Was geschah im Januar 1910

Die Welt feiert den Beginn des neuen Jahrzehnts.

In Neujahrsansprachen wird der Diplomatie eine veränderte Rolle in der internationalen Politik zugewiesen.

In Ungarn beginnt der Ex-lex-Zustand, der "gesetzlose Zustand", in dem keine Steuern mehr erhoben werden können.

Durch die Eingemeindung der Vororte Möckern, Probstheida, Stinz, Stötteritz, Dölitz und Dösen wird Leipzig mit rund 580 000 Einwohnern die größte Stadt des Königreichs Sachsen, vor der Hauptstadt Dresden (543 308 Einwohner laut Volkszählung vom 1. Dezember ).

In Frankreich werden neue 100- und 1000-Franc-Scheine in Umlauf gebracht. Luc Olivier Merson, Mitglied der Akademie der bildenden Künste, gestaltete die Banknoten.

Portugal, Lissabon: Der portugiesische König Emanuel II. eröffnet das Parlament in Lissabon mit der Verlesung der Thronrede. Fast alle Abgeordneten des liberal-monarchischen Blocks bleiben der Parlamentseröffnung fern. Auf den Straßen finden nicht die üblichen Huldigungen statt. Portugal steht kurz vor dem Ausbruch der Revolution.

In der spanischen Stadt Zaragoza explodieren vor der Kirche Nuestra Señora del pilar und vor der Kathedrale zwei Bomben. Menschen werden nicht verletzt. Die Attentäter werden in republikanischen Kreisen vermutet.

Das zweite Berliner Sechstagerennen geht zu Ende.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin wird der dritte SPD-Parteitag für Preußen eröffnet.

Im Ruhrrevier nimmt der Zentralarbeitsnachweis des Zechenverbands seine Tätigkeit auf. Seine Aufgabe ist die Vermittlung von Arbeitsplätzen an Arbeitsuchende.

Die italienische Militärverwaltung richtet auf dem Schießplatz des Bosco Mantico bei Verona eine Luftschiffstation ein.

Unter Sicherheitsvorkehrungen wird in Petersburg (Leningrad) Großfürst Michail Nikolajewitsch beigesetzt.

200 französische Soldaten kommen bei einem Überfall von Eingeborenen östlich des Tschadsees ums Leben.

In der portugiesischen Hafenstadt Porto steht nach einer Überschwemmung des Douro das Wasser meterhoch in den Straßen. Die Hafenanlagen werden schwer beschädigt, Schiffe werden von der Strömung mitgerissen und stranden auf den Sandbänken an der Flußmündung.

Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar und Prinzessin Carola Feodora von Sachsen-Meiningen heiraten in Meiningen.

US-Außenminister Philander Chase Knox schlägt in einem Rundschreiben an die Großmächte vor, den geplanten internationalen Prisengerichtshof mit den Machtbefugnissen eines internationalen Schiedsgerichts für alle in Kriegs- und Friedenszeiten auftretenden Streitfragen auszustatten.

Deutsches Kaiserreich, Stettin: Eine chinesische Marine-Studienkommission unter Führung des Prinzen Tsai Hsün trifft in Berlin ein. Sie wird von Kaiser Wilhelm II. im Königlichen Schloss empfangen. Die Chinesen besuchen u.a. die Vulkanwerft in Stettin.

Bischof Adolf Fritzen von Straßburg weist den Vorwurf eines Eingriffs in staatliche Angelegenheiten zurück.

Österreich-Ungarn, Wien: Zur Erinnerung an den Besuch des deutschen Kaiserpaars am 14. Mai 1909 in Wien wird die Alleegasse in Kaiser-Wilhelm-Straße umbenannt.

US-Außenminister Philander Chase Knox spricht sich in Washington für eine Neutralisierung der Mandschurischen Eisenbahn aus.

