1

Dienstag, 1.1.1918

In Moskau und Petrograd (Leningrad) werden alle Banken bis auf weiteres geschlossen. Die Maßnahme soll der Vorbereitung der Verstaatlichung der Geldinstitute dienen.


In der reichsdeutschen Wirtschaft sind zur Zeit 2,3mal so viele Frauen beschäftigt wie vor dem Krieg.


Der deutsche Bodenseedampfer "Kaiser Wilhelm" wird während einer Werkstatt-Probefahrt bei Altnau mit etwa 15 scharfen Schüssen vermutlich vom Schweizer Grenzschutz unter Feuer genommen. Die reichsdeutsche Presse fordert allgemein energische Schritte gegen die Wiederholung eines solchen Vorfalls. Die Schweiz ist im Weltkrieg neutral.


2

Mittwoch, 2.1.1918

Die neue russische Regierung unter Wladimir I. Lenin macht den Mittelmächten, also dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn, dem Osmanischen Reich und Bulgarien, den Vorschlag, die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk auf neutralen Boden nach Stockholm zu verlegen, was die Mittelmächte jedoch ablehnen.


Japan erkennt die neue bolschewistische Regierung Russlands an.


Die Schwarzmarktpreise im Deutschen Reich erreichen erstmals seit mehreren Monaten einen Tiefststand. Der Preisverfall wird von informierten Kreisen auf die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk zurückgeführt.


3

Donnerstag, 3.1.1918

Im Deutschen Reich tritt eine Verordnung zur Änderung der praktischen Prüfungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an den höheren Schulen in Kraft. Die praktische Seite der Ausbildung wird künftig zwei Jahre umfassen. Zuvor war der pädagogisch-didaktischen Seite des Höheren Lehramts kein eigener Ausbildungsabschnitt zugeordnet.


Die Ententestaaten geben bekannt, sie wollten die in Frankreich internierten russischen Soldaten nicht nach Russland entlassen, wie es die Sowjetregierung gefordert hatte, sondern sie zu gegebener Zeit nach Großbritannien weiterleiten. Die Ententemächte fürchten, die russischen Soldaten könnten die bolschewistischen Revolutionäre unterstützen.


Der Rat der Volkskommissare in Russland droht der provisorischen ukrainischen Zentralregierung, der Rada, mit "unbarmherzigem Vorgehen", falls keine Verhandlungen mit der Sowjetregierung aufgenommen würden. Am 30. Dezember 1917 hatte das Zentralexekutivkomitee der ukrainischen Sowjets die "Sowjetrepublik Ukraine" verkündet, gegen die die nationalstaatlich gesonnene Rada kämpft.


Infolge der zunehmenden Intensität von Fliegerangriffen auf reichsdeutsche Städte veröffentlicht die Presse detaillierte Verhaltensmaßregeln für den Fall eines Luftangriffes.


Deutsches Kaiserreich, München: Der deutsche Industrielle Gustav Krupp von Bohlen und Halbach spendet für den Kongreß- und Bibliothekssaal des Deutschen Museums in München 500 000 Mark.


4

Freitag, 4.1.1918

Der deutsche Generalissimus Erich Ludendorff kündigt der Leitung des Militärkabinetts aus taktischen Gründen seinen Rücktritt aus der Obersten Heeresleitung an und lässt Gerüchte darüber in die deutsche Presse gelangen.


Der spanische König Alfons XIII. unterzeichnet einen Erlass zur Auflösung des spanischen Kabinetts. Die Neuwahlen werden auf den 17. Februar festgelegt. Das im Krieg neutrale Königreich Spanien hat seit längerem mit internen Auseinandersetzungen zwischen den ethnischen Gruppen zu kämpfen.


Leo D. Trotzki, der Leiter der sowjetischen Delegation bei den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk, bezeichnet in einer Rede vor dem Hauptausschuß der Sowjets in Moskau die Friedensbemühungen des Deutschen Reiches als heuchlerisch. Die deutschen Friedensbedingungen seien unannehmbar.


