1

Mittwoch, 1.1.1919

8-Stunden Tag

Im Deutschen Reich tritt der Achtstundentag in Kraft.


In Berlin geht der Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zu Ende.


Gustave Ador löst turnusgemäß Felix Calonderals Bundespräsident der Schweiz ab.


Weißrussische Sowjetrepublik wird gegründet

Die Weißrussische Sowjetrepublik wird gegründet. Sie ist schon am 25. Dezember 1918 in Moskau proklamiert worden, doch gelingt es der sowjetischen Führung erst im Januar, sich nach dem Abzug der deutschen Truppen in ganz WeißRussland zu etablieren.


Die ungarische Stadt Preßburg (Bratislava) wird von tschechoslowakischen Truppen besetzt.


Vereinigtes Königreich, Stornoway: Vor Stornoway sinkt die HMY Iolaire. 205 Personen kommen in Sichtweite des Hafens um. Die meisten Opfer sind Kriegsheimkehrer.


2

Donnerstag, 2.1.1919

In Hohensalza (Inowroclaw) an der Netze einigen sich die Vertreter der preußischen Städte Posen (Pozna ñ ), Gnesen (Gniezno), Hohensalza und Bromberg (Bydgoszcz) mit den Vertretern Polens auf die sofortige Einstellung aller Feindseligkeiten. Der polnische Vormarsch geht trotz dieser Vereinbarung weiter. Bis Ende Januar besetzen die Polen fast die gesamte preußische Provinz Posen.


3

Freitag, 3.1.1919

Faisal-Weizmann-Abkommen wird unterzeichnet

Frankreich, Paris: In Paris wird zwischen Arabern und Juden das Faisal-Weizmann-Abkommen unterzeichnet, das einen jüdischen Staat in Palästina vorsieht.

Faisals Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz

Am 3. Januar 1919 unterzeichnete Husseins Sohn Faisal auf der Pariser Friedenskonferenz gemeinsam mit dem späteren Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation, Chaim Weizmann, das Faisal-Weizmann-Abkommen, in dem Faisal die grundsätzliche Zustimmung der arabischen Seite zu einem jüdischen Staat zusagte, falls die arabische Unabhängigkeit anerkannt würde.

Faisals Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz©
Am 3. Januar 1919 unterzeichnete Husseins Sohn Faisal auf der Pariser Friedenskonferenz gemeinsam mit dem späteren Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation, Chaim Weizmann, das Faisal-Weizmann-Abkommen, in dem Faisal die grundsätzliche Zustimmung der arabischen Seite zu einem jüdischen Staat zusagte, falls die arabische Unabhängigkeit anerkannt würde.

Italien, Rom: Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson (Demokrat) trifft, aus Paris kommend, zu einem fünftägigen Besuch in Italien ein. In Rom wird er von König Viktor Emanuel III. empfangen.


Oberst Walther Reinhardt wird preußischer Kriegsminister als Nachfolger von Heinrich Scheüch.


Die Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) treten aus der preußischen Regierung aus. Ihr Austritt löst eine Kettenreaktion in allen deutschen Ländern aus.


Der Freistaat Schwarzburg-Sondershausen genehmigt die Abfindung des Fürsten Günther.


Lettland, Riga: In der lettischen Hauptstadt Riga wird die Sowjetverfassung eingeführt.


4

Samstag, 4.1.1919

Die preußische Regierung, der Zentralrat und das Kriegsministerium beschließen die Verstärkung des Grenzschutzes gegenüber Polen.


Der provisorische preußische Ministerpräsident und Innenminister Paul Hirsch (MSPD) verfügt die Entlassung des Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn (USPD).


Lettland: Die Besetzung Rigas durch sowjetische Truppen.


Polen: Die rechtsgerichtete Nationaldemokratie Polens verbündet sich mit unzufriedenen Offizieren der polnischen Armee, um einen Putschversuch gegen die Regierung von Ministerpräsident Jędrzej Moraczewski und Präsident Józef Piłsudski zu unternehmen.


