1

Montag, 1.2.1909

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Die deutsche Reichsregierung veröffentlicht in Berlin eine Erklärung, dass sie an der geplanten Einführung einer Nachlaßsteuer festhalte. Die auch innerhalb der Regierungsparteien stark umstrittene Steuer sei ein unverzichtbarer Kernpunkt der Reichsfinanzreform.


In der französischen Abgeordnetenkammer kommt es zu einer Aussprache über die antiklerikale Politik der Regierung, nachdem fünf Offiziere, die einer katholischen Messe beigewohnt hatten, zu Disziplinarstrafen verurteilt worden waren. Kriegsminister Georges Picquart erklärt, seine Regierung könne Soldaten nicht erlauben, Organisationen beizutreten oder an Veranstaltungen teilzunehmen, die "nur äußerlich den Anschein einer friedlichen Religionsübung" trügen.


Die russische Regierung verfügt mit sofortiger Wirkung die Aufhebung des Freihafenstatus der Stadt Wladiwostok. Die Entscheidung richtet sich vor allem gegen chinesische Waren, die bislang zollfrei eingeführt werden konnten.


In der von ihm neubegründeten Zeitschrift "La Nouvelle Revue Française" veröffentlicht der französische Schriftsteller André Gide den Vorabdruck seines Romans "La Porte étroite".


2

Dienstag, 2.2.1909

Österreich-Ungarn, Wien: In Wien legt die Regierung von Österreich-Ungarn zwei Gesetzesentwürfe für die Regelung des Sprachgebrauches und die Einsetzung von Kreisregierungen im Königreich Böhmen vor. Sie sehen u.a. die Schaffung von 139 tschechischsprachigen und 95 deutschsprachigen Verwaltungsgebieten vor.


3

Mittwoch, 3.2.1909

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Karl Graf von Wedel, kaiserlicher Statthalter von Elsaß-Lothringen, veröffentlicht in Berlin eine Denkschrift, in der er eine größere Autonomie der Region vom Deutschen Reich fordert.


In Friedrichshafen stellt das Deutsche Kriegsministerium den Zeppelin "LZ 3" als "Reichsflugschiff Z 1" in Dienst. Damit verfügen die deutschen Streitkräfte weltweit als erste über ein Luftschiff.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin veröffentlichen die Hilfskomitees für die Opfer des Erdbebens von Messina (Italien) am 28. Dezember 1908 erste Zahlen über den Umfang der deutschen Hilfeleistungen. Demnach wurden von Firmen, Institutionen und Privatleuten in den ersten vier Wochen nach der Naturkatastrophe in Sizilien Geld- und Sachspenden in einem Gesamtwert von mehr als 15 Mio. Mark aufgebracht.


4

Donnerstag, 4.2.1909

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Das preußische Abgeordnetenhaus verabschiedet in Berlin einen Entwurf zur Reform der Besoldungsordnung für Beamte. Der Entwurf sieht u.a. eine deutliche Erhöhung der Bezüge von Lehrern und Beamten der unteren Gehaltsklassen vor.


5

Freitag, 5.2.1909

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Innerhalb der in Berlin tagenden Finanz- und Steuerkommission des Reichstages kommt es zu scharfen Auseinandersetzungen über die geplante Reichsfinanzreform. Während die Sozialdemokraten auf der Einführung einer Nachlaßsteuer beharren, sprechen sich die konservativen Kräfte für eine Vermögenssteuer aus.


Im Reichsrat von Österreich-Ungarn kommt es zu heftigen Tumulten wegen der geplanten Verwaltungsreform in Böhmen. Als sich die Wiener Regierung grundsätzlich gegen die Zulassung von Tschechisch als gleichberechtigter Verwaltungssprache ausspricht, greifen tschechische Nationalisten mehrere Abgeordnete der Regierungsparteien tätlich an. Der Reichsrat wird daraufhin von der Polizei geschlossen.


6

Samstag, 6.2.1909

Die spanische Regierung erteilt dem britischen Unternehmen "Vickers & Maxim" einen Großauftrag zum Bau mehrerer Kriegsschiffe und Werften. In der Öffentlichkeit löst die Auftragsvergabe heftige Diskussionen aus, da führende Militärs die Entwürfe der Firma als unzulänglich und überteuert bezeichnet hatten. Mehrere Zeitungen mutmaßen, vor Vertragsabschluß seien Bestechungsgelder geflossen.


In weiten Gebieten Deutschlands kommt es nach einer plötzlichen Schneeschmelze und heftigen Regenfällen zu schweren Überschwemmungen. Wegen der mangelhaften hygienischen Verhältnisse brechen in mehreren Orten des Ruhrgebietes Seuchen wie Typhus und Malaria aus.


