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Montag, 1.4.2002

Deutschland, Frankfurt am Main: Der Nahostkonflikt und der Krieg in Afghanistan haben den Ostermärschen der Friedensbewegung neuen Auftrieb gegeben. An den Demonstrationen, Gottesdiensten und Fahrradkorsos in rund 70 Städten beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter seit dem 29. März Zehntausende Menschen und damit wesentlich mehr als im Vorjahr.


Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Israel weitet seine Militäroffensive auf weitere Städte im Westjordanland aus. Panzer rücken in die Städte Kalkilia, Tulkarem und Bethlehem ein. Hier wird die Geburtskirche Christi umstellt, in der sich etwa 150 teils bewaffnete Palästinenser verschanzt haben. Zugleich belagert die Armee weiter den Amtssitz von Palästinenserpräsident Jasir Arafat in Ramallah.


Niederlande, Den Haag: In den Niederlanden tritt das Gesetz zur aktiven Sterbehilfe in Kraft. Somit wird - unter strengen Bedingungen - Sterbehilfe nicht mehr strafrechtlich verfolgt. Die Niederlande sind das weltweit erste Land, in dem sich unheilbar Kranke den Wunsch nach Sterbehilfe erfüllen können. Nun dürfen Ärzte - ohne sich der Gefahr einer Bestrafung auszusetzen - Sterbehilfe leisten, sofern ein Patient unerträglich leidet, keine Aussicht auf Heilung besteht und er ausdrücklich zu sterben wünscht. Ferner müssen die behandelnden Ärzte, vor der Sterbehilfe den Rat unabhängiger Kollegen einzuholen, die ihre Diagnosen bestätigen müssen.


Santa Cruz: Bei einem schweren Unwetter auf der kanarischen Urlauberinsel Teneriffa kommen sechs Menschen ums Leben. Nach Behördenangaben gehen vor allem im Norden der Insel sintflutartige Regenfälle nieder. In der Inselhauptstadt Santa Cruz und in mehreren Dörfern im Norden sind die Straßen überflutet. Der Autoverkehr bricht zusammen und auch der Flughafen Los Rodeos nahe Santa Cruz und der Hafen müssen geschlossen werden.


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Dienstag, 2.4.2002

Wrestedt: Nach einem Banküberfall auf eine Sparkasse in der niedersächsischen Stadt nehmen drei bewaffnete Männer zwei weibliche Angestellte als Geiseln und fliehen mit einer Beute von ca. 200 000 Euro. Die halsbrecherische Verfolgungsjagd quer durch Deutschland und Polen nimmt nach 22 Stunden in der Ukraine ein unblutiges Ende. Eine Geisel kann bei einem Tankstopp in Ostpolen fliehen, die zweite lassen die als Aussiedler aus Kasachstan schon seit Anfang der 90er Jahre in Lüneburg lebenden Bankräuber nach Verhandlungen mit der ukrainischen Polizei frei.


Westjordanland, Dschenin: Ungeachtet wachsender internationaler Kritik weitet Israel seine Offensive im Westjordanland aus. Israelische Truppen rücken in das Flüchtlingslager im Westjordanland ein. Es wird in tagelangen, heftigen Kämpfen erobert. Dabei werden große Teile des Lagers dem Erdboden gleich gemacht. Die Zahl der palästinensischen Opfer ist umstritten. Zugleich kündigt Israels Ministerpräsident Ariel Scharon an, er wolle Palästinenserpräsident Jasir Arafat aus den Autonomiegebieten verbannen.


Almelo: Im Prozess um die im Mai 2000 explodierte Feuerwerksfabrik im niederländischen Enschede kommen die beiden angeklagten Direktoren mit milden Strafen davon. Das Gericht verurteilt sie zu jeweils sechs Monaten Haft, davon werden drei Monate zur Bewährung ausgesetzt. Die Katastrophe verwüstete im Mai 2000 einen ganzen Stadtteil, 22 Menschen kamen ums Leben.


Afghanistan, Kabul: Die afghanischen Behörden vereiteln nach eigenen Angaben einen Umsturzversuch gegen die Übergangsregierung von Ministerpräsident Hamid Karsai. Die mutmaßlichen Verschwörer sollen nach Angaben des Innenministeriums Bombenattentate in Kabul und Anschläge auf die internationale Schutztruppe ISAF geplant haben, um Karsai zu stürzen und um die ab Juni tagende Große Ratsversammlung Loya Jirga zu stören, zu deren Aufgaben die Wahl einer weiteren Interimsregierung gehört.


Luanda, Angola: In Angola beschließt das Parlament einstimmig eine Generalamnestie für die Kämpfer der Rebellenbewegung UNITA. Sie ist ein Teil des am 30. März zwischen Regierung und UNITA nach 27 Jahren Bürgerkrieg vereinbarten Waffenstillstandsabkommens. In dem Konflikt waren seit 1975 mehr als 500 000 Menschen getötet und 4 Mio. Menschen vertrieben worden.


Deutschland, Oberpfaffenhofen: Der Regionalflugzeugbauer Fairchild Dornier reicht beim Amtsgericht Weilheim einen Antrag auf Insolvenz ein. Von den 4300 Arbeitsplätzen des in der Nähe von München ansässigen Unternehmens sind allein 3600 in Deutschland betroffen. Fairchild Dornier begründet seine Finanzprobleme u.a. mit der Luftfahrtkrise nach den Terroranschlägen in den USA. Erst rund zwei Wochen zuvor hatte der Flugzeugbauer den Prototypen des neuen Modells 728 vorgestellt.


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Mittwoch, 3.4.2002

Afghanistan, Kabul: Zur Unterstützung der von den USA angeführten Anti-Terror-Einheiten treffen 110 britische Elitesoldaten in Afghanistan ein. Insgesamt will Großbritannien noch 1700 Soldaten nach Afghanistan entsenden. Es handelt sich um das größte britische Auslandskontingent seit dem Golfkrieg 1991.


Deutschland, Berlin: Der Papier- und Bürowarenhersteller Herlitz beantragt nach gescheiterten Verhandlungen mit den Banken und den Landesregierungen in Berlin und Brandenburg - angesichts eines Schuldenberges von mehr als 350 Mio. Euro - Insolvenz. Am 18. April sichern die Gläubigerbanken einen Überbrückungskredit und besitzen nun mit 70% die Mehrheit der Herlitz-Aktien. Das Traditionsunternehmen hat rund 3000 Beschäftigte, davon 1900 in Deutschland.


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Donnerstag, 4.4.2002

Vereinigte Staaten, Washington: Nach Tagen des Abwartens schalten sich die USA vermittelnd in den Nahostkonflikt ein. Präsident George W. Bush fordert Israel zum Abzug aus den palästinensischen Autonomiegebieten auf. Zugleich kündigte er an, US-Außenminister Colin Powell in den Nahen Osten zu entsenden. Bush kritisiert erneut, dass Palästinenserpräsident Jasir Arafat den Terror nicht entschieden genug verurteilt habe.


Luanda, Angola: Die angolanische Armee und die UNITA-Rebellen beenden mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens offiziell den 27-jährigen Bürgerkrieg. Der Tod von UNITA-Chef Jonas Savimbi am 22. Februar bei Kämpfen mit Regierungstruppen machte den Weg zur Beilegung des Konflikts frei, der das zu den rohstoffreichsten afrikanischen Staaten gehörende Angola wirtschaftlich ruiniert hat. An der von Staatschef Eduardo dos Santos und dem Chef der UNITA, Paulo Lukamba, vorgenommenen Zeremonie nehmen auch Beobachter der Vereinten Nationen und Vertreter der drei Garantiemächte Portugal, USA und Russland teil.


Deutschland, Berlin: Angesichts der drohenden Insolvenz der KirchGruppe denken der Bund und einige Länder darüber nach, die Fußball-Bundesliga mit einer Bürgschaft davor zu bewahren, in den Strudel eines möglichen Konkurses der KirchGruppe gerissen zu werden. Im Fall eines Konkurses drohen der Liga mehr als 200 Mio. Euro Ausfall. Die Vorschläge rufen jedoch nicht nur bei der Opposition, sondern auch im Regierungslager Kritik hervor.


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Freitag, 5.4.2002

Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Der US-Sondergesandte Anthony Zinni trifft als erster ausländischer Vermittler mit Palästinenserpräsident Jasir Arafat zusammen, seit dessen Amtssitz eine Woche zuvor von israelischen Soldaten besetzt worden ist. Zinni bemüht sich seit Wochen um eine Waffenruhe zwischen Israelis und Palästinensern.


Taschkent: Das Parlament in Usbekistan verlängert die Amtszeit von Präsident Islam Karimow um zwei Jahre und setzt die nächsten Parlamentswahlen für Dezember 2007 an. Die Abgeordneten folgend damit einem Referendum, mit dem sich die Bevölkerung der früheren Sowjetrepublik am 29. Januar 2002 für eine solche Verlängerung der Amtszeit ausgesprochen hatte. Der 64-jährige Ex-Kommunist Karimow steht seit 1991 an der Spitze der zentralasiatischen Republik.


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Samstag, 6.4.2002

Deutschland, Leipzig: Mehr als 8000 Menschen demonstrieren gegen einen Aufmarsch von ca. 1000 Neonazis. Der Protest und strenge Polizeikontrollen verhindern den geplanten Marsch der Rechtsextremisten zum Völkerschlachtdenkmal.


