Was geschah im Mai 1911

Frankreich, Paris: Bei den Maikundgebungen in Paris kommt es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Arbeitern und der Polizei.

Die Osmanische Sozialistische Partei unter Mustafa Subhi veranstaltet die ersten Maikundgebungen im Osmanischen Reich.

Die Aufständischen in Albanien fordern in einem Aufruf "An die öffentliche Meinung" nicht die völlige Unabhängigkeit Albaniens vom Osmanischen Reich, sondern die Bildung einer eigenen Provinz.

Der antimonarchische Aufstand in China weitet sich auf die Hafenstädte der Provinzen Kwangtung, Kiangsi und Schansi aus. Bei Kämpfen zwischen Aufständischen und Regierungstruppen in Foshan bei Kanton nimmt ein Kanonenboot die Rebellen unter Feuer, wobei 200 Menschen ums Leben kommen.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Im Mansion House, dem Amtssitz des Ersten Bürgermeisters von London konstituiert sich die Englisch-deutsche Freundschaftsgesellschaft. Zu Präsidenten werden John Lubbock Lord Avebury und Frank Lascelles, der frühere britische Botschafter in Berlin, gewählt.

Das Oberste Bundesgericht der USA in New York erklärt das Bundesrecht an Wäldern auch ohne Zustimmung der Bundesstaaten für verfassungsmäßig. Die Bewegung zugunsten einer gesetzlichen Regelung des Naturschutzes in den USA erhält durch dieses Urteil starken Auftrieb.

Die japanische Antarktisexpedition, die im Februar in Neuseeland in Richtung Südpol aufgebrochen war, trifft in Sydney in Australien ein. Packeis und Eisberge haben die Schiffe zur Umkehr gezwungen.

In der ungarischen Gemeinde Bonyhád demonstrieren rund 6000 Kleinbauern aus 181 Gemeinden für die Einführung des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts. Die Kleinbauernversammlung beschließt außerdem, die Gründung einer Bank für kleine Landwirte zu betreiben.

Frankreich, Paris: Der Generalgouverneur der chinesischen Millionenstadt Hankow (Wuhan) beruhigt eine aufgebrachte Menschenmenge, indem er das - falsche - Gerücht dementiert, eine internationale Konferenz in Paris verhandle über die Aufteilung Chinas. Die revolutionären Unruhen im Land richten sich nicht nur gegen das Kaiserhaus, sondern auch gegen die Kolonialmächte.

Deutsches Kaiserreich, Nürnberg: Bei einer Auktion in Leipzig ersteigert der US-amerikanische Bankier John Pierpont Morgan d. Ä. für 102 000 Mark den lateinischen Brief Martin Luthers an Kaiser Karl V. vom 28. April 1521. Morgan schenkt den Brief Kaiser Wilhelm II., der ihn seinerseits dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg überläßt.

Deutsches Kaiserreich, Hamm: Das norwegische Storting, das Parlament in Kristiania (Oslo), bewilligt die Gelder für die Errichtung drahtloser Telegrafenstationen auf Spitzbergen und in Hammerfest.

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Der britische Schatzkanzler David Lloyd George bringt im Unterhaus in London eine Gesetzesvorlage zur Einführung der Kranken- und Arbeitslosenversicherung ein.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der Deutsche Reichstag in Berlin lehnt einen Antrag auf Einführung der lateinischen Antiquaschrift anstelle der deutschen Fraktur an den Schulen ab.

Mexiko, Mexiko-Stadt: In Mexiko-Stadt versammeln sich Tausende von Demonstranten vor dem Palast des Präsidenten und fordern den Rücktritt des Diktators Porfirio Díaz.

Griechenland, Athen: Die griechische Abgeordnetenkammer in Athen nimmt das Diätengesetz an. Danach erhalten Abgeordnete jährlich 4000 Drachmen als Aufwandsentschädigung, wenn sie in Athen, 3200 Drachmen, wenn sie in Piräus wohnen. Für unerlaubtes Fernbleiben von den Sitzungen werden jedesmal 20 Drachmen abgezogen.

