Architekten glänzen mit Bauten für Kultur und Politik, immer weniger mit Wohnungsprojekten. Viel Glas und pathetische Großformen verleihen den neuen Repräsentationsbauten Eleganz. Im Februar war das Paradies noch geschlossen. Seit März lustwandeln Tausende im »Eden Project« nahe St. Austell im englischen Cornwall. Seine durchsichtigen und 55 m hohen Luftkissen-Dome beherbergen 80 000 Pflanzen in einem »Regenwald«, einer »Wüstenzone« und anderen klimatischen Sonderwelten. Schöpfer des Eden Projects ist Stararchitekt Nicholas Grimshaw, der im Juni sein Nationales Wissenschaftszentrum für Raumfahrt in Leicester, England, mit einem 14 Geschosse hohen, transparenten Ausstellungsturm für spektakuläre Raketen krönt.
Vergleichbar mit dem Eden Project ist die neue Pflanzenwelt der Bundesgartenschau 2001 in Potsdam. Die »Biosphäre«, entworfen von Frank Barkow und Regine Leibinger, besteht aus acht hohen Erdwällen, die ein Dach tragen. Darunter kann man auf mannigfachen Ebenen Mangrovensümpfe, Wasserfälle und viele seltene Pflanzen erwandern, bevor Bar und Kino zur Rast einladen.
Ein ernsthaftes Argument für die Olympiareife des Ruhrgebietes liefert Gelsenkirchen. Die Arena »AufSchalke« bietet beste Sicht von 62 000 überdachten Plätzen und kann durch ein Schiebedach zur Veranstaltungshalle umfunktioniert werden. Aus dem vom Düsseldorfer Büro Hentrich, Petschnigg und Partner entworfenen lichten Oval kann der »Schubladenrasen« herausgefahren werden. Der Umbau Berlins zur Hauptstadt wurde mit wichtigen neuen Botschaftsgebäuden und dem Kanzleramt fast vollendet. Die indische Botschaft ist mit landestypischem rotem Sandstein gestaltet, nach einer Idee der Architekten Hilde Leon, Konrad Wohlhage und Siegfried Wernik. Seit Januar in Dienst genommen, erschließt ein hoher Spalt in der fast hermetischen Fassade einen asiatisch anmutenden Lichthof.
Spröden Charme besitzt die schweizerische Botschaft. Diener & Diener aus Basel haben dem angestammten Palais von 1870 einen kompakten Betonblock angefügt, der zwischen Baudenkmal und benachbartem Kanzleramt vermittelt. Passanten dürfen seit Mai in der offenen Vorhalle den Clou der Anlage erkunden: Mit Schweizer Pünktlichkeit soll dort alle zwölf Minuten ein künstliches Blatt von der Decke segeln, das die Künstlerin Pipilotti Rist beschriftet hat.
Eine Mauer aus Jerusalemer Sandstein sowie sechs Säulen als Zeichen für sechs Millionen ermordete Juden prägen die im Mai eröffnete Botschaft Israels, konzipiert von der Architektin Orit Willenberg-Giladi aus Tel Aviv.
Dem repräsentativen Reigen der nationalen Vertretungen schließt sich auch Österreich im Juli mit einem bunten und vielgestaltigen Entwurf Hans Holleins an.
Der am stärksten diskutierte Regierungsneubau ist das Kanzleramt. Architekt Axel Schulte hat es als Segment im »Band des Bundes«, als einen Bau der Demokratie mit »plausiblem Gesicht« entworfen.
Hochhäuser haben 2001 Konjunktur. Das New Yorker Sofitel-Hotel wird zum Hochhaus des Jahres gekürt. In Köln schillert der »Campanile« im Media Park, entworfen und mit einem Glaswolkenschleier bemalt von Jean Nouvel. In Wien wird der 138 m hohe »Twin-Tower« des Architekten Massimiliano Fuksas vollendet, ein Gebäude von unglaublicher Transparenz. Viele andere ambitionierte Wolkenkratzer sind derzeit noch im Bau.
Doch nach dem Anschlag auf das World Trade Center wird über die Sicherheit der Hochhäuser neu nachgedacht: Es wird sich zeigen, ob die Verunsicherung der Menschen, die in Wohn- oder Bürotürmen leben und arbeiten, wieder in die alte Begeisterung umschlägt.