1

Sonntag, 1.1.1911

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Während der militärischen Neujahrsfeier in Berlin ernennt Kaiser Wilhelm II. die Generalobersten Alfred Graf von Schlieffen, Colmar Freiherr von der Goltz (Goltz-Pascha) und Max von Bock und Polach zu preußischen Generalfeldmarschällen.


Die Kurienzeitung "Osservatore Romano" veröffentlicht eine Liste der Fürsten, die Papst Pius X. zum neuen Jahr gratuliert haben.


Marc-Emile Ruchet (radikal) löst turnusmäßig Robert Comtesse (radikal) als Bundespräsident der Schweiz ab. Ruchet ist nach 1905 zum zweiten Mal Staatsoberhaupt der Eidgenossenschaft.


General Juan José Estrada tritt sein Amt als Präsident des von Bürgerkriegswirren erschütterten Nicaragua an.


2

Montag, 2.1.1911

Die USA erkennen die neue Regierung von Nicaragua an.


Während des Bürgerkriegs in Honduras landet der frühere Präsident Manuel Bonilla mit dem Kanonenboot "Hornet" in der Nähe von Puerto Cortez und erklärt sich zum Staatsoberhaupt an Stelle des gewählten Präsidenten Miguel E. Dávila.


Während des Drusen-Aufstands im Süden von Syrien besiegen osmanische Truppen ein Heer von 1000 Drusen bei Kerak im Sandschak Hauran. Seit dem großen Drusen-Aufstand von 1860 versucht die Pforte, den Einfluss des drusischen Adels zu beschränken, was wiederholt zu Konflikten geführt hat.


Der "Osservatore Romano", die halbamtliche Tageszeitung des Vatikans, veröffentlicht über die Frage der Wiedervereinigung der griechischen mit der römisch-katholischen Kirche eine Enzyklika von Papst Pius X. Als Haupthindernis für einen Zusammenschluß wird die Tatsache bezeichnet, dass die Orthodoxen unter anderem das Dogma von der unbefleckten Empfängnis ablehnen und die Existenz des Fegefeuers in Zweifel ziehen.


Mit "Mein Stern" gewinnt Siegfried Elsner den vom August Scherl Verlag ausgeschriebenen Walzer-Wettbewerb.


3

Dienstag, 3.1.1911

Der britische Innenminister Winston Churchill leitet im Londoner East End den Großeinsatz von 1000 Polizisten und Soldaten gegen die Mörder "Fritz" und "Peter der Maler" ("Schlacht von Houndsditch").

Winston Churchill (hervorgehoben) in der Londoner Sidney Street

Um Mitglieder einer Bande baltischer Anarchisten festzunehmen, riegeln Ordnungskräfte einen Wohnblock in der Sidney Street im Londoner East End ab, woraufhin – im Beisein von Innenminister Churchill – ein heftiger Schusswechsel stattfindet, bei dem die meisten Anarchisten ums Leben kommen. Fünf Personen, darunter Jacob Peters, nach der Oktoberrevolution Chef der sowjetischen Geheimpolizei, werden wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft in der Piaktow-Bande verhaftet, jedoch allesamt im später eingeleiteten Gerichtsverfahren freigesprochen.

Winston Churchill (hervorgehoben) in der Londoner Sidney Street©
Um Mitglieder einer Bande baltischer Anarchisten festzunehmen, riegeln Ordnungskräfte einen Wohnblock in der Sidney Street im Londoner East End ab, woraufhin – im Beisein von Innenminister Churchill – ein heftiger Schusswechsel stattfindet, bei dem die meisten Anarchisten ums Leben kommen. Fünf Personen, darunter Jacob Peters, nach der Oktoberrevolution Chef der sowjetischen Geheimpolizei, werden wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft in der Piaktow-Bande verhaftet, jedoch allesamt im später eingeleiteten Gerichtsverfahren freigesprochen.

Das portugiesische Amtsblatt veröffentlicht einen Erlass der Revolutionsregierung unter Joaquim Teófilo Fernandes Braga, wonach der Königinwitwe Maria Pia bis zum Zustandekommen eines Staatsvertrags über die Rente monatlich zwei Kantos Reis (etwa 9000 Mark) gezahlt werden. Ein portugiesischer Arbeiter verdient monatlich etwa 40 Mark.


Nach Angaben der Wiener Universität haben mit einer Ausnahme alle katholischen Theologieprofessoren und -dozenten den von Papst Pius X. vorgeschriebenen Antimodernisteneid geleistet.


