1

Freitag, 1.10.1915

Die Verschuldung des Deutschen Reiches hat sich seit dem 1. Oktober 1914 von 4,98 Mrd. Mark auf 25,7 Mrd. Mark erhöht.


US-Außenminister Robert Lansing übergibt dem deutschen Botschafter Bernstorff eine Note im Zusammenhang mit den Massakern an den Armeniern.


Osmanisches Reich: Der Generalgouverneur der Provinz Sivas, Ahmed Muammer, reist nach Amasia und weitere Orte, um in Vorbereitung auf Talât Paschas Inspektionsreise den Abschluss und die Wirkung der Massaker zu inspizieren.


In Lublin wird ein Generalgouvernement für die Verwaltung der von Österreich-Ungarn besetzten Gebiete Polens eingerichtet.


Der Schweizer Bundesrat empfiehlt verschärfte Grenzkontrollen, um zu verhindern, dass mittellose Ausländer ins Land kommen, deren Ausweisung auf Schwierigkeiten stoßen könnte.


Die in den Sommermonaten verbotene Rückführung von gefallenen Soldaten in die Heimat wird im Deutschen Reich wieder gestattet.


Wegen der anhaltenden Überlastung der Feldpost wird die Päckchensperre für die Ostfront bis zum 5. Oktober verlängert.


Im Deutschen Reich wird von den Kriegsministerien die Beschlagnahme von Schlaf- und Pferdedecken für den Bedarf des Heeres angeordnet.


Die Deutsche Wohlfahrtsgesellschaft richtet einen kostenlosen Arbeitsnachweis für Kriegsinvaliden ein.


Dänemark, Kopenhagen: In Kopenhagen wird ein Komitee gegründet, das als neutraler Vermittler Büchersammlungen für Kriegsgefangene organisieren will.


2

Samstag, 2.10.1915

Der Parteivorstand der SPD distanziert sich in einem Rundschreiben von den Beschlüssen der internationalen Sozialistenkonferenz, die Anfang September in Zimmerwald/Schweiz stattfand. Er warnt die Parteiorganisationen vor Zustimmungserklärungen.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: In London beginnt mit großen Werbeumzügen eine neue Rekrutierungskampagne für die britische Armee.


Eine kaiserliche Kabinettsorder bestimmt, dass Feldgrau künftig auch in Friedenszeiten einheitliche Uniformfarbe im Deutschen Reich ist.


Der Kriegsausschuß für Volksernährung fordert dazu auf, anstelle des knappen Fleisches vermehrt Fisch zu essen.


Der "Ausschuß zur Versendung von Liebesgaben an Dozenten und Studenten" fordert in einem Aufruf zur Spende von Fachliteratur und anderen Büchern auf, die gefangenen Akademikern zugesandt werden sollen.


3

Sonntag, 3.10.1915

Der Konflikt zwischen der deutschen und der US-amerikanischen Regierung wegen der Versenkung des Passagierdampfers "Arabic" durch ein deutsches U-Boot im August wird beigelegt. Die Reichsregierung erklärt sich bereit, für die dabei ums Leben gekommenen US-Bürger eine Entschädigung zu zahlen.


4

Montag, 4.10.1915

Die russische Regierung stellt Bulgarien ein Ultimatum, in dem die Regierung aufgefordert wird, innerhalb von 24 Stunden die Beziehungen zu den Mittelmächten abzubrechen. Da die bulgarische Regierung dies ablehnt, bricht Russland am 5. Oktober die diplomatischen Beziehungen zu Bulgarien ab.


In Konstantinopel (heute: Istanbul) wird unter Vorsitz des osmanischen Kriegsministers Enwer Pascha eine deutsch-osmanische Vereinigung gegründet.


Der spanische Ministerpräsident Eduardo Dato y Iradier erklärt, seine Regierung wünsche, dass die Friedenskonferenz nach Abschluß des Krieges in Spanien stattfinde.


5

Dienstag, 5.10.1915

In Saloniki/Griechenland beginnt die Landung englischer und französischer Truppeneinheiten, die Serbien bei der erwarteten Offensive der Mittelmächte unterstützen sollen.