Portugal, Lissabon: Drei Wochen nach den Parlamentswahlen in Portugal wird der Chef der liberal-konservativen Sozialdemokratischen Partei (PSD), José Manuel Durao Barroso, als neuer Ministerpräsident vereidigt. Er führt eine Koalition seiner PSD mit der rechtsnationalistischen Volkspartei (CDS/PP).


Ägypten, Kairo: Die Außenminister der 22 Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga verständigen sich bei einer Dringlichkeitssitzung auf verstärkten Druck gegenüber den USA im Nahostkonflikt. In ihrer Abschlusserklärung begrüßen sie ferner den Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung.


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Sonntag, 7.4.2002

Ungarn, Budapest: Nach der ersten Runde der Parlamentswahlen in Ungarn liegt die oppositionelle Sozialistische Partei (MSZP) mit ihrem parteilosen Spitzenkandidaten Péter Medgyessy mit 42,1% der Stimmen knapp vor der Allianz aus dem konservativen Bund der Jungen Demokraten (FIDESz) des amtierenden Ministerpräsidenten Viktor Orbán und dem sozialliberalen Demokratischen Forum (MDF), die 41,3% erreicht. Den gleichfalls oppositionellen Linksliberalen (SzDSz) gelingt mit 5,4% der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Dagegen verfehlt die rechtsextreme Gerechtigkeits- und Lebenspartei (MIEP) den Einzug ins Parlament. Über die endgültige Verteilung der 386 Parlamentssitze entscheidet erst die Stichwahl am 21. April .


San José: Der Kandidat des in Costa Rica regierenden Partido Unidad Social Cristiana (PUSC), Abel Pacheco, gewinnt überlegen die Stichwahl für das Amt des Staatspräsidenten. Der 68-jährige Psychiater und Fernsehmoderator liegt weit vor seinem Kontrahenten Rolando Araya vom sozialdemokratischen Partido Liberación Nacional (PLN). Die Stichwahl - die erste Stichwahl in der Geschichte des mittelamerikanischen Landes - war notwendig geworden, weil im ersten Wahlgang am 3. Februar kein Kandidat die erforderlichen 40% der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Pacheco tritt am 8. Mai die Nachfolge von Miguel Angel Rodríguez an, der nicht wiedergewählt werden durfte.


Niederlande, Den Haag: Die Vereinten Nationen eröffnen eine internationale Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt. Die etwa 2000 Teilnehmer aus mehr als 180 Staaten beschäftigen sich bis zum 19. April vor allem mit dem Erhalt der Urwälder. Durch wirtschaftliche Maßnahmen soll deren Abholzung gestoppt werden.


Deutschland, München: Hunderte besorgter Bayern melden den Behörden rätselhafte Lichterscheinungen am nächtlichen Himmel, ungewöhnliche Blitze, die mit unglaublichem Tempo über den Himmel geschossen seien. Das Lichtspektakel über Bayern wurde offenbar durch einen Meteoriten verursacht, der über dem Wendelstein-Gebirge in Oberbayern in die Erdatmosphäre eingetreten war und in 80 km Höhe eine glühende Bahn in Richtung Allgäu zog.


Serbien, Belgrad: Timo Boll ist neuer Tischtennis-Europameister. Der 21-jährige Deutsche setzt sich im Finale mit 4:2 Sätzen gegen Kalinikos Kreanga aus Griechenland durch. Boll war zuvor bereits Europameister im Doppel geworden und hatte mit dem Team Silber geholt.


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Montag, 8.4.2002

Deutschland, Bonn: Der Bonner CDU-Fraktionschef Reiner Schreiber wird wegen des Verdachts der Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall verhaftet. Noch vor der Festnahme erklärt Schreiber schriftlich seinen Rücktritt. Den Ermittlungen zufolge soll Schreiber im Zusammenhang mit der Modernisierung des Heizkraftwerkes Nord in Bonn in seiner früheren Funktion als Chef der Stadtwerke für die Beschaffung des Auftrages von der Firma ABB einen Betrag in Millionenhöhe erhalten haben.


Deutschland, Karlsruhe: Das Bundesverfassungsgericht stärkt die Rechte von Minderheiten in Untersuchungsausschüssen. Danach war die Ablehnung von Beweisanträgen durch die rot-grüne Mehrheit im Parteispenden-Untersuchungsausschuss des Bundestages teilweise verfassungswidrig. Die CDU/CSU-Fraktion des Bundestages hatte geklagt, nachdem mehrere Anträge auf Anhörung von Spitzenpolitikern der SPD abgelehnt worden waren. Mit dem Urteil stellen die Karlsruher Richter klar, dass ein Viertel der Ausschussmitglieder ausreicht, um Beweisanträge zu stellen und damit die Vernehmung bestimmter Zeugen durchzusetzen.


Deutschland, Berlin: Der chinesische Staatspräsident Jiang Zemin trifft zu einem sechstägigen Staatsbesuch in Deutschland ein. Anlass ist die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1972. Menschenrechtsorganisationen fordern die Bundesregierung auf, gegenüber dem Gast offensiv die Menschenrechtsverletzungen in China zur Sprache zu bringen.


Afghanistan, Dschalalabad: Bei einem Bombenanschlag auf den afghanischen Verteidigungsminister Mohammed Fahim kommen fünf Menschen ums Leben, 27 werden verletzt. Fahim selbst - er ist Tadschike und gehört zur Nordallianz - überlebt das Attentat.


Deutschland, München: Die KirchGruppe des Münchener Medienunternehmers Leo Kirch stellt beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag für ihr Kerngeschäft KirchMedia. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt das Gericht den Anwalt Michael Jaffé. Zum Bereich KirchMedia zählt neben dem Filmrechtehandel das Geschäft mit Sportrechten sowie die Filmproduktionsgesellschaft Taurus. Zudem hält KirchMedia 52,5% an dem börsennotierten TV-Konzern ProSiebenSat.1. Das Unternehmen beschäftigt zur Zeit 5500 Mitarbeiter, in der gesamten KirchGruppe sind es knapp 10 000 Beschäftigte. Die KirchGruppe ist mit über als 6,5 Mrd. Euro verschuldet, u.a. mit mehr als 2 Mrd. Euro bei der halbstaatlichen Bayerischen Landesbank. Bei der Insolvenz von KirchMedia handelt es sich um die größte Firmenpleite in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die TV-Rechte für die Weltmeisterschaften 2002 und 2006 wurden von KirchMedia zuvor auf die in der Schweiz ansässige, von der Insolvenz nicht betroffene KirchSport übertragen.


Algerien, Algier: Das algerische Parlament billigt einstimmig die Anerkennung der Berbersprache als zweite offizielle Landessprache neben dem Arabischen und erfüllt damit die wichtigste Forderung der Volksgruppe der Berber. Von der Verfassungsänderung erhofft sich die Regierung von Präsident Abdelaziz Bouteflika eine Verbesserung der gespannten Beziehungen zwischen Berbern und Arabern. Unruhen im Siedlungsgebiet der Berber - die Gebirgslandschaft Kabylei im Norden des Lande - haben bislang mehr als 220 Menschenleben gefordert. Die Berber stellen ein Drittel der algerischen Bevölkerung.


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Dienstag, 9.4.2002

Deutschland, Berlin: Das Berliner Abgeordnetenhaus billigt mehrheitlich die milliardenteure Absicherung für die angeschlagene Bankgesellschaft Berlin und sichert somit vorerst den Fortbestand des Institutes mit derzeit noch 16 000 Beschäftigten. Mit der so genannten Risikoabschirmung verpflichtet sich das Land, die Bankgesellschaft und ihre Töchter bis 2032 vor möglichen Verlusten aus Immobilienkrediten und -fonds abzusichern. Dafür wären im schlimmsten Fall 21,6 Mrd. Euro fällig.


Deutschland, Nürnberg: Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im März gegenüber dem Vormonat um 140 000 auf 4,156 Mio. gesunken. Die Arbeitslosenquote sank von 10,4 auf 10,1%, lag damit aber deutlich höher als im März 2001. Der neue Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster, sieht darin aber noch kein Anzeichen für eine Trendwende. Es ist der höchste Stand in einem Monat März seit drei Jahren.


Deutschland, Berlin: Die Deutsche Lufthansa stellt - angesichts bestehender schneller Bahnverbindungen - ihre Flüge zwischen Berlin und Hamburg ein. Dagegen nimmt die Fluggesellschaft ab Mai Linienflüge zwischen Rostock und München auf.


Israel, Jerusalem: Nach dem Tod von 13 israelischen Soldaten kündigt Ministerpräsident Ariel Scharon eine Fortsetzung der Offensive gegen palästinensische Städte an. Die Soldaten wurden bei einem Angriff von Palästinensern im Flüchtlingslager Dschenin getötet. Zuvor hatte sich - angesichts heftiger internationaler Kritik - die israelische Armee aus den autonomen Palästinenserstädten Tulkarem und Kalkilia im Westjordanland zurückgezogen.


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Mittwoch, 10.4.2002

Deutschland, Weimar: Bundeskanzler Gerhard Schröder und der russische Präsident Wladimir Putin erzielen am zweiten und letzten Tag der Regierungskonsultationen eine Einigung über die Altschulden der früheren Sowjetunion gegenüber der DDR. Russland wird demnach einen Betrag von 500 Mio. Euro zahlen, davon zwei Drittel noch im Jahr 2002. Der Betrag der Altschuldenzahlung ist allerdings nur ein Bruchteil der von Deutschland ursprünglich geforderten Summe von rund 7,6 Mrd. Euro.