Die Sowjetunion erkennt offiziell die Unabhängigkeit Finnlands an.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Vor dem britischen Unterhaus in London werden die Kriegsverluste des Königreichs im Jahr 1917 auf insgesamt 850 000 Soldaten beziffert. Die Gesamtverluste seit Kriegsbeginn im August 1914 werden mit 2 Millionen Toten und Verletzten angegeben.


5

Samstag, 5.1.1918

Die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer erklärt sich zur Freien Stadt.


Das preußische Eisenbahnministerium weist die königlichen Eisenbahndirektionen an, auf größeren Bahnhöfen Stellen zur Versorgung der Reisenden mit Lebensmitteln einzurichten, da der größte Teil der Speisewagen weggefallen sei.


Die Zahl der in der preußisch-hessischen Staatseisenbahnverwaltung tätigen Frauen ist auf 100 000 angestiegen. Vor dem Krieg waren es nur knapp 10 000. Wie der preußische Eisenbahnminister Paul von Breitenbach mitteilt, hätten sich die Frauen aufs beste bewährt, obwohl sie nur für die Dauer des Krieges eingestellt worden seien.


6

Sonntag, 6.1.1918

Das Deutsche Reich erkennt die staatliche Eigenständigkeit Finnlands an.


Die deutsche Oberste Heeresleitung weist alle Gerüchte, Generalfeldmarschall Erich Ludendorff wolle als Leiter der OHL zurücktreten, mit Entschiedenheit zurück.


Deutsches Kaiserreich, Düsseldorf: Großen Erfolg hat in Düsseldorf eine Veranstaltung der Deutschen Vaterlandspartei, auf der ein "würdevoller Friede" gefordert wird.


Frankreich, Paris: Der tschechische Generallandtag in Prag erklärt, dass die Tschechen bei Friedensverhandlungen ihre Unabhängigkeit auf internationalem Weg erkämpfen würden. Im November 1915 hatte in Paris der Soziologe Tomá Garrigue Masaryk einen tschechischen Nationalrat gegründet.


Deutsches Kaiserreich, Köln: Aus einem Großlager in Köln-Nippes werden 2000 kg Leberwurst gestohlen. Zur Ergreifung des Täters sind 3000 Mark Belohnung ausgesetzt.


7

Montag, 7.1.1918

In einem Schreiben Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg an den deutschen Kaiser Wilhelm II. wird von der Obersten Heeresleitung des Deutschen Reiches Anspruch auf Mitsprache bei den kommenden Friedensverhandlungen erhoben.


Der reichsdeutsche Verein "Landaufenthalt für Stadtkinder" veröffentlicht seinen Jahresbericht über die Kinderlandverschickung im Jahr 1917.


Pfalz, Bayern, Bruchmühlbach: Beim Eisenbahnunfall von Bruchmühlbach auf der Pfälzischen Ludwigsbahn fährt in dichtem Schneetreiben ein Urlauberzug auf einen Güterzug. Die Angaben zu den Opferzahlen variieren. Einige Quellen nennen 33 Tote und 121 Verletzte, andere zwölf Tote und 87 Verletzte.


8

Dienstag, 8.1.1918

14-Punkte-Programm zur Herbeiführung eines allgemeinen Friedens

Vereinigte Staaten, Washington: Der US-amerikanische Präsident Thomas Woodrow Wilson verliest vor dem US-amerikanischen Kongress in Washington eine Friedensbotschaft, die in 14 Punkten die Friedensbedingungen der Vereinigten Staaten darlegt. Die Vierzehn Punkte sind eine Grundsatzerklärung für den Frieden, die für Friedensverhandlungen zur Beendigung des Ersten Weltkriegs verwendet werden sollen. Seine wichtigsten alliierten Kollegen Georges Clemenceau aus Frankreich, David Lloyd George aus dem Vereinigten Königreich und Vittorio Emanuele Orlando aus Italien sind jedoch skeptisch gegenüber der Anwendbarkeit des Wilsonschen Idealismus.


Im gesamten Deutschen Reich finden Möbelsammlungen für die zurückkehrenden Soldaten statt. Besonders den kriegsgetrauten Paaren soll dadurch die Gründung eines eigenen Hausstandes erleichtert werden.