Französische Soldaten in Saloniki

5. Oktober 1915: Salonikifront: Alliierte Truppen landen in Saloniki.

Französische Soldaten in Saloniki©
5. Oktober 1915: Salonikifront: Alliierte Truppen landen in Saloniki.

Der griechische Ministerpräsident Eleftherios Weniselos erklärt seinen Rücktritt, da König Konstantin I. die Regierungspolitik in der Frage der Stellung des Landes zum Krieg nicht billigt.


Nach Angaben von Munitionsminister David Lloyd George stehen in Großbritannien bisher 979 Betriebe unter der Kontrolle seines Ministeriums.


In Ergänzung zu den vom Bundesrat beschlossenen örtlichen Preisprüfungsstellen wird eine Reichspreisprüfungsstelle eingerichtet, die vor allem die Reichsregierung beraten soll.


6

Mittwoch, 6.10.1915

Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen unter dem Oberkommando von Generalfeldmarschall August von Mackensen beginnen eine Offensive gegen Serbien.


Die Entente-Staaten Großbritannien, Frankreich, Belgien, Italien und Serbien folgen dem Beispiel Russlands und brechen ihre diplomatischen Beziehungen zu Bulgarien ab.


Ein Preis von 10 000 Mark für die Konstruktion des besten künstlichen Armersatzes wird vom Verein deutscher Ingenieure ausgesetzt. Besonderer Wert soll auf die Brauchbarkeit des künstlichen Armes beim Arbeiten gelegt werden.


7

Donnerstag, 7.10.1915

Alexander Zaimis wird als Nachfolger von Eleftherios Weniselos zum griechischen Ministerpräsidenten ernannt.


Vereinigtes Königreich: Im britischen Oberhaus findet eine allgemeine Diskussion über die armenische Situation statt. Lord Bryce, Lord Crewe und Lord Cromer verurteilen die türkischen Barbareien.


Die US-amerikanische Regierung weist ihren Botschafter im Osmanischen Reich an, der Regierung in Istanbul mitzuteilen, dass die Beziehungen zwischen beiden Staaten gefährdet seien, falls die Massaker an der armenischen Bevölkerung nicht aufhörten.


Völkermord an den Armeniern

Osmanisches Reich: Die Zahl der noch lebenden deportierten Armenier wird auf mindestens 360.000 und die Zahl der toten Armenier auf mindestens 800.000 geschätzt.


8

Freitag, 8.10.1915

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin findet die erste Versammlung der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik statt, die sich den Kampf gegen den Geburtenrückgang zum Ziel gesetzt hat.


Völkermord an den Armeniern

Osmanisches Reich: Talât Pascha, Innenminister des Osmanischen Reiches, fordert von den Provinzbeamten Dokumente, die den armenischen „Verrat“ an der Türkei belegen, um die Massaker an den Armeniern zu rechtfertigen.


9

Samstag, 9.10.1915

Belgrad wird von den Truppen der Mittelmächte erobert.


Die Verluste der britischen Armee betragen nach Angaben von Premierminister Herbert Henry Asquith bisher insgesamt 493 249 Mann.


10

Sonntag, 10.10.1915

Die serbische Regierung fordert Griechenland auf, im Falle eines bulgarischen Angriffs Serbien gemäß dem griechisch-serbischen Vertrag von 1913 zu Hilfe zu kommen.


Osmanisches Reich, Adrianopel: In Adrianopel (Edirne) werden 45 Armenier festgenommen und 1.600 Armenier deportiert.


11

Montag, 11.10.1915

Zwei deutsche Dampfer werden in der Ostsee von britischen Unterseebooten versenkt. Nach deutschen Angaben wurde eines der Schiffe in schwedischen Hoheitsgewässern verfolgt und beschossen.


Die australische Regierung gibt bekannt, dass Australien bisher 83 357 Soldaten für die Entente-Truppen gestellt habe. Weitere 63 000 Mann sollen demnächst nach Europa entsandt werden.


Bei den Stortingswahlen in Norwegen erringen die fortschrittliche Regierungspartei sowie die Sozialisten einen Sieg, während die konservative Opposition Stimmen einbüßt. Bei der Parlamentswahl sind zum erstenmal alle Frauen stimmberechtigt.


