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Dienstag, 10.1.1911

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der deutsche Reichskanzler und preußische Ministerpräsident Theobald von Bethmann Hollweg eröffnet den preußischen Landtag in Berlin mit der Verlesung der Thronrede von Kaiser Wilhelm II. In ihr wird unter anderem die massive staatliche Förderung der "inneren Kolonisation" in den Ostgebieten angekündigt.


Die Lübecker Bürgerschaft beschließt die Einführung der Gewerbesteuer.


Nach dem Rücktritt des liberalen rumänischen Ministeriums Ion I. C. Brătianu bildet der Konservative Petre P. Carp sein zweites Kabinett nach 1900/01. In seiner Regierungserklärung vom 13. Januar kündigt er Gesetze für eine Unfall-, Kranken- und Altersversicherung der Arbeiter und Handwerker, eine Herabsetzung der Zölle und Eisenbahntarife und die Verstärkung der Armee sowie Verwaltungsreformen an.


Prinz Christophoros, der jüngste Sohn des griechischen Königs Georg I., und Prinz Georg, der älteste Sohn des Kronprinzen Konstantin, erhalten wieder den Offiziersrang. Nach dem antimonarchischen Offiziersputsch von 1909 waren ihre Namen aus den Armeelisten gestrichen worden, Konstantin war ins Exil gegangen. Seit der Einberufung der Nationalversammlung durch den König 1910 haben sich die Verhältnisse in Griechenland wieder normalisiert.


Wassily Kandinsky legt den Vorsitz der Neuen Künstlervereinigung München nieder.


Adolphus Busch überweist der Harvard University in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts 100 000 US-Dollar (rund 400 000 Mark) für den Neubau eines deutschen Museums. Das Museum soll nach dem Willen der Universitätsführung den Namen "Germanic Museum Adolphus Busch Hall" erhalten (heute: Busch-Reisinger Museum). Es wird deutsche, österreichische und schweizerische Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart beherbergen.