Deutsches Kaiserreich, Stuttgart: Die württembergische Landesversammlung der Deutschen Volkspartei (DtVP) nimmt in Stuttgart das Fusionsprogramm der linksliberalen Parteien an. Von den sieben Reichstagsabgeordneten der DtVP kommen sechs aus Württemberg.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Dem britischen Polarforscher Ernest Henry Shackleton wird in Berlin die goldene Nachtigal-Medaille der Gesellschaft für Erdkunde verliehen, weil er sich 1909 "dem Südpol bis auf 24 deutsche Meilen genähert, den magnetischen Südpol festgestellt und die weite Ausdehnung des Meeres im westlichen Südpolargebiet wahrscheinlich gemacht hat".

Griechenland, Athen: Der Mitteltrakt des griechischen Königsschlosses in Athen brennt nieder.

In Belgrad beginnt die erste Sozialdemokratische Balkankonferenz. Vertreter Bulgariens, Serbiens, Kroatiens, Sloweniens, Bosniens und der Herzegowina sowie aus Griechenland, Makedonien und dem Osmanischen Reich beschließen auf der Tagung, die bis zum 9. Januar dauert, ein Aktionsprogramm und empfehlen die Schaffung einer sozialdemokratischen Balkanföderation.

In der spanischen Hafenstadt Santander veranlassen die Behörden einen britischen Dampfer zur sofortigen Weiterfahrt. Er soll angeblich Waffen für die Karlisten an Bord haben. Die Karlisten führen seit mehr als einem halben Jahrhundert einen blutigen Kampf gegen die herrschende Dynastie der Bourbonen.

Der französische Aviatiker Hubert Latham stellt auf dem Flugplatz von Châlons-sur-Marne mit 1000 m einen Höhenrekord auf.

Die "Deutsche Tageszeitung", das Organ des Bunds der Landwirte, wirft Reichs- kolonialminister Bernhard Dernburg vor, eine "mehr kapitalistisch als national" ausgerichtete Kolonialpolitik zu betreiben. Das Blatt kündigt "Kampf mit der gebotenen Entschiedenheit" an.

Der deutsche Abgeordneten- und Vertrauensmännertag in Prag erklärt die Sprachenfrage zur wichtigsten politischen Frage in Böhmen.

Das Deutsche Reich besitzt nach Angaben der Zeitschrift "Die Woche" international die größte Luftschifflotte.

Sieben Menschen kommen ums Leben als ein Hospital einstürzt, das zum staatlichen Erzbergbau in Naibl in Kärnten gehört. Die Grubendecke unter dem Spital stürzt ein, das Gebäude wird etwa 200 m in die Tiefe gerissen. Die Bewohner des Ortes, unter dem sich weitere Schächte und Stollen ziehen, verlassen fluchtartig ihre Häuser.

Frankreich, Paris: In Paris werden beim Kampf mit Vorbestraften, die bei der Armee zwangsdienen müssen, drei Geheimpolizisten durch Revolverschüsse getötet, ein vierter wird tödlich verletzt. Nach dem Vorfall verlangt die Presse eine Änderung des Rekrutierungsgesetzes in dem Sinn, dass Kriminelle nur noch den afrikanischen Strafkompanien zugeteilt werden könnten.

Österreich-Ungarn, Wien: Die Operette "Zigeunerliebe" von Franz Lehár wird im Carl-Theater in Wien uraufgeführt.

Bei einer Benzinexplosion in der Garage des russischen Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch in Petersburg (Leningrad) kommen zwei Menschen ums Leben.

Deutsches Kaiserreich, Heidelberg: Die berühmte Ruine des Ottheinrichsbaus in Heidelberg soll als Ruine erhalten werden.

Deutsches Kaiserreich, München: Der bayerische Verkehrsminister Heinrich Ritter von Frauendorfer spricht sich vor der Abgeordnetenkammer in München für die Einführung einer Schiffahrtsabgabe auf den deutschen Wasserstraßen aus.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Das deutsche Reichskolonialamt legt dem Reichstag in Berlin Denkschriften über die Entwicklung der Schutzgebiete vor.

In Kristiania (Oslo) beginnt der "Rattenkrieg". Die Gesundheitsbehörden hoffen, dass im Verlauf dieser Aktion etwa 100 000 Ratten in der norwegischen Hauptstadt getötet werden können. Wegen ihrer ungeheuren Vermehrung bedrohen die Ratten Hygiene und Gesundheit.