9

Mittwoch, 9.1.1918

In Brest-Litowsk werden die Friedensverhandlungen zwischen der russischen Regierung und den Mittelmächten wiederaufgenommen.


Nordirland: Bei Buncrana (Nordirland) läuft der britische Torpedobootzerstörer Racoon (920 ts) im Schneesturm auf einen Felsen und sinkt mit der gesamten Besatzung.


Ukraine, Jekaterinoslaw: Sowjetische Truppen erobern Jekaterinoslaw (heute Dnipro) in der Ukraine.


Die amtlichen Lebensmittelzuteilungsstellen im Deutschen Reich warnen alle Haushaltungen davor, mehr Kartoffeln zu verbrauchen, als ihnen aufgrund der Lebensmittelkarten täglich zukommen. Als Ersatz kämen allenfalls Steckrüben in Betracht. Davon gebe es zur Zeit noch genügend Vorräte.


10

Donnerstag, 10.1.1918

Deutsches Kaiserreich, Dessau: Das Tiefdeckerflugzeug der Flugzeugbaufirma Junkers in Dessau, eine Entwicklung des Firmeninhabers Hugo Junkers, wird zum Patent angemeldet.


In den deutschen Schulen ergeht ein Aufruf zur Sammlung von Knochen für die Speisefettgewinnung. 1% des abgelieferten Knochengewichts wird den Schülern in Form von Margarine und Brühwürfeln wieder zugeteilt.


Mit der Frage, was Bier sei, befaßt sich das Schöffengericht Krefeld. Bei einer Routineuntersuchung der Bierqualität in Gaststätten waren die Behörden auf eine Biervariante gestoßen, die nur Spuren von Alkohol und 0,8% Stammwürze enthielt.


11

Freitag, 11.1.1918

Die deutsche Oberste Heeresleitung dehnt das Seesperrgebiet rund um die Kapverdischen Inseln und den feindlichen Stützpunkt Dakar aus. Auch das Seegebiet um die Insel Madeira wird ab jetzt in die Sperrzone einbezogen sein, in der auch der zivile und neutrale Schiffsverkehr den Angriffen der deutschen U-Boote ausgesetzt ist.


Die Rechte am Abdruck der Klassiker der russischen Dichtung sollen zukünftig in Staatsbesitz überführt werden. Ein Dekret über den Staatsverlag leitet diese Maßnahme ein.


12

Samstag, 12.1.1918

In einer Debatte des preußischen Landtages über die Reform des Wahlrechts führt Innenminister Bill Drews aus, dass bei Aufhebung des Dreiklassenwahlrechts und auf Grundlage der letzten Wahlergebnisse die Sozialdemokraten 101 statt bisher 10, die Konservativen 81 statt 148 Sitze haben würden.


Beim finnischen Senat geht eine Massenpetition der Einwohner der Aalandinseln ein, die auf der Vereinigung mit Schweden bestehen.


South Ronaldsay: In den Abendstunden laufen die britischen Zerstörer Opal (1.042 ts) und Narborough (994 ts) – beide Schiffe befinden sich auf der Suche nach deutschen Blockadebrechern – in einem dichten Schneesturm auf den Riffen der zu den Orkney-Inseln gehörenden Insel South Ronaldsay auf und werden vom Seegang zerschlagen. Von den insgesamt 189 Besatzungsangehörigen der beiden Schiffe kann nur ein einziger gerettet werden, da der Ort der Havarie zunächst nicht bekannt ist. 188 Seeleute ertrinken oder erfrieren auf den Klippen.


13

Sonntag, 13.1.1918

In China breitet sich eine Pestepidemie aus. Das Pestgebiet hat jetzt bereits einen Durchmesser von 300 km.


Um eine weitere Einsparung von Bahnstrecken für den Güterverkehr zu erreichen, wird ab sofort in der deutschen Rheinprovinz eine erhebliche Anzahl von Personenzügen gestrichen.