7

Sonntag, 7.2.1909

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Bei einem Hallensportfest in Berlin gelingt es dem deutschen Leichtathleten Hanns Braun, den dreifachen Olympiasieger von St. Louis (1904), den US-Amerikaner James Lightbody, auf der 1000-m-Strecke zu schlagen.


8

Montag, 8.2.1909

In Baden bricht das Bündnis der liberalen Parteien auseinander. In mehreren Tagungen konnten sich die Parteiführer der Nationalliberalen mit den Vertretern der linksliberalen Parteien nicht über einen gemeinsamen politischen Kurs gegenüber der Sozialdemokratie verständigen. Im Gegensatz zu den linksliberalen Parteien lehnen die Nationalliberalen jede Zusammenarbeit mit der SPD ab.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Das "Berliner Tageblatt" veröffentlicht einen Bericht, nach dem Großbritannien der Regierung in Berlin zwischen 1899 und 1901 mehrfach den Beitritt zum sog. Dreibund, dem Verteidigungsbündnis zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und Italien angeboten habe. Das Angebot sei jedoch abgelehnt worden. Der Bericht, der von der Reichsregierung dementiert wird, löst in der Öffentlichkeit heftige Diskussionen aus.


Italien, Rom: In Rom unterzeichnet der italienische König Viktor Emanuel III. ein Dekret zur Auflösung des Parlamentes und schreibt Neuwahlen für den 7. März 1909 aus. Die Stichwahl soll am 14. März stattfinden.


Schweden, Stockholm: Der Schwede Ulrich Salchow verteidigt bei den im Rahmen der Nordischen Spiele ausgetragenen Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Stockholm seinen Titel. Sieger im Paarlaufen werden die Geschwister Johnson aus Großbritannien. Die Entscheidung bei den Damen war bereits am 24. Januar in Budapest gefallen. Den Weltmeistertitel holte sich die Ungarin Lily Kronberger.


9

Dienstag, 9.2.1909

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin schließt das Deutsche Reich mit Frankreich ein Abkommen zur Beendigung der sog. Marokkokrise. Die deutsche Regierung erkennt die Ansprüche Frankreichs auf Marokko an und erhält im Gegenzug die Zusicherung, wirtschaftliche Aktivitäten in dem nordafrikanischen Land frei entfalten zu können.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der britische König Eduard VII. trifft in Berlin zu einem Staatsbesuch ein. Eduard, der bis zum 12. Februar in der deutschen Reichshauptstadt weilt, erklärt gegenüber Kaiser Wilhelm II., dass er die öffentliche Erregung in seinem Heimatland Großbritannien über den Ausbau der deutschen Flotte "lächerlich" finde. Das Deutsche Reich benötige eine angemessene Seestreitmacht.


In Bloemfontein wird der Entwurf der südafrikanischen Verfassung veröffentlicht, der den Zusammenschluß Transvaals, Natals, der Kapkolonie und des Oranjestaates vorsieht. Der neue Staat soll den Namen Südafrika tragen.


Deutsches Kaiserreich, München: Das Statistische Landesamt des Königreiches Bayern veröffentlicht in München die Ergebnisse einer Untersuchung, nach der in den letzten Jahren die Zahl der Gewerbebetriebe stark angestiegen ist. Nach Angaben des Landesamtes zeige die Untersuchung deutlich, dass der Industrialisierungsprozeß in Deutschland auch in bislang vorwiegend landwirtschaftlich orientierten Regionen wie Bayern ungewöhnlich rasch fortschreite.


10

Mittwoch, 10.2.1909

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der Reichsanzeiger veröffentlicht in Berlin die Ergebnisse einer Volks- und Berufszählung von 1907. Daraus geht u.a. hervor, dass die Bevölkerungszahl des Deutschen Reiches stark zunimmt. Von rund 45 Mio. im Jahre 1882 stieg die Einwohnerzahl bis 1895 auf etwa 52 Mio. 1907 wurden bereits mehr als 61,72 Mio. Einwohner gezählt.


11

Donnerstag, 11.2.1909

In der spanischen Hafenstadt Barcelona kommt es zu Bombenanschlägen gegen öffentliche Einrichtungen, bei denen mehrere Menschen verletzt werden. Die Polizei vermutet, dass Anarchisten die Bomben gelegt haben. In den letzten Wochen hatte es wiederholt Anschläge linksgerichteter Kreise gegeben.