Frankreich, Paris: Der französische Aeroklub weiht unter dem Vorsitz des Prinzen Roland Bonaparte sein neues Domizil in Paris ein. Fast alle europäischen Aeroklubs haben Vertreter zu den Feierlichkeiten entsandt.

Mauritius, Port Louis: Das britische Passagierschiff Loodiana wird seit der Abfahrt aus Port Louis (Mauritius) am 10. Januar auf der Überfahrt nach Colombo (Ceylon) mit 175 Menschen an Bord im Indischen Ozean vermisst.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Kaiser Wilhelm II. eröffnet den preußischen Landtag in Berlin mit der Verlesung der Thronrede.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der neue preußische Ministerpräsident und deutsche Reichskanzler, Theobald von Bethmann Hollweg hält seine Antrittsrede vor dem preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin. Bethmann Hollweg hat im Juli 1909 Bernhard Graf von Bülow abgelöst.

Deutsches Kaiserreich, München: Die bayerische Regierung verteidigt die Entnahme von Gemälden aus der Augsburger Bildergalerie für die Pinakothek in München.

Frankreich, Paris: Ein Kurzschluß mit Ausfall der Beleuchtung im Warenhaus "Au Printemps" in Paris ruft eine Panik unter den Kunden hervor. Am Abend kommt es nach einem Kurzschluß in der Leitung der Straßenbeleuchtung auf dem Boulevard Haussmann zu einer Explosion. Ingenieure der Elektrizitätswerke weisen den Vorwurf zurück, die sich in letzter Zeit häufenden Kurzschlüsse hätten politische Hintergründe.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der deutsche Staatssekretär des Innern Clemens Delbrück, verteidigt vor dem Reichstag in Berlin die Versetzung oppositioneller Beamter.

Ibrahim Hakki Pascha wird osmanischer Großwesir als Nachfolger von Hüseyin Hilmi Pascha. Der aus Georgien stammende Politiker gilt als Liberaler und Freund westlicher Kultur. Acht der zwölf Minister seines Kabinetts sind Jungtürken.

Das Tragödienfragment "Deirdre von den Schmerzen" von John Millington Synge, einem der führenden Dramatiker der sog. keltischen Renaissance, wird im Abbey Theatre in Dublin uraufgeführt.

In Großbritannien beginnen die Neuwahlen zum Unterhaus. Sie enden mit einem allgemeinen Rechtsruck.

Großbritannien verhängt den Ausnahmezustand über Britisch-Indien, nachdem es während einer antibritischen Protest-Kampagne der Brahmanen mehrere Tote gegeben hat. Die Brahmanen sind die Angehörigen der obersten Kaste des Hinduismus.

Im Staatsarchiv zu Münster in Westfalen werden Text umd Noten von drei Liedern des mittelhochdeutschen Dichters Walther von der Vogelweide auf dem Umschlag einer Rechnung aus dem 16. Jahrhundert gefunden. Es handelt sich um Abschriften aus dem 14. Jahrhundert.

Frankreich bildet das Generalgouvernement Äquatorialafrika.

Die Wiener Philharmoniker feiern den 50. Jahrestag des Konzerts, mit dem der Aufstieg des Ensembles zu einem Orchester von Weltrang begann.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Unter dem Vorsitz von Prinz Heinrich von Preußen und Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg wird in Berlin das zehnjährige Gründungsjubiläum des Kaiserlichen Automobilklubs gefeiert.

Auf 61 Veranstaltungen im Großraum Berlin fordern die Sozialdemokraten in gleichlautenden Resolutionen die Einführung des allgemeinen, gleichen direkten und geheimen Wahlrechts für Frauen und Männer in Preußen.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der Zentralausschuß der Freisinnigen Volkspartei in Berlin spricht sich für den Zusammenschluß der linksliberalen Parteien aus.

In der bulgarischen Hafenstadt Warna am Schwarzen Meer findet ein Makedonier-Kongress statt. In einer Resolution wird die bulgarische Regierung zum "energischen" Schutz der Makedonier im Osmanischen Reich aufgefordert. Bulgarien unterstützt die Autonomiebestrebungen Makedoniens. Immer wieder kommt es in Makedonien zu Unruhen und zu Aufständen gegen die osmanische Herrschaft.