Deutschland, Karlsruhe: Das Bundesverfassungsgericht erklärt die Wehrpflicht in Deutschland für rechtmäßig und weist damit einen entsprechenden Vorlagebeschluss des Landgerichts Potsdam vom März 1999 als unzulässig zurück. Die Potsdamer Richter wollten die Wehrpflicht für verfassungswidrig erklären lassen, weil sie unverhältnismäßig in die Grundrechte junger Männer eingreife. Damit bleibt die Entscheidung über die Zukunft der allgemeinen Wehrpflicht dem Gesetzgeber vorbehalten.


Niederlande, Den Haag: Die Vereinten Nationen und die niederländische Regierung sind einem 6000 Seiten starken Untersuchungsbericht zufolge mitverantwortlich für das Massaker von Srebrenica im Juli 1995. Die frühere niederländische Regierung unter Ministerpräsident Ruud Lubbers habe unzureichend vorbereitete Soldaten zum Einsatz in die UN-Schutzzone geschickt, heißt es in dem Bericht des Niederländischen Instituts für Kriegsdokumentation. Insbesondere wird den Soldaten vorgeworfen, die muslimische Enklave in Bosnien den bosnisch-serbischen Truppen übergeben zu haben. Die UN hingegen hätten die nötige Unterstützung der 400 niederländischen UN-Soldaten (Dutchbat) nicht gewährleistet. Die Hauptschuld an der Vertreibung und Ermordung von rund 7500 Muslimen trage allerdings eindeutig der bosnisch-serbische General Ratko Mladi c .


Schweiz, Bern: Der Schweizer Außenminister Joseph Deiss ruft seinen Botschafter Thomas Borer-Fielding aus Deutschland zurück in die Schweiz. Hintergrund sind Presseberichte über eine angebliche Affäre Borer-Fieldings mit einer Berliner Visagistin. Nachfolger von Borer-Fielding wird der bisherige Schweizer Botschafter auf den Philippinen Werner Baumann. Borer und seine Gattin Shawne hatten durch glamouröse Auftritte mehrfach für Schlagzeilen in schweizerischen und deutschen Medien gesorgt. Borer verlässt nach seiner Abberufung den diplomatischen Dienst und wechselt in die Privatwirtschaft.


Israel, Haifa: Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Bus kommen in der Nähe der israelischen Hafenstadt mindestens acht Menschen ums Leben. Der militante Flügel der Hamas-Organisation bekennt sich in einem Telefonanruf zu dem Anschlag. Israels Regierungschef Ariel Scharon bekräftigt, die Militäroffensive in den Palästinensergebieten werde erst dann beendet, wenn die Infrastruktur des Terrors gänzlich zerstört sei.


Spanien, Madrid: 322 Tage nach dem Endspiel-Triumph in der Champions League über den FC Valencia muss sich der Titelverteidiger Bayern München gegen Real Madrid mit 0:2 (0:0) geschlagen geben. Trotz des 2:1-Siegs im Hinspiel scheiden die Bayern aus dem Wettbewerb aus. Dagegen schafft Bayer Leverkusen nach dem 0:1 aus dem Hinspiel beim FC Liverpool durch einen 4:2-Heimsieg den Einzug ins Champions-League-Halbfinale.


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Donnerstag, 11.4.2002

Anschlag auf die Al-Ghriba-Synagoge auf der Insel Djerba

Tunesien, Insel Djerba: Bei der Explosion eines Gastankwagens vor der Synagoge La Ghriba auf der tunesischen Ferieninsel kommen insgesamt 19 Menschen ums Leben, darunter 14 Deutsche. Später erhärtet sich der Verdacht, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Mit einer Großrazzia in mehreren Bundesländern geht die deutsche Polizei knapp zwei Wochen später gegen eine mutmaßliche islamistische Terrorgruppe vor, die Anschläge in Deutschland geplant haben soll. Es handelt sich um Mitglieder der sunnitisch-palästinensischen Bewegung Al Tawhid.


Deutschland, Karlsruhe: Das Bundesverfassungsgericht erklärt es mit dem Grundgesetz vereinbar, dass nur Männer zum Pflichtdienst herangezogen werden. Der Wehrdienst verstoße nicht gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung von Mann und Frau. Die Karlsruher Richter weisen damit eine Vorlage des Amtsgerichts Düsseldorf zurück und verweisen auf ihre bisherige Rechtsprechung.


Serbien, Belgrad: Das jugoslawische Parlament macht den Weg frei zur Auslieferung von mutmaßlichen Kriegsverbrechern an das UN-Tribunal in Den Haag. Die Abgeordneten stimmten mit großer Mehrheit für ein - bei den Parteien und in der Öffentlichkeit heftig umstrittenes - entsprechendes Gesetz.


Serbien, Belgrad: Nur wenige Stunden nach der Parlamentsentscheidung über die Auslieferung von Kriegsverbrechern verübt der frühere serbische Innenminister Vlajko Stojiljković einen Selbstmordversuch. Der Vertraute des früheren Machthabers Slobodan Milošević ist selbst vom Haager Kriegsverbrechertribunal angeklagt. Stojiljković schießt sich vor dem Bundesparlament in Belgrad eine Kugel in den Kopf. Zwei Tage später erliegt er seinen Verletzungen.


Vereinigte Staaten, New York: Ungeachtet des Widerstands der USA kann der Internationale Strafgerichtshof (ICC) am 1. Juli seine Arbeit aufnehmen. Bei den Vereinten Nationen wird die 60. Ratifizierungsurkunde hinterlegt, die Bedingung dafür war, dass dieses Gericht international Gültigkeit erlangt. Der Gerichtshof mit Sitz in Den Haag soll nur tätig werden, wenn Länder nicht willens oder nicht in der Lage sind, Fälle von Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen zu ahnden. Die USA, Russland und China haben den Vertrag bislang jedoch nicht ratifiziert. Der ICC soll spätestens zum Jahresanfang 2003 seine Arbeit aufnehmen.


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Freitag, 12.4.2002

Venezuela, Caracas: Venezuelas seit 1999 regierender Staatspräsident Hugo Chávez tritt auf Druck der Armee nach dreitägigen Streiks und Massenprotesten, bei denen zwölf Menschen getötet und mehr als 100 verletzt wurden, zurück. Die Regierungsgeschäfte übernimmt vorübergehend Pedro Carmona Estanga, der Vorsitzende des Unternehmerverbandes Fedecámaras.


Israel, Jerusalem: Im Rahmen seiner Nahost-Vermittlungsmission trifft US-Außenminister Colin Powell mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon zusammen. Powell will sich - so wörtlich - aggressiv darum bemühen, dass Israelis und Palästinenser wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren. Dessen ungeachtet geht die israelische Militäroffensive im Westjordanland weiter.


Israel, Jerusalem: Wenige Stunden nach Gesprächen von US-Außenminister Colin Powell mit Israels Ministerpräsident Ariel Scharon in Jerusalem sprengt sich dort eine palästinensische Selbstmordattentäterin aus dem Flüchtlingslager Dschenin in die Luft und reißt sechs Israelis mit in den Tod. Durch die Explosion an einer Bushaltestelle nahe des Mahane-Jehuda-Marktes werden 89 Menschen verletzt.


Afghanistan, Kabul: Knapp zwei Wochen nach den schweren Erdbeben im Norden Afghanistans, bei denen rund 1000 Menschen starben, erschüttert ein neues Beben die Region. Dabei kommen nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 27 Menschen ums Leben.


Nepal, Kathmandu: Militante Maoisten überfallen im Westen Nepals zwei Polizeistationen und töten mindestens 34 Polizisten und drei Zivilisten. Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen sogar von mehr als 100 Toten. Die maoistischen Rebellen kämpfen seit 1996 für die Abschaffung der Monarchie und für eine bessere Entwicklung der ländlichen Regionen des Himalaya-Königreichs. Dabei kamen bisher schon über 3500 Menschen ums Leben.


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Samstag, 13.4.2002

Deutschland, Freiburg: In der Kampfabstimmung um die aussichtsreichen vorderen Listenplätze für die Bundestagswahl setzt sich die Grünen-Spitze im Landesverband Baden-Württemberg durch. Parteichef Fritz Kuhn entscheidet die Abstimmung gegen den Haushaltsexperten Oswald Metzger für sich; Bundestags-Fraktionschef Rezzo Schlauch setzt sich gegen den Kriegsgegner Winfried Hermann durch. Zur Spitzenkandidatin wählen die Delegierten die parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungshilfeministerium, Uschi Eid.


Deutschland, Erfurt: Mit einem ökumenischen Gottesdienst wird im Erfurter Dom eine bundesweite "Woche für das Leben" eröffnet. Die katholischen und evangelischen Kirchengemeinden in Deutschland wollen mit dieser Aktion die Menschen für den Schutz des ungeborenen Lebens sensibilisieren.


Niederlande, Den Haag: Der Ständige Schiedsgerichtshof fällt sein Urteil zur Beilegung des Grenzstreits zwischen Äthiopien und Eritrea und spricht beiden Staaten einen Teil der umkämpften Landstriche zu. Wegen Grenzstreitigkeiten hatten sich die beiden afrikanischen Länder bis zum Mai 2000 einen zweijährigen Krieg mit mehr als 70 000 Toten geliefert.


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Sonntag, 14.4.2002

Deutschland, Hannover: Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) eröffnet die Hannover-Messe 2002. Auf der weltgrößten Industrieschau präsentieren vom 15. bis zum 20. April knapp 7000 Aussteller aus 69 Ländern ihre Neuheiten.


