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Mittwoch, 22.5.2002

Deutschland, Berlin: Begleitet von friedlichen Protesten von Zehntausenden von Friedensaktivisten und Globalisierungsgegnern trifft US-Präsident George W. Bush in der deutschen Hauptstadt ein. Erst nach seiner Ankunft kommt es zu einzelnen Krawallen. Vor seiner Abreise hatte der Präsident erklärt, er reise gern in ein Land, in dem die Menschen frei ihre Meinung äußern könnten.


Deutschland, Düsseldorf: Der umstrittene nordrhein-westfälische Abgeordnete Jamal Karsli verzichtet nach einem parteiinternen Streit auf seine Mitgliedschaft in der FDP, bleibt jedoch weiterhin in der Landtagsfraktion der Liberalen. Der FDP-Bundesvorsitzende Guido Westerwelle wertet Karslis Verzicht als Beweis für seine Führungsstärke. Der FDP-Landesvorsitzende von NRW, Jürgen Möllemann, erklärt, Karsli sei das Ziel einer öffentlichen Hetzjagd geworden und erneuert seine Kritik an Israels Ministerpräsidenten Ariel Scharon und dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman.


Kirgisistan, Bischkek: In der zentralasiatischen Republik Kirgisistan tritt das Kabinett von Ministerpräsident Kurmanbek Bakijew zurück. Die Regierung zieht damit die Konsequenz aus dem Bericht einer Sonderkommission über die blutige Niederschlagung der Unruhen im Süden Kirgisistans im März. Die Behörden werden darin für den Tod von fünf Demonstranten während Auseinandersetzungen mit der Polizei verantwortlich gemacht. Die Demonstranten hatten die Freilassung des Oppositionspolitikers Asimbek Beknasarow verlangt.


Nepal, Kathmandu: In Nepal löst König Gyanendra das Parlament auf und schreibt für den 13. November Neuwahlen aus. Der Schritt erfolgt nur wenige Stunden, nachdem der seit Juli 2001 amtierende Ministerpräsident Sher Bahadur Deuba seinen Rücktritt erklärt hatte. Er war damit einer Abstimmungsniederlage im Parlament zuvorgekommen, weil sowohl seine eigene Nepalesische Kongresspartei (NCP) als auch die linken Oppositionsparteien eine sechsmonatige Verlängerung des Ausnahmezustandes in Nepal ablehnten.


Israel, Jerusalem: Die Regierungskrise in Israel geht weiter, obwohl das Parlament der noch am 20. Mai abgelehnten Haushaltssanierung 2002 mit großer Mehrheit zustimmt. Ministerpräsident Ariel Scharon will an der Entlassung der ultra-orthodoxen Minister aus seiner Koalition festhalten und würde die absolute Mehrheit in der Knesset verlieren.


Rischon Lezion: Bei einem Anschlag in der israelischen Stadt kommen der palästinensische Attentäter sowie ein Israeli ums Leben. Zuvor waren bei einem gezielten Angriff der israelischen Armee nahe Nablus im Westjordanland mindestens drei ranghohe Mitglieder der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden getötet worden.


Aserbaidschan, Baku: Zu Beginn seiner ersten Auslandsreise nach acht Monaten ruft Papst Johannes Paul II. in Aserbaidschan eindringlich dazu auf, die Religion nicht für Hass und Gewalt zu missbrauchen. Auf der 96. Auslandsreise seines 1978 begonnenen Pontifikats besucht der Papst Aserbaidschan und Bulgarien.


Deutschland, Frankfurt am Main: Der Schweizer Josef Ackermann wird auf der Hauptversammlung zum neuen Vorstandssprecher der Deutschen Bank bestimmt. Sein Vorgänger Rolf Breuer übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz anstelle von Hilmar Kopper. Der Vorstand hatte Ackermann bereits im September 2000 zum Nachfolger von Breuer bestellt. Erstmals wird ein Ausländer Chef des Frankfurter Traditionsbankhauses.


Vereinigte Staaten, Washington: In einem Park nahe ihrer Wohnung findet ein Spaziergänger die Leiche der US-Regierungspraktikantin Chandra Levy. Sie galt seit dem 30. April 2001 - kurz vor dem Ende ihres Praktikums bei dem demokratischen Kongressabgeordneten Gary Condit - als vermisst. Der Fall hatte für großes Aufsehen gesorgt, als bekannt wurde, dass Condit mit der jungen Frau eine monatelange Affäre hatte. Der verheiratete Politiker steht offiziell jedoch nicht unter Verdacht, etwas mit dem Verschwinden der Praktikantin zu tun zu haben.