Eine Konferenz von Vertretern aller britischen Gewerkschaften des Schiffs- und Maschinenbaus beschließt, eine gemeinsame Beschwerde beim Munitionsministerium über die Praxis der Munitionsgerichtshöfe einzulegen.


12

Dienstag, 12.10.1915

Die britische Krankenschwester Edith Cavell wird hingerichtet

Belgien, Brüssel: In Brüssel wird die von den deutschen Militärbehörden wegen Kriegsverrat zum Tode verurteilte britische Krankenschwester Edith Cavell erschossen. Cavell wird gemeinsam mit 34 weiteren Personen vor einem vom Militärgouverneur von Brüssel, General Traugott von Sauberzweig, eingesetzten Militärgericht angeklagt. Die Anklage lautet auf "Verbrechen zum Schaden für die deutschen Streitkräfte". In den Staaten der Entente löst die Hinrichtung große Empörung aus.


Völkermord an den Armeniern

Osmanisches Reich: Im Osmanischen Reich werden Anordnungen erlassen, die die Ehe mit armenischen Frauen verbieten.


Die zum linken Flügel der SPD zählende Frauenrechtlerin Clara Zetkin, die u.a. Herausgeberin der Wochenzeitschrift "Die Gleichheit" ist, wird nach dreimonatiger Haft aus dem Gefängnis entlassen.


Der französische Außenminister Théophile Delcassé tritt zurück. Sein Amt wird vorübergehend von Ministerpräsident René Viviani übernommen.


Im Wiener Burgtheater werden unter dem Sammeltitel "Komödie der Worte" drei Einakter von Arthur Schnitzler uraufgeführt.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin findet auf Einladung des Polizeipräsidiums eine Besprechung mit Vertretern verschiedener Gewerbe und des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins statt, auf der über die Koordinierung des Kampfes gegen die Fremdwörter beraten wird.


13

Mittwoch, 13.10.1915

Beim bisher größten Angriff deutscher Marineluftschiffe auf London werden nach britischen Angaben 14 Soldaten und 41 Zivilisten durch Bombenabwürfe getötet.


Völkermord an den Armeniern

Osmanisches Reich: In Berlin wird verkündet, dass die Geschichte der Armeniermassaker eine Erfindung der Alliierten sei.


Griechenland lehnt die von Serbien am 10. Oktober geforderte Unterstützung im Krieg gegen Bulgarien mit der Begründung ab, dass sich der serbisch-griechische Vertrag nur auf einen Balkankrieg beziehe, der bulgarisch-serbische Konflikt aber Bestandteil des Weltkrieges sei.


Der rumänische Ministerrat beschließt, bei einem Krieg zwischen Serbien und Bulgarien neutral zu bleiben.


Deutsches Kaiserreich, Dessau: In Dessau findet die Verlobung von Prinz Joachim Franz Humbert von Preußen, dem jüngsten Sohn von Kaiser Wilhelm II., mit Prinzessin Marie Auguste von Anhalt statt.


14

Donnerstag, 14.10.1915

Kriegserklärung Bulgariens an Serbien

Mit dem Angriff auf die serbische Ostgrenze tritt Bulgarien an der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein.


Im neuseeländischen Abgeordnetenhaus wird mitgeteilt, dass bisher 28 000 Soldaten aus Neuseeland auf den europäischen Kriegsschauplatz entsandt worden seien.


15

Freitag, 15.10.1915

Großbritannien erklärt Bulgarien den Krieg

Großbritannien erklärt Bulgarien den Krieg. Die Kriegserklärungen Frankreichs, Italiens und Russlands folgen am 16., 19. und 20. Oktober .


Der serbische Regierungssitz wird wegen des Vormarsches der Mittelmächte von Ni nach Mitrowika verlegt.


Osmanisches Reich: Sechstausend türkische Soldaten führen den letzten Angriff auf die Armenier durch, die sich in Urfa verteidigen. 400 türkische Soldaten werden getötet, während die Armenier bis zum Schluss verteidigen.


Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson stimmt einem Programm zur Aufstockung des Heeres um 100 000 Mann sowie zur Verstärkung der Flotte zu. Für den Ausbau der Flotte sollen jährlich 80 Mio. Dollar (384 Mio. Mark) ausgegeben werden.


