Was geschah im Januar 1909

Russisches Kaiserreich, St. Petersburg: Das russische Parlament (Duma) lehnt in St. Petersburg die vom Marineministerium geforderten Gelder zum Bau von drei Linienschiffen einstimmig ab.

Nachfolger des schweizerischen Bundespräsidenten Ernst Brenner wird Adolf Deucher. Deucher hatte dieses Amt bereits in den Jahren 1886, 1897 und 1903 inne.

Deutsches Kaiserreich, Bremen: Nach offiziellen Angaben war der Schiffsverkehr in Bremen und Bremerhaven in den letzten Monaten stark rückläufig. Während 1907 noch insgesamt 4 097 000 t registriert wurden, sank der Verkehr 1908 auf 3 882 600 t. Ursache für diese Entwicklung sei vor allem der rückläufige Passagierverkehr.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Kaiser Wilhelm II. trifft in Berlin zu der traditionellen Neujahrsgratulation mit den kommandierenden Generälen der deutschen Streitkräfte zusammen. Im Mittelpunkt stehen Gespräche über die militärische Lage des Deutschen Reiches.

Die Deutsche Reichspost führt den Postscheckverkehr und damit die bargeldlose Zahlung ein.

Russisches Kaiserreich, St. Petersburg: In St. Petersburg kommt es zu einer in ungewöhnlich scharfer Form geführten Parlamentsdebatte über die innere Sicherheit Russlands. Die linksgerichteten Parteien werfen der Regierung vor durch die wachsende Zahl der Verhaftungen und Hinrichtungen von Angehörigen der revolutionären Kräfte die "Ehre Russlands als zivilisierter Staat" zu beschmutzen.

Der mittelamerikanische Staat Bolivien führt die Goldwährung ein. Neues Zahlungsmittel ist das peruanische Pfund (20 Mark, 45 Pfennig).

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin wird der Deutsche Richterbund gegründet. Ziel des Interessenverbandes ist die Sicherung der Unabhängigkeit der Gerichtsbarkeit und eine bessere Bezahlung der im Staatsdienst tätigen Juristen.

Das württembergische Kultusministerium veröffentlicht einen Erlass zur Vereinfachung des offiziellen Schriftverkehrs. Künftig sollen in amtlichen Briefen überflüssige Höflichkeitsbezeugungen unterlassen werden.

In der US-amerikanischen Hauptstadt Washington lehnt der Oberste Gerichtshof den Antrag der Regierung ab, das Unternehmen Standard Oil Company mit einer Geldstrafe in Höhe von mehreren Millionen US-Dollar zu belegen. Das dem Industriellen John D. Rockefeller gehörende Unternehmen soll - so die Regierung - gegen Anti-Trust-Gesetze verstoßen und unsaubere Geschäftspraktiken angewandt haben.

Kolumbien erkennt vertraglich die Souveränität Panamas an. Panama hatte sich 1903 mit US-amerikanischer Hilfe von Kolumbien abgespalten.

Die türkische Regierung erlässt eine Verfügung, nach der für Österreich-Ungarn bestimmte Waren nur noch mit einer Sondergenehmigung ausgeführt werden dürfen. Hintergrund dieser Maßnahme ist der Konflikt zwischen der Türkei und Österreich-Ungarn über die politische Zukunft Bosniens und der Herzogowina.

Nahe der persischen Stadt Täbris kommt es zu schweren Gefechten zwischen Aufständischen und regierungstreuen Truppen. Dabei werden mehrere hundert Menschen getötet.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin konstituiert sich unter der Schirmherrschaft der deutschen Kaiserin ein Hilfskomitee für die Opfer des Erdbebens am 28. Dezember 1908 auf Sizilien. Das Komitee hat sich die Sammlung und Verteilung von Hilfsgütern zur Aufgabe gemacht.

Italien, Rom: Zum neuen Sekretär der vatikanischen Inquisitions-Kongregation (Santo Uffizio) wird in Rom Kardinal Mario Rampolla gewählt. Sein Vorgänger Kardinal Serefino Vannutelli war aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Zum Abschluß der Tagung der Internationalen Kriminalistischen Vereinigung in Berlin bekräftigen die deutschen Vertreter ihre Forderung nach einer umfassenden Reform des Strafrechtes. Sie sprechen sich für eine Anerkennung des Rechtes jedes Angeklagten auf einen Strafverteidiger sowie für die Schaffung eines eigenständigen Jugendgesetzes aus.