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Das britische Unterhaus in London nimmt mit 255 zu 88 Stimmen einen Antrag an, nach dem Frauen, die einen selbständigen Haushalt führen und deren Mann kein Stimmrecht besitzt, das Wahlrecht verliehen werden soll. Da während der Abstimmung die Regierungsvertreter und führende Oppositionspolitiker nicht anwesend sind, hat das Abstimmungsergebnis keine praktische Bedeutung für die Gesetzgebung.

Deutsches Kaiserreich, Straßburg: In Straßburg, der Hauptstadt des deutschen Reichslands Elsaß-Lothringen, wird im Beisein von Kaiser Wilhelm II., Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg und des badischen Großherzogspaars ein Reiterstandbild des deutschen Kaisers Wilhelm I. von Ludwig Manzel enthüllt.

Die niederländische Regierung unter dem Konservativen Theodore Heemskerk bringt im Abgeordnetenhaus in Den Haag eine Gesetzesvorlage zur Einführung der Alters- und Invaliditätsversicherung ein.

Griechenland, Athen: In Athen wird der Oberstkommandierende General Smolenski zur Disposition gestellt, weil er vor der Presse über Unregelmäßigkeiten berichtete, die er in der Landesverteidigungskasse aufgedeckt hat.

Deutsches Kaiserreich, Dresden: Die Internationale Hygiene-Ausstellung in Dresden wird eröffnet.

Extrablätter verkünden in Mexiko die Absicht des Diktators Porfirio Díaz zurückzutreten, sobald der Friede in dem von Bürgerkriegswirren erschütterten Land wiederhergestellt sei.

Frankreich, Paris: Die französische Presseagentur "Presse centrale" in Paris verbreitet die - falsche - Nachricht, die deutsche Regierung habe beschlossen, wegen der Marokkokrise drei Kreuzer in die marokkanischen Gewässer zu entsenden.

Die spanischen Sozialisten veranstalten in allen größeren Städten des Landes Kundgebungen gegen die geplante Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und gegen "kriegerische Abenteuer in Afrika".

In Südafrika wird eine Volkszählung durchgeführt. Danach sind von den 5,9 Mio. Einwohnern des 1910 gegründeten Staats 1,2 Mio. Weiße.

Deutsches Kaiserreich, Bremerhaven: In Bremerhaven sticht die zweite deutsche Südpolarexpedition unter Wilhelm Filchner auf der "Deutschland" in See.

In einem Fußballänderspiel in Mailand trennen sich Italien und die Schweiz unentschieden 2:2.

Die liberale spanische Regierung unter José Canalejas y Méndez legt ein Vereinsgesetz vor, das auch für religiöse Vereine gelten soll.

Eine Selbsthilfeaktion französischer Arbeitsloser in Marsillargues bei Lunel endet mit Krawallen. Die Arbeitslosen waren vor 14 Tagen ohne Auftrag in die Weinberge und auf die Felder gezogen und hatten nach Gutdünken gearbeitet. Da ihnen nun der Lohn für die zwei Wochen nicht ausbezahlt wird, verprügeln sie die Gutsbesitzer, verwüsten Gärten und plündern Speicher.

In Bar-sur-Aube, einer der vier Messestädte der Champagne, werden die seit dem 19. März auf der Bürgermeisterei und den Markthallen angebrachten roten Fahnen und revolutionären Inschriften beseitigt.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der russische Mathematikstudent Dmitri Dubrowski begeht in Berlin Selbstmord, weil ihm die Universität aufgrund eines polizeilichen Führungszeugnisses die Immatrikulation verweigert. Das Gutachten der Polizei bescheinigt Dubrowski Sympathie mit den russischen Sozialrevolutionären, weil er sich geweigert hatte, polizeiliche Spitzeldienste zu übernehmen.