5

Sonntag, 5.1.1919

Beginn des Spartakusaufstandes

In Berlin beginnt der Spartakusaufstand der u.a. von den Kommunisten und der USPD initiiert wurde. Es ist ein Versuch von linken Kräften, die Regierung zu stürzen und eine kommunistische Revolution zu starten. Die Führung des Aufstands liegt bei der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der revolutionären Gewerkschaftsbewegung, angeführt von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Die Kämpfe zwischen den Aufständischen und der Regierung dauern bis 12. Januar 1919.


Die Wahlen zur badischen Verfassunggebenden Nationalversammlung enden mit dem Sieg der bürgerlichen Parteien Zentrum (41 Abgeordnete), Mehrheitssozialdemokraten (MSPD) (36) und Deutsche Demokratische Partei (DDP) (25). Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) erhält kein Mandat, die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) erringt sechs Sitze.


Karl Harrer und Anton Drexler gründen in München die (Nationalsozialistische) Deutsche Arbeiterpartei (DAP). Sie versteht sich als "eine aus allen geistig und körperlich schaffenden Volksgenossen zusammengesetzte sozialistische Organisation, die nur von deutschen Führern geleitet sein darf, welche alle eigennützigen Ziele zur Seite stellen und nationale Notwendigkeiten als höchsten Programmsatz gelten lassen".


Der Kaiser-Wilhelm-Kanal (Nord-Ostsee-Kanal, Kieler Kanal) wird als internationaler Schiffahrtskanal für den Friedensbetrieb neueröffnet.


US-Präsident Woodrow Wilson besucht im Vatikan Papst Benedikti XV. zu Gesprächen über die Lage in Europa.


Lettland: Die erste Militäreinheit Lettlands – das 1. Lettische Unabhängige Bataillon unter dem Kommando von Oskars Kalpaks – wird gebildet. Die provisorische Regierung zieht sich von Jelgava nach Liepāja zurück.


Polen: Ein Versuch, den polnischen Präsidenten Józef Piłsudski zu stürzen, scheitert, die meisten Teilnehmer werden in Warschau verhaftet. Piłsudski verzichtet im Interesse der nationalen Einheit auf ein Verfahren gegen die Verschwörer und schlägt stattdessen vor, die amtierende Regierung unter Ministerpräsident Jędrzej Moraczewski aufzulösen.


Schlacht von Ławica

Polen: Polnische Truppen in Großpolen stürmen den von den Deutschen gehaltenen Flugplatz bei Ławica und fordern die auf dem Flugplatz stationierte deutsche Garnison zur Kapitulation auf.


6

Montag, 6.1.1919

Spartakisten, revolutionäre Obleute und Mitglieder der USPD bilden in Berlin einen Revolutionsausschuß.


Gustav Noske (MSPD) übernimmt den Oberbefehl über alle Regierungstruppen im Raum Berlin.


Sowjettruppen ziehen in der litauischen Hauptstadt Wilna ein.


Der serbische Prinzregent Alexander erlässt die Proklamation über die Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen.


Der frühere US-Präsident Theodore Roosevelt stirbt in Sagamore Hill (New York) im Alter von 60 Jahren.


Schlacht von Ławica

Polen: Deutsche Flugzeuge bombardieren den Flugplatz bei Ławica, Großpolen, als Vergeltung für die Eroberung durch polnische Truppen am Vortag.


7

Dienstag, 7.1.1919

Spartakusaufstand

Während des Spartakusaufstands in Berlin besetzen die Aufständischen die Eisenbahndirektion, das Haupttelegrafen- und das Proviantamt, das Brandenburger Tor und den Schlesischen Bahnhof. Auch in anderen deutschen Städten kommt es zu Unruhen, Spartakisten besetzen Zeitungsredaktionen.


Die deutsche Regierung erteilt den im Deutschen Reich lebenden Angehörigen der deutsch-österreichischen Republik das Recht, an den Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar teilzunehmen.


Argentinien, Buenos Aires: In Buenos Aires kommt es zu Massenstreiks und Barrikadenkämpfen.


Frankreich, Paris: US-Präsident Woodrow Wilson (Demokrat) trifft, aus Italien kommend, in Paris ein. Am 12. Januar beginnen dort die Vorbesprechungen der Alliierten für die Friedenskonferenz.


8

Mittwoch, 8.1.1919

Großbritannien lässt der deutschen Reichsregierung eine Note überreichen mit der Aufforderung, jede Provokation der polnischen Bevölkerung in Ost- und Westpreußen, Posen und Schlesien zu unterlassen. Die Zukunft der deutschen Ostgrenze werde von den Entscheidungen der Friedenskonferenz abhängen.