Im Zusammenwirken von deutschen und englischen Kolonialbehörden werden in Südafrika mehrere bewaffnete Hottentotten-Banden verhaftet und der kaiserlichen Justizbehörde in Deutsch-Südwestafrika (Namibia) ausgeliefert. Die Behörde wirft ihnen vor, Anschläge gegen deutsche Einrichtungen verübt zu haben.

Frankreich, Paris: Das französische Parlament lehnt in Paris den Antrag der Regierung unter Georges Clemenceau, die Todesstrafe durch lebenslängliche Zuchthausstrafen zu ersetzen, mit großer Mehrheit ab.

Der englische Kriegsminister Richard Haldane versichert auf einer Kundgebung in Schottland, dass die englische Armee für einen Überraschungsangriff deutscher Truppen auf Großbritannien gerüstet sei.

Österreich-Ungarn, Wien: Österreich-Ungarn bietet der Türkei eine Abfindung in Höhe von 56 Mio. Goldkronen für den Verzicht ihrer Ansprüche auf Bosnien und die Herzegowina an. Zusätzlich erklärt sich die Regierung in Wien zu der Anerkennung türkischer Forderungen auf den Bezirk Sandschak von Novi Pazar bereit.

Der Hamburger Senat legt der Bürgerschaft einen Staatsvertrag mit Preußen vor, der eine Verbesserung der Schiffbarkeit der Elbe, gegenseitige Gebietsabtretungen sowie den Bau eines Seeweges nach Harburg vorsieht. Die Kosten für die Verbesserung des Elbfahrwassers werden auf rund 40 Mio. Mark beziffert.

Frankreich, Paris: In Paris wird der Klavierzyklus "Gaspard de la Nuit" ("Nachterscheinungen") des französischen Komponisten Maurice Ravel uraufgeführt. Solist ist Ricardo Vines.

In Prag kommt es zu Beginn des neuen Semesters zwischen tschechischen und deutsch-österreichischen Studenten zu schweren Auseinandersetzungen.

Dänemark, Kopenhagen: Anlässlich der Eröffnung des dänischen Reichstages wird in Kopenhagen der Abschluß eines Schiedsgerichtsvertrages zwischen Dänemark und Schweden bekanntgegeben. Der bereits am 14. Juli 1908 unterzeichnete Vertrag sieht vor, bei Streitfragen zwischen den Regierungen beider Staaten ein Schiedsgericht anzurufen.

In der persischen Provinz Isfahan schlagen die aufständischen Baktiaren unter ihrem Führer Semsam es Saltaneh mehrere Einheiten der Regierungstruppen in die Flucht. Semsam proklamiert sich daraufhin zum Gouverneur von Isfahan.

Die türkische Regierung stimmt in Konstantinopel (Istanbul) dem österreichischen Vorschlag zu, gegen finanzielle und territoriale Entschädigung die Oberhoheit über Bosnien und die Herzegowina an die Donaumonarchie abzutreten. Die Entscheidung führt zu scharfen Protesten serbischer Nationalisten.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In seiner Rede vor dem preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin beziffert Finanzminister Georg Freiherr von Rheinbaben das Haushaltsdefizit des Landes für 1908 auf 165 Mio. Mark. Um die öffentlichen Ausgaben für das laufende Jahr decken zu können, schlägt der Minister Steuererhöhungen und strengste Sparsamkeit bei den Ausgaben vor.

Deutsches Kaiserreich, Dresden: In Dresden lehnt das sächsische Parlament die von Kommunen und Gemeinden geforderte Übernahme der Kosten für Soziallasten und die Aufwendungen für die Volksschulen durch den Staat ab.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Die Zentrumsfraktion im preußischen Abgeordnetenhaus fordert die Regierung auf, Maßnahmen gegen die besonders in Berlin sich häufenden Veranstaltungen von Anhängern der Freikörperkultur zu ergreifen.