14

Montag, 14.1.1918

In Brest-Litowsk erklärt der sowjetische Minister des Äußeren, Leo D. Trotzki, die russische Regierung halte am Selbstbestimmungsrecht der Völker Russlands bis hin zu deren Lostrennung fest, jedoch müßte diese Selbstbestimmung auch von der wirklichen Mehrheit des Volkes ausgeübt werden.


Joseph Caillaux, radikaler französischer Politiker, wird auf Betreiben des Staatspräsidenten Georges Clemenceau verhaftet. Ihm wird Begünstigung der Kriegsunlust zur Last gelegt.


15

Dienstag, 15.1.1918

Massenstreikbewegung in Österreich-Ungarn

In der südlich von Wien gelegenen Wiener Neustadt bricht ein wilder Streik unter den Fabrikarbeitern aus, in dem nach russischem Rätevorbild ein Frieden ohne Annexionen, ein demokratisches Wahlrecht und bessere Versorgung mit Lebensmitteln gefordert werden.


Ukraine, Alexandrowsk: Sowjetische Truppen erobern Alexandrowsk (heute Saporischschja) in der Ukraine.


Deutsches Kaiserreich, Bonn: Zu neun Monaten Gefängnis wird in Bonn der uneheliche Sohn des polnischen Grafen Stanislaus Tycziwicz, Paul Heller, verurteilt, der sich auf betrügerische Weise einen Kredit in Höhe von einer halben Million Mark zu verschaffen versucht hatte.


16

Mittwoch, 16.1.1918

Durch plötzlich einsetzendes Tauwetter kommt es besonders an Main und Nahe zu Überschwemmungen, die die Einwohnerschaft zwingen, ihre Häuser zu verlassen.


Auf der Strecke Bremen-Osnabrück verunglückt ein Urlauberzug mit Frontsoldaten. Dabei kommen 33 Insassen ums Leben, 48 Personen werden verletzt.


Provinz Hannover, Preußen, Bohmte und Osnabrück: Beim Eisenbahnunfall von Bohmte und Osnabrück stoßen auf der Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg zwischen Bohmte und Osnabrück ein Schnellzug und ein Urlauberzug mit Soldaten zusammen. 31 Menschen sterben, 66 werden verletzt.


Rheinprovinz, Preußen, Kirn: Beim Eisenbahnunfall von Kirn entgleist ein Urlauberzug, weil der Bahndamm bei einem Unwetter unterspült wird. Die Lokomotive und vier Wagen stürzen in die Nahe. 38 Menschen sterben, 25 weitere werden verletzt.


17

Donnerstag, 17.1.1918

Der Vorsitzende des Zivilkabinetts des deutschen Kaisers Wilhelm II., der Geheime Kabinettsrat Rudolf von Valentini, tritt zurück. Nachfolger wird Bernhard von Berg.


Deutsches Kaiserreich, Köln: In Köln wird ein weiblicher Kaufmannslehrling von einer stellenlosen Kontoristin mit dem Revolver bedroht und um 2300 Mark beraubt.


Die Bonner und Heidelberger Studentenvertreter distanzieren sich von den pazifistischen Aktivitäten "eines gewissen Ernst Toller" und seiner Münchener Anhänger.


18

Freitag, 18.1.1918

Die Konstituierende Versammlung als provisorisches Parlament der russischen Länder tritt zusammen und widersetzt sich mehrheitlich dem Willen der bolschewistischen Deputierten, die Staatsgewalt in die Hände der Sowjets zu legen.


Deutsches Kaiserreich, Bochum: In Bochum steht eine Bande von Taschendieben, die ihr Handwerk vor allem auf großen Bahnhöfen betrieb, vor Gericht.


Ukraine: Odessa erklärt sich zur sowjetischen Stadt und gründet die Sowjetrepublik Odessa.


Infolge des Frischmilchmangels werden in städtisch geprägten Provinzen des Deutschen Reiches bis auf weiteres nur noch Kondensmilch und Milchpulver auf die Lebensmittelkarten ausgegeben.


Am Mannheimer Hoftheater wird Walter Hasenclevers Drama "Der Sohn" mit außerordentlichem Erfolg erstaufgeführt.