Spartakusaufstand

Die deutsche Reichsregierung in Berlin, in der die Sozialdemokraten die Mehrheit haben, erlässt während des Spartakusaufstands einen Aufruf an die Bevölkerung der Stadt, in dem sie versichert, alle notwendigen Maßnahmen zu treffen, um die spartakistische "Schreckensherrschaft zu zertrümmern und ihre Wiederkehr ein- für allemal zu verhindern".


Spartakusaufstand

Deutsche Regierungstruppen und Freikorps beginnen mit der Rückeroberung der von den Spartakisten besetzten öffentlichen Gebäude in Berlin.


9

Donnerstag, 9.1.1919

Mehrere kommunistische Organisationen rufen in Berlin zum Generalstreik auf.


Der Polnische Oberste Volksrat übernimmt die Regierungsgewalt in der preußischen Provinz Posen.


Die badische provisorische Volksregierung beruft die am 5. Januar gewählte Verfassunggebende Nationalversammlung für den 15. Januar ein. Am selben Tag treten die Mitglieder der USPD, die bei den Wahlen kein Mandat erringen konnte, aus der Regierung aus.


Schlacht von Ławica

Polen: Die polnische Luftwaffe startet ihren ersten Luftangriff gegen eine ausländische Macht, als sechs Flugzeuge deutsche Militäreinheiten auf dem Flughafen bei Frankfurt bombardieren. Zwar werden nur zwei Gebäude zerstört, doch die Zerstörung war ausreichend, um die deutsche Zivilbevölkerung zu schockieren, die einen Großteil der Kämpfe des Ersten Weltkriegs überlebt hat.


10

Freitag, 10.1.1919

Spartakusaufstand

Deutsche Regierungstruppen besetzen Spandau. Die Spartakisten halten weiterhin Stellungen im Berliner Zeitungsviertel und im Polizeipräsidium am Alexanderplatz.


Während einer von Kommunisten und der USPD veranstalteten Massenversammlung auf dem Bremer Marktplatz wird der Senat für abgesetzt erklärt und die Unabhängige sozialistisch-kommunistische Republik Bremen ausgerufen. Die Regierungsgewalt übernimmt ein Rat der Volksbeauftragten.


Die katholischen Pfarrer von Münster warnen in einem Wahlaufruf die Gläubigen vor der Sozialdemokratie.


Der britische Premierminister David Lloyd George bildet sein Kabinett um.


11

Samstag, 11.1.1919

Spartakusaufstand

Regierungstruppen erstürmen das von bewaffneten Spartakisten besetzte Gebäude des SPD- Zentralorgans "Vorwärts" in Berlin.


Rumänien annektiert Siebenbürgen, das bisher zu Ungarn gehört hatte; große Teile der Bevölkerung begrüßen den rumänischen Einmarsch.


Die Alliierten verlegen das Oberkommando ihrer Ostarmee von Belgrad nach Konstantinopel (Istanbul).


Mihály Graf Károlyi von Nagykárolyi wird ungarischer Staatspräsident.


In der französischen Hauptstadt Paris konstituiert sich der alliierte Oberste Rat für die allgemeine Hilfeleistung.


Die sowjetische Regierung in Moskau erlässt ein Dekret, das die Bauern verpflichtet, große Teile ihrer Ernte an staatliche Behörden abzuliefern, die Versorgungsengpässe der Roten Armee sollen so behoben werden.


12

Sonntag, 12.1.1919

Der Spartakusaufstand bricht zusammen

Der seit 5. Januar andauernde Spartakusaufstand bricht zusammen. Die Kämpfe zwischen den Aufständischen und der Regierung dauern vom 5. Januar bis zum 12. Januar 1919 an. Die Regierung hat eine weit überlegene militärische Kraft und war in der Lage, den Aufstand niederzuschlagen. Die Führung der Aufständischen, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, werden verhaftet und anschließend von Freikorps-Soldaten ermordet. Nach dem Zusammenbruch des Spartakusaufstands werden die linken Kräfte in Deutschland geschwächt.