An der Pariser Universität Sorbonne bildet sich ein Verband republikanischer Studenten als Reaktion auf ständige Provokationen royalistischer Kommilitonen, die Vorlesungen mißliebiger Professoren mehrfach gewaltsam verhindert haben.

Dänemark, Kopenhagen: Die dänische Regierung dementiert in Kopenhagen Berichte, nach denen sich deutsche Kriegsschiffe zu militärischen Übungen in dänischen Hoheitsgewässern aufhalten. Entsprechende Gerüchte hatten in den letzten Tagen in der dänischen Öffentlichkeit heftige Diskussionen ausgelöst.

In mehreren der Zentrumspartei nahestehenden Zeitungen werden Artikel veröffentlicht, die den Rücktritt des Reichskanzlers Bernhard Fürst von Bülow wegen der von ihm geplanten Reichsfinanzreform fordern.

König Karl I. von Rumänien ernennt Ion Brătianu zum Nachfolger des aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Ministerpräsidenten Demetrios Sturdza.

Schweden, Stockholm: Anlässlich der Eröffnung des Reichstages in Stockholm kündigt König Gustav V. von Schweden für die kommende Sitzungsperiode die Entscheidung des Parlaments über eine Wahlrechtsreform an.

Regierungsvertreter der USA und Österreich-Ungarns unterzeichnen in Washington ein Abkommen, das die Einsetzung eines Schiedsgerichts zur Schlichtung von Konflikten zwischen den beiden Staaten vorsieht.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin wird eine kaiserliche Verordnung veröffentlicht, die den Diamantenabbau in Deutsch-Südwestafrika (Namibia) regelt. Danach haben die Schürfer ihren gesamten Fund bei der Kolonialbehörde zur Verwertung und Vergütung abzuliefern.

Schweden, Stockholm: Bei der Etatdebatte im schwedischen Reichstag in Stockholm stellt das Haus einen Fehlbetrag in Millionenhöhe fest, der durch eine Verdoppelung der Malzsteuer ausgeglichen werden soll.

Russisches Kaiserreich, St. Petersburg: Nach Berichten der linksgerichteten französischen Zeitung "Humanité" ist der Führer der russischen Revolutionäre, Eugen F. Azew, ein Agent der Regierung in St. Petersburg. Azew habe mehrere Mitglieder der Terrororganisation verraten und den Sicherheitsbehörden detaillierte Angaben über geplante Anschläge übermittelt.

In weiten Teilen des Deutschen Reiches kommt es bei Temperaturen von bis zu minus 15 zu langanhaltenden Schneefällen.

In der sächsischen Hauptstadt Dresden kommt es zu Demonstrationen gegen das geplante Pluralwahlrecht. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei werden mehrere Menschen verletzt.

Frankreich, Paris: Das französische Parlament debattiert in Paris über die Beilegung des Konflikts mit dem Deutschen Reich um das nordafrikanische Land Marokko. Dabei spricht sich die Mehrheit der Abgeordneten für den Abschluß eines Abkommens mit der Berliner Regierung aus.

In einer Rede vor dem preußischen Abgeordnetenhaus zur Etatdebatte fordert Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow angesichts der angespannten Finanzlage im Reich zu äußerster Sparsamkeit im öffentlichen Dienst auf.

Der scheidende US-amerikanische Präsident Theodore Roosevelt appelliert in Washington an das kalifornische Parlament, neue Gesetzesvorlagen, die japanische Einwanderer in Kalifornien diskriminieren würden, nicht zu verabschieden. Die Gesetzesvorlagen sehen vor, dass Japaner im Bundesstaat Kalifornien kein Land erwerben, keine Gewerkschaftsfunktionen ausüben dürfen und in Ghettos zusammengefaßt werden sollen.

Der britische Polarforscher Ernest Shackelton erreicht am Südpol den südlichsten Punkt südlicher Breite. Shackelton entdeckt dabei große Kohlevorkommen und nimmt sie für die britische Krone in Besitz.

Deutsches Kaiserreich, Dresden: Die erste Kammer des sächsischen Abgeordnetenhauses nimmt in Dresden den Entwurf für ein neues Wahlgesetz an.