4

Mittwoch, 4.1.1911

Der österreichische Kaiser Franz Joseph I. ernennt den früheren Ministerpräsidenten Franz Graf von Thun und Hohenstein zum Statthalter von Böhmen als Nachfolger von Karl Graf Coudenhove. Thun erhält den Auftrag, den deutsch-tschechischen Ausgleich in dem von Unruhen erschütterten österreichischen Kronland herbeizuführen. Coudenhove, der das Amt 15 Jahre ausgeübt hatte, war es nicht gelungen, diesen Konflikt zu lösen.


Die Bergleute des Lütticher Reviers treten in den Generalstreik, um die Verkürzung der Arbeitszeit zu erkämpfen.


Die US-amerikanische Bundesanwaltschaft erhebt beim Bundesgericht in New York Anklage gegen den Nordatlantischen Schiffahrts-Pool wegen Verletzung des Antitrustgesetzes. Sie beantragt die Sperrung der US-amerikanischen Häfen für Schiffe der 13 in dem Kartell zusammengeschlossenen Dampfergesellschaften, darunter die Hamburg-Amerika-Linie und der Norddeutsche Lloyd.


5

Donnerstag, 5.1.1911

Deutsches Kaiserreich, Kalk: Erstmals empfängt der Vizekönig von Britisch-Indien, Charles Baron Hardinge of Penshurst, in Kalkutta eine Abordnung des Indian National Congress (INC).


Deutsches Kaiserreich, München: Die Tragödie "Glaube und Heimat" von Karl Schönherr hat in München deutsche Premiere.


6

Freitag, 6.1.1911

Zum geplanten deutsch-russischen Abkommen über den Weiterbau der Bagdadbahn erklärt die russische Regierung, dass sie den überwiegend von deutschen Investoren finanzierten Bau der strategisch wichtigen Eisenbahnlinie nicht behindern wird. Die deutsche Regierung sichert zu, beim Bau einer Anschlußstrecke nach Persien ausschließlich kommerzielle Interessen zu verfolgen. Im Hintergrund des Abkommens steht die Befürchtung Petersburgs, dass Deutschland den russischen Einfluss in Persien vermindern könnte.


7

Samstag, 7.1.1911

König Alfons XIII. von Spanien trifft in der nordmarokkanischen Küstenstadt Melilla ein, die seit 1497 zu Spanien gehört.


8

Sonntag, 8.1.1911

Das Fürstentum Monaco erhält erstmals eine Verfassung.


Deutsches Kaiserreich, Metz: Die deutsche Polizei löst in Metz eine Versammlung des profranzösischen Sportvereins "Lorraine Sportive" auf.


Die deutschen Wandervogelbünde Altwandervogel (AWV) und Wandervogel, Deutscher Bund für Jugendwanderungen (DB), gründen die Interessengemeinschaft Verband Deutscher Wandervögel. Die Bünde behalten ihre Selbständigkeit, geben jedoch künftig gemeinsame Fahrten- und Liederblätter heraus und schaffen gemeinsame Vertretungen gegenüber den Behörden.


Bei einem Fußballänderspiel in Zürich besiegen die Eidgenossen die ungarische Auswahl mit 2:0 Toren.


9

Montag, 9.1.1911

Der österreichische Ministerpräsident Richard Graf Bienerth-Schmerling bildet sein zweites Kabinett.


Die portugiesische Revolutionsregierung unter Joaquim Teófilo Fernandes Braga hebt die Depeschenzensur auf. Damit unterliegt in der Republik Portugal wie auch in anderen europäischen Staaten der Telegrammverkehr ähnlich dem Briefverkehr (Briefgeheimnis) strengem Rechtsschutz.


10

Dienstag, 10.1.1911

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der deutsche Reichskanzler und preußische Ministerpräsident Theobald von Bethmann Hollweg eröffnet den preußischen Landtag in Berlin mit der Verlesung der Thronrede von Kaiser Wilhelm II. In ihr wird unter anderem die massive staatliche Förderung der "inneren Kolonisation" in den Ostgebieten angekündigt.


Die Lübecker Bürgerschaft beschließt die Einführung der Gewerbesteuer.


Nach dem Rücktritt des liberalen rumänischen Ministeriums Ion I. C. Brătianu bildet der Konservative Petre P. Carp sein zweites Kabinett nach 1900/01. In seiner Regierungserklärung vom 13. Januar kündigt er Gesetze für eine Unfall-, Kranken- und Altersversicherung der Arbeiter und Handwerker, eine Herabsetzung der Zölle und Eisenbahntarife und die Verstärkung der Armee sowie Verwaltungsreformen an.


