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Montag, 2.9.1907

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Die französische Regierung unter Georges Clemenceau lässt durch ihre Botschaft in Berlin der deutschen Regierung mitteilen, dass Frankreich und Spanien eine gemeinsame Polizeitruppe aufstellen werden, um in Marokko wieder geordnete Verhältnisse herzustellen.


In Bath beginnt die 40. Jahresversammlung der britischen Trade-Unions (bis 7. September ). Verlangt wird insbesondere die Einführung des Achtstundentags, ein Gesetz zur Regelung der Arbeitslosenunterstützung sowie eine Änderung der Armengesetzgebung.


Die Behörden von Großlichterfelde bei Berlin weisen in einer Bekanntmachung darauf hin, dass russische und österreichisch-polnische Gastarbeiter nur in der Landwirtschaft, nicht aber in der Industrie beschäftigt werden dürfen. An alle Betriebe ergeht die Aufforderung, die Fremdarbeiter bis zum 1. Oktober zu entlassen. Die Arbeiter selbst werden angewiesen, "bei Vermeidung des Zwangstransports den Ort spätestens bis 15. Oktober des Jahres zu verlassen".


Nach Presseberichten werden die "schwarzen Listen", die Arbeitgeber über streikwillige Arbeiter führen, nun auch im königlichen Bergbau in Oberschlesien verwendet. Nach Beendigung eines Bergarbeiterstreiks macht sich dort die Tatsache bemerkbar, dass fast 400 am Streik beteiligte Arbeiter nicht nur in den Gruben keine Anstellung mehr finden, sondern im gesamten Industrierevier dieser Gegend bei der Arbeitssuche abgewiesen werden.


Deutsches Kaiserreich, Berlin: Kaiser Wilhelm II. nimmt auf dem Tempelhofer Feld in Berlin die große Herbstparade ab.


Nach den schönen Altweibersommertagen der letzten Zeit mehren sich in der Presse Zuschriften empörter Bürger, die sich über die Sitten im neueröffneten Freibad Wannsee entrüsten. Einige berichten, dass sie wiederholt gesehen hätten, wie bei Herren die Badehosen verrutscht seien und Entsetzliches zu sehen gewesen sei. "Sollen wir unsere Frauen, unsere Kinder solchem Anblick aussetzen?" wird gefragt und ein Eingreifen der Polizei gefordert.