Schweiz, Bern: Deutsche und italienische Regierungsvertreter übergeben in Bern dem schweizerischen Bundespräsidenten Adolf Deucher gleichlautende Noten über die Verstaatlichung der Gotthardbahn. Das Kernstück der 1882 mit deutsch-italienischer Unterstützung gebauten Eisenbahnlinie war 1897 von der Schweiz nationalisiert worden. Das Deutsche Reich und Italien fordern nun den Abschluß eines Vertrages über die Nutzung der Gotthardbahn.


12

Freitag, 12.2.1909

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Im Mittelpunkt einer Tagung der Budgetkommission des Reichstages in Berlin stehen die Aufwendungen und Steuereinnahmen Deutsch-Südwestafrikas. Die Kommission stellt fest, dass die Einnahmen aus der Kolonie deutlich gestiegen sind. Streit zwischen den Parteien entzündet sich an der geplanten Selbstverwaltung der Kommunen in Deutsch-Südwestafrika, die nach Ansicht mehrerer Abgeordneter noch nicht in der Lage seien, verantwortungsvoll mit den Steuereinnahmen umzugehen.


Dänemark, Kopenhagen: Die dänische Regierung legt dem Parlament in Kopenhagen ein umfassendes Programm zur Landesverteidigung vor, das u.a. den Ausbau der Flotte sowie die Errichtung von Befestigungsanlagen vorsieht. Dänemark - so Ministerpräsident Niels Thomas Neegaard halte - allerdings auch weiterhin an seiner Neutralitätspolitik fest.


Neuseeland, Wellington Harbour: Der neuseeländische Passagierdampfer Penguin prallt bei stürmischer See und völliger Dunkelheit in der Cookstraße am Eingang zum Wellington Harbour auf einen Unterwasserfelsen und sinkt. Durch heftige Kesselexplosionen wird das Schiff auseinandergerissen. Nur 30 Passagiere und Besatzungsmitglieder überleben, darunter nur eine Frau.


13

Samstag, 13.2.1909

Ägypten, Kairo: In Kairo kommt es anlässlich des Todestages des Führers der ägyptischen Nationalistenpartei, Mustafa Kamel Pascha, zu Demonstrationen gegen die britische Kolonialmacht.


Bei einer Tagung des Bundes der Landwirte im Berliner Zirkus Busch kommt es zu heftigen Angriffen gegen die Reichsregierung wegen der geplanten Einführung einer Nachlaßsteuer.


Die beiden Kammern des schwedischen Reichstages billigen den Abschluß eines umfassenden Handelsvertrages mit Frankreich. Das Abkommen, das am 1. Juli in Kraft treten soll sieht u.a. Zollvergünstigungen für bestimmte französische Produkte sowie die Öffnung des französischen Finanzmarktes für schwedische Anleihen vor.


14

Sonntag, 14.2.1909

In mehreren Städten des Osmanischen Reiches kommt es zu Übergriffen türkischer Nationalisten gegen österreich-ungarische und deutsche Einrichtungen. Hintergrund der Übergriffe ist die Annexion Bosniens und der Herzegowina durch die Donaumonarchie.


15

Montag, 15.2.1909

Das preußische Abgeordnetenhaus billigt mit den Stimmen aller Parteien das Gesetz über die Besoldung von Lehrern, das höhere Bezüge vorsieht. Das Anfangsgehalt für Lehrer und Lehrerinnen beträgt künftig 1400 bzw. 1200 Mark jährlich. Durch verschiedene Alterszulagen können männliche Lehrkräfte ein Endgehalt von bis zu 3300 Mark erzielen, während sich Lehrerinnen mit maximal 2450 Mark begnügen müssen. In Städten mit mehr als 25 000 Einwohnern sind zusätzlich Ortszulagen vorgesehen. Insgesamt erreichen die Lehrkräfte künftig das Gehaltsniveau von Regierungssekretären.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin werden Erhebungen über Einkommens- und Steuerfragen veröffentlicht. Daraus geht hervor dass zur Zeit 77 Einwohner Preußens über ein Jahreseinkommen von mehr als einer Mio. Mark verfügen. Fast 18 000 Preußen erzielen ein Einkommen zwischen 30 500 und 100 000 Mark im Jahr. Von einer Verelendung der Massen - so die Schlußfolgerung eines Sprechers der preußischen Finanzbehörde - könne daher keine Rede sein.


Das US-amerikanische Abgeordnetenhaus nimmt eine Gesetzesvorlage an, die eine Umwandlung der Territorien Arizona und New Mexico in Bundesstaaten vorsieht. Zur Hauptstadt des rund 123 000 Einwohner zählenden Arizona wird Phoenix, zur Hauptstadt des 195 000 Einwohner zählenden New Mexico Santa Fe bestimmt. Das Gesetz tritt 1912 in Kraft.