Der US-amerikanische Senat beschließt in Washington, die Bezüge des Präsidenten einschließlich der Spesen von 75 000 Dollar auf 100 000 Dollar im Jahr zu erhöhen.

Zu Zuchtzwecken werden 3000 Karakulschafe von Hamburg nach Deutsch-Südwestafrika (Namibia) verschifft. Aus dem Fell der Tiere werden u.a. Persianerpelze hergestellt.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Anlässlich eines Empfangs der Deutschen Kolonialgesellschaft in Berlin spricht sich Staatssekretär Bernhard Dernburg für den Ausbau der deutschen Kolonien in Westafrika aus. Seiner Schätzung nach könnten 100 000 Weiße als Farmer dort ihr Auskommen finden. Allein die Diamantenförderung, die 1908 mehr als eine Million Mark erbracht hat, könnte die Kosten für größere Umsiedlungen decken.

Russisches Kaiserreich, St. Petersburg: Der russische Zar Nikolaus II. lehnt in St. Petersburg eine Petition der finnischen Regierung zur Erlangung des Selbstbestimmungsrechtes Finnlands ab. Finnland ist seit 1808 russische Provinz.

Deutsches Kaiserreich, München: In München gründen u.a. Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münter die "Neue Künstlervereinigung". Die Gruppe versteht sich als Avantgarde von Malern, Dichtern, Musikern, Tänzern und Kunsttheoretikern.

Der frühere französische Parlamentspräsident Paul Doumer kritisiert in einem Zeitungsartikel im "Paris Matin" die französische Flottenpolitik, die zur internationalen Zweitklassigkeit der Marine geführt habe. Insbesondere in taktischen, personellen und technischen Belangen sei die französische Flotte gegenüber den Großmächten England und Deutschland ins Hintertreffen geraten.

In der englischen Ortschaft Coldstream weist der britische Außenminister Edward Grey die scharfe Kritik Österreich-Ungarns, die Londoner Regierung verfolge in der Balkanfrage eine einseitige proserbische Politik, mit Nachdruck zurück.

Nantucket: Der 15.000 BRT große Passagierdampfer Republic der britischen White Star Line kollidiert vor Nantucket im dichten Nebel mit dem kleinen italienischen Dampfer Florida. Sechs Menschen sterben. Die Florida hält sich trotz Beschädigungen über Wasser, die Republic dagegen geht 36 Stunden nach der Kollision unter. Die Rettung der Passagiere der beiden Schiffe durch die Baltic ist einer der größten auf See durchgeführten Personentransfers der Geschichte.

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Zwei exilrussische Terroristen erbeuten bei einem Überfall in London 80 Pfund in Gold und schießen sich ihren Fluchtweg mit automatischen Waffen frei, wobei mehrere Polizisten und Zivilisten schwer verletzt werden. Nachdem ihr Haus von Polizei und Armee umstellt und in Brand geschossen worden ist, verüben die Terroristen Selbstmord.

In mehreren preußischen Städten kommt es zu Massendemonstrationen gegen das herrschende Dreiklassenwahlrecht.

In Prag geht die Polizei mit aufgepflanztem Bajonett gegen eine aufgebrachte Menge tschechischer Nationalisten vor, die das von deutschen Studenten frequentierte "Deutsche Haus" stürmen will.

Nach zweitägiger Dauer enden in Budapest die Eiskunstlauf-Europameisterschaften der Männer. Sieger der Konkurrenz wird der Schwede Ulrich Salchow.

Im preußischen Abgeordnetenhaus kommt es zu einer scharf geführten Debatte über das Wahlrecht. Während Abgeordnete der SPD eine grundlegende Reform des Dreiklassenwahlrechts fordern, lehnen die konservativen Kräfte eine Demokratisierung grundsätzlich ab.

In Sofia gibt die bulgarische Regierung die Einberufung von Reservisten bekannt. Diese Maßnahme wird mit dem sich zuspitzenden Konflikt zwischen dem 1908 von der Türkei unabhängig gewordenen Bulgarien und dem einstigen Mutterland begründet. Die Türkei erkennt die Unabhängigkeit nicht an und erhebt territoriale Ansprüche gegenüber Bulgarien.

