Was geschah im Oktober 1904

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine beziehen in Berlin ein eigenes Verbandshaus.

Deutsches Kaiserreich, Oppeln: Im oberschlesischen Industriebezirk tritt eine verschärfte Regelung des Schankwesens in Kraft. Die vom Regierungspräsidenten in Oppeln erlassene Verordnung sieht vor, dass zwischen 22 Uhr abends und 8 Uhr morgens kein Alkohol in Wirtschaften ausgeschenkt werden darf. Ausnahmen gibt es nur für die "besseren" Restaurants und Hotels in den größeren Städten. Für einige Gastwirtschaften in den Bergbaubezirken wird die Polizeistunde an Lohntagen auf vier Uhr nachmittags festgelegt.

In Russland wird die neue Bahnlinie zwischen Orenburg und Taschkent in Betrieb genommen. Die Strecke, die eine Verbindung in den zentralasiatischen Raum schafft, hat sowohl eine militärische als auch eine große wirtschaftliche Bedeutung. Billige Rohstoffe wie Kohle, Erz und Baumwolle können künftig besser in den stärker industrialisierten Westen transportiert werden. Zudem erhofft sich die russische Regierung einen Aufschwung für die Besiedlung des asiatischen Teils des Russischen Reichs.

Deutsches Kaiserreich, Leipzig: Unter der Leitung des Dirigenten Hermann Kretzschmar findet in Leipzig das 2. Bachfest statt.

Im Deutschen Reich tritt eine neue Prüfungsordnung für Apotheker in Kraft.

Deutsches Kaiserreich, Leipzig: Das Reichsgericht in Leipzig besteht seit 25 Jahren. Das höchste deutsche Gericht ist zuständig für Hoch- und Landesverrat sowie für Revisionsangelegenheiten.

Bei einem Brand in einer Fleischkonservenfabrik in New York kommen 50 Feuerwehrleute ums Leben.

Österreich-Ungarn, Wien: Der österreichische Ministerpräsident Ernest von Koerber unterstreicht in einer Rede auf der Generalversammlung des Bundes der Industriellen die Bemühungen der Regierung in Wien, die heimische Industrie zu fördern. Beweis dafür seien u. a. die staatlichen Investitionen im Eisenbahnbau in Höhe von 500 Mio. Kronen (425 Mio. Mark).

Frankreich und Spanien schließen ein Abkommen über die Abgrenzung des jeweiligen Einflußgebiets in Marokko.

Aufstand der Nama

In der deutschen Kolonie Südwestafrika erheben sich verschiedene Stamme der Nama, einer Gruppe der Hottentotten, unter der Führung von Hendrik Witbooi gegen die deutsche Herrschaft.

Auf dem interparlamentarischen Friedenskongress in Boston betont US-Außenminister John Milton Hay, die USA werde dafür eintreten, dass bei internationalen Konflikten eine schiedsgerichtliche Lösung gesucht wird, wenn diplomatische Verhandlungen nicht zu einer Lösung führen.

Deutsches Kaiserreich, Dresden: Die 17. Generalversammlung des Evangelischen Bundes tagt in Dresden. Im Mittelpunkt des dreitägigen Treffens stehen heftige Angriffe gegen die Katholiken und die katholische Zentrumspartei. Der mehr als 200 000 Mitglieder umfassende Bund versteht sich als protestantische Abwehrorganisation gegenüber dem katholischen Einfluss im Deutschen Reich.

Die Niederlande und Portugal schließen einen Vertrag über die Grenzfestlegung auf der Insel Timor. Diese größte Insel der Gruppe der Kleinen Sundainseln wurde 1859 zwischen den beiden Staaten geteilt.

Im dänischen Parlament wird der Entwurf des Finanzhaushalts für 1905-06 vorgelegt. Dabei wird bekannt, dass der Etat für das Kriegsministerium gegenüber dem Vorjahr sinkt, da keine größeren Manöver geplant sind und der Ankauf neuer Geschütze beendet ist.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Das preußische Provinzialschulkollegium erlässt an die städtischen Gemeindeschulen in Berlin eine Verfügung, wonach künftig weder die sozialdemokratischen Turnvereine noch die Turnvereine der Polen die Schulturnhallen benutzen dürfen. Diesen Vereinen wird eine staatsfeindliche Haltung unterstellt. Der Berliner Magistrat hat die Benutzung bislang erlaubt.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Auf dem 22. Protestantentag in Berlin spricht Martha Zietz über das Frauenstimmrecht in der Kirche.