Kolumbien, Bogotá: Nur zwei Tage nach seinem Sturz kehrt der venezolanische Präsident Hugo Chávez an die Macht zurück und übernimmt erneut das Präsidentenamt. Übergangspräsident Pedro Carmona war am 13. April nach gewaltsamen Demonstrationen von Chávez-Anhängern zurückgetreten. Anschließend hatte Chávez' verfassungsgemäßer Stellvertreter, Vizepräsident Diosdado Cabello, für einige Stunden das Präsidentenamt übernommen. Bei seiner Rückkehr ins Amt gibt Chávez zugleich seinen Rücktritt aus der Führungsetage des staatlichen Erdölkonzerns Petróleos de Venezuela (PdVSA) bekannt.


Osttimor, Dili: Der frühere Befreiungskämpfer José Alexandre Gusmão geht als klarer Sieger aus den Präsidentschaftswahlen in Osttimor hervor. Gusmão erringt 82,7% der rund 380 000 abgegebenen Stimmen und schlägt damit eindeutig seinen einzigen Herausforderer, den Sozialdemokraten Francisco Xavier do Amaral mit 17,3%. Die Beteiligung an den friedlich verlaufenden Wahlen lag bei 86%. Der neue Staat erhält am 20. Mai 2002 seine staatliche Unabhängigkeit. Die ehemalige portugiesische Kolonie wurde 1975 von Indonesien annektiert und bis 1999 völkerrechtswidrig besetzt gehalten. Gusmão wurde 1992 vom indonesischen Militär gefangen genommen und zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt. 1999 kam er wieder frei.


Moroni: Der frühere Militärmachthaber Azali Assoumani gewinnt die Präsidentschaftswahl auf den Komoren. Nach Angaben der Übergangsregierung erhält Assoumani 75% der Stimmen. Die Wahlbeteiligung liegt offiziell bei 50%. Die beiden Gegenkandidaten von Assoumani, der im April 1999 nach einem Putsch an die Macht gekommen war und am 21. Januar 2002 das Amt des Staatschefs niedergelegt hatte, beklagten Unregelmäßigkeiten bei den Wahlvorbereitungen und hatten zum Wahlboykott aufgerufen.


Imola: Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher gewinnt den Großen Preis von San Marino. Der Ferrari-Pilot setzt sich bei seinem dritten Saisonsieg klar gegen seinen brasilianischen Teamkollegen Rubens Barrichello und seinen jüngeren Bruder Ralf im Williams-BMW durch.


Vereinigte Staaten, Augusta: Titelverteidiger Eldrick "Tiger" Woods gewinnt zum dritten Mal seit 1997 das US-Masters der Golfprofis. Der Weltranglisten-Erste aus den USA setzt sich auf dem Kurs im US-Bundesstaat Georgia mit 276 Schlägen gegen den Südafrikaner Retief Goosen (279) und den US-Amerikaner Phil Mickelson (280 Schläge) durch und bekräftigt damit einmal mehr seine Ausnahmestellung im Golfsport.


Roubaix: Das zum 100. Mal ausgetragene Rennen von Paris nach Roubaix gewinnt der belgische Radprofi Johan Museeuw mit einem Vorsprung von 3:03 Min. vor dem Deutschen Steffen Wesemann und seinem belgischen Landsmann Tom Boonen.


15

Montag, 15.4.2002

Deutschland, Frankfurt am Main: Der Weltfußballverband FIFA und das Organisationskomitee für die Fußball-WM in Deutschland 2006 entscheiden sich für die zwölf Stadien in Berlin, Nürnberg, Hamburg, Leipzig, Köln, Gelsenkirchen, Stuttgart, Dortmund, München Kaiserslautern, Hannover und Frankfurt als Spielstätten; Bremen, Düsseldorf und Gladbach gehen leer aus. Die Arenen werden für rund 1,4 Mrd. Euro um- beziehungsweise neugebaut. Vermutlich wird in dem noch zu errichtenden Münchner Stadion das Eröffnungsspiel stattfinden. In München wird auch das Internationale Medienzentrum eingerichtet. Berlin soll Austragungsort des Finales sein.


Deutschland, Hamburg: Der scheidende VW-Vorstandschef Ferdinand Piëch kutschiert den 120 km/h schnellen Prototypen des Ein-Liter-Autos persönlich in gut drei Stunden von Wolfsburg zur Hauptversammlung nach Hamburg. Nach Angaben von Volkswagen verbraucht die windschnittige Leichtbau-Studie auf der 230 km langen Strecke durchschnittlich 0,99 l Diesel pro 100 km. Die Karosserie des 3,65 m langen, 1,25 m breiten und etwas mehr als 1 m flachen Fahrzeugs besteht gänzlich aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff.


Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Marwan Barguti, Chef der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Jasir Arafat, wird von israelischen Elitesoldaten festgenommen. Gegen den 42-Jährigen, der schon vor Monaten in den Untergrund gegangen war, hatte ein israelisches Gericht im Jahr 2001 einen Haftbefehl ausgestellt. Zwar hatte ihm die israelische Regierung bisher keine direkte Beteiligung an Anschlägen gegen Israelis nachweisen können, doch gilt er als Schlüsselfigur des seit fast 19 Monate andauernden Palästinenseraufstands.


Pusan: Beim Absturz einer Boeing 767 der chinesischen Luftfahrtgesellschaft Air China in Südkorea überleben 38 von 166 Menschen an Bord. Die aus Peking kommende Maschine prallt im Landeanflug auf den Flughafen Gimhae bei der Küstenmetropole in dichtem Nebel gegen einen bewaldeten Berg. Der Absturz ist der erste derartige Unfall für die staatliche chinesische Fluggesellschaft Air.


Deutschland, Düsseldorf: Der italienische Nudelkonzern Barilla will die deutsche Bäckerei-Kette Kamps übernehmen. Das Unternehmen bietet den Kamps-Aktionären 12 Euro pro Anteilschein. Kamps war in den vergangenen Jahren durch rasante Expansion zu Europas führendem Backkonzern aufgestiegen, hatte zuletzt jedoch Gewinneinbrüche hinnehmen müssen. Nachdem Barilla seine Offerte auf 12,50 Euro je Aktie erhöht, gibt die Kamps AG Ende April ihren Widerstand gegen die Übernahme durch den weltweit größten Nudelhersteller auf.


16

Dienstag, 16.4.2002

Deutschland, Frankfurt am Main: Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen beginnt vor dem Frankfurter Oberlandesgericht der Prozess gegen fünf mutmaßliche Al-Qaida-Terroristen. Vier der fünf Algerier im Alter zwischen 26 und 37 Jahren werden beschuldigt, ein Bombenattentat auf den Weihnachtsmarkt oder den Place Kléber in Straßburg geplant zu haben. Als Beweis dient der Bundesanwaltschaft ein knapp 20-minütiger Videofilm, den die Männer zur Vorbereitung ihres Verbrechens gedreht haben sollen. Der fünfte Angeklagte steht nur wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor Gericht.


Niederlande, Den Haag: Wegen der umstrittenen Rolle niederländischer Blauhelm-Soldaten beim Massaker in der bosnischen Muslim-Enklave Srebrenica im Juli 1995 tritt die niederländische Regierung geschlossen zurück. Das Ende der von dem Sozialdemokraten Wim Kok geführten Koalitionsregierung von Sozialdemokraten (PvdA), Liberalen (VVD) und Linksliberalen (D66) kommt vier Wochen vor den Parlamentswahlen am 15. Mai 2002. Bis dahin bleibt die Regierung auf Wunsch von Königin Beatrix im Amt.


Belgien, Brüssel: Die in der Türkei verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) schwört offiziell dem bewaffneten Kampf für einen kurdischen Staat ab und gibt sich gleichzeitig einen neuen Namen. Der "Kongress für Freiheit und Demokratie Kurdistans" (KADEK) strebt nach eigenen Angaben Fortschritte für die Kurden nur noch auf demokratischem Weg an. Zum KADEK-Vorsitzenden wird der in der Türkei inhaftierte und zum Tode verurteilte PKK-Chef Abdullah Öcalan bestimmt. Der 15-jährige Guerillakrieg der PKK im Südosten der Türkei hat nach türkischen Angaben mehr als 30 000 Todesopfer gefordert.


Italien, Rom: Etwa 13 Mio. Menschen beteiligen sich nach Angaben der Gewerkschaften in Italien an einem achtstündigen Generalstreik gegen die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Der Protest richtet sich gegen Pläne, den Kündigungsschutz zu lockern. Der Regierungschef erklärt sich zum Dialog mit den Gewerkschaften bereit, betont aber zugleich die Notwendigkeit von Reformen. Durch den ersten Generalstreik seit 20 Jahren wird das öffentliche Leben in Italien weitgehend lahm gelegt.


Deutschland, Hamburg: Der ehemalige BMW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder rückt als neuer Vorstandsvorsitzender an die Spitze der Volkswagen AG. Sein Vorgänger Ferdinand Piëch wechselt in den VW-Aufsichtsrat.


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Mittwoch, 17.4.2002

Marzabotto: Bundespräsident Johannes Rau gedenkt als erstes deutsches Staatsoberhaupt in der norditalienischen Ortschaft der Opfer eines NS-Massakers vor 58 Jahren und bittet um Verzeihung für die Massaker der Nazis im Zweiten Weltkrieg. 1944 hatten deutsche Soldaten dort 955 Zivilisten, darunter zahlreiche Frauen und Kinder, getötet.


Deutschland, Dresden: Nach mehreren Affären und auf innerparteilichem Druck gibt Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) wie angekündigt sein Amt vorzeitig auf. Biedenkopf regierte in Sachsen seit 1990. Die Nachfolge übernimmt sein Ex-Finanzminister Georg Milbradt.