Osmanisches Reich: Der Dekan der Realschule in Aleppo und die dortigen deutschen Professoren protestieren beim Auswärtigen Amt gegen die Massaker an den Armeniern.


50 prominente Vertreter der deutschen evangelischen Kirche bitten Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg, sich für eine Untersuchung und die Einstellung der Morde und Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich einzusetzen.


16

Samstag, 16.10.1915

Im Deutschen Reich wird die Errichtung eines Kriegspresseamts bekanntgegeben, das der Obersten Heeresleitung direkt unterstellt ist und u.a. als Oberzensurstelle fungieren soll.


Die Frist für die freiwillige Ablieferung von Gegenständen, die Kupfer, Nickel oder Messing enthalten, läuft im Deutschen Reich ab. An den folgenden Tagen wird eine Bestandsaufnahme der noch in den Haushalten befindlichen metallhaltigen Gegenstände durchgeführt.


Der Reichskanzler erlässt ein von der deutschen Filmindustrie gefordertes Ausfuhrverbot für unbelichtetes Filmmaterial, da die Produktion von Rohfilm wegen der Rohstoffknappheit stark eingeschränkt werden mußte und nur noch für den Inlandsbedarf ausreicht.


Osmanisches Reich, Urfa: In Urfa, Osmanisches Reich, werden ca. 20.000 Menschen der armenische Bevölkerung teils ermordet und teils deportiert.


Osmanisches Reich, Urfa: Zwanzigtausend armenische Deportierte werden auf der Durchreise in der Stadt und Umgebung von Urfa ermordet.


Osmanisches Reich, Deir ez-Zor: Denjenigen, die die Massaker an den Armeniern in Der-el-Zor, (Deir ez-Zor, Syrien, damals Osmanisches Reich) verüben, wird Immunität vor Strafverfolgung garantiert.


Osmanisches Reich: Sechzehntausend armenische Deportierte aus Bursa und Izmid (Izmir) verlassen Afiyon-Karahisar in Richtung Konia (Konya).


17

Sonntag, 17.10.1915

Österreich-Ungarn, Wien: In Wien besiegt die Fußball-Auswahlmannschaft Wiens in einem Städtevergleich das Berliner Team 7:0.


18

Montag, 18.10.1915

Am Isonzo beginnen italienische Truppen eine neue Offensive gegen die österreichisch-ungarischen Stellungen, ohne einen Durchbruch zu erzielen (3. Isonzo-Schlacht).


Osmanisches Reich: Der Generalgouverneur der Provinz Sivas, Ahmed Muammer Bey, überprüft die Ausführung seiner Befehle zur Deportation und Vernichtung der Armenier in der Provinz in Vorbereitung auf Talât Pascha Inspektionsreise, die kurz darauf stattfindet.


In einer Eingabe an den Reichskanzler fordern die Generalkommissionen der Gewerkschaften und der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei entschiedene Maßnahmen gegen die Preissteigerungen für Lebensmittel.


In Großbritannien stehen dem Landesregister zufolge 1,25 Mio. Männer zwischen 19 und 41 Jahren für den Einsatz in der Armee zur Verfügung.


Osmanisches Reich: Im Century Theater in New York findet eine große öffentliche Kundgebung statt, um gegen die Massaker an den Armeniern durch die türkische Regierung zu protestieren. Rabbi Wise, B. Cochrane, Dr. Barton und H. Holt sind die Hauptredner.


19

Dienstag, 19.10.1915

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der türkische Botschafter im Deutschen Reich rechtfertigt in Berlin die Verfolgung und Ermordung der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich damit, dass die christlichen Armenier einen Aufstand gegen die moslemische Bevölkerung geplant und sich auf die Seite Russlands gestellt hätten.


Die Regierungen der USA, Guatemalas, Argentiniens, Uruguays, Boliviens und Chiles beschließen, General Venustiano Carranza als Staatspräsident von Mexiko anzuerkennen.


20

Mittwoch, 20.10.1915

Die serbische Stadt Sabac wird von österreichisch-ungarischen Truppen besetzt.


Die britische Regierung bietet Griechenland an, die Insel Zypern abzutreten, wenn die griechische Armee unverzüglich Serbien im Kampf gegen die Mittelmächte zu Hilfe komme.