Der frühere britische Kolonialminister Joseph Chamberlain setzt seinen Kampf für die Änderung des britischen Zollsystems fort. Auf einer großen Versammlung in Luton fordert er eine Schutzzollpolitik.

Deutsches Kaiserreich, Breslau: Eine Knechtsfrau aus Frankenthal, Kreis Neumark, wird von einem Gericht in Breslau (Wroclaw) zu einer Gefängnisstrafe von zehn Tagen verurteilt, weil sie andere Frauen auf einem Gut zum Streik aufgefordert hat. Unmittelbar nach dem Vorfall ist die Frau bereits zusammen mit ihrem Mann, der ebenfalls auf dem Gut arbeitete, entlassen worden. Das Urteil erfolgt nach den Bestimmungen eines preußischen Gesetzes vom 24. April 1854 über die Verletzung der Berufspflichten des Gesindes und der ländlichen Arbeiter.

Deutsches Kaiserreich, Posen: In Posen (Pozna ñ ) wird das Kaiser-Friedrich-Museum eröffnet. Das Gebäude wurde im Stil der Hochrenaissance erbaut. Die Errichtung kultureller Institutionen in den östlichen Landesteilen gehört zur preußischen "Germanisierungspolitik", mit der die Stellung und das Zugehörigkeitsgefühl der deutschen Bevölkerung zum Deutschen Reich gestärkt werden sollen.

Deutsches Kaiserreich, Danzig: In Danzig (Gdansk) wird in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. die zehnte technische Hochschule des Deutschen Reichs festlich eröffnet.

Deutsches Kaiserreich, Köln: Der "Internationale Kongress zur Bekämpfung der unsittlichen Literatur" endet nach zweitägiger Dauer in Köln.

Auf der Weltausstellung in St. Louis wird der "Deutsche Tag" gefeiert. An den Festlichkeiten beteiligen sich rund 20 000 Deutschstämmige aus allen Teilen der USA. In der großen Zeit der Auswanderung aus Westeuropa von 1880 bis 1885 gingen mehr als 900 000 Deutsche nach Nordamerika.

Großbrand im Stadttheater Basel

Das Stadttheater in Basel wird durch einen Großbrand schwer beschädigt. Das Feuer, das auf dem Schnürboden ausbricht, verursacht einen Schaden in Höhe von mehr als 1 Mio. sFr (800 000 Mark). Die Feuerwehr muss sich darauf beschränken, das Übergreifen des Brandes auf die angrenzende Kunsthalle und die alte Zeichnungsschule mit dem Archiv des Historischen Museums zu verhindern.

Ein Orkan richtet an Nord- und Ostsee schwere Verwüstungen an. Besonders stark wird die niederländische Fischereiflotte betroffen. Bei Nieuweddiep sinkt ein Kutter, wobei 15 Personen ertrinken.

Deutsches Kaiserreich, München: Ein Sturm in Bayern richtet erhebliche Schäden an. Auf den Oktoberfestwiesen in München wird mehr als die Hälfte der Buden und Zelte umgeweht.

Auf der Berliner Jahresversammlung des "Wissenschaftlich-Humanitären Komitees", das sich u.a. um die Beseitigung des Strafrechtsparagraphen 175 (Homosexualität) bemüht, spricht u.a. der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld über die Übergänge zwischen männlichem und weiblichem Geschlecht.

In Long Island/New York startet erstmals das Vanderbilt-Autorennen. Den Pokal stiftet der US-Milliardär und Automobilsportenthusiast William K. Vanderbilt jr. Erster Sieger ist E. Heath auf einem Panhard-Levassor.

In Prag und Brünn veranstalten die österreichischen Sozialdemokraten Straßendemonstrationen für die Einführung des allgemeinen Wahlrechts. Am 10. Oktober kommt es im Anschluß an eine weitere Kundgebung in Brünn zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Der neue serbische König Peter I. Karadordevic wird vom Metropoliten Innocentius im Kloster Zica feierlich gesalbt. Damit finden die Krönungszeremonien, die am 21. September begonnen haben, ihr Ende.

Die türkische Regierung vergibt die Konzession zum Betrieb einer Kabelverbindung von Berlin über Konstanza nach Konstantinopel (Istanbul) an ein deutsches Unternehmen.