19

Samstag, 19.1.1918

Die Konstituierende Versammlung Russlands wird durch die bolschewistische Regierung mit Gewalt aufgelöst. Das provisorische Parlament steht mehrheitlich nicht auf seiten der Bolschewiki und weigerte sich, ihnen die Staatsmacht zu übertragen.


Max Hoffmann, der Chef des reichsdeutschen Generalstabs Ober-Ost, teilt bei den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk der sowjetischen Delegation die deutschen Friedensbedingungen mit.


20

Sonntag, 20.1.1918

In Österreich-Ungarn werden die Streiks der Industriearbeiterschaft gegen Krieg und Monarchie nach fünftägiger Dauer vorerst eingestellt.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin findet eine nationale Mitgliederversammlung der Deutschen Vaterlandspartei unter Vorsitz von Großadmiral Alfred von Tirpitz statt.


Ukraine, Poltawa: Sowjetische Truppen erobern Poltawa in der Ukraine.


21

Montag, 21.1.1918

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Die größte Briefmarkensammlung der Welt hat der vor kurzem verstorbene französische Adlige Philippe de la Renotière von Ferrary dem deutschen Postmuseum in Berlin vermacht. Der Wert der etwa 200 000 Briefmarken wird auf etwa 400000 Pfund Sterling geschätzt.


Deutsches Kaiserreich, Düsseldorf: Der jüngst in Düsseldorf gegründete Verein zur Förderung sparsamer Bauweise tritt mit einer programmatischen Erklärung an die Öffentlichkeit.


22

Dienstag, 22.1.1918

Zum neuen Chef des britischen Generalstabs wird Divisionsgeneral Herbert F. Lawrence als Nachfolger von General William Robertson ernannt.


23

Mittwoch, 23.1.1918

Im Hauptausschuß des Deutschen Reichstages wird über weitere Zensurmaßnahmen - u.a. bezüglich des SPD-Organs "Vorwärts" - diskutiert. Es geht vor allem um die Berichterstattung der reichsdeutschen Presse über die österreichisch-ungarischen Friedensbemühungen.


Der Führer der Donkosaken, General Alexei M. Kaledin, proklamiert eine selbständige Don-Republik, die sich gegen die Bolschewiki richtet. Durch den Vormarsch der Deutschen an der russischen Südfront geraten Kaledins Kosakenverbände jedoch kurz darauf zwischen die Linien.


24

Donnerstag, 24.1.1918

In Kiew wird durch die antibolschewistische Zentralrada die "Volksrepublik Ukraine" ausgerufen, die sich für unabhängig erklärt.


Der österreichische Ministerpräsident Ottokar Graf Czernin von und zu Chudenitz äußert sich in Brest-Litowsk zu den "14 Friedenspunkten" des US-amerikanischen Präsidenten Thomas Woodrow Wilson.


Deutsches Kaiserreich, Dortmund: Der Ortsverband der SPD in Dortmund spricht sich nachdrücklich dagegen aus, dass Lehrer die Kinder zum Kinobesuch anhalten. Mit Ausnahme der Filme "Graf Dohna und seine Möwe" und "U 35" liefen in den Kinos nur seichte und anstoßerregende Stücke.


25

Freitag, 25.1.1918

In Petrograd (Leningrad) wird von den Bolschewiki ein Dekret über die Demokratisierung der Flotte veröffentlicht.


Die Mitglieder des seit dem 23. Januar tagenden III. Allrussischen Kongresses der Arbeiter- und Soldatendeputierten votieren in Petrograd (Leningrad) einstimmig für die von Wladimir I. Lenin konzipierte "Deklaration der Rechte des werktätigen und ausgebeuteten Volkes".


Bayern, Oberschleißheim: Aus einer Flasche mit Schwefellösung, die ein Passagier im Schnellzug Leipzig–München transportiert, tropft Inhalt auf einen Heizkörper. Durch die folgende Explosion im Bereich des Bahnhofs Schleißheim kommen drei Passagiere ums Leben, 68 Menschen werden verletzt.