Israel, Jerusalem: US-Außenminister Colin Powell beendet seine Nahostmission ohne erkennbaren Erfolg. Er könne, so Powell, keine Waffenruhe aushandeln, solange Israel nicht seine Militäroperationen gegen die Palästinenser beendet habe. Zugleich übt er deutliche Kritik an Palästinenserpräsident Jasir Arafat, der nicht genug getan habe, um den Terror zu bekämpfen. Gleichzeitig macht er auch Israels Ministerpräsident Ariel Scharon für die Lage verantwortlich, weil dieser die Armee nicht aus den besetzten Gebieten abgezogen habe.


Niederlande, Den Haag: Nach der niederländischen Regierung tritt auch Heereschef Ad van Baal wegen der Rolle niederländischer Blauhelm-Soldaten bei dem Massaker im bosnischen Srebrenica 1995 zurück. Van Baal war seinerzeit stellvertretender Armeechef.


Deutschland, Stuttgart: 45 Tage vor dem Weltmeisterschafts-Auftaktspiel in Sapporo gegen Saudi-Arabien verliert das ohne zwölf Stammspieler angetretene deutsche Nationalteam ein Freundschaftsspiel gegen den ebenfalls stark ersatzgeschwächten WM-Favoriten Argentinien vor knapp 55 000 Zuschauern im Gottlieb-Daimler-Stadion mit 0:1 (0:0).


18

Donnerstag, 18.4.2002

Deutschland, Dresden: Der CDU-Politiker Georg Milbradt ist neuer sächsischer Ministerpräsident und Nachfolger des am Tag zuvor zurückgetretenen Kurt Biedenkopf. Bei der Wahl im Dresdner Landtag erhält der Landesvorsitzende der sächsischen Union 72 Stimmen. 44 Abgeordnete stimmen mit Nein, zwei Abgeordnete enthalten sich. Milbradt - v on November 1990 bis Februar 2001 Finanzminister in Sachsen - hatte keinen Gegenkandidaten. Die CDU verfügt im Sächsischen Landtag über 76 der 120 Sitze.


Lahnstein: Der erste große Tarifabschluss des Jahres 2002 wird in der Chemiebranche erzielt. Die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) einigen sich nach zweitägigen Verhandlungen auf 3,3% mehr Gehalt und eine Einmalzahlung von 85 Euro für die 570 000 Beschäftigte in Westdeutschland.


Italien, Mailand: Drei Menschen - der 67 Jahre alte italienisch-schweizerische Pilot und zwei Angestellte der lombardischen Regionalregierung - kommen ums Leben, und etwa 90 werden verletzt, als um 17:54 Uhr ein Kleinflugzeug vom Typ Aero Commander zwischen dem 23. und 27. Stock in das 30-stöckige Pirelli-Hochhaus in der Innenstadt hineinrast. Erste Befürchtungen, es könnte sich um einen Anschlag wie auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 handeln, bestätigen sich nicht. Die Behörden schließen einen terroristischen Hintergrund aus. Die Polizei hält vielmehr nach ersten Ermittlungen einen technischen Defekt oder ein gesundheitliches Problem des Piloten für genauso denkbar wie einen Selbstmord auf Grund zu hoher Schulden. In dem Pirelli-Hochhaus - mit 110 m das höchste Gebäude der Stadt - ist die Regionalbehörde der Lombardei untergebracht.


Afghanistan, Kabul: Nach 29 Jahren im italienischen Exil kehrt der frühere afghanische König Mohammed Sahir Schah in seine Heimat zurück. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen landet das Flugzeug mit dem Ex-König und Übergangsregierungschef Hamid Karsai, der den 87-Jährigen aus Italien abgeholt hatte, in Kabul. Der als Privatmann heimgekehrte Paschtune will im Juni die traditionelle Volksversammlung Loya Jirga eröffnen. Sie soll den Weg Afghanistans zur Demokratie ebnen.


Afghanistan, Kandahar: In Afghanistan bombardiert die US-Luftwaffe versehentlich kanadische Soldaten. Dabei werden vier Kanadier getötet. Nach Angaben des kanadischen Verteidigungsministeriums wirft ein F-16-Kampfflugzeug irrtümlich mindestens eine lasergesteuerte Bombe auf eine kanadische Einheit ab, die südlich von Kandahar an einer nächtlichen Übung teilnimmt.


Westjordanland, Dschenin: Das israelische Vorgehen in dem palästinensischen Flüchtlingslager gerät immer stärker in die internationale Kritik. Eine Delegation der Vereinten Nationen zeigt sich nach einem Besuch in dem Lager schockiert über die angerichteten Zerstörungen, die mit den Verwüstungen nach einem Erdbeben vergleichbar seien. Nach palästinensischen Angaben kamen bei den Kämpfen in Dschenin Hunderte Menschen ums Leben. Israel spricht hingegen nur von 45 getöteten Palästinensern.


Deutschland, Aschaffenburg: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen qualifiziert sich vorzeitig für die Weltmeisterschaft 2003 in China. Die deutschen Frauen gewinnen ihr Qualifikationsspiel gegen die Niederlande klar mit 6:0 und sind damit nicht mehr von Platz eins ihrer Qualifikationsgruppe zu verdrängen.


19

Freitag, 19.4.2002

Deutschland, Berlin: Als Konsequenz aus den Spendenskandalen bei CDU und SPD beschließt der Bundestag ein neues Parteiengesetz. Danach kann in Zukunft mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden, wer für vorsätzlich unrichtige oder verschleiernde Angaben in den Rechenschaftsberichten verantwortlich ist. Die Annahme von Spenden öffentlicher Unternehmen wird erheblich eingeschränkt. Barspenden sind in Zukunft nur noch bis zu einem Betrag von 1000 Euro pro Person und Jahr möglich. Das Gesetz tritt in seinen wesentlichen Teilen zum 1. Juli 2002 in Kraft.


Deutschland, Berlin: Der Fonds "Erinnerung und Zukunft" der Stiftung für die Entschädigung früherer NS-Zwangsarbeiter nimmt nach monatelanger Verzögerung seine Arbeit auf. Der Fonds fördert u.a. Projekte zur Betreuung von Opfern des Nationalsozialismus und deren Nachkommen. Von den rund 5,2 Mrd.Euro zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter hat die Stiftung inzwischen etwa 1,3 Mrd. Euro ausgezahlt. Etwa 650 000 der 1,5 Mio. noch lebenden Zwangsarbeiter haben demnach Gelder erhalten.


Westjordanland, Dschenin: Die israelische Armee rückt nach dreiwöchiger Besetzung aus dem Flüchtlingslager im Westjordanland und der gleichnamigen Stadt ab, erklärt die Region jedoch gleichzeitig zum Sperrgebiet. Der UNO-Sicherheitsrat beschließt einstimmig die Entsendung einer Delegation, die das Vorgehen der israelischen Armee in Dschenin überprüfen soll. Die Palästinenser werfen den Soldaten ein Massaker vor, was Israel bestreitet.


Podgorica: Der seit 1998 amtierende Regierungschef der kleineren jugoslawischen Teilrepublik Montenegro, Filip Vujanovi c, erklärt seinen Rücktritt. Seine Regierung hatte im März im Streit um die Zustimmung zu einem gemeinsamen Staatenbund mit Serbien die Mehrheit im Parlament verloren.


Sun City: Die Friedensverhandlungen für das Bürgerkriegsland Demokratische Republik Kongo werden nach zwei Monaten ergebnislos vertagt. Die kongolesische Regierung und die beiden wichtigsten Rebellenorganisationen konnten sich weder auf einen Friedensprozess noch auf eine Übergangsregierung einigen. Bei den seit 1998 andauernden Kämpfen wurden Schätzungen zufolge 2,5 Mio. Menschen - zumeist Zivilisten - getötet.


Niederlande, Den Haag: Zum Abschluss der UNO-Konferenz über den Artenschutz billigen mehr als 160 Staaten ein Aktionsprogramm zum Schutz der Urwälder. Darin werden die Regierungen aufgefordert, die ökologische Bewirtschaftung der Wälder zu fördern und den illegalen Holzeinschlag zu bekämpfen.


Crescent City: Ein Autoreisezug der staatlichen US-Eisenbahngesellschaft Amtrak entgleist im Norden Floridas, rund 100 km nördlich von Orlando, mit mehr als 450 Menschen. Dabei werden nach Polizeiangaben mindestens sechs Menschen getötet, etwa die Hälfte der Passagiere - darunter viele Touristen - wird verletzt.


Deutschland, Frankfurt am Main: Wegen eines Bilanzskandals verbannt die Deutsche Börse den Telematik-Anbieter Comroad mit sofortiger Wirkung vom Neuen Markt. Als Grund für den Ausschluss wird das grob pflichtwidrige Verhalten von Comroad durch inhaltlich unrichtige und unvollständige Angaben im Jahresabschluss 2001 genannt. Das Unternehmen hatte im großen Stil Umsätze ausgewiesen, die zum größten Teil nicht erwirtschaftet, sondern frei erfunden waren.


20

Samstag, 20.4.2002

Deutschland, Weimar: Mehrere tausend Menschen demonstrieren gegen einen Aufmarsch von Neonazis. Die Stadtverwaltung hatte den Aufmarsch von Rechtsextremisten zunächst verboten, war dann aber am Oberverwaltungsgericht gescheitert. Statt der zunächst angekündigten 2000 rechten Demonstranten kamen aber nur etwa 300 nach Weimar.