Deutsches Kaiserreich, Hamburg: In Hamburg wird Elisabeth Wiese vom Schwurgericht wegen fünffachen Mordes an Kostkindern zum Tode verurteilt.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin gründen Jugendliche den "Verein der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter".

Deutsches Kaiserreich, Köln: In Anwesenheit des preußischen Kultusministers Konrad Studt und des Prinzen Heinrich von Preußen wird in Köln eine Akademie für praktische Medizin eröffnet. Junge Ärzte, die ihre staatliche Prüfung abgelegt haben, sollen hier das vorgeschriebene Probejahr absolvieren.

Die Hasper Talsperre, die nach den Plänen des bedeutendsten deutschen Talsperrenbauers, Otto Intze, errichtet wurde, wird eröffnet.

Die Erste Kammer des niederländischen Parlaments genehmigt eine Gesetzesvorlage, nach der der Verkauf von Alkohol erschwert wird. Die neue Regelung soll die Abstinenzbewegung in den Niederlanden fördern.

Deutsches Kaiserreich, Bielefeld: Das neue Rathaus in Bielefeld wird eingeweiht. Die Kosten für das in zweijähriger Bauzeit errichtete Gebäude betragen 811 000 Mark.

Deutsches Kaiserreich, Mainz: In Mainz beginnt die II. Generalversammlung der Gesellschaft für soziale Reform. Etwa 100 Vertreter staatlicher Behörden, der christlichen Arbeiterbewegung und bürgerliche Sozialreformer debattieren über Konsumvereine und Arbeiterkammern.

Die Deutsch-Westafrikanische Bank wird von einem Konsortium unter Führung der Dresdner Bank und der Deutsch-Westafrikanischen Handelsgesellschaft gegründet.

Der sächsische König Georg stirbt. Nachfolger wird sein ältester Sohn Friedrich August III.

Die russischen Truppen unter der Führung von General Alexei N. Kuropatkin werden nach einwöchigen schweren Kämpfen von den japanischen Truppen am Schaho-Fluß südlich der Stadt Mukden vernichtend geschlagen. Mehr als 40 000 russische und 16 000 japanische Soldaten werden getötet oder verwundet.

In Frankfurt am Main nimmt der erste allgemeine deutsche Wohnungskongress seine bis zum 19. Oktober dauernden Beratungen auf.

Deutsches Kaiserreich, Darmstadt: Auf dem Bundestag deutscher Bodenreformer, der bereits am 15. Oktober in Darmstadt begonnen hat, diskutieren die Teilnehmer über die wünschenswerte Verstaatlichung der Wasserkraft. Bisher werde die Ausnutzung des Wassers zur Energieerzeugung durch Konzessionen an Privatunternehmen vergeben, was letztlich auch zu einer Steigerung der Energiepreise führen werde.

Der Verband der Schneiderinnen und Schneider Deutschlands beginnt in verschiedenen Städten mit einer Reihe von Protestversammlungen gegen die von Preußens Handelsminister Theodor Möller erlassene neue Konfektionsverordnung. Danach ist es den Unternehmern erlaubt, Überstunden auch vor Sonn- und Feiertagen nach 17.30 Uhr anzuordnen.

Nach dem Rücktritt des konservativen Ministerpräsidenten Ernst Rudolf Hintze-Ribeiro bildet José Luciano de Castro in Portugal ein neues Kabinett. In einer Regierungserklärung kündigt er am 20. Oktober seine Absicht an, den wirtschaftlichen Problemen größere Aufmerksamkeit zuzuwenden und die Herrschaft Portugals in der Kolonie Angola zu sichern.

In Italien wird das Parlament per Dekret aufgelöst. Neuwahlen werden auf den 6. November festgesetzt. Das Auflösungsdekret ist mit einer Regierungserklärung des amtierenden Ministerpräsidenten Giovanni Giolitti verbunden. Darin verweist er auf die jüngsten Unruhen im Zusammenhang mit dem gescheiterten Generalstreik und empfiehlt sich sowohl als Garant der Ordnung als auch als Reformer, der die Lage der Arbeiter verbessern will.

Nach mehrjähriger Bauzeit wird am Geburtstag des früheren deutschen Kaisers Friedrich II. auf der Berliner Museumsinsel das Kaiser-Friedrich-Museum feierlich eröffnet.

Deutsches Kaiserreich, Köln: In Köln wird die 5. Sinfonie von Gustav Mahler uraufgeführt. Das Gürzenich-Orchester wird von dem Komponisten persönlich dirigiert.