Stärkste politische Kraft bei den Landtagswahlen im rechtsrheinischen Bayern wird die Bayerische Volkspartei mit 58 Mandaten vor der MSPD (52). Die USPD, der Ministerpräsident Kurt Eisner angehört, gewinnt nur drei Sitze.


Bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Nationalversammlung in Württemberg erhalten die MSPD 52, die DDP 38 und das Zentrum 31 Mandate. Die USPD zählt mit vier Sitzen lediglich zu den Splitterparteien.


13

Montag, 13.1.1919

Das deutsche Staatssekretariat des Auswärtigen unter Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau protestiert in Noten an die alliierten Siegermächte des Ersten Weltkrieges gegen die unwürdige Behandlung Deutscher im ehemaligen Reichsland Elsaß-Lothringen unter französischer Besetzung. Frankreich führe einen Vernichtungsfeldzug gegen alles, was deutsch sei.


14

Dienstag, 14.1.1919

Die letzten alliierten Kriegsgefangenen verlassen das Deutsche Reich.


Großherzogin Adelheid von Luxemburg dankt ab nach massiver Kritik der alliierten Siegermächte an ihrer prodeutschen Haltung. Den Thron besteigt ihre 23jährige Schwester Charlotte.


Im Deutschen Reich tritt die Verordnung vom 12. November 1918 in Kraft, wonach der Rat der Volksbeauftragten, die provisorische deutsche Regierung, das Recht erhält, Beamte zu ernennen und in den Ruhestand zu versetzen.


15

Mittwoch, 15.1.1919

Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden ermordet

Deutsches Reich, Berlin: Die deutschen kommunistischen Politiker Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden nach ihrer Verhaftung in Berlin von Soldaten ermordet. Hermann Souchon, Leutnant zur See, erschießt Rosa Luxemburg nach ihrer Verhaftung. Im Großen Tiergarten, am Ufer des Neuen Sees wird Karl Liebknecht „aus nächster Nähe“ von hinten erschossen. Die Schüsse geben Kapitänleutnant Horst von Pflugk-Harttung, Leutnant zur See Heinrich Stiege, Oberleutnant zur See Ulrich von Ritgen und der nicht zum Kommando gehörende Leutnant Rudolf Liepmann ab.


Im KPD-Organ "Die Rote Fahne" erscheint der Artikel "Trotz alledem" von Karl Liebknecht.


16

Donnerstag, 16.1.1919

Der Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und den Alliierten wird verlängert.


Beginn der Prohibition in den USA

Nachdem 36 Bundesstaaten der USA ein Amendment über die Aufnahme des Prohibitionsgesetzes in die Verfassung ratifiziert haben, verfügen die Befürworter des Alkoholverbots über eine Dreiviertel-Mehrheit unter den US-Bundesstaaten. Das Alkoholverbotsgesetz kann am 16. Januar 1920 in Kraft treten.


Aus Protest gegen die "Willkür" und Gewaltherrschaft" des überwiegend mehrheitssozialdemokratischen Dresdener Arbeiter- und Soldatenrats scheiden die Mitglieder der USPD aus der sächsischen Regierung aus.


Der russische Admiral Alexandr W. Koltschak erhält das Oberkommando der antisowjetischen Truppen in Sibirien.


17

Freitag, 17.1.1919

In gleichlautenden Proklamationen fordert die gesamte deutsche Presse "das Selbstbestimmungsrecht der deutschen Nation" und den Anschluß Deutschösterreichs an das Deutsche Reich.


Die deutsche Reichsregierung teilt mit, dass sie den Staatssekretär des Äußern, Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau, und den Volksbeauftragten Philipp Scheidemann (MSPD) zu Leitern der deutschen Delegation bei der Friedenskonferenz mit den Alliierten bestimmt hat.


Die deutsche Reichsregierung protestiert per Funkspruch in Moskau gegen die russische Unterstützung des Spartakusaufstands.


Die Alliierten verfügen die Auslieferung der deutschen Handelsflotte zur Versorgung Europas.


Die spanische Regierung unter Alvaro Figueroa y Torres Graf Romanones hebt die verfassungsmäßig garantierten Grundrechte in der Provinz Katalonien auf, um wachsenden politischen Aktivitäten innerhalb der Arbeiterschaft entgegenzuwirken.