Bei einer Kundgebung tschechischer Nationalisten in Eger liefern sich Demonstranten und Polizei eine Straßenschlacht. Dabei werden mehrere Personen verletzt.

Kanada, Ottawa: Regierungsvertreter der USA und Kanadas unterzeichnen in Ottawa ein Abkommen zum Schutz der Niagarafälle. Danach darf nur noch eine begrenzte Wassermenge zur landwirtschaftlichen und industriellen Nutzung entnommen werden.

In der Königlichen Hofoper Dresden wird die Oper "Elektra" des deutschen Komponisten Richard Strauss uraufgeführt. Das Libretto des mit Jubel aufgenommenen Werkes schrieb Hugo von Hofmannsthal.

Die Unruhen im Süden Persiens breiten sich weiter aus. Aufständische, die u.a. eine demokratische Verfassung fordern, haben in den letzten Tagen die Kontrolle über die Städte Buschir und Schiras übernommen und Paläste und Banken von Schah Mohammad Ali geplündert.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin begeht Kaiser Wilhelm II. unter großer Anteilnahme der Bevölkerung seinen 50. Geburtstag.

Nachdem er in einem Artikel der Zeitung "Diario Popular" scharf angegriffen wurde, fordert der portugiesische Außenminister Venceslao Lima den Chefredakteur des Blattes zum Duell heraus und verwundet ihn an der Schulter.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin debattiert der Deutsche Reichstag über sog. schwarze Listen, in denen Arbeitgeber aufsässige und politisch unbequeme Arbeiter erfassen.

Die Weinkommission des Deutschen Reichstages beschließt einen Gesetzentwurf, der Angaben über Herkunft, Verschnitt und Alkoholgehalt von Wein, Sekt und Weinbrand auf den Etiketten vorschreibt.

Die Regierung des Osmanischen Reiches erklärt in Konstantinopel (Istanbul) ihre grundsätzliche Bereitschaft, die Unabhängigkeit Bulgariens anzuerkennen. Allerdings wird für Investitionen in dem unter türkischer Oberhoheit stehenden Fürstentum, das am 5. Oktober 1908 einseitig seine Unabhängigkeit erklärt hatte, eine Entschädigungszahlung in Millionenhöhe verlangt.

Die australische Regierung weist in Melbourne die im Deutschen Reichstag geübte Kritik an den australischen Einwanderungsbestimmungen zurück. Angehörige mehrerer Parteien hatten Australien vorgeworfen, Einwanderer aus Deutschland durch eine Überprüfung der englischen Sprachkenntnisse zu diskriminieren. Die australische Führung erklärt dagegen, Sprachüberprüfungen würden "bei anständigen Weißen" nicht vorgenommen.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin wird eine "Zentralstelle für Erforschung des Deutschtums im Ausland" gegründet. Sie soll den "zahlenmäßigen Bestand" und die "Eigenart des Deutschtums im Ausland" wissenschaftlich erforschen.

In New York wird das mit 50 Stockwerken höchste Bürogebäude der Welt eingeweiht. Inhaber des sog. Metro-Towers ist eine US-amerikanische Versicherungsgesellschaft.

Belgien, Brüssel: Das belgische Kabinett beschließt in Brüssel, die Geschütze zur Armierung der Forts an der Unterschelde zu gleichen Teilen in Deutschland und Frankreich zu beschaffen.

Ägypten, Kairo: In Kairo demonstrieren rund 13 000 Studenten für eine Demokratisierung des ägyptischen Bildungswesens.

Unter dem Verdacht der Kollaboration mit russischen Terroristen wird der Polizeipräsident von St. Petersburg, Alexis Lopuchin, verhaftet.

Nach einer Verschärfung der Spannungen zwischen Bulgarien und der Türkei befiehlt die Hohe Pforte in Konstantinopel die Verlegung von Artillerieeinheiten an die Grenze. Hintergrund des Konflikts sind territoriale Streitigkeiten zwischen dem einstigen Mutterland und dem 1908 unabhängig gewordenen Bulgarien.

Im Anschluß an ein internationales Hockey-Turnier wird im Bonner Hotel "Royal" der "Deutsche Hockey-Bund" gegründet.