Während des Bürgerkriegs in Mexiko erobern die Truppen des Gegenpräsidenten Francisco Indalecio Madero die Stadt Ciudad Juárez an der nordmexikanischen Grenze und proklamieren sie zur Hauptstadt.

Belgien, Brüssel: Der Besuch des französischen Staatspräsidenten Armand Fallières in Brüssel wird begleitet von Demonstrationen der Sozialisten, die gegen die Kolonialpolitik Frankreichs und gegen die blutige Niederschlagung der Maifeiern in Paris protestieren.

Deutsches Kaiserreich, Metz: Bei einem Besuch in Metz, der Hauptstadt des deutschen Regierungsbezirks Lothringen, tauft Kaiser Wilhelm II. die im Ausbau begriffene Festung Orny zu Ehren des bayerischen Prinzregenten auf den Namen "Feste Luitpold".

Johann Orth, der seit 1891 verschollene frühere österreichische Erzherzog Johann Salvator, wird gerichtlich für tot erklärt.

Angesichts der revolutionären Unruhen wird in China durch kaiserliches Edikt das sog. Vorparlament für den 23. Oktober einberufen. Ursprünglich war dieses erst für 1917 geplant.

Deutsches Kaiserreich, Straßburg: Bei einer Protestveranstaltung im Hôtel de France in Straßburg fordern 35 elsaß-lothringische Landesausschußabgeordnete die elsaß-lothringischen Reichstagsabgeordneten zum energischen Widerstand gegen die geplante Verfassung für das Reichsland auf. Der Deutsche Reichstag verabschiedet diese Verfassung am 26. Mai .

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Die Reichstagskommission in Berlin lehnt den umstrittenen Entwurf einer Verfassung für Elsaß-Lothringen mit 13 zu 12 Stimmen ab.

Eldon Gorst, seit 1907 britischer Resident in Ägypten, erklärt in seinem Jahresbericht, dass die nationalistische Agitation keine Ausweitung der ägyptischen Selbstregierung zulasse. Großbritannien könne den Ägyptern mehr Regierungsgewalt nur dann übertragen, wenn diese Agitation (für die Unabhängigkeit Ägyptens) aufhöre.

Im Londoner Kristallpalast findet das Festival of Empire statt.

US-Kriegsminister Jacob McGavock Dickinson tritt zurück wegen Meinungsverschiedenheiten mit Präsident William Howard Taft über die Unterstützung der Rebellen in Mexiko. Nachfolger wird Henry Lewis Stimson.

Der Deutsche Handelstag feiert sein 50jähriges Bestehen.

Während des Aufstands in Albanien verhängt die osmanische Regierung den Belagerungszustand über den Sandschak (Verwaltungsbezirk) Skutari (Shkodër).

Der italienische Automobilsportler Pietro Ceirano gewinnt auf SCAT das Langstreckenrennen um die Targa Florio auf Sizilien.

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Das britische Unterhaus in London verabschiedet in dritter Lesung mit 362 zu 241 Stimmen die Vetobill, durch die das Einspruchsrecht des Oberhauses abgeschafft wird. Das Gesetz, durch das auch die Wahlperiode von sieben auf fünf Jahre verkürzt wird, tritt am 18. August in Kraft.

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Der deutsche Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria treffen in London zu einem fünftägigen Staatsbesuch in Großbritannien ein.

Äthiopien, Addis Abeba: Josua, der Enkel des schwerkranken abessinischen Kaisers Menilek II., wird in Addis Abeba zum König von Abessinien proklamiert.

Das Oberste Bundesgericht in New York verfügt die Auflösung des Konzerns Standard Oil Company of New Jersey.

Der 1909 von den Jungtürken abgesetzte Sultan Abd Al Hamid II. versucht, sich durch einen Sprung aus dem Fenster der Villa Alatini in Saloniki zu töten, wird jedoch daran gehindert.