18

Samstag, 18.1.1919

Pariser Friedenskonferenz - Friedensvertrag von Versailles

Frankreich, Versailles: Die Pariser Friedenskonferenz wird eröffnet. Die Pariser Friedenskonferenz findet vom 18. Januar 1919 bis zum 21. Januar 1920 zwischen den Siegern des Ersten Weltkriegs unter Ausschluss der Besiegten statt. Sie hat das Ziel, einen Friedensvertrag mit Deutschland und seinen Verbündeten zu erarbeiten. Ihr Ergebnis waren die Pariser Vorortverträge, darunter auch der Friedensvertrag von Versailles. (Unterzeichnung des Versailler Vertrags: 28. Juni 1919)

Deutsche Verhandlungsdelegation 1919 in Versailles

(v.l.n.r.) Walther Schücking, Johannes Giesberts, Otto Landsberg, Ulrich von Brockdorff-Rantzau, Robert Leinert, Carl Melchior

Deutsche Verhandlungsdelegation 1919 in Versailles©
(v.l.n.r.) Walther Schücking, Johannes Giesberts, Otto Landsberg, Ulrich von Brockdorff-Rantzau, Robert Leinert, Carl Melchior

Frankreich, Paris: Der französische Staatspräsident Raymond Poincaré fordert auf der Friedenskonferenz in Paris eine Bestrafung der Mittelmächte durch die Alliierten.


Zwischen SowjetRussland und der Ukraine tritt der Kriegszustand ein, nachdem die sowjetische Regierung in Moskau ein Ultimatum der Ukraine, ihre Truppen zurückzuziehen, nur ausweichend beantwortet hat.


Der provisorische ungarische Staatspräsident Mihály Graf Károlyi von Nagykárolyi ernennt Desiderius Berinkey zum Ministerpräsidenten. Seit der Proklamation der Ungarischen Republik am 16. November 1918 hatte Károlyi dieses Amt selbst ausgeübt.


Das Deutsche Reich und das Königreich der Niederlande schließen ein Wirtschaftsabkommen über die Lieferung von Lebensmitteln in das Deutsche Reich im Austausch gegen deutsche Kohlen.


Die deutsche Reichsregierung unterstellt den Kohlenbergbau Reichsbevollmächtigten.


Der Personenverkehr der deutschen Eisenbahnen wird zugunsten von Versorgungsfahrten drastisch eingeschränkt.


Der frühere König Wilhelm II. von Württemberg erhält nach einer Entscheidung der vorläufigen Regierung des Landes in Stuttgart eine jährliche Rente von 200 000 Mark.


Polen: Der polnische Ministerpräsident Jędrzej Moraczewski tritt zurück und wird durch Ignacy Jan Paderewski im Staatsamt ersetzt.


19

Sonntag, 19.1.1919

Wahlen zur Nationalversammlung

Die Wahlen zur Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung enden mit Erfolgen der bürgerlichen Parteien.


Erstmals besitzen Frauen auf Reichsebene das Wahlrecht

Bei den Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung dürfen Frauen erstmals mitwählen und gewählt werden.


In der russischen Stadt Taschkent in Turkestan kommt es zu einem Aufstand gegen die Bolschewisten, der in drei Tagen niedergeschlagen wird.


20

Montag, 20.1.1919

Der portugiesische Monarchistenführer Paiva Couceiro proklamiert vor dem Stadthaus in Oporto (Porto) in Gegenwart der versammelten Truppen die Monarchie und ruft den 1910 gestürzten Emanuel II. zum König aus. Die Lissabonner Regierung verhängt sofort den Kriegszustand.


Im "Deutschen Reichsanzeiger" erscheint der im Reichsamt des Innern ausgearbeitete Entwurf der künftigen Verfassung des Deutschen Reichs zusammen mit einer Denkschrift des Staatssekretärs des Innern, Hugo Preuß (DDP).


21

Dienstag, 21.1.1919

Die deutsche Reichsregierung beruft die Verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung für den 6. Februar nach Weimar ein, "weil dieser Ort nicht so sehr wie Berlin im Zeichen der täglich wechselnden Fragen steht".


