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Donnerstag, 6.10.1921

Steckbrief wegen Hochverrats gegen Kapp-Putschisten

Der Oberreichsanwalt in Leipzig erlässt einen Steckbrief wegen Hochverrats gegen die Anführer des Kapp-Putsches vom März 1920. Für die Ergreifung von Wolfgang Kapp, Walther Freiherr von Lüttwitz und Hermann Ehrhardt, die sich wahrscheinlich im Ausland aufhalten ist eine Belohnung von 50 000 Mark ausgesetzt.


Um dem Streik der Berliner Kellner zu begegnen, die sich seit dem 3. Oktober aus Protest gegen das vom Magistrat geplante Verbot von Trinkgeldern im Ausstand befinden, werden vom Hotel- und Gaststättenverband 20 "Notgaststätten" eingerichtet. Ihr Betrieb wird durch Polizeischutz gesichert.


In Anwesenheit von Oberbürgermeister Konrad Adenauer (Zentrum) wird in Köln die Generalversammlung des Bundes deutscher Frauenvereine eröffnet. Auf der zweitägigen Versammlung steht das Familienrecht im Mittelpunkt, das nach Ansicht vieler Delegierter im Sinne einer Gleichstellung von Mann und Frau geändert werden müsse.


Dolchstoßlegende

In einem Zeitungsinterview bekräftigt der frühere Chef der Obersten Heeresleitung, Feldmarschall Paul von Hindenburg, seine These, das deutsche Heer sei im Weltkrieg verraten worden: "Vergeblich wehrt man als Legende ab den Dolchstoß von hinten - und doch haben wir täglich neue Beweise dafür. Unser herrliches Heer - und mußte so zusammenbrechen!" Die Dolchstoßlegende wird seit 1918 von der Rechten immer wieder thematisiert.