Argentinien, Buenos Aires: Die Regierung Argentiniens stoppt auf unbestimmte Zeit den Devisenhandel und fast alle Banktransaktionen. Die Geldinstitute und Wechselstuben bleiben vorerst geschlossen. Hintergrund der Entscheidung sind mehrere Gerichtsurteile, in denen die von der Regierung im Dezember 2001 beschlossenen Beschränkungen bei der Abhebung von Bargeld aufgehoben worden sind. Nach Angaben der Banken haben Anleger in Argentinien zuletzt täglich insgesamt mehr als umgerechnet 100 Mio. US-Dollar abgehoben.


Polen, Danzig: Der in Hamburg lebende Profiboxer Dariusz Michalczewski verteidigt durch einen K.o.-Sieg in der zweiten Runde gegen den US-Amerikaner Joey de Grandis seinen WBO-Weltmeistertitel im Halbschwergewicht.


21

Sonntag, 21.4.2002

Deutschland, Magdeburg: Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt büßt die bisher regierende - von der PDS tolerierte - SPD mehr als 15 Prozentpunkte im Vergleich zu den Landtagswahlen von 1998 ein und sackt von 35,9 auf 20,0% ab. Die CDU gewinnt im selben Umfang hinzu und erreicht 37,3% (1998: 22,0%). Sie strebt eine Koalition mit der FDP an, die mit einem Stimmenanteil von13,3% (4,2%) nach acht Jahren in den Landtag zurückkehrt. Die PDS steigert sich von 19,6 auf 20,4%, die Schill-Partei schafft nach ihrem Hamburger Triumph im September 2001 mit 4,5% diesmal nicht den Einzug ins Parlament. Die im Bund mit der SPD regierenden Grünen verfehlen mit 2,0% (3,2%) erneut den Sprung in den Landtag. Die Wahlbeteiligung beträgt nur 56,5%, 15 Prozentpunkte weniger als 1998. Die neue Sitzverteilung: CDU 48 Sitze, SPD 25, PDS 25 und FDP 17 Sitze. CDU-Chef Wolfgang Böhmer nimmt am 24 April Gespräche mit der FDP auf, um über eine zukünftige Regierung zu verhandeln. Für die rot-grüne Koalition auf Bundesebene bedeutet dies den endgültigen Verlust der Mehrheit im Bundesrat.


Frankreich, Paris: Im ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahl erreicht der Führer der rechtsextremen Front National, Jean-Marie Le Pen, völlig unerwartet die zweithöchste Stimmenzahl und wird bei der Stichwahl am 5. Mai gegen den amtierenden Staatspräsidenten Jacques Chirac (RPR Neogaullisten) antreten. Der sozialistische Premier Lionel Jospin ist als Drittplatzierter aus dem Rennen um das höchste Staatsamt und erklärt noch in der Wahlnacht seinen Rückzug aus dem politischen Leben.


Ungarn, Budapest: Bei der Wahl in Ungarn kann die bisherige Opposition aus Sozialisten und Liberalen auch die zweite Runde der Parlamentswahlen für sich entscheiden. Die Sozialisten (MSZP) von Péter Medgyessy erreichen 178 der 386 Mandate, gemeinsam mit den 20 Sitzen der Linksliberalen (SzDSz) verfügen sie über eine Mehrheit von zehn Sitzen im ungarischen Parlament. Die regierende konservative Bund Junger Demokraten (FIDESZ) unter Ministerpräsident Viktor Orb á n wird durch eine Wahlallianz mit dem Ungarischen Demokratischen Forum (MDF) mit 188 Sitzen zwar zur mandatsstärksten Kraft, verfügt aber über keine Regierungsmehrheit mehr.


Japan, Tokio: Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumi besucht überraschend den umstrittenen Schrein zur Ehrung der japanischen Kriegstoten und löst damit in den asiatischen Nachbarstaaten - vor allem in Südkorea und der Volksrepublik China - Kritik aus. In dem Schrein werden auch 14 Gefallene geehrt, die als Kriegsverbrecher gelten.


General Santos: Bei einem Bombenanschlag in der philippinischen Stadt werden mindestens 14 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt. Nach Angaben der Polizei war die Bombe vor einem Kaufhaus versteckt worden. Der Anschlag wird der durch spektakuläre Geiselnahmen in die Schlagzeilen geratene Rebellengruppe Abu Sayyaf angelastet.


Deutschland, Mannheim: Im Kampf um die 82. Deutsche Eishockeymeisterschaft sichern sich die Kölner Haie den Titel. Im entscheidenden fünften Playoff-Finale setzen sich die Kölner beim Titelverteidiger Adler Mannheim mit 2:1 durch. Obwohl sie in der regulären Saison nur Sechster wurden, entscheiden die Kölner damit die "best-of-five"-Serie 3:2 für sich. Zum insgesamt achten Mal geht der Meistertitel nach Köln.


Belgien, Lüttich: Der italienische Radprofi Paolo Bettini gewinnt das älteste Weltcup-Rennen "Lüttich-Bastogne-Lüttich" und wiederholt seinen Erfolg aus dem Jahr 2000.


22

Montag, 22.4.2002

Deutschland, Würzburg: Nach den jüngsten Affären um sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester berät die katholische Deutsche Bischofskonferenz über Konsequenzen. Schärfere kirchenrechtliche Sanktionen soll es vorerst aber nicht geben, in jedem Fall aber könne ein pädophiler Priester nicht in der Seelsorge tätig bleiben.


Deutschland, Berlin: Medikamente und Heilmittel sollen in Deutschland bald auch über den Internet-Versandhandel verkauft werden. Darauf verständigte sich der "Runde Tisch Gesundheit" gegen das Votum der Vertreter der Apotheken. Voraussetzungen sind nach Angaben von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), dass Arzneimittelsicherheit und Verbraucherschutz auch beim Versandhandel sichergestellt würden. Zudem müssten faire Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden, um die wohnortnahe Versorgung durch Apotheken nicht zu gefährden, sagte Schmidt.


Philippinen, Manila: Nach einer Serie von Bombenattentaten in der auf Mindanao gelegenen südphilippinischen Stadt General Santos, bei denen insgesamt 14 Menschen ums Leben gekommen und sechzig zum Teil schwer verletzt worden waren, verhängt die Präsidentin der Philippinen, Gloria Macapagal Arroyo, für die Stadt den Notstand. Diese Maßnahme erlaubt es der Armee, großflächig nach mutmaßlichen Terroristen zu suchen. Zu den Attentaten bekannten sich muslimische Abu-Sayyaf-Rebellen, die für einen unabhängigen Staat im Süden der Philippinen kämpfen und in Verbindung zur Al-Qaida-Organisation Osama bin Ladens stehen sollen.


23

Dienstag, 23.4.2002

Deutschland, Karlsruhe: Bei einer Razzia gegen mutmaßliche islamische Extremisten werden durch Beamte von Polizei, Bundeskriminalamt und der GSG 9 bundesweit 19 Wohnungen durchsucht und elf Männer festgenommen. Sie stehen im Verdacht, Terroranschläge geplant zu haben. Die Karlsruher Bundesanwaltschaft wirft den Verdächtigen vor, eine Terrorzelle innerhalb einer islamisch-fundamentalistischen Gruppierung gebildet zu haben. Die Verdächtigen werden der sunnitisch-palästinensischen Organisation Al-Tawhid ("Derjenige, der an den einzigen Gott glaubt")zugerechnet.


Italien, Rom: Papst Johannes Paul II. kündigt harte Strafen gegen Priester an, die sich des sexuellen Kindesmissbrauchs schuldig gemacht haben. Auf einem Krisengespräch mit US-Kardinälen im Vatikan in Rom macht der Papst zugleich deutlich, dass das Zölibat - die Ehelosigkeit der Priester - nicht angetastet werden dürfe. Auslöser des Treffens ist eine Serie von sexuellen Missbrauchsfällen in den USA und Europa. Im Mittelpunkt des Skandals steht der Erzbischof von Boston, Bernard Law. Ihm wird angelastet, Fälle von Kindesmissbrauch vertuscht und die Priester gedeckt zu haben.


Deutschland, Berlin: Die sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute legen ihre Konjunkturprognose vor. Sie gehen von 0,9% Wachstum im laufenden und 2,4% im Jahr 2003 aus. Allerdings setzen sie dabei einen Tariflohnanstieg um lediglich 2,5% voraus. Zugleich fordern die Wirtschaftsexperten weitere Sparmaßnahmen.


24

Mittwoch, 24.4.2002

Deutschland, Berlin: Als Reaktion auf den Anschlag auf der tunesischen Insel Djerba beschließt die Bundesregierung die Einrichtung eines Fonds für Opfer von Terrorakten. Dafür werden nach Angaben von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) 10 Mio. Euro bereitgestellt.


Deutschland, Berlin: Die Sozialdemokraten ziehen mit einer Koalitionsaussage zu Gunsten der Grünen in den Bundestagswahlkampf. Abhängig vom Ausgang der Wahl am 22. September 2002 halte sich die SPD jedoch auch andere Optionen offen, erklärt der Parteichef und Bundeskanzler Gerhard Schröder bei der Vorstellung des Wahlprogramms. Eine Koalition mit der PDS im Bund schließt Schröder aus. Schwerpunkte setzt die SPD bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und in der Familienpolitik.


Deutschland, Berlin: In dem bislang größten Prozess gegen die vietnamesische Zigaretten-Mafia verurteilt das Landgericht Berlin einen Bandenchef wegen achtfachen Mordes zu lebenslanger Haft. Zwei weitere Angeklagte müssen gleichfalls lebenslang hinter Gitter, ein vierter erhält eine zehnjährige Jugendstrafe.