Der Landesrat der Arbeiter- und Soldatenräte Sachsens wählt in Dresden nach dem Ausscheiden der USPD den Rat der Volksbeauftragten neu. Die neue Regierung besteht ausschließlich aus Mitgliedern der Mehrheitssozialdemokraten (MSPD).


Die irisch-republikanische Partei Sinn Féin ruft die Irische Republik aus

Irland, Dublin: Im Mansion House in Dublin wird die von der nationalistischen irischen Partei Sinn Féin einberufene irische konstituierende Nationalversammlung (Dail Eireann) eröffnet mit der Verlesung einer Unabhängigkeitserklärung, in der die Errichtung der Republik Irland bekanntgegeben wird. Aus Freiwilligenverbänden entsteht die Irische Republikanische Armee (IRA).


In Soloheadbeg (Grafschaft Tipperary) greifen Irish Volunteers unter Dan Breen Polizisten der Royal Irish Constabulary an. Dieses Ereignis gilt als der Beginn des Irischen Unabhängigkeitskrieges. Süd-Tipperary wird drei Tage später unter Kriegsrecht gestellt.


22

Mittwoch, 22.1.1919

In Hamburg kommt es zu spartakistischen Unruhen.


Auf Initiative von US-Präsident Woodrow Wilson (Demokrat) laden die Alliierten die kriegführenden Parteien Russlands zu einer Friedenskonferenz auf die Prinzeninseln im Marmarameer ein.


Die rumänische Armee kontrolliert das gesamte Gebiet bis zum Fluss Mures. Die 7. und 1. Division sind dünn gestreut, und so wird die 2. Division nach Sibiu und die 6. Division nach Brașov geschickt. Zwei neue Infanteriedivisionen, die 16. und die 18., werden aus rumänischen Soldaten gebildet, die zuvor in der österreichisch-ungarischen Armee mobilisiert wurden. Ein einheitliches Kommando der rumänischen Armee in Siebenbürgen wird eingerichtet. Ihr Hauptquartier befindet sich in Sibiu unter dem Kommando von General Traian Moșoiu. Obwohl Rumänien neue Gebiete kontrolliert, umfasst es nicht alle ethnischen Rumänen in der Region.


Eine Abordnung der spanischen Arbeiterschaft trägt dem spanischen Ministerpräsidenten Alvaro Figueroa y Torres Graf Romanones die Wünsche der Arbeiterschaft vor: Achtstundentag, Mindestlohn, Abschaffung der Akkordarbeit u.a. Am 27. Januar beschließt der Ministerrat grundsätzlich, alle Forderungen anzunehmen.


23

Donnerstag, 23.1.1919

Polnisch-Tschechoslowakischer Grenzkrieg

Tschechoslowakische Truppen besetzen Teschen (Český Těšín). In der umstrittenen Region Teschener Schlesien (heute Teil Polens) bricht ein kleiner Krieg zwischen der Tschechoslowakei und Polen aus, nachdem Polen sich geweigert hat, seine Truppen aus der Region abzuziehen. Am ersten Tag der Kämpfe greifen tschechische Truppen die Grenzstädte Bohumín und Karviná an und nehmen sie ein.


Im Schauspielhaus in Frankfurt am Main wird das Schauspiel "1913" von Carl Sternheim uraufgeführt.


24

Freitag, 24.1.1919

Die preußische Regierung regelt per Verordnung das Gemeindewahlrecht neu. Die Wahlen finden allgemein, unmittelbar und geheim nach dem Prinzip der Verhältniswahl statt.


Polnisch-Tschechoslowakischer Grenzkrieg - Schlacht von Skoczów

Polen, Drogomyśl: Tschechische Truppen drängen die polnische Armee in die Stadt Drogomyśl in Polen zurück.


25

Samstag, 25.1.1919

Frankreich, Paris: Die alliierten Siegermächte des Ersten Weltkriegs stimmen in Paris der Gründung eines Völkerbundes zu.


Der ermordete deutsche Kommunistenführer Karl Liebknecht wird in Berlin beigesetzt.


Die Kämpfe in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon zwischen den monarchistischen Putschisten und den Regierungstruppen enden mit dem Sieg der Republikaner. Ministerpräsident João Tamagnini Barbosa tritt zurück und macht einer Allparteienregierung unter José Relvas Platz, die noch am selben Tag vereidigt wird.


