Der Prozess gegen den Ex-Football-Star und Filmschauspieler O. J. Simpson fesselte 15 Monate lang weltweit Millionen Menschen.
Um 10 Uhr ist die Sensation perfekt: Das Urteil im Doppelmord-Prozess gegen den farbigen O. J. Simpson lautet »Not guilty« (nicht schuldig). Dieses Votum der Geschworenen, die den Angeklagten des Mordes an seiner Ex-Frau Nicole Simpson Brown und ihrem Bekannten Ronald Goldman nicht für überführt halten, verkündet Richter Lance Ito zum Abschluss eines der spektakulärsten Indizienprozesse der US-Justizgeschichte.
Nach 371 Verhandlungstagen, der Anhörung von 133 Zeugen, der Vorlage von 1105 Beweisstücken, Kosten von 8 Mio. US-Dollar und 45 000 Seiten mit Protokollen spaltet das Urteil die Nation. Das schwarze Amerika nimmt das Urteil mit Jubel auf, vielerorts tanzen die Menschen auf der Straße. Viele weiße US-Bürger sind fassungslos. Präsident Bill Clinton mahnt zur Vernunft und ruft dazu auf, den Spruch der Jury zu respektieren.
Dass Simpson trotz der scheinbar überwältigenden Beweislast und trotz des fehlenden Alibis für die Mordnacht freigesprochen wurde, lag nach Ansicht von Beobachtern vor allem daran, dass Hauptverteidiger Johnnie Cochran die »Rassismuskarte« zog. Sein Trumpf war einer der Hauptbelastungszeugen, ein weißer Kripobeamter, den er als Rassisten darzustellen wusste: Nach eigener Aussage fand er auf Simpsons Grundstück einen blutbeschmierten Handschuh - das passende Gegenstück zum Hauptbeweisstück der Anklage, das am Tatort gefunden wurde. Cochran säte bei den Geschworenen mit Erfolg Zweifel an der Aussage des Polizisten, der – so die Verteidigung - den Handschuh in Simpsons Garten geschmuggelt habe.