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Mittwoch, 17.2.1909

Frankreich, Paris: Durch eine Indiskretion wird der Inhalt eines Telegramms von Wilhelm II. an den deutschen Botschafter in Paris Fürst Radolin, der französischen Zeitung "Paris Matin" zugespielt. In dem Telegramm äußert der Kaiser sich euphorisch über das zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich geschlossene Abkommen zur Regelung der Marokkofrage. In Frankreich löst die Veröffentlichung Mutmaßungen aus, die Regierung in Paris sei zu nachgiebig gegenüber Deutschland gewesen.


Die Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses bewilligt einen Wohnungsgeldzuschuß für Beamte. Die Höhe des Gehaltszuschlags ist von Wohnort und Rang der Beamten abhängig und kann zwischen 150 und 2100 Mark im Jahr betragen.


Österreich-Ungarn, Wien: An der Grenze zwischen Serbien und dem von Österreich-Ungarn beanspruchten Bosnien kommt es zu Gefechten zwischen den Streitkräften beider Länder. Die Regierung in Wien beschuldigt die serbische Armee, das Feuer ohne Grund eröffnet zu haben. In den letzten Tagen sei es bereits zu einer Reihe von Übergriffen gekommen, u.a. seien in Belgrad mehrere Österreicher wegen angeblicher Spionage festgenommen worden.


Die türkische Regierung verfügt die Entsendung von Streitkräften nach Nedschd. In der zum Osmanischen Reich (heute zu Saudi-Arabien) gehörenden Region hatte es in den letzten Wochen mehrere Aufstände arabischer Nationalisten gegeben.