Tschechien, Prag: Das tschechische Parlament spricht sich einstimmig und parteiübergreifend gegen die Aufhebung der umstrittenen Bene und eine Eigentumsrückgabe an Sudetendeutsche aus. Sieben der insgesamt 143 Rechtsakte des von 1945 bis 1948 amtierenden tschechischen Präsidenten Edvard Bene bildeten die rechtliche Basis für die Enteignung und Vertreibung der sudetendeutschen und ungarischen Bevölkerung aus der damaligen Tschechoslowakei. In der von 169 anwesenden Abgeordneten gebilligten Erklärung heißt es u.a., die Rechtsakte seien "unanzweifelbar, unantastbar und unveränderlich". Sie seien jedoch zugleich erloschen und könnten heute nicht mehr angewendet werden. Das Prager Abgeordnetenhaus reagiert damit auf Forderungen von konservativen Politikern in Österreich, Deutschland und Ungarn, die Dekrete aufzuheben. Die Tschechische Republik will der EU 2004 beitreten.


Frankreich, Straßburg: Bosnien-Herzegowina wird offiziell als 44. Mitglied in den Europarat aufgenommen. Das Land, das aus der bosnischen Serbenrepublik und einer aus Muslimen und Kroaten gebildeten Föderation besteht, steht noch unter UNO-Hoheit.


25

Donnerstag, 25.4.2002

Deutschland, Berlin: Mit der Mehrheit von 360 Abgeordneten aus allen Fraktionen gegen 190 Stimmen billigt der Bundestag das umstrittene Gesetz zum Import von embryonalen Stammzellen. Danach ist die Einfuhr dieser Zellen zwar grundsätzlich verboten, doch können unter strengen Auflagen Ausnahmen für Forschungszwecke zugelassen werden. So dürfen nur bestehende Stammzell-Linien importiert werden, die aus überschüssigen Embryonen gewonnen wurden. Ferner sollen eine Kontrollbehörde beim Bundesgesundheitsministerium und eine "Zentrale Ethik-Kommission für Stammzellenforschung" über die Einhaltung dieser Vorschriften wachen.


Deutschland, Berlin: Das Studium in Deutschland soll "bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss" gebührenfrei bleiben. Dazu beschließt der Bundestag mit den Stimmen von SPD und Grünen eine Änderung des Hochschulrahmengesetzes (HRG). In begründeten Fällen können die Länder allerdings von Langzeit-Studenten Strafgebühren erheben und bei Aufbaustudien eine Kostenbeteiligung verlangen.


Serbien, Belgrad: Der frühere jugoslawische Armeekommandeur Dragoljub Ojdanić reist in die Niederlande, um sich dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu stellen. Dem 60-Jährigen - damals höchster jugoslawischer Offizier - werden Kriegsverbrechen in der serbischen Provinz Kosovo vorgeworfen, die er auf Befehl des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević verübt haben soll. Ojdanić ist einer von insgesamt 23 in Den Haag Angeklagten, die von der jugoslawischen Regierung aufgefordert worden waren, sich freiwillig zu stellen.


Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Ein provisorisches palästinensisches Militärgericht verurteilt vier Männer wegen Mordes am israelischen Tourismusminister Rechawam Seewi zu teilweise langjährigen Haftstrafen. Bei den Tätern handelt es sich nach palästinensischen Angaben um vier Aktivisten der "Volksfront zur Befreiung Palästinas" (PFLP). Seewi war im Oktober 2001 von einem PFLP-Kommando in Ost-Jerusalem erschossen worden. Trotz des Urteils fordert Israel weiter die Auslieferung der Männer, um sie in Israel vor Gericht zu stellen.


Baikonur: Vom russischen Raumfahrtzentrum startet der Südafrikaner Mark Shuttleworth als erster Afrikaner und zweiter Tourist in der Geschichte der Raumfahrt ins All. Shuttleworth fliegt zusammen mit dem russischen Kommandanten Juri Gidsenko und dem Italiener Roberto Vittori zur Internationalen Raumstation ISS. Der 28-jährige Südafrikaner zahlt rund 20 Mio. US-Dollar (ca. 22,5 Mio. Euro) für das Abenteuer Weltraumflug.


26

Freitag, 26.4.2002

Amoklauf im Gutenberg-Gymnasium in Erfurt

Deutschland, Erfurt: Ein ehemaliger Schüler richtet im Gutenberg-Gymnasium ein entsetzliches Blutbad an. Er tötet bei seinem Amoklauf einen Polizisten, zwei Schüler und 13 Lehrer, ein Viertel des Kollegiums. Anschließend nimmt sich der 19-jährige Attentäter selbst das Leben. Der Amokläufer, der auch mit einer so genannten Pump-Gun bewaffnet war, war zwei Monate vor dem Schulabschluss wegen der Fälschung von Attesten von dem Gymnasium verwiesen worden. Waffen und Munition hatte er sich als Mitglied eines Schützenvereins legal beschafft. Die Bluttat löst eine bundesweite Debatte über Gewalt an den Schulen und die Zukunft des Bildungswesens aus.


Deutschland, Berlin: Der Bundestag beschließt eine Neuregelung des Waffenrechts. Danach sollen Wurfsterne und besonders gefährliche Messer verboten werden. Um die Bevölkerung besser vor Missbrauch zu schützten, werden die Anforderungen an die Zuverlässigkeit von Waffenbesitzern verschärft. So wird künftig für das Führen von Gas- und Schreckschusswaffen ein so genannter Kleiner Waffenschein in Form eines persönlichen Eignungsnachweises verlangt. SPD, Bündnisgrüne und CDU/CSU stimmen für das Gesetz, PDS und FDP lehnen es ab.


Deutschland, Berlin: Der Bundestag verschärft die Anti-Terrorgesetze. Künftig können auch in Deutschland lebende Mitglieder und Unterstützer einer ausländischen terroristischen Vereinigung bestraft werden. Für den neuen Paragrafen 129b des Strafgesetzbuches stimmen die Koalitionsfraktionen SPD und Bündnisgrüne sowie die FDP. Die Union lehnt den rot-grünen Vorschlag als unzulänglich ab, die PDS ist grundsätzlich gegen eine Verschärfung. Nach dem bisherigen Recht können nur Mitglieder krimineller und terroristischen Vereinigungen belangt werden, wenn diese Gruppierungen in Form einer Teilorganisation im Bundesgebiet bestehen.


Deutschland, Berlin: Zum ersten Mal seit 1970 wird in Deutschland die Arztausbildung reformiert. Nach jahrelangem Streit billigt der Bundesrat einer Novellierung der ärztlichen Approbationsordnung. Danach sollen die klinischen Prüfungen gestrafft und die Ausbildungsinhalte modernisiert werden. Der von Jungmedizinern heftig kritisierte, schlecht oder gar nicht bezahlte 18-monatige Dienst als "Arzt im Praktikum" nach dem Studium soll entfallen. Die Novelle wird vom Wintersemester 2003/2004 an wirksam.


Bhakkar: In Pakistan werden bei einem Bombenanschlag auf eine schiitische Moschee mindestens zwölf Frauen und Kinder getötet. Die Täter zünden den Sprengsatz in dem für Frauen reservierten Teil der Moschee. In mehreren pakistanischen Städten kommt es im Anschluss an die Tat zu Demonstrationen, auf denen die rasche Festnahme der Täter gefordert wird.


Deutschland, Frankfurt am Main: Im Streit um einen drohenden TV-Übertragungs-Boykott erzielen der insolvente Rechteinhaber Kirch und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) in letzter Minute eine Einigung. Hinsichtlich der Zahlung einer Rate aus dem TV-Vertrag von 100 Mio. DM akzeptiert die Liga einen Kompromiss mit KirchMedia und nimmt eine Zahlung von rund 21 Mio. Euro für den 33. und 34. Spieltag an. Der von der Liga angedrohte Boykott hätte zunächst die Berichterstattung der Kirch-Sender SAT.1, DSF und Premiere, aber auch die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF betroffen.


27

Samstag, 27.4.2002

Deutschland, Erfurt: Mit einem ökumenischen Gottesdienst gedenken im Erfurter Dom mehr als 2000 Menschen der Opfer des Amoklaufs im Gutenberg-Gymnasium der Stadt. Unter den Trauergästen sind auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CSU). Bei seinem Amoklauf feuerte der Täter am 26. April nach Angaben der Polizei mehr als 40 Schüsse ab. Dabei kamen 13 Lehrer, ein Polizist und zwei Schüler ums Leben.


Afghanistan, Kabul: Wenige Stunden vor der Ankunft von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in Afghanistan wird der Flughafen der Hauptstadt mit Raketen beschossen. Auch neue blutige Kämpfe verfeindeter Warlords in der ostafghanischen Provinz Paktia überschatten die Rumsfeld-Visite. Dabei werden 15 Menschen getötet und weitere 75 verletzt. Rumsfeld trifft mit dem afghanischen Übergangsregierungschef Hamid Karsai zu Beratungen über den Kampf gegen den Terrorismus zusammen.


Türkei, Ankara: In der Türkei legt Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer sein Veto gegen ein Amnestiegesetz ein, das zwei Tage zuvor vom Parlament verabschiedet worden war. Zur Begründung sagt Sezer, die Vorlage sei nur von der absoluten Mehrheit der Abgeordneten gebilligt worden. Notwendig sei jedoch eine Zweidrittelmehrheit. Wegen der Überfüllung der türkischen Gefängnisse soll das Gesetz denjenigen Häftlingen eine vorzeitige Entlassung ermöglichen, die zu Gefängnisstrafen von mehr als zehn Jahren verurteilt wurden. Ausgenommen sind Gefangene, die wegen Terrorismus oder Hochverrat einsitzen.