Prinz Christophoros, der jüngste Sohn des griechischen Königs Georg I., und Prinz Georg, der älteste Sohn des Kronprinzen Konstantin, erhalten wieder den Offiziersrang. Nach dem antimonarchischen Offiziersputsch von 1909 waren ihre Namen aus den Armeelisten gestrichen worden, Konstantin war ins Exil gegangen. Seit der Einberufung der Nationalversammlung durch den König 1910 haben sich die Verhältnisse in Griechenland wieder normalisiert.


Wassily Kandinsky legt den Vorsitz der Neuen Künstlervereinigung München nieder.


Adolphus Busch überweist der Harvard University in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts 100 000 US-Dollar (rund 400 000 Mark) für den Neubau eines deutschen Museums. Das Museum soll nach dem Willen der Universitätsführung den Namen "Germanic Museum Adolphus Busch Hall" erhalten (heute: Busch-Reisinger Museum). Es wird deutsche, österreichische und schweizerische Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart beherbergen.


11

Mittwoch, 11.1.1911

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin findet die Gründungsversammlung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften statt.


Bei der Urteilsverkündung im ersten Moabiter Krawallprozeß weist das Berliner Gericht darauf hin, dass von seiten der Polizei "Mißhandlungen in einer größeren Anzahl von Fällen" vorgekommen sind.


Ein Streik der portugiesischen Eisenbahner bringt den gesamten Zugverkehr im Land zum Erliegen. Der vorwiegend politische Streik ist Ausdruck der Unzufriedenheit vieler Arbeiter mit den nur zögernd in Angriff genommenen Reformen der Revolutionsregierung.


Die russische Regierung unter Pjotr A. Stolypin teilt den römisch-katholischen Bischöfen mit, dass die 1910 erlassene Bulle von Papst Pius X. über den Antimodernisteneid in Russland keine Gültigkeit habe, da sie nicht vorschriftsmäßig durch die Vermittlung der Regierung bekanntgemacht worden ist.


12

Donnerstag, 12.1.1911

Frankreich, Paris: Der französische Außenminister Stéphan Pichon stellt die Marokkopolitik in den Mittelpunkt einer außenpolitischen Grundsatzrede vor der Kammer in Paris.


13

Freitag, 13.1.1911

Frankreich, Paris: In Paris wird der französisch-liberianische Grenzvertrag unterzeichnet, der der Kolonialmacht Frankreich erhebliche Gebietsgewinne auf Kosten der Republik Liberia bringt.


Der im Exil lebende französische Thronprätendent Philippe, Herzog von Orléans, übersiedelt von Belgien nach Spanien.


Das soziale Drama "Die Ratten" von Gerhart Hauptmann wird im Berliner Lessingtheater mit Else Lehmann als Frau John uraufgeführt.


14

Samstag, 14.1.1911

Wegen der seit 1910 andauernden Fleischnot genehmigt der deutsche Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg die Einfuhr von ausländischem Schlachtvieh nach Sachsen. Die am stärksten betroffenen süddeutschen Staaten sowie Österreich führen bereits seit 1910 Vieh aus dem Ausland ein.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der preußische Kultusminister August von Trott zu Solz betont vor dem Abgeordnetenhaus in Berlin, dass der preußische Staat von den Professoren der katholisch-theologischen Fakultäten den von Papst Pius X. geforderten Antimodernisteneid nicht verlangt.


15

Sonntag, 15.1.1911

In Nordchina verbreitet sich die Pest. Der Epidemie fallen rund 60 000 Menschen zum Opfer.


16

Montag, 16.1.1911

Der Generalstreik im Lütticher Kohlenrevier wird nach Intervention der belgischen Regierung unter Ministerpräsident Frans Schollaert beendet. Die Bergarbeiter setzen eine Reduzierung der Arbeitszeit durch.


Die Münzdirektion der Vereinigten Staaten von Amerika in Washington veröffentlicht den Jahresbericht über die Gold- und Silberproduktion. Danach sind die größten Goldproduzenten Afrika, die USA, Australien, Russland und Mexiko. Das meiste Silber produzieren Mexiko, die USA, Kanada, Südamerika und Australien.


17

Dienstag, 17.1.1911

Das deutsche Unterseeboot "U 3" sinkt im Kieler Kriegshafen.


John Edward Redmond wird als Vorsitzender der Irischen Nationalpartei wiedergewählt.


Woodrow Wilson, der im November 1910 zum Gouverneur von New Jersey gewählt wurde, erlässt ein Gesetz gegen die Korruption, ordnet die städtische Verwaltung neu und führt weitere Reformen durch, die New Jersey zu einem der "progressivsten" Bundesstaaten der USA machen.