Im Schloss zu Berlin findet das Krönungs- und Ordensfest statt. 4220 Orden und Ehrenzeichen werden verliehen. Das Fest findet anlässlich des Jahrestages der Krönung von Kurfürst Wilhelm III. zum König in Preußen am 18. Januar 1701 und der Krönung von König Wilhelm I. zum deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 statt.

Karl Graf Khuen-Héderváry von Hédervár wird neuer Ministerpräsident Ungarns.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Die SPD bringt im Reichstag in Berlin eine Anfrage über den Mansfelder Bergarbeiterstreik ein.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Die Freisinnige Fraktionsgemeinschaft bringt im Reichstag in Berlin eine Anfrage über die Anwendung des Reichsvereinsgesetzes ein.

Der Parlamentspalast in Konstantinopel (Istanbul) brennt aus.

Überschwemmungen richten im Deutschen Reich und in Frankreich schwere Schäden an.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der Reichstag in Berlin bewilligt die in einem Nachtragsetat geforderten Geldmittel für den Ausbau der Usambaraeisenbahn in der Kolonie Deutsch-Ostafrika.

Der US-Senat in Washington nimmt das Gesetz über die Annexion von Spitzbergen an.

Österreich-Ungarn, Wien: Der russische Militärattaché in Wien, Oberst Martschenko, wird abberufen. Er hatte versucht, einem Beamten des Wiener Arsenals die Konstruktionspläne des neuen österreichischen Artilleriesprenggeschosses abzukaufen.

Aus Odense in Dänemark wird der Ausbruch der schwarzen Pocken gemeldet.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der Außenminister des Königreichs Serbien, Milovan Milovanovi c, trifft zu Gesprächen in Berlin ein.

Während des Bürgerkriegs in Nicaragua kommt es zu Massenverhaftungen.

Aus Protest gegen die Fleischteuerung beginnt in den Vereinigten Staaten ein Fleischboykott.

Kardinal Antonius Fischer, der Erzbischof von Köln, spricht sich in einem Fasten-Hirtenbrief gegen katholisch-evangelische "Interkonfessionalität" aus.

In der Essener Zeche "Holland" werden sechs Bergleute, die 86 Stunden in einem eingestürzten Stollen eingeschlossen waren, gerettet.

Bei North Bay in der kanadischen Provinz Ontario entgleist ein Personenzug der Canadian-Pacific-Bahn und stürzt über die Böschung in einen Fluß. 70 Menschen kommen ums Leben.

Spanien, Madrid: Aus Spanisch-Marokko heimkehrende Truppen ziehen unter dem Jubel der Bevölkerung in Madrid ein. Der Kampf der Spanier in Marokko gilt den Rifkabylen, aufständischen Berberstämmen im Atlasgebirge.

Herzog Francesco de Campobello, ein Neffe des italienischen Kardinals und früheren päpstlichen Kardinalstaatssekretärs Mariano Rampolla del Tindaro, flüchtet aus Italien, nachdem er Wechsel in bedeutender Höhe auf den Namen seines Onkels gefälscht hat.

Deutsches Kaiserreich, Karlsruhe: In Karlsruhe wird die Oper "Banadietrich" von Siegfried Wagner uraufgeführt.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Hauptthema auf der Generalversammlung des Bunds der Industriellen in Berlin ist die "aggressive Politik" des Bunds der Landwirte.

In Lemberg (Lwów), der Hauptstadt des österreichischen Kronlands Galizien, zerschlagen polnische Studenten die Schaufenster eines Berliner Schuhgeschäfts mit den Rufen "Weg mit den preußischen Lakaien!". Die Proteste richten sich gegen die preußische Germanisierungspolitik in Ostpreußen.

Der neue osmanische Großwesir Ibrahim Hakki Pascha hält vor dem Parlament in Konstantinopel (Istanbul) seine Antrittsrede. Die Kammer erteilt ihm mit 187 zu 34 Stimmen das Vertrauen.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin wird eine französische Rokokoausstellung eröffnet.