Deutschland, Magdeburg: Der amtierende deutsche Handballmeister SC Magdeburg gewinnt als erster Bundesligist die Champions League. Das Team von Trainer Alfred Gislason sichert sich durch ein 30:25 im Finalrückspiel gegen den ungarischen Titelträger Fotex Veszprem die Trophäe. Das Hinspiel hatte Magdeburg, das zum dritten Mal nach 1978 und 1981 den Europapokal der Landesmeister gewann, mit 21:23 verloren.


Deutschland, Köln: Am vorletzten Spieltag der Fußball-Bundesliga stehen der FC St. Pauli sowie der 1. FC Köln und der SC Freiburg vorzeitig als Absteiger fest. Borussia Dortmund übernimmt die Tabellenspitze, da Bayer Leverkusen mit 0:1 beim 1. FC Nürnberg verliert.


28

Sonntag, 28.4.2002

Deutschland, Hamburg: Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen bleibt das geistliche Oberhaupt der evangelisch-lutherischen Christen in der Freien und Hansestadt. Jepsen, die 1992 zur weltweit ersten lutherischen Bischöfin gewählt worden war, wird nach zehnjähriger Amtszeit mit klarer Mehrheit gleich im ersten Wahlgang wiedergewählt.


Abakan: Der populäre russische Ex-General und Politiker Alexander Lebed stirbt im Alter von 52 Jahren bei einem Hubschrauber-Absturz. Lebed war zuletzt Gouverneur des sibirischen Gebietes Krasnojarsk. Beim Putschversuch im August 1991 gegen den sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow hatte sich Lebed als Fallschirmjäger-General auf die Seite des russischen Präsidenten Boris Jelzin gestellt. Nach seinem Abschied aus der Truppe im Mai 1995 - zuletzt Kommandant der 14. Russischen Armee - hatte der Afghanistan-Veteran bei der Präsidentschaftswahl 1996 hinter Jelzin und KP-Chef Gennadi Sjuganow im ersten Wahlgang den dritten Platz belegt. Zu Jelzins Sicherheitsberater ernannt, erreichte Lebed die Beendigung des ersten Tschetschenien-Krieges. Nach seiner Entlassung durch Jelzin im Oktober 1996 wurde Lebed einer der schärfsten Kritiker des Kreml. 1998 wurde er zum Gouverneur der Provinz Kranojarsk gewählt.


Magas: Der bisherige Geheimdienstgeneral Murat Sjasikow geht als Sieger aus dem zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahlen vom 28. April in der kleinsten russischen Teilrepublik Inguschetien hervor. Nach offiziellen Angaben erzielt Sjasikow einen Stimmenanteil von 54%, sein Herausforderer, der Duma-Abgeordnete Alichan Amirchanow, 44%. Die Wahlen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Tschetschenien gelegenen Region waren notwendig geworden, nachdem der seit 1993 amtierende Präsident Inguschetiens, Ruslan Auschew, im Dezember 2001 vorzeitig zurückgetreten war.


Wladikawkas: Bei einer Explosion auf einem Markt der südrussischen Stadt werden mindestens neun Menschen getötet und rund 40 verletzt. Die Behörden gehen von einem Terroranschlag aus. Wladikawkas liegt an der Grenze zu Tschetschenien, wo russische Truppen seit Jahren gegen Separatisten kämpfen.


Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Israel kündigt das Ende der Belagerung des Hauptquartiers von Palästinenser-Präsident Jasir Arafat in Ramallah an. Auf Vermittlung der USA soll die Belagerung enden, sobald die Mörder des israelischen Tourismusministers Rechavam Seevi in einem palästinensischen Gefängnis von britischen oder US-Soldaten bewacht werden. Bisher hatte Israel von den Palästinensern die Auslieferung von Seevis Mördern verlangt.


Südkorea, Seoul: Nach längerer Unterbrechung kann wieder eine Gruppe von rund 100 Südkoreanern zu einer dreitägigen Familienzusammenführung nach Nordkorea reisen. Die Regierungen beider Länder hatten die Familienzusammenführungen im Jahr 2000 beschlossen. Bislang fanden drei Treffen statt.


Spanien, Barcelona: Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher gewinnt mit einem Start-Ziel-Sieg zum vierten Mal den Großen Preis von Spanien. Der deutsche Ferrari-Pilot verweist den Kolumbianer Juan Pablo Montoya im Williams-BMW und den Schotten David Coulthard im McLaren-Mercedes auf die Plätze zwei und drei.


29

Montag, 29.4.2002

Deutschland, Kiel: Der Landtag von Schleswig-Holstein setzt einstimmig einen Untersuchungsausschuss ein, der die Affäre um den ehemaligen Mitarbeiter der Staatskanzlei, Karl Pröhl, aufklären soll. Der ehemalige Expo-Beauftragte des Landes tätigte nebenher offenbar zahlreiche Privatgeschäfte mit teilweise kriminellen Hintergrund. In dem Ausschuss wird es auch darum gehen, seit wann Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) von diesen Aktivitäten Pröhls wusste.


Frankreich, Straßburg: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verneint in letzter Instanz ein Recht auf aktive Sterbehilfe auf Basis der Europäischen Menschenrechtskonvention. Das darin garantierte Grundrecht auf Leben schließe nicht auch das Recht auf Selbsttötung ein. In einem Grundsatzurteil weisen die Richter damit das Gesuch der todkranken Britin Diane Pretty auf Straffreiheit für aktive Sterbehilfe ab. Die 43-Jährige wollte sich von ihrem Mann beim Sterben helfen lassen.


Antananarivo: Nach monatelangem Streit um das Ergebnis der Präsidentschaftswahl auf Madagaskar erklärt das Verfassungsgericht den bisherigen Oppositionsführer Marc Ravalomanana zum Wahlsieger. Nach einer Neuauszählung der Stimmen hat der Politiker bei der Wahl am 16. Dezember 2001 demnach 51,46% erhalten. Auf seinen Gegner, den bisherigen Präsidenten Didier Ratsiraka, entfielen dagegen nur 35,9%. Ratsiraka will das Ergebnis der Neuauszählung allerdings nicht anerkennen. Im Januar hatte das Verfassungsgericht des ostafrikanischen Inselstaates erklärt, keiner der beiden Kandidaten habe die absolute Mehrheit erlangt, und eine Stichwahl angeordnet.


Kenia, Nairobi: Die Verbesserung der Lebenssituation in Großstädten steht im Mittelpunkt einer Konferenz des UNO-Programms für menschliche Siedlungen (HABITAT). Etwa 80 Städteplaner aus aller Welt stellen in der kenianischen Hauptstadt Lösungsvorschläge für Probleme von Großstädten mit mehr als 10 Mio. Einwohnern vor. Themenschwerpunkte sind Slums, Straßenkinder, mangelhafte Kanalisation und eingeschränktes Besitzrecht für Frauen. Nach UNO-Angaben werden bis 2030 etwa 60% der Weltbevölkerung in Großstädten leben.


St. Louis: Bei mehreren Tornados in Teilen des mittleren Westens der USA verlieren fünf Menschen ihr Leben, mindestens 130 werden verletzt. Die Wirbelstürme rasen mit bis zu 290 km/h durch Teile der Bundesstaaten Missouri, Illinois, Kentucky und Maryland. Im Südwesten des Bundesstaates Virginia gehen golfballgroße Hagelkörner nieder.


30

Dienstag, 30.4.2002

Deutschland, Karlsruhe: Mit einem Festakt wird der 58-jährige Staatsrechtler Hans-Jürgen Papier in das Amt des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts eingeführt. Er löst Jutta Limbach ab, die aus Altersgründen ausscheidet.


Torshávn: Bei den Parlamentswahlen auf den zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln verliert die Regierungskoalition unter Anfinn Kallsberg die absolute Mehrheit. Das Regierungsbündnis, das für die Loslösung der nordatlantischen Inselgruppe von Kopenhagen eintritt, erzielte 48,9%. Die drei Oppositionsparteien kommen zusammen auf 51,1%. Die Wahlbeteiligung liegt bei 91%. Stärkste Partei wird mit 26% die Unionistische Partei mit ihrer Vorsitzenden Lisbeth Petersen, die an der Zugehörigkeit zu Dänemark entschieden festhält.


Pakistans, Islamabad: Der pakistanische Militärmachthaber Pervez Musharraf erhält bei einem Referendum rund 98% Zustimmung dafür, noch fünf Jahre Präsident bleiben zu können. Zur Abstimmung waren fast nur die Anhänger des Militärmachthabers gegangen, da Musharrafs Gegner zum Boykott aufgerufen hatten. Musharraf hatte sich 1999 an die Macht geputscht und im Juni 2001 zum Präsidenten ernannt.


Deutschland, Leverkusen: Durch ein 1:1 im Halbfinal-Rückspiel gegen Manchester United stehen die Spieler von Bayer Leverkusen erstmals im Finale der Champions League, nachdem sie sich im Hinspiel ein 2:2 erkämpft hatten. Der Endspielgegner wird am 1. Mai im rein spanischen Halbfinale in Madrid ermittelt. Der spanische Rekordmeister Real Madrid erreicht mit einem 1:1 (Hinspiel 2:0) gegen den FC Barcelona das Endspiel am 15. Mai in Glasgow.