18

Mittwoch, 18.1.1911

Anlässlich der Feiern zum 40jährigen Bestehen des Deutschen Kaiserreichs werden auch kritische Stimmen zur deutschen Politik laut.


In Epernay, einem Zentrum der französischen Champagnerherstellung, zerstören Winzer die Weinlager von Champagnerfabriken, die die Trauben anderer Anbaugebiete verarbeiten. Damit beginnen die Winzeraufstände in der Champagne.


Erste Landung mit einem Flugzeug auf einem Schiff

Der US-Amerikaner Eugene B. Ely landet als erster mit einem Flugzeug auf dem Deck eines Schiffs.

Landung auf der USS Pennsylvania

Erste Flugzeuglandung auf einem Kriegsschiff. Der Curtiss-Doppeldecker mit Propellerantrieb von Eugene B. Ely nähert sich der Landeplattform auf der USS Pennsylvania am Morgen des 18. Januars 1911. Das Schiff ankerte dabei in der San Francisco Bay vor Kalifornien.

Landung auf der USS Pennsylvania©
Erste Flugzeuglandung auf einem Kriegsschiff. Der Curtiss-Doppeldecker mit Propellerantrieb von Eugene B. Ely nähert sich der Landeplattform auf der USS Pennsylvania am Morgen des 18. Januars 1911. Das Schiff ankerte dabei in der San Francisco Bay vor Kalifornien.

19

Donnerstag, 19.1.1911

Hamid Ad Din Jahja, der Imam des Jemen, erklärt dem Osmanischen Reich den Krieg.


Albino Jara, der Kriegsminister von Paraguay, übernimmt während eines Putsches gegen Präsident Manuel Gondra das Amt des Staatspräsidenten.


Die französische Zeitschrift "France Militaire" beziffert die Zahl der Stellungspflichtigen, die sich im Jahr 1910 der Wehrpflicht durch Fahnenflucht entzogen haben, auf 53 000. Darüber hinaus wurden 13 500 Rekruten fahnenflüchtig.


20

Freitag, 20.1.1911

Die kaiserliche chinesische Regierung untersagt das Einreichen von Petitionen, in denen der Erlass einer Verfassung verlangt wird.


21

Samstag, 21.1.1911

Robert Marion La Follette gründet in Washington die National Progressive Republican League.


Griechenland, Athen: Der griechische Ministerpräsident Eleftherios Weniselos eröffnet in Athen die 1910 einberufene Nationalversammlung ohne Thronrede von König Georg I.


Die Pfarrer der polnischen Diözesen, die in die Bischofsstadt Lublin gereist sind, um den von Papst Pius X. geforderten Antimodernisteneid abzulegen werden nach ihrer Ankunft von der russischen Polizei aufgefordert, unverzüglich die Heimreise anzutreten. Die russische Regierung unter Pjotr A. Stolypin in Petersburg (Leningrad) erkennt die Bulle über den Antimodernisteneid nicht an.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Zentrum, Nationalliberale und Freikonservative Partei bringen im preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin eine Appellation über die Winzernot ein. Landwirtschaftsminister Klemens Freiherr von Schorlemer betont in seiner Antwort, die Reblaus werde "bereits reichsgesetzlich genügend bekämpft". Die Winzernot sei auch auf den Preisrückgang und den Import billiger Rotweine zurückzuführen.


Ecuador, Quito: In Quito findet unter Führung des ecuadorianischen Präsidentschaftskandidaten Emilio Estrada eine Massendemonstration gegen den Vorschlag der USA statt, die Galapagosinseln auf 99 Jahre zu pachten. Im Zusammenhang mit dem Bau des Panama-Kanals wollen die Vereinigten Staaten den strategisch wichtigen Archipel erwerben. Dem amtierenden Präsidenten von Ecuador, Eloy Alfaro, wirft die Opposition vor, die Inselgruppe heimlich verpachten zu wollen.


22

Sonntag, 22.1.1911

Während der Pest in China kommt es in Hankow (Wuhan) zu blutigen Zusammenstößen zwischen Chinesen und deutschen und britischen Marinesoldaten.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: In London demonstrieren 20 000 Menschen gegen die Vollstreckung des Todesurteils an zwölf japanischen Anarchisten.


Österreich-Ungarn, Wien: In Wien findet die Weltmeisterschaft im Eiskunstlauf für Damen und Paare statt. Lily Kronberger aus Ungarn wird zum vierten Mal hintereinander Eiskunstlauf-Weltmeisterin; den Titel bei den Paaren gewinnen Ludowika Eilers (Deutschland) und Walter Jakobsson (Finnland).


