Auf der Flucht vor den Nazis findet der theoretische Physiker eine neue Heimat in den USA. Dort treibt er die Forschung zur nuklearen Kernenergie voran.
Enrico Fermi zeigt bereits früh ein ausgesprochenes Talent für die Wissenschaft. Da seine jüdische Frau Laura Capon in Europa vor dem sich ausbreitendem Nazi-Deutschland nicht mehr sicher ist, entschließt er sich zur Flucht in die USA. Von Italien aus nimmt er seine zwei Kinder mit auf die Reise ins Ungewisse. Hilfe erhält der Mathematiker und Physikprofessor dabei von den Alliierten, die ihn per U-Boot aus der Gefahrenzone schaffen. Die Hilfe erfolgt jedoch nicht ohne Eigennutz. Fermis Arbeiten erregen besondere Aufmerksamkeit. Schon mit 22 Jahren entdeckt er in Albert Einsteins Formel zur Relativitätstheorie eine potenziell gigantische Energiequelle. Gleichzeitig bemerkt er eine zunächst scheinbar unüberwindbare Hürde: Die Freisetzung der gebundenen Energie durch die Spaltung eines Atoms würde eine gewaltige Explosion zur Folge haben. Seine intensive Beschäftigung auf dem Gebiet bringt ihm mit nur 24 Jahren die Professur für theoretische Physik ein. Die Alliierten und insbesondere die Amerikaner erhoffen sich wissenswerte Details und Fortschritte auf dem Gebiet der Kernkraftforschung. Enrico Fermi macht sich allerdings keine Illusionen bezüglich derer Gastfreundlichkeit, da er auch das Potenzial zum Herstellen noch nie dagewesener Waffen erkennt.
Prototyp eines Kernkraftwerks in Chicago
Es ist ein Werdegang für die Geschichtsbücher: Nach seiner Ankunft in New York gewähren ihm die Amerikaner Zugang zu den Pupin Laboratories in der Columbia Universität. Nur kurz darauf vermelden externe Nachrichtenquellen die erfolgreiche Kernspaltung von Otto Hahn in Deutschland, der aber nicht mit den Nazis sympathisierte. Fermi warnt im Anschluss eindringlich vor einem nuklear bewaffneten Deutschland und die Konsequenzen für den Verlauf des Zweiten Weltkriegs. Sein Kollege Leó Szilárd wendet sich am 02.08.1939 direkt mit einer Unterschrift Einsteins per Brief an US-Präsident Roosevelt. Darin schlägt er die Aufnahme eines eigenen Atomwaffenprogramms vor, was später zur Gründung des Manhattan-Projekts in den USA führen soll. Da die Forschungsarbeiten in unterschiedlichen Teams und unter anderem auch in Chicago vorangetrieben werden, verlegt Fermi seinen Arbeitsplatz dorthin. Unterhalb der Stadiontribüne nimmt er erstmals in der Geschichte der Menschheit den Prototyp eines Kernkraftwerkes in Betrieb. Einfache Steinquader des auf den Namen Chichago Pile getauften Miniatur-Atommeilers dienen als notdürftige Abschirmung. Mit der ersten und zugleich kontrollierten, nuklearen Kettenreaktion am 02.12.1942 läutet er und seine anwesenden Kollegen das Atomzeitalter der Neuzeit ein.
Der Weg zur ersten Atombombe
Nach der wichtigen Pionierarbeit am Chicago Pile stößt der italienische Wissenschaftler 1944 zum Manhattan-Projekt in New Mexico dazu. Der inzwischen eingebürgerte Fermi ist sich der Absicht hinter dem Projekt vollends bewusst und hält den Bau einer Atombombe für ein notwendiges Übel in Zeiten des Kriegs. Es braucht ein weiteres Jahr an Forschungszeit bis erste, praktische Resultate entstehen. In der Wüste von Neu Mexiko führen die Forschungsarbeiten im Rahmen des Trinity-Tests am 16.07.1945 gemeinsam mit Robert Oppenheimer zur ersten Kernwaffendetonation überhaupt. Wenige Wochen später werden die neuen Bomben im Kriegseinsatz gegen Japan zur Beendigung des Pazifikkrieges eingesetzt.