In der Schweiz beginnt die Sammlung zugunsten der sog. nationalen Frauenspende, die eine freiwillige Ergänzung zur Kriegssteuer sein soll.


21

Donnerstag, 21.10.1915

Die US-amerikanische Regierung beschließt ein Ausfuhrverbot für Waffen nach Mexiko, von dem nur Lieferungen für die Anhänger des neuen Präsidenten Venustiano Carranza ausgenommen sind.


Im Deutschen Reich wird die Einziehung der 5-Pfennig-Stücke aus Nickel beschlossen.


Der 500. Jahrestag der Herrschaft des Hauses Hohenzollern in der Mark Brandenburg wird in Preußen gefeiert.


22

Freitag, 22.10.1915

Der britische König Georg V. ruft in einer Botschaft an das Volk alle Männer dazu auf, sich freiwillig für den Eintritt in die Armee zu melden.


Der deutsche Bundesrat beschließt, Höchstpreise für Butter einzuführen.


Aus Anlaß des Geburtstages von Kaiserin Auguste Viktoria ruft der Vaterländische Frauenverein zur Spende von eingemachtem Obst, Kompott, Marmelade und Säften für die kämpfende Truppe im Feld und die verwundeten Soldaten in den Lazaretten auf.


23

Samstag, 23.10.1915

Die griechische Regierung bekräftigt, dass sie sich nicht zur Unterstützung Serbiens aufgrund des griechisch-serbischen Bündnisvertrags verpflichtet fühle; das britisches Angebot vom 20. Oktober , bei einem griechischen Kriegseintritt Zypern abzutreten, wird abgelehnt.


In 23 deutschen Großstädten sind nach Angaben des Deutschen Städtetags bisher Preisprüfungsstellen eingerichtet worden.


Das preußische Kultusministerium ordnet an, Sonderklassen für Kriegsteilnehmer einzurichten, die vor ihrer Reifeprüfung die Schule verlassen haben und nun ihre Schulausbildung fortsetzen. Bei der Form des Unterrichts soll die durch die Kriegserfahrung erworbene Reife berücksichtigt werden.


24

Sonntag, 24.10.1915

Der Reichsausschuß der Zentrumspartei verabschiedet in Frankfurt am Main eine Resolution über die Kriegsziele, in der ein verstärkter Schutz der deutschen Grenzen im Westen wie im Osten gefordert wird. Daneben müsse die "volkswirtschaftliche Versorgung unserer wachsenden Bevölkerung" gewährleistet werden.


In Bukarest findet eine große Demonstration der Opposition für den sofortigen Kriegseintritt Rumäniens an der Seite der Alliierten statt.


Im Deutschen Reich wird bekanntgegeben, dass deutsche Gefangene in Russland künftig ihre militärischen Rangabzeichen behalten dürfen. Die Reichsregierung hatte gegen das bisherige Verbot protestiert und angedroht, ihrerseits russischen Gefangenen aller Rangstufen die Abzeichen abzunehmen.


25

Montag, 25.10.1915

Das sozialdemokratische Parteiorgan "Vorwärts" veröffentlicht ein Schreiben des preußischen Innenministeriums über die Beeinflussung der Presse vom 19. April 1915. Die darin enthaltenen Vorschläge stoßen auch in weiten Teilen der bürgerlichen Presse auf Kritik.


Aus den Parlamentswahlen in Südafrika geht die Regierungspartei von Ministerpräsident Louis Botha als Sieger hervor.


In den USA wird ein Handelstrust gegründet, der garantieren soll, dass Warenlieferungen an die Alliierten oder an neutrale Staaten nicht an die Mittelmächte weitergeleitet werden.


26

Dienstag, 26.10.1915

Das preußische Kultusministerium stellt die vorzeitigen Notreifeprüfungen für Kriegsfreiwillige ein, da u.a. das Kriegsministerium die Eignung der sog. Kriegsprimaner für einen Feldzug in Zweifel gezogen hatte.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Auf einer Konferenz der Zentralstelle für Volkswohlfahrt in Berlin wird betont, dass die durch den Krieg verursachten Bevölkerungsverluste durch eine geringe Steigerung der ehelichen Fruchtbarkeit auszugleichen seien.