Der Generaldirektor der Prager Eisenindustrie-Gesellschaft, Kestranek, beschuldigt in einem offenen Brief den österreichischen Finanzminister Leo Ritter von Bilinski, seine Gesellschaft "schikaniert" zu haben. Sie sei mit großen Steuerausschreibungen belegt worden, weil der inzwischen verstorbene Schwager des Ministers nicht in den Verwaltungsrat aufgenommen worden ist.

Bei der Beratung des Militäretats kommt es im Reichstag zu einer Debatte über die Bevorzugung des Adels.

König Hakon VII. von Norwegen eröffnet das Storting, das Parlament in Kristiania (Oslo). In seiner Thronrede bezeichnet er die Beziehungen des Landes zu den auswärtigen Mächten als "befriedigend". Zentraler Punkt der Auseinandersetzungen ist die Inselgruppe Spitzbergen im Nördlichen Eismeer.

Frankreich, Paris: Der Wasserstand der Seine an der Brücke Pont Royal in Paris erreicht die Rekordhöhe von 8,60 m.

Das deutsche Reichsgesetzblatt veröffentlicht die Ergebnisse der Zweiten Haager Friedenskonferenz.

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Der deutsche Botschafter in Großbritannien, Paul Graf Wolff Metternich zur Gracht, hält in London eine Grundsatzrede zur deutschen Außenpolitik.

Spanien, Madrid: Der spanische Katholische Verband veröffentlicht in Madrid sein Programm. Er fordert u.a. die Einschränkung der Religionsfreiheit und die Untersagung aller nichtchristlichen Kulte, die Unterstellung aller Lehranstalten und Universitäten unter geistliche Oberaufsicht und das Verbot aller nichtkatholischen Vereine und Verbände. Die Auseinandersetzung zwischen Klerikalen und Liberalen nimmt in Spanien das Ausmaß eines Kulturkampfes an.

Deutsches Kaiserreich, Elberfeld: Das Kammergericht in Elberfeld (Wuppertal) hebt den Strafbefehl gegen einen Sozialdemokraten auf, der bei der Beerdigung eines Parteifreunds einen Kranz mit roter Schleife niedergelegt hatte. Die Polizei hatte den Mann "wegen groben Unfugs" und "wegen versäumter Einholung der Genehmigung" mit einer Strafe von 15 Mark belegt.

Das französische Torpedoboot "192" strandet vor Cannes. Die französische Kriegsmarine wird in diesem Jahr von mehreren Unglücken betroffen.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der preußische Rittergutsbesitzer Elard von Oldenburg-Januschau provoziert im Reichstag in Berlin stürmische Szenen. Er sagt, der Kaiser müsse durch einen Leutnant und zehn Mann das Parlament auflösen können.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Das preußische Abgeordnetenhaus in Berlin nimmt einen Zentrumsantrag an, "Maßnahmen zu treffen, welche geeignet sind, in verstärktem Maße eine Umwandlung von Moor- und Ödländereien in Ländereien von höherem wirtschaftlichem Werte herbeizuführen".

Ein GeheimErlass verbietet allen Offizieren der k. u. k. Armee, die nicht dem vierten Dragonerregiment Fürst Windisch-Graetz angehören, sich den Schnurrbart rasieren zu lassen. Das vierte Dragonerregiment besitzt dieses Privileg seit der Schlacht bei Kolín (1757). Der neuesten Mode entsprechend hatten sich nun auch andere Offiziere rasiert. Dies wird ihnen nun untersagt.

König Georg I. von Griechenland genehmigt die Einberufung der Nationalversammlung und betraut Stefanos Dragumis als Nachfolger von Konstantin Mavromichalis mit der Bildung eines neuen Ministeriums.

Ulrich Salchow wird in Davos Weltmeister im Eiskunstlaufen.

Der Alldeutsche Verband betont in einem Schreiben an Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg, das Auswärtige Amt habe "alles Vertrauen verloren", weil es "fremdländische Interessen zum Nachteil reichsdeutscher" fördere. Angriffsziel der Alldeutschen ist die Marokkopolitik.

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der deutsche Monistenbund veranstaltet in Berlin eine Veranstaltung zum Thema "Hat Jesus gelebt?"