In Braunschweig findet der Kongress zur Gründung einer nordwestdeutschen Bundesrepublik statt. Es nehmen Vertreter aus Braunschweig, Celle, Cuxhaven, Düsseldorf, Essen, Hamburg, Hannover, Hildesheim, Leipzig, Merseburg, Oldenburg und Remscheid teil.


Eine Verordnung des bayerischen Kultusministeriums erklärt den Religionsunterricht für alle Schulen Bayerns zum Wahlfach.


Im Kleinen Theater in Berlin wird das Stück "Tabula rasa" von Carl Sternheim uraufgeführt.


26

Sonntag, 26.1.1919

In Preußen finden die Wahlen zur Verfassunggebenden Landesversammlung statt, in Hessen die Wahlen zur Volkskammer, in Mecklenburg-Schwerin zum Verfassunggebenden Landtag, in Sachsen-Altenburg zur Gesetzgebenden Landesversammlung, in Lippe-Detmold zum Lippischen Landtag und in Schwarzburg-Sondershausen zum Landtag. Die MSPD stellt in allen Landesparlamenten die stärkste Fraktion.


Polen: In Polen finden die ersten Wahlen seit der Erlangung der Unabhängigkeit statt, wobei die Wahlbeteiligung zwischen 70 und 90 % liegt und trotz des Boykotts der Kommunistischen Partei Polens und des Allgemeinen Jüdischen Arbeitsbundes wird in Polen ein ausgewogenes Parlament aus rechten, mittleren und linken Parteien ermöglicht. Fünf Frauen - Gabriela Balicka-Iwanowska, Jadwiga Dziubińska, Irena Kosmowska, Maria Moczydłowska und Zofia Moraczewska - werden in das polnische Parlament gewählt.


27

Montag, 27.1.1919

Der frühere deutsche Kaiser und König von Preußen, Wilhelm II., feiert in den Niederlanden seinen 60. Geburtstag.


28

Dienstag, 28.1.1919

Die sowjetische Führung gibt den Alliierten die Schuld für den Krieg in Russland.


Im Gefängnis von Deriabinsk, einer Vorstadt von Petrograd (Leningrad), werden vier russische Großfürsten sowie 144 Männer und 281 Frauen erschossen. Die sowjetischen Behörden werfen den Hingerichteten vor, sich einer antisowjetischen britisch-französischen Organisation angeschlossen zu haben.


Der wendische Nationalausschuß in Bautzen fordert den Zusammenschluß der in Preußen und Sachsen lebenden Wenden zu einem selbständigen Wendenstaat innerhalb des Deutschen Reiches.


Die britischen Behörden übernehmen die Bagdadbahn, eine wichtige Verkehrsverbindung im Nahen Osten.


Spanien, Madrid: Im spanischen Parlament in Madrid, der Cortes, findet die Debatte über das Selbstbestimmungsrecht Kataloniens statt. Die Katalanen lehnen einen Regierungsentwurf vom 8. Januar als nicht umfassend genug ab, der ihnen Selbstverwaltung zusagt.


Im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (später Jugoslawien) wird der in Europa und seit der Oktoberrevolution auch in SowjetRussland gebräuchliche Gregorianische Kalender eingeführt.


29

Mittwoch, 29.1.1919

In Berlin wird ein Gesetzesentwurf der deutschen Reichsregierung über die vorläufige Staatsgewalt veröffentlicht.


Die deutsche Reichsregierung gibt die Gründung einer Reichsfunkverwaltung bekannt.


30

Donnerstag, 30.1.1919

Französische Truppen besetzen entsprechend den Bestimmungen des Waffenstillstandsvertrags Kehl und Umgebung.


Der deutschösterreichische Staatsrat in Wien nimmt einen Gesetzantrag an die Nationalversammlung an, der Deutschösterreich als Glied des Deutschen Reichs erklärt.


31

Freitag, 31.1.1919

Die Verfassunggebende Landesversammlung von Württemberg in Stuttgart beginnt mit der ersten Lesung des Verfassungsentwurfs des ehemaligen Königreiches.


Lettland: Der größte Teil Lettlands steht unter der Kontrolle der Roten Armee; Die lettische Regierung und deutsche Streitkräfte kontrollieren das Gebiet um Liepāja.