Bei einem Wirbelsturm auf den Philippinen kommen 200 Menschen ums Leben. Große Teile der Reisernte werden vernichtet.


27

Mittwoch, 27.10.1915

In Serbien wird die Verbindung zwischen den deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen und der bulgarischen Armee hergestellt.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin findet eine Unterredung des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg mit Vertretern aller Fraktionen des preußischen Abgeordnetenhauses über die Ernährungslage statt. Dabei wird betont, dass besonders die unsoziale Verteilung der insgesamt ausreichenden Vorräte verhindert werden müsse.


Im Deutschen Reich wird die Ausgabe von neuen 100-Mark-Scheinen angekündigt. Die alten, 1911 eingeführten Scheine waren wegen ihres zu großen Formats vielfach beanstandet worden.


28

Donnerstag, 28.10.1915

Die japanische Regierung warnt China vor dem Versuch, die Monarchie wiedereinzuführen.


Osmanisches Reich: Zahlreiche armenische Familien werden auf Befehl des amtierenden Generalgouverneurs Zekerie um Mitternacht ohne vorherige Ankündigung aus Adrianopel (Edirne, Türkei) deportiert.


Osmanisches Reich: Gemäß früheren Anweisungen von Innenminister Talât Pascha verlassen an diesem Tag 80.000 armenische Deportierte den Bahnhof Konia (Konya) in Richtung Bozanti (Pozantı, Türkei) auf dem Weg zu ihrem „endgültigen Ziel“. Bei diesen 80.000 handelt es sich um Deportierte aus Städten in der Nähe von Konstantinopel und aus den armenischen Gemeinden im Westen der Türkei.


Der Bundesrat verbietet mit Wirkung vom 1. November den Verkauf von Fleisch an jedem Dienstag und Freitag. Montags und donnerstags darf in Gaststätten Fleisch und Fisch nicht mit Speck oder Fett zubereitet werden.


Die Zahl der Alkoholkranken im Deutschen Reich beträgt nach Schätzungen der Zentrale für Volkswohlfahrt 300 000 bis 400 000.


In der Berliner Philharmonie wird die Tondichtung "Eine Alpensinfonie" von Richard Strauss durch die vom Komponisten dirigierte Dresdner Hofkapelle uraufgeführt.


29

Freitag, 29.10.1915

Der französische Ministerpräsident René Viviani tritt zurück. Zu seinem Nachfolger wird Aristide Briand ernannt.


Der britische König Georg V. verletzt sich während eines Besuchs an der Front bei einem Sturz vom Pferd.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin wird mit einer Tagesdurchschnittstemperatur von minus 1 der kälteste Oktobertag seit dem Beginn der regelmäßigen Temperaturmessungen im Jahr 1701 registriert.


30

Samstag, 30.10.1915

Der SPD-Parteivorstand fordert die Beschlagnahme aller wichtigen Lebensmittel und die Festsetzung weiterer Höchstpreise.


Die kanadische Regierung beschließt, das am Krieg teilnehmende Expeditionskorps um 100 000 Mann zu vergrößern. Derzeit befinden sich 101 000 Soldaten in Übersee, weitere 71 500 werden ausgebildet.


31

Sonntag, 31.10.1915

In einem Artikel der halbamtlichen "Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" werden die Luftangriffe auf britische Städte gerechtfertigt. Diese seien eine angemessene Vergeltung für die britische Blockade, die für die Lebensmittelknappheit im Deutschen Reich verantwortlich sei.


Völkermord an den Armeniern

Osmanisches Reich: Es werden Anweisungen erlassen, die darauf hinweisen, dass die gegen die Armenier ergriffenen Sondermaßnahmen an Orten durchgeführt werden sollen, die außerhalb der Sicht von Ausländern und insbesondere der amerikanischen Konsulate liegen.


Osmanisches Reich: Es werden Anweisungen für die kriegsgerichtliche Verhandlung gegen jeden Armenier erteilt, der einem Ausländer die Ereignisse der Deportationen mitteilt.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf wird das Deutsche Traber-Derby ausgefahren, das Pech mit fünf Längen vor Brabant gewinnt.