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Bei der Vorlage des Haushaltsentwurfs im britischen Unterhaus in London stellt Schatzkanzler David Lloyd George fest, "kein vernünftiger Mensch" könne ein weiteres Anwachsen der Rüstungsausgaben vertreten. Die Ausgaben für die Flotte sollen ab 1912 kontinuierlich gesenkt werden, "falls nicht eine neue Drohung, die man nicht voraussehen könne, dazwischen kommen sollte".

Vor dem Londoner Buckingham Palace wird das Nationaldenkmal für Königin Victoria enthüllt.

Deutsches Kaiserreich, Düsseldorf: Das Passagierluftschiff "Deutschland" wird in Düsseldorf vom Wind gegen die Hallenwand des Hangers gedrückt und zerstört.

Die Hohe Pforte, das osmanische Außenministerium in Konstantinopel (Istanbul), bezeichnet die Zusicherungen Montenegros, den antiosmanischen Aufstand in Albanien nicht zu unterstützen, als vertrauenswürdig. Andernfalls wäre die Kriegserklärung die Folge: "Für den Krieg ist alles bereit."

In Porto und anderen nordportugiesischen Städten beginnt eine Verhaftungswelle gegen Monarchisten. Unter den Festgenommenen befinden sich viele Geistliche und ehemalige Offiziere.

Der preußische Landwirtschaftsminister Klemens von Schorlemer vergleicht die polnische Bevölkerung in Westpreußen und Posen mit Indianern.

Der deutsche Kronprinz Wilhelm trifft zu einem Besuch des russischen Zaren Nikolaus II. in Petersburg (Leningrad) ein.

Island, Reykjavík: Das Allthing, das isländische Parlament in Reykjavík, verabschiedet ein Gesetz, durch das Frauen die gleiche aktive und passive Wahlberechtigung erhalten wie Männer. Außerdem erhalten sie Zutritt zu allen öffentlichen Ämtern, auch den geistlichen.

Die kaiserliche chinesische Regierung schließt mit einem Bankenkonsortium von Großbritannien, Frankreich, dem Deutschen Reich und den USA einen Anleihevertrag über 250 Mio. Franc (202 Mio. Mark) ab. Die Gelder sollen für Wirtschaftsreformen und zum Eisenbahnbau in der Mandschurei verwendet werden.

Österreich-Ungarn, Wien: Der Komponist und ehemalige Wiener Hofoperndirektor Gustav Mahler stirbt in Wien.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Das preußische Abgeordnetenhaus in Berlin nimmt die umstrittene Feuerbestattungsvorlage an.

Frankreich, Paris: In der Opéra comique in Paris wird die musikalische Komödie "L'Heure espagnole" von Maurice Ravel unter der musikalischen Leitung von François Ruhlmann uraufgeführt.

Der Landtag des russischen Großfürstentums Finnland in Helsingfors (Helsinki) nimmt eine Gesetzesvorlage an, durch die ausländische Banken die Möglichkeit erhalten, sich in Finnland niederzulassen.

Der französische General Charles Moinier rückt in die marokkanische Residenzstadt Fès ein und wird von Sultan Abd Al Hafis empfangen.

Beim Absturz eines Eindeckers in Issy-les-Moulineaux bei Paris wird der französische Kriegsminister Maurice Berteaux getötet.

In Gent protestieren 20 000 Menschen gegen die von der klerikalen Regierung unter Ministerpräsident Frans Schollaert eingebrachte Gesetzesvorlage über die Einführung des obligatorischen Schulunterrichts.

Papst Pius X. veröffentlicht eine Enzyklika, in der er die "gegen die Kirche gerichteten Feindseligkeiten" der portugiesischen Revolutionsregierung verurteilt.

Deutsches Kaiserreich, Köln: In Köln wird die Hohenzollernbrücke im Beisein von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht.

In einer Note an das Osmanische Reich warnt die russische Regierung vor einer Truppenkonzentration an der Grenze zu Montenegro.