16

Dienstag, 16.2.1909

Der britische König Eduard VII. eröffnet mit seiner Thronrede das Parlament. Der Monarch bezeichnet u.a. die Haushaltslage Großbritanniens als besorgniserregend. Vor allem die Einführung einer Altersversicherung sowie die hohen Aufwendungen für die Flotte machten Einsparungen unumgänglich.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der deutsche Zentralverband für Handel und Gewerbe spricht sich in Berlin gegen die Einführung einer Steuer für Gas und Elektrizität aus. Die Energieträger sollen nach dem Willen der Regierung im Rahmen der Reichsfinanzreform künftig besteuert werden.


17

Mittwoch, 17.2.1909

Frankreich, Paris: Durch eine Indiskretion wird der Inhalt eines Telegramms von Wilhelm II. an den deutschen Botschafter in Paris Fürst Radolin, der französischen Zeitung "Paris Matin" zugespielt. In dem Telegramm äußert der Kaiser sich euphorisch über das zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich geschlossene Abkommen zur Regelung der Marokkofrage. In Frankreich löst die Veröffentlichung Mutmaßungen aus, die Regierung in Paris sei zu nachgiebig gegenüber Deutschland gewesen.


Die Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses bewilligt einen Wohnungsgeldzuschuß für Beamte. Die Höhe des Gehaltszuschlags ist von Wohnort und Rang der Beamten abhängig und kann zwischen 150 und 2100 Mark im Jahr betragen.


Österreich-Ungarn, Wien: An der Grenze zwischen Serbien und dem von Österreich-Ungarn beanspruchten Bosnien kommt es zu Gefechten zwischen den Streitkräften beider Länder. Die Regierung in Wien beschuldigt die serbische Armee, das Feuer ohne Grund eröffnet zu haben. In den letzten Tagen sei es bereits zu einer Reihe von Übergriffen gekommen, u.a. seien in Belgrad mehrere Österreicher wegen angeblicher Spionage festgenommen worden.


Die türkische Regierung verfügt die Entsendung von Streitkräften nach Nedschd. In der zum Osmanischen Reich (heute zu Saudi-Arabien) gehörenden Region hatte es in den letzten Wochen mehrere Aufstände arabischer Nationalisten gegeben.


18

Donnerstag, 18.2.1909

Vor dem Unterhaus erklärt der britische Premierminister Herbert Henry Asquith auf Anfrage mehrerer Abgeordneter, es gäbe zwischen seiner Regierung und dem Deutschen Reich keine Verhandlungen über den Abschluß eines Abkommens zur Begrenzung der Flottenrüstung. Er sei sich jedoch mit der deutschen Regierung einig, dass der Ausbau der Flotten die Beziehungen zwischen den beiden Ländern nicht beeinträchtige.


Vor dem Amtssitz des britischen Premierministers Herbert Henry Asquith kommt es zu einer Kundgebung von Frauenrechtlerinnen. Die Suffragetten fordern u.a. die Einführung des Stimmrechts für Frauen. Die Polizei löst die Kundgebung auf und verhaftet 20 Demonstrantinnen. Sie werden von einem Gericht zu Gefängnisstrafen zwischen zwei und vier Wochen verurteilt.


Auf Schloss Neustrelitz wird dem Großherzog von Mecklenburg-Neustrelitz eine von rund 40 000 Bürgern unterzeichnete Petition überreicht, in der eine Verfassungsreform zur Erlangung erweiterter demokratischer Rechte für die Bevölkerung gefordert wird.


In Sofia verabschiedet das bulgarische Parlament ein Gesetz, das die Einführung einer sog. Junggesellensteuer vorsieht. Künftig muss jeder unverheiratete Bulgare, der über 30 Jahre alt ist, eine Sondersteuer entrichten.


19

Freitag, 19.2.1909

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der Minister des Reichsschatzamtes, Reinhold von Sydow, erklärt in Berlin, die Reichsregierung erwäge die Einführung einer "Besitzsteuer". Die Erklärung erregt großes Aufsehen, da die Regierung und Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow die Einführung einer solchen Steuer bislang strikt abgelehnt hatten.


20

Samstag, 20.2.1909

Der britische Kriegsminister Richard Burdon Haldane, Viscount of Cloan, erklärt in Newcastle, seine Regierung plane die Reorganisation und den Ausbau der Streitkräfte. Ziel sei eine Gesamtstärke von 46 Divisionen bzw. 23 Armeekorps. Zur Zeit verfügt Großbritannien über rund 800 000 Soldaten, angestrebt wird eine Stärke von 680 000 Mann.


