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Donnerstag, 17.10.1901

Kaiser Wilhelm II. setzt gegen den Protest der Straßburger Fakultät die Berufung des katholischen Historikers Martin Spahn auf einen neugeschaffenen Lehrstuhl - u.a. neben Friedrich Meinecke - an die Universität von Straßburg endgültig durch. Damit endet ein Streit um die weltanschauliche Gebundenheit von Lehrstühlen. Im zu 80% katholischen Elsaß-Lothringen bilden protestantische Dozenten die Mehrheit.


Österreich-Ungarn, Wien: In Wien tritt der österreichische Reichsrat zur konstituierenden Sitzung der neuen Tagungsperiode zusammen. Der österreichische Ministerpräsident Ernest von Koerber weist auf die "gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen" des Landesteils gegenüber Ungarn und dem Ausland hin.


Der französische Ministerpräsident Pierre Marie Waldeck-Rousseau lehnt eine regierungsseitige Regelung von Arbeiterfragen (Achtstundentag, Mindestlohn, Ruhegehalt) ab. Nach seiner Ansicht handelt es sich allein um Probleme zwischen Arbeitern und Unternehmern.


Aus konfessionellen Rücksichten besetzt die Universität Straßburg den Lehrstuhl für neuere Geschichte mit dem Protestanten Friedrich Meinecke und dem Katholiken Martin Spahn doppelt.