


Nach den Ergebnissen einer Volkszählung in Österreich ist die Gesamtbevölkerung gegenüber 1910 um rund 10% zurückgegangen. Derzeit leben 6,5 Mio. Menschen in Österreich.


30

Mittwoch, 30.11.1921

In Arolsen wird ein Staatsvertrag zwischen Preußen und dem Fürstentum Waldeck-Pyrmont 1922 unterzeichnet, nach dem Pyrmont in die preußische Provinz Hannover eingegliedert wird.