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Der kanadische Ministerpräsident Wilfried Laurier bezeichnet auf der Reichskonferenz in London Gerüchte über eine bevorstehende Annexion seines Landes durch die USA als lächerlich. - Im Zusammenhang mit dem US-amerikanisch-kanadischen Handelsvertrag vom Januar hatten Abgeordnete der Demokratischen Partei US-Präsident William Howard Taft aufgefordert, Kanada zu annektieren.

Während der revolutionären Unruhen in China stellt der frühere Außenminister Yüan Shih-k'ai für seinen von der Opposition geforderten Wiedereintritt in die Regierung als Vorbedingung, dass die Kaiserwitwe Long Yu ihren Widerstand gegen seine Politik aufgebe.

Mexiko, Mexiko-Stadt: Nach dem Ausbruch blutiger Straßenschlachten in Mexiko-Stadt tritt der mexikanische Diktator Porfirio Díaz zurück.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der Deutsche Reichstag in Berlin verabschiedet die Verfassung für Elsaß-Lothringen.

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Der neuseeländische Premierminister Joseph Ward zieht auf der Reichskonferenz in London seinen Antrag zurück, einen gemeinsamen Bundesrat der britischen Dominions und Großbritanniens zu bilden. Die anderen Dominions hatten diesen ersten Versuch, eine Annäherung der zum britischen Kolonialreich gehörigen Gebiete durch ein gemeinsames Parlament zu erzielen, nicht unterstützt.

Belgien, Brüssel: In Brüssel beschließt eine internationale Kommission aus Vertretern des Deutschen Reichs, Belgiens, der Niederlande, Großbritanniens, Norwegens und Österreichs, für alle Staaten Luftschifferkarten im Maßstab 1:200 000 erarbeiten zu lassen.

Zum Zeichen der deutsch-britischen Freundschaft ernennt der deutsche Kaiser Wilhelm II. den britischen König Georg V., seinen Vetter, zum Generalfeldmarschall in der preußischen Armee.

Das Seebad Coney Island in der New Yorker Bucht brennt in der Nacht auf den 27. Mai fast vollständig nieder.

Sultan Abd Al Hafis von Marokko setzt Großwesir El Glaui ab und ernennt El Mokri zum Nachfolger. Das gewalttätige Regiment, das El Glaui den marokkanischen Stämmen gegenüber geführt hatte, war mit ein Grund für den Aufstand gegen den Sultan.

Deutsches Kaiserreich, Nürnberg: Der Deutsche Flottenverein fordert auf seiner Hauptversammlung in Nürnberg den Bau eines zusätzlichen Großkampfschiffs jährlich.

Deutsches Kaiserreich, Posen: Auf dem "Deutschen Tag" in Posen betont die Reichsregierung, sie werde an ihrer Ostmarkenpolitik unverändert festhalten.

In Portugal finden die Wahlen zur konstituierenden Nationalversammlung statt. Fast überall werden die von der Revolutionsregierung unter Joaquim Teófilo Fernandes Braga aufgestellten republikanischen Kandidaten gewählt, auch die Sozialdemokraten schneiden gut ab.

Hans Ludwig gewinnt die erste Querfahrt durch Deutschland, ein Radrennen in sechs Etappen.

Das Oberste Bundesgericht in New York erklärt, dass der Konzern American Tobacco Company gegen die Antitrustgesetzgebung verstoße und verfügt seine Auflösung.

In San Felio de Llobregat bei Barcelona kommt es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Karlisten und Republikanern. Fünf Menschen werden getötet, 14 schwer verletzt. Die Karlisten treten für eine absolutistische Monarchie mit enger Verbindung zwischen Kirche und Staat ein.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der Deutsche Reichstag in Berlin verabschiedet die Reichsversicherungsordnung. Sie soll die Bismarcksche Sozialgesetzgebung zu Ende führen und ergänzen.

Das Automobilrennen "500 Meilen von Indianapolis" wird erstmals ausgefahren. Es gewinnt der US-Amerikaner Ray Harroun.

Bei einem Anschlag von Rebellen auf die nicaraguanische Festung Jaloma sterben 150 Menschen.