Der Schriftsteller Oskar Panizza wird von der Münchner Polizei aufgegriffen und anschließend in eine Heilanstalt eingeliefert, da er auf der Straße nur mit einem Hemd bekleidet umherlief. Mit seinen Satiren hatte Panizza bereits mehrfach für Skandale gesorgt. 1895 wurde er wegen Gotteslästerung zu einer Haftstrafe verurteilt und 1901 wegen Majestätsbeleidigung angeklagt.

Die ungarische Regierung legt dem Parlament in Budapest ein neues Volksschulgesetz vor. Der Gesetzentwurf sieht vor allem eine weitere Stärkung des Ungarischen in der Schule vor. In den Lehrerbildungsanstalten wird Ungarisch zur einzigen Unterrichts- und Prüfungssprache. Die Maßnahmen richten sich gegen die zahlreichen nationalen Minderheiten, u.a. Tschechen, Slowaken und Rumänen, die in Ungarn leben.

Bolivien und Chile ersetzen das nach dem Krieg 1890 geschlossene Waffenstillstandsabkommen durch einen regulären Friedensvertrag. Falls es bei der Durchführung der Vertragsbestimmungen, die u.a. eine Gebietsabtretung an Chile und eine Entschädigungssumme für Bolivien vorsehen, Schwierigkeiten geben sollte, soll Kaiser Wilhelm II. als Schiedsrichter angerufen werden.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Auf Initiative des Vereins Deutscher Ingenieure beschäftigt sich eine Konferenz in Berlin mit der Frage einer einheitlichen Schreibweise der im Deutschen vorkommenden Fremdwörter. Probleme ergeben sich bei unterschiedlichen Schreibweisen nach nationalen Vorschriften besonders in Lexika und Zeitschriftenregistern. Die anwesenden Wissenschaftler und Redakteure beschließen zunächst die Erstellung einer Liste der in Frage kommenden Wörter.

Doggerbank-Zwischenfall

In der Nordsee beschießen russische Kriegsschiffe, die sich auf dem Weg in das ostasiatische Kriegsgebiet befinden, eine britische Fischereiflottille. Die Russen halten die Fischtrawler für japanische Torpedoboote. Als Doggerbank-Zwischenfall bezeichnet man den Beschuss britischer Fischerboote vor der Doggerbank durch die russische Ostseeflotte in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober 1904. Die russischen Kriegsschiffe waren auf dem Weg in den Fernen Osten, wo sie in den Russisch-Japanischen Krieg eingreifen sollten. Aufgrund ungewisser Meldungen über die Anwesenheit japanischer Torpedoboote und der allgemeinen Nervosität der russischen Seeleute werden etwa 30 unbeteiligte Fischerboote von den Russen angegriffen – Tausende von Seemeilen von den feindlichen Gewässern entfernt. Der Zwischenfall weitet sich zu einem Konflikt aus, der Europa für einige Tage an den Rand eines britisch-russischen Krieges bringt.

Ein Erlass Nikolaus II., der die Einberufung von Reservisten in die Armee vorsieht, löst in zahlreichen Orten Russlands blutige Tumulte aus. Viele Reservisten versuchen zu fliehen, um nicht eingezogen zu werden. Zu besonders schweren Unruhen kommt es in Russisch-Polen.

Prinz Adalbert von Preußen, ein Sohn von Wilhelm II., legt in Schanghai den Grundstein für das Gebäude des deutschen Klubs "Konkordia".

Im Berliner Ullstein-Verlag erscheint die erste Nummer der "B.Z. am Mittag". Nach US-amerikanischem Vorbild soll die "Bezett" die zeitungslosen Stunden zwischen Morgen- und Abendausgabe überbrücken.

Zar Nikolaus II. ernennt Alexei N. Kuropatkin zum Oberbefehlshaber der gesamten Landstreitkräfte in Ostasien. Michail W. Alexejew bleibt in seinem Amt als Statthalter.

Österreich-Ungarn, Wien: In Wien demonstrieren die Sozialdemokraten gegen Bürgermeister Karl Lueger, der sich abschätzig über den "Tag der Arbeit" geäußert hat. Lueger, der 1891 die Christlich-soziale Partei gründete, wurde 1895 zum Bürgermeister gewählt.