26

Samstag, 26.1.1918

In der deutschen Presse erscheinen erneut Aufrufe an die Hundebesitzer, ihre Tiere kostenlos für den Kriegseinsatz zur Verfügung zu stellen. Ansonsten drohe die Enteignung.


Das Reichsbankdirektorium des Deutschen Reiches ruft die Besitzer entbehrlicher Silbersachen dazu auf, das Metall an die Goldankaufstellen abzugeben, da es zur Stärkung der deutschen Mark auf dem Weltmarkt gebraucht werde.


27

Sonntag, 27.1.1918

Die Feierlichkeiten zum 59. Geburtstag des deutschen Kaisers Wilhelm II. stehen unter dem Eindruck der nahezu hoffnungslosen Kriegslage für das Deutsche Reich.


In Odessa bricht ein bewaffneter Aufstand der linken Opposition gegen die reaktionäre Ukrainische Zentralrada aus.


In Finnland findet ein bolschewistischer Putschversuch statt, der den finnischen Bürgerkrieg eröffnet. Finnland war Anfang Januar offiziell von der russischen Regierung als unabhängiger Staat anerkannt worden.


28

Montag, 28.1.1918

Massenstreik im Deutschen Reich

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin und danach in allen Industrieregionen des Deutschen Reiches bricht ein Massenstreik aus, an dem sich bis zum 4. Februar insgesamt bis zu eine Million Arbeiter beteiligen. („Munitionsarbeiter“- oder „Januarstreik“)


Die gegen die Bolschewiki gerichtete "Ritterschaft" von Estland und Livland erklärt die Loslösung der beiden Länder von Russland und erklärt die Unabhängigkeit der beiden Länder.


In der finnischen Hauptstadt Helsinki, die von kommunistischen Roten Garden beherrscht wird, wird eine Revolutionsregierung unter Führung des Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten, Kullervo Männer, errichtet.


29

Dienstag, 29.1.1918

Der freigewählte, mit militärischer und ziviler Befehlsgewalt ausgestattete Führer der Donkosaken, Alexei M. Kaledin, der erst am 23. Januar die Don-Republik für unabhängig von Russland erklärt hatte, begeht Selbstmord. Er war mit seinen Leuten an der russischen Südfront zwischen deutsche und bolschewistische Verbände geraten.


Schlacht bei Kruty

Ukraine, Kruty: Kleine Einheiten der ukrainischen Volksarmee versuchen in der Schlacht bei Kruty, den Vormarsch der sowjetischen Truppen auf Kiew zu stoppen.


Arsenalwerk-Revolte

Ukraine, Kiew: In Kiew findet ein als Arsenalwerk-Revolte bekannt gewordener, Aufstand der Bolschewiki statt, der bald darauf von der Ukrainischen Volksrepublik niedergeschlagen wird.


Der Bildungswissenschaftler Gustav Howe zieht eine negative Bilanz der höheren Schule für Frauenbildung im Deutschen Reich, die jetzt 10jähriges Jubiläum feiert.


30

Mittwoch, 30.1.1918

Der Parteiausschuß der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands befaßt sich in einer Resolution mit dem Massenstreik der Munitionsarbeiterschaft. Der Ausschuß stellt darin fest, der Streik richte sich nicht gegen die Landesverteidigung und fördere nicht die Ziele eines feindlichen Imperialismus.


Generäle und Staatsoberhäupter der Entente treffen in Versailles bei Paris ein, um über die gemeinsamen Kriegsziele zu beraten.


31

Donnerstag, 31.1.1918

Bei einem Großangriff der reichsdeutschen Luftwaffe auf die französische Hauptstadt Paris werden rund 14 000 Bomben abgeworfen. Nach deutschen Angaben kommen etwa 20 000 Pariser ums Leben.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Die Kriegsnährmittelgesellschaft in Berlin veröffentlicht Rezepte zur Herstellung spezieller "Kriegssuppen", die besonders nahrhaft und sparsam in der Herstellung sind.


Der französische Kanalhafen von Calais wird auf 99 Jahre an Großbritannien verpachtet.