In der Pariser Tageszeitung "Le Figaro" veröffentlicht der italienische Schriftsteller Filippo Tommaso Marinetti das "Manifest des Futurismus".


21

Sonntag, 21.2.1909

Russisches Kaiserreich, St. Petersburg: In St. Petersburg wird die Tondichtung "Der verzauberte See" von Anatol Ljadow uraufgeführt.


22

Montag, 22.2.1909

Der bulgarische Zar Ferdinand, der anlässlich der Beerdigung des Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch in Petersburg weilt, wird im Winterpalais vom russischen Zaren Nikolaus II. empfangen. Das Zusammentreffen der beiden Monarchen wird im Ausland als eine faktische Anerkennung der 1908 von Ferdinand gegen den Willen Russlands durchgesetzten Unabhängigkeit Bulgariens gewertet.


23

Dienstag, 23.2.1909

Finnland, Helsinki: Auf Anordnung der russischen Regierung wird der finnische Landtag in Helsinki aufgelöst. Der Grund für diese Entscheidung sind Äußerungen von Abgeordneten, die eine Autonomie des unter russischer Herrschaft stehenden Großherzogtums Finnland fordern.


24

Mittwoch, 24.2.1909

Im Londoner Varietétheater "Palace" werden die ersten nach dem 1906 von George Albert Smith entwickelten "Cinemacolor"-Verfahren gedrehten Farbfilme gezeigt. Statt der bislang üblichen Handkolorierung von Schwarzweißfilmen verwendet Smith für die Aufnahmen und die Projektion rotierende Farbfilter.


25

Donnerstag, 25.2.1909

Der gemeinsame Landtag der Herzogtümer Sachsen-Coburg und Gotha beschließt auf Antrag der Nationalliberalen eine Wahlrechtsreform. Künftig soll für die Herzogtümer das direkte Wahlrecht gelten; die bislang übliche Wahl von sog. Wahlmännern entfällt.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin bewilligt das preußische Abgeordnetenhaus einen Etat in Höhe von zwei Mio. Mark für die Erschließung Ostpreußens und Pommerns.


26

Freitag, 26.2.1909

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der deutsche Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow trifft in Berlin mit den Führern der im sog. Bülow-Block vertretenen Parteien zusammen. Im Mittelpunkt des Gesprächs stehen strittige Fragen der geplanten Reichsfinanzreform.


Österreich-Ungarn, Wien: In Wien schließen Regierungsvertreter Österreich-Ungarns und des Osmanischen Reiches ein Abkommen über Bosnien und Herzegowina. Darin erkennt die Türkei u.a. die Annexion der Region durch die Donaumonarchie an. Serbien sowie die Großmächte Russland, Frankreich und Großbritannien erkennen das Abkommen nicht an.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: In London endet eine internationale Seerechtskonferenz mit der Verabschiedung eines Abkommens, das eine Kodifizierung des Seekriegsrechts festschreibt.


27

Samstag, 27.2.1909

Gegenüber der französischen Presse erläutert der serbische Ministerpräsident Stojan Nowakowitsch sein "großserbisches Programm", in dem Bosnien, die Herzegowina, Montenegro, Kroatien, Slawonien und Dalmatien als legitime Bestandteile Serbiens bezeichnet werden.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Vor dem preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin erklärt Innenminister Friedrich von Moltke, die politische Lage in Nord-Schleswig habe sich in den letzten Wochen verschärft. Die dänischsprachige Bevölkerung stelle immer offener die Forderung nach einem Anschluß an Dänemark und weigere sich, mit den deutschsprachigen Bewohnern gutnachbarlich zusammenzuleben. Verantwortlich für diese Entwicklung ist nach Ansicht Moltkes die offizielle dänische "Propaganda".


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Das preußische Eisenbahnministerium gibt in Berlin bekannt, dass die Elektrifizierung der Strecken Berlin- Lichterfelde und Hamburg- Altona- Blankenese abgeschlossen sei. Als nächstes sollen nun die Strecken Magdeburg- Zerbst und Bitterfeld- Leipzig elektrifiziert werden.


28

Sonntag, 28.2.1909

Auf dem Prager Wenzelsplatz kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen deutschsprachigen Studenten, Sozialdemokraten und tschechischen Nationalisten. Die von der Armee unterstützte Polizei lässt den Platz mit Waffengewalt räumen.