Deutsches Kaiserreich, Nürnberg: Auf einer Versammlung in Nürnberg erklärt der Zentrumspolitiker Georg Heim, seine Partei werde bei den 1905 in Bayern stattfindenden Wahlen auch mit den Sozialdemokraten zusammengehen. Ein Wahlbündnis zwischen den Parteien, die gemeinsam für eine grundlegende Reform des Wahlrechts eintreten, sei selbstverständlich.

Deutsches Kaiserreich, Düsseldorf: In Düsseldorf schließt die am 1. Mai eröffnete "Internationale Kunst-und Große Gartenbauausstellung" ihre Tore.

Die Abgeordnetenkammer des brasilianischen Parlaments in Rio de Janeiro genehmigt einen Gesetzentwurf über die Reorganisation der brasilianischen Marine. Die Regierung wird dadurch ermächtigt, 28 Kriegsschiffe auf ausländischen Werften bauen zu lassen. Dabei ist u.a. die Beschaffung von drei Schlachtschiffen geplant.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria nehmen in Berlin an der Enthüllung eines Denkmals für den früheren preußischen Kriegsminister und Ministerpräsidenten Albrecht von Roon teil.

Deutsches Kaiserreich, Köln: In Köln wird die neue Maschinenbauschule eingeweiht.

Eine erste Teilstrecke der sog. Bagdadbahn wird zwischen den Städten Konia und Burgula eröffnet.

Im preußischen Abgeordnetenhaus kommt infolge einer Anfrage des liberalen Abgeordneten Albert Träger die Angelegenheit des Kammerherrn der Kaiserin, Ernst von Mirbach, zur Sprache. In der Debatte weist der preußische Innenminister Hans Freiherr von Hammerstein-Loxten die Vorwürfe zurück, die Behörden hätten von Mirbach bei seiner Sammlung von Spendengeldern unterstützt.

In New York wird das erste Teilstück der U-Bahn zwischen Manhattan und den nördlichen Stadtteilen in Betrieb genommen.

Bei einer Überschwemmung in Nordafrika stirbt die Abenteurerin Isabelle Eberhardt.

In seiner Thronrede zur Eröffnung des bulgarischen Parlaments betont Ferdinand I. die guten Beziehungen zum Nachbarstaat Serbien.

Deutsches Kaiserreich, Nürnberg: Auf einer Versammlung für die allgemeine Einführung des Zehnstundentags in Nürnberg fordert der Führer der christlichen Textilarbeitergewerkschaft, Carl Matthias Schiffer, eine Massendemonstration aller Arbeiter in Deutschland an einem bestimmten Tag. Die Veranstaltung in Nürnberg ist von den freien (sozialdemokratischen) wie von den christlichen Gewerkschaften und den Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereinen einberufen worden.

Österreich-Ungarn, Wien: In Wien wird die erste Heilstätte zur Behandlung von Lupuskranken eröffnet. Diese chronische Hautkrankheit wird hier mit einer Lichttherapie behandelt, die der dänische Arzt und Nobelpreisträger Niels Ryberg Finsen entwickelt hat, der am 24. September im Alter von 43 Jahren gestorben ist.

Im Auftrag von US-Präsident Theodore Roosevelt lädt US-Außenminister John Milton Hay alle Staaten zu einer zweiten allgemeinen Friedenskonferenz ein. Thema soll die weitere Ausgestaltung und Präzisierung internationaler Rechtsnormen sein. So bedürfe die Rolle neutraler Staaten einer weiteren Klärung. Die erste internationale Konferenz fand 1899 im niederländischen Den Haag statt. An ihr beteiligten sich 26 Staaten.

Im spanischen Parlament kommt es zu lautstarken Auseinandersetzungen und Schlägereien der Abgeordneten untereinander. Ursache ist der Antrag der Regierung, ihr die Genehmigung zu erteilen, 26 oppositionelle Abgeordnete strafrechtlich zu verfolgen. Die Behandlung dieses Antrags versucht die Opposition durch Obstruktion zu verhindern.

Deutsches Kaiserreich, Worms: Auf dem ersten deutschen Synodaltag in Worms beklagen verschiedene Redner den schwindenden Einfluss des Protestantismus auf das öffentliche Leben im Deutschen Reich. Der katholische Ultramontanismus auf der einen und die Sozialdemokratie auf der anderen Seite beeinflußten dagegen in steigendem Maße die Mehrheit der Bevölkerung. Zur Verbesserung der Situation sei eine Intensivierung des evangelischen Gemeindelebens notwendig.