23

Montag, 23.1.1911

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der Theologe Adolf von Harnack wird in Berlin zum Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften gewählt.


In Biesdorf bei Berlin startet das Siemens-Schuckert-Militärluftschiff zur erfolgreichen Probefahrt.


Die britische Regierung unter Herbert Henry Asquith stellt in einer Note über die Lage in Persien fest, dass die Wiederherstellung der Ordnung im Land zwar Fortschritte gemacht habe, aber ohne die Anwesenheit britischen Militärs und britischer Polizei nicht aufrechterhalten werden könne.


Ägypten, Kairo: Muhammad Ferid Bei, der Vorsitzende der ägyptischen Nationalpartei, wird in Kairo zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, weil er ein Vorwort zu einer antibritischen Gedichtsammlung geschrieben hatte. Die Nationalpartei kämpft für ein von Großbritannien unabhängiges Ägypten.


24

Dienstag, 24.1.1911

Trotz weltweiter Proteste werden in Japan zwölf wegen einer Verschwörung gegen Kaiser Mutsuhito verurteilte Anarchisten hingerichtet.


Der japanische Außenminister, Graf Komura, hält eine Grundsatzrede über die "herzliche" Politik seines Landes gegenüber Großbritannien und dem Zarenreich. 1910 hatte Japan im Einvernehmen mit Russland Korea annektiert und dem Zarenreich dafür freie Hand in der Mandschurei eingeräumt. Die britischen Interessen waren bei diesem Ausgleich unberücksichtigt geblieben.


Monaco, Monaco: Das Ozeanographische Institut in Monaco wird eingeweiht.


Deutsches Kaiserreich, Dresden: Der französische Senat in Paris bewilligt 340 000 Franc (ca. 275 000 Mark) für die Beteiligung an der Hygiene-Ausstellung in Dresden. Es ist die erste offizielle Teilnahme Frankreichs an einer Ausstellung im Deutschen Reich seit 1871.


25

Mittwoch, 25.1.1911

Papst Pius X. betont in einem Schreiben an die Fuldaer Bischofskonferenz, katholische Theologen, die den Antimodernisteneid nicht leisteten, folgten Kirchengegnern, die behaupteten, dieser Eid richte sich gegen die menschliche Würde und gegen die Freiheit der Wissenschaft.


26

Donnerstag, 26.1.1911

Wegen der Pest in China lassen die deutschen Behörden das Pachtgebiet Kiautschou sperren.


Deutsches Kaiserreich, Dresden: In Dresden wird die Komödie für Musik "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal uraufgeführt.


27

Freitag, 27.1.1911

Der deutsche Kaiser und preußische König Wilhelm II. feiert seinen 52. Geburtstag. Der Monarch trägt seit 1888 die deutsche Krone.


28

Samstag, 28.1.1911

Die niederländische Regierung unter Theodore Heemskerk betont, dass zwischen der Befestigung von Vlissingen an der Mündung der Westerschelde "und der international geregelten Stellung Belgiens kein Zusammenhang" bestehe und diese Maßnahme daher "in keinem Fall einen Gegenstand der offiziellen Beurteilung irgendeiner europäischen Macht bilden" könne. Die Befestigung von Vlissingen erschwert französischen Kriegsschiffen die Einfahrt in die Schelde.


Friedrich Ranzow veröffentlicht in der Berliner Zeitschrift "Die Woche" einen Aufsatz über Helden- und Kriegsheldentum.


29

Sonntag, 29.1.1911

Die konstitutionelle Bewegung in China nimmt immer mehr eine gegen die Mandschu-Dynastie gerichtete Färbung an.


30

Montag, 30.1.1911

Der österreichisch-ungarische Außenminister Aloys Graf Lexa von Aehrenthal hält vor den Delegationen in Budapest, dem für beide Reichshälften zuständigen Ausschuß, eine außenpolitische Grundsatzrede. An die Adresse Italiens gerichtet ist die Feststellung, dass Wien "die Selbständigkeit und friedliche Entwicklung der Türkei" fördern wolle.


31

Dienstag, 31.1.1911

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Paul Singer, eine der führenden Persönlichkeiten der deutschen Sozialdemokratie, stirbt in Berlin.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Der Deutsche Reichstag in Berlin beschließt mit 166 zu 138 Stimmen bei 17 Enthaltungen die Wiedereinführung der Steuerfreiheit für die Bundesfürsten, soweit dies die Reichswertzuwachssteuer betrifft.