Die sowjetischen Invasoren halten nur die großen Städte. Die Mudschaheddin kontrollieren die Berge.
Auf seiner ersten internationalen Pressekonferenz seit seinem Amtsantritt, der nach der sowjetischen Invasion ( 27.12.1979) erfolgte, verteidigt der moskautreue afghanische Präsident Babrak Karmal die Anwesenheit der Sowjets. Die Invasoren haben binnen einer Woche die großen Städte und strategisch wichtigen Punkte erobert.
Zunächst sind fünf sowjetische Divisionen mit einer Gesamtstärke von 50 000 Soldaten eingerückt. Bis 1984 stocken die Sowjets ihr Truppenkontingent auf 200 000 Soldaten auf. Wichtigste Säule im Kampf gegen die sowjetische Besatzungsmacht sind die moslemischen Widerstandsgruppen. In vielen Teilen Afghanistans liefern sie den sowjetischen Besatzern heftige Kämpfe, wobei die Einheimischen vor allem in den unwegsamen Bergregionen Vorteile haben. Hier erweisen sich die sowjetischen Panzereinheiten als ungeeignet.
Keine der beiden Parteien kann einen entscheidenden Vorteil für sich verbuchen. Der Krieg wird für die Sowjets bald zu einem unkontrollierbaren Abenteuer. Für eine vollständige Besetzung Afghanistans reicht ihre Truppenzahl nicht aus. Die sowjetischen Operationen und Vorstöße müssen sich darauf beschränken, den eigenen Nachschub zu sichern und den der Rebellen zu unterbinden. Nach kurzer Zeit rücken die Truppen wieder ab und das Gebiet wird erneut von den Rebellen besetzt.
Während die moslemischen Widerstandsgruppen militärische Aktionen gegen die Sowjetsoldaten unternehmen, übt die verbliebene Zivilbevölkerung passiven Widerstand. Etwa 3 Mio. Afghanen fliehen nach Pakistan, wo nach Kriegsausbruch Flüchtlingslager eingerichtet werden ( 14.4.1988).
STICHWORT: Mudschaheddin
Etwa 15 - 30 moslemische Widerstandsgruppen kämpfen seit der sowjetischen Invasion in Afghanistan gegen die sowjetischen Besatzer und das prosowjetische kommunistische Regime unter Staatspräsident Babrak Karmal.Die Bandbreite der ideologischen Strömungen der Mudschaheddin (paschtu: »Heilige Krieger«) reicht von radikal-islamischen Fundamentalisten, die einen Gottesstaat nach dem Vorbild des Iran anstreben, bis zu gemäßigten Kräften, die für die Rückkehr des im Jahr 1973 gestürzten afghanischen Ex-Königs Mohammed Sahir eintreten.
Die Mudschaheddin nehmen den Kampf mit veralteten Waffen und Beutewaffen auf. Später werden sie militärisch vor allem von Pakistan und den USA mit modernem Kriegsmaterial versorgt. Die Moslemkämpfer verfügen zudem über eine breite